Larix

Terebinthina laricina

Verfasser

D. Martinetz

Übersicht

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Gliederung

G Larix

A Larix decidua MILL.

D Larix decidua, Flos hom. HPUS 91

D Terebinthina laricina

D Terebinthina laricina hom. HAB 1

A Larix sibirica (MUENCHH.) LEDEB.

D Pinacea pix

D Pix liquida hom. HAB 34

Synonyme

Balsamum Terebinthinae veneta, Terebinthina laricis, Terebinthina veneta.

Sonstige Bezeichnungen

dt.:Lärchenterpentin, Venezianischer Terpentin; Larch turpentine, Venice turpentine; Térébinthine de Venise, térébinthine du Mélèze; Terebintina di Venezia; port.:Terebintina de Veneta; Trementina de alerce, trementina de Venecia, trementina del larice, trementina Venezia.

Offizinell

Terebinthina laricina EB 6, Helv VII, Hung V, Ned 5, Svec 46, Terebinthina laricis Hisp IX, Terebinthina veneta Belg IV, Ital 6, Jug I, Térébinthine du Mélèze CF 37, Terebintina de Veneta Brasil 1, Portug 35, Venice Turpentine Mar 28.

Definition der Droge

Der aus den Stämmen gewonnene Harzbalsam.

Stammpflanzen: Larix decidua MILL.

Herkunft: Sammlung aus Wildbeständen und Kulturen in den Alpen, Sudeten und Karpaten.

Gewinnung: Die Stämme werden am Fuß so angebohrt, daß die Bohrung durch den Stock gegen die Hauptwurzel verläuft. Der Bohrkanal ist etwa 30 mm dick und je nach Stärke des Stammes 50 bis 80 cm lang. Da sich das Bohrloch nicht verstopft, kann es während der ganzen Harzperiode genutzt werden. Zur Sammlung des Harzbalsams wird das Harzloch verspundet. Die Harzausbeute ist in den ersten Jahren am höchsten, hält sich dann jedoch über lange Zeit auf gleicher Höhe. In wärmeren Gegenden ist die Ausbeute höher als in kühleren. In Österreich wird einmal pro Jahr gesammelt; in sehr ergiebigen Beständen (z. B. Südtirol) zweimal pro Jahr. Erntezeit ist von Mai bis September. Zur Harzernte wird der Spund entfernt und mit Hilfe einer rinnenförmigen Metallschiene mit Holzgriff (dem sog. Harzlöffel) das Bohrloch durch drehende Bewegung vom angesammelten Balsam befreit. Beim Herausziehen ist die Rinne dann mit Harz gefüllt. In Frankreich werden die Stämme von unten nach oben angebohrt und ein Blechrohr in die Öffnung eingezwängt. Nach Versiegen des Balsamflusses wird das Bohrloch wieder verspundet.

Handelssorten: Venetianer Terpentin; Lärchenterpentin hochtransparent.

Ganzdroge: Gelblicher bis bräunlicher, klarer oder höchstens schwach opaleszenter, dick- bis zähflüssiger Balsam von gleichmäßiger, nicht körniger Beschaffenheit. Bei gelinder Wärme eingetrocknet, hinterläßt er einen durchsichtigen Firnis. Der Harzbalsam ist von eigentümlichem, aromatischem Geruch und wenig bitterem, nicht scharfem Geschmack EB 6, Helv VII. Als Verfälschungen sind streckende Zusätze von gewöhnlichen Terpentinen aus Kiefern, Fichten und Tannen bekannt. Künstliches Venetianisches Terpentin ist eine Lsg. von Harzen in Harzölen. Bei einem solchen Produkt sind SZ und Verseifungszahl annähernd gleich.

Inhaltsstoffe: Ca. 15 % ätherisches Öl mit etwa 70 % (–)-α-Pinen, 3 % β-Pyronen, 6,5 % (–)-β-Pinen, 10 % Car-3-en, Borneol, Bornylacetat, Dipenten, Guaiacol, Limonen, Terpinolen; 50 bis 65 % Harzsäuren, vor allem Laricinolsäure, α- und β-Larinolsäure; Lariciresinol; ca. 15 % Laricoresen (unverseifbares Harz) [18], [28]. Hauptbestandteil der neutralen Fraktion des Lärchenbalsams ist Larixylacetat (6α-Acetoxy-labda-8(17),14-dien-13β-ol), das nach Verseifen das zweifach ungesättigte Diterpen Larixol ergibt [31]. Daneben kommt auch Labda-8(17),14-dien-13β-ol (13-Epi-Manool) vor [34]. Aus dem neutralen Harzanteil wurden Abietinsäure, Dihydroabietinsäure, Isopimarsäure, Neoabietinsäure und Pimarsäure isoliert [7].

Lariciresinol

Identitaet: DC nach Helv VII: a) Sorptionsmittel: Kieselgel F254; b) Untersuchungslsg.: 0,1 g Sz werden in EtOH 96 % zu 10 mL gelöst; c) Referenzlsg.: 10 mg Borneol werden in EtOH 96 % zu 10 mL gelöst; d) Durchführung: Es werden getrennt je 5 μL jeder Lsg. bandförmig (10 mm) aufgetragen. Die Laufstrecke beträgt 15 cm, als Laufmittel wird eine Mischung aus 2 Volumen-T Ethylacetat und 98 Volumen-T Tol. verwendet. Die DC wird nach Trocknen der Platte wiederholt; e) Detektion: Nach erneutem Trocknen wird die Platte mit Anisaldehyd-Lsg. besprüht und 10 min bei 100 bis 105 °C aufbewahrt; f) Auswertung: Das DC der Referenzlsg. zeigt im Tageslicht im unteren Drittel eine orangebraune, dem Borneol entspr. Zone. Im DC der Untersuchungslsg. kann eine entspr. Zone vorhanden sein. Unmittelbar darunter ist eine braunviolett gefärbte Zone sichtbar. Weitere Zonen können vorhanden sein. Lärchenterpentin ist in EtOH 96 %, Aceton, Eth, Ethylacetat, Chloroform, HAc 98 %, Tol. und Pet klar löslich EB 6, Helv VII. Die EtOH-Lsg. färbt angefeuchtetes Lackmuspapier schwach rot EB 6.

Reinheit: Prüfung auf Pinus-Terpentine nach Helv VII: Eine Lsg. von 0,1 g Sz in 2,5 mL Eth wird in 5 mL Pet eingegossen. Dabei darf höchstens eine Trübung, aber kein Nd. entstehen. SZ: 68 bis 75 EB 6; ≤ 77 (mit 1 g Sz best.) Helv VII, Hisp XI; 64,5 bis 80 Ned IV; 65 bis 80 Portug 35; 66 bis 85 Svec 46; 67 bis 69 CF 37; 70 bis 80 Brasil 1; 75 bis 85 Hung V. Zur Best. der SZ nach EB 6 wird eine Lsg. von 1 g Lärchenterpentin in 50 mL 2-PrOH nach Zusatz von 1 mL Phenolphthaleinlsg. mit ethanolischer 0,5 N Kalilauge bis zur gleichbleibenden Rosafärbung titriert. Dabei dürfen nicht weniger als 2,4 und nicht mehr als 2,7 mL Lauge verbraucht werden. Verseifungszahl: 100 bis 125 Helv VII (mit 3 g Substanz best.); 85 bis 120 Brasil 1, Portug 35, Svec 46; 91 bis 103 Hisp IX, Hung V. Löslichkeit in EtOH: Die Sz muß sich mit 2 Volumen-T EtOH 80 % klar mischen Helv VII, Ital 6.

Gehalt: Harzbalsam. Ätherische Öle: ≤ 20 % [36].

Lagerung: Gut verschlossen und vor Licht geschützt Helv VII.

Zubereitungen: Hautsalbe nach EB 6: 20 %. Cilauphen-Abszeß-Salbe: Aus 18 g Kolophonium, 7,4 g Terebinthina laricina, 2 g Kampfer, 0,2 g Ethyl-p-aminobenzoesäure, 0,2 g Ol. Lauri, 6 g Ol. Eucalypti und 0,4 g Ungt. comp. ad 100,0 g [4].

Sonstige Verwendungen: Zur Herstellung elastischer Lacke und hochwertiger Schutzlacke. In der optischen Industrie zum Kitten von Linsensystemen. Als Klebemittel für Glas und Porzellan. Als Einschlußmittel für mikroskopische Präparate. Für Stempel- und Druckfarben. In der Riechstoffindustrie.

Gesetzliche Bestimmungen: Aufbereitungsmonographie der Kommission E am BfArM „Terebinthina Laricina (Lärchenterpentin)“ [36].

Pharmakologie

Wirkungen: Der Droge werden hyperämisierende [36] und diuretische [4] Wirkungen zugeschrieben. Exp. Belege für diese Wirkungen sind nicht bekannt.

Anwendungsgebiete

Die äußere Anw. bei rheumatischen und neuralgischen Beschwerden sowie katarrhalischen Erkr. der Luftwege [36]erscheint plausibel.

Dosierung & Art der Anwendung

10 bis 20 % in Salben, Gelen, Emulsionen und Ölen zur äußeren Anw [36].

Unerwünschte Wirkungen

Allergische Hautreaktionen [36].

Gegenanzeigen/

Anwendungsbeschränkungen

Keine Anw. bei Übpf. gegen ätherische Öle. Keine Inhalation bei akuten Entzündungen der Atmungsorgane [36].

Wechselwirkungen

Nicht bekannt [36].

Volkstümliche Anwendungen &

andere Anwendungsgebiete

Die Wirksamkeit bei Furunkeln [36] ist nicht belegt oder plausibel. Die Anw. als Inhalat bei Katarrhen der Luftwege ist angesichts der Reizwirkung nicht zu befürworten. ED: Einnahme von 0,3 g EB 6. Individuell nach Schwere des Krankheitsbildes [36].

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Copyright

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Datenstand

15.08.2010