A. Blohme
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A Verbascum thapsiforme SCHRADER
D Verbascum ad usum externum hom. HAB 34
D Verbascum thapsiforme hom. HAB 1
D Verbascum thapsus hom. HPUS 93
Flores Thapsi barbati, Flores Verbasci, Flos Verbasci.
dt.:Himmelbrandtee, Königskerzenblüten, Wollblumen, Wollkrautblumen; Mullein flowers, torch weed (high taper) flowers, verbascum flowers; Fleurs de bouillon blanc; Fiore di verbasco; Flores de gordolobo.
Wollblumen PhEur 5, Bouillon blanc PF X, Flos Verbasci ÖAB 90, Verbasci flos Helv VII, Wollblumen DAC 86, Verbascum Flowers Mar 28.
Die getrockneten, auf die Kronblätter mit angewachsenen Staubblättern reduzierten Blüten von Verbascum thapsus,V. densiflorum BERTOL. (V. thapsiforme SCHRAD. und V. pholmoides L. PhEur 5. Die getrockneten Blumenkronen mit den aufsitzenden Staubblättern DAB 7, PF X, Helv VII, DAC 86, Mar 28; nach ÖAB 90 die getrocknete Blumenkrone ohne ausdrückliche Erwähnung der Staubblätter.
Stammpflanzen: Verbascum phlomoides L.
Herkunft: Heimisch in Mittel-, Ost- und Südeuropa, Kleinasien, Nordafrika und Äthiopien. Die Droge stammt überwiegend aus Kulturen und wird aus Äthiopien, Bulgarien und der ehemaligen CSSR importiert [11].
Gewinnung: Die gegenüber Feuchtigkeit sehr empfindlichen Blüten (Verfärbung) werden vorsichtig, auss. bei trockenem Wetter geerntet und zügig bei 40 °C getrocknet. Bei langsamer Trocknung erhält man braungefärbte Droge mit wesentlich geringerer Hämolysewirkung [20].
Handelssorten: Verbasci flos DAB 7, DAC 86.
Ganzdroge: Goldgelbe, im aufgeweichten Zustand ca. 3 bis 5 cm breite Blumenkrone mit kurzer Röhre und ungleich fünflappigem Saum; insgesamt 5 Staubblätter abwechselnd mit den Kronlappen angeordnet: 2 längere, seitlich von dem größten unteren Kronlappen stehende, kahle, goldgelbe und mit herablaufenden Antheren versehene sowie 3 kurze, zwischen den übrigen Kronlappen stehende Staubblätter mit dicht weißlicher wolliger Behaarung, rötlichorange gefärbten Filamenten und nierenförmigen, quergestellten Antheren; Filamente höchstens doppelt so lang wie die Antheren [21], [22]. Nach PF X zugelassene Blüten von Verbascumthapsus: Hellgelbe Krone, 2 cm im Durchmesser; sonst Verbascumphlomoides und Verbascumthapsiforme sehr ähnlich.
Verbasci flos: a Blumenkrone von oben gesehen (1/1), b unteres unbehaartes Staubblatt, c oberes stark behaartes Staubblatt (2/1), d ein Haar davon (90/1). Nach Lit. [23]
Schnittdroge: Geruch. Schwach honigartig. Geschmack. Schleimig-süßlich. Makroskopische Beschreibung. Gelbe Blumenkronen mit 2 kleineren oberen und 3 größeren unteren, außen jeweils weißwollig behaarten Corollblättern sowie Fragmente davon; vereinzelt Staubblätter.
Mikroskopisches Bild: Epidermiszellen der Kronblattunterseite wellig bis polygonal und dünnwandig. Mesophyll locker, farblos und aus 2 bis 6 Zellreihen bestehend; enthält verzweigte Leitbündel mit engen Spiralgefäßen und ca. 100 μm große Schleimzellen. Charakteristische Haarformen: Etagenhaare auf der unteren Kronblattepidermis: Sternartig verzweigt, mit ein bis 4 rel. dünnwandigen, ca. 25 μm breiten Stielzellen; übrige Haarzellen dickwandig und an den Zwischenwänden deutlich getüpfelt; Endzellen bis zu 400 μm lang und zugespitzt; Drüsenhaare am Rande der Kronblätter; mit zwei- oder dreizelligem Stiel und bis zu 35 μm breitem, ca. 20 μm hohem, ein- bis mehrzelligem Köpfchen; Keulenhaare an den Filamenten der kurzen Staubblätter: Einzellig, über 2 mm lang, mit längswarziger Cuticula; enthalten häufig gelbe Sphärokristalle. Epidermiszellen der Filamente mehr oder weniger langgestreckt, rechteckig und dünnwandig. Endothecium mit sternförmigen Verdickungsleisten. Pollenkörner bis zu 45 μm groß, kugelig bis abgerundet dreieckig, gelb gefärbt, mit feinpunktierter Exine und 3 Austrittsspalten [21],[22], [24]. Das mikroskopische Bild der Schnittdroge von Verbascumthapsus [25] entspricht im wesentlichen dieser Beschreibung.
Pulverdroge: Bräunlichgelb; sternartig verzweigte Etagenhaare; Kronblattfragmente mit welligen bis polygonalen, dünnwandigen Epidermiszellen und durchscheinendem, lockerem Mesophyll mit engen Spiralgefäßen; bis über 2 mm lange keulenförmige Haare mit feinwarziger Cuticula; abgerundet-dreieckige Pollenkörner mit feinpunktierter Exine und 3 Austrittsöffnungen; Fragmente des Stern-Endotheciums [21], [22].
Verfälschungen/Verwechslungen: Blüten anderer Arten der Gattung Verbascum mit kleinerer Blütenkrone (z. B Verbascumthapsus, falls nicht von der betreffenden Monographie als Stammpflanze zugelassen) oder mit violett behaarten Staubblättern (z. B. Verbascumnigrum) DAB 7. Verfälschungen kommen jedoch nach Lit. [11] kaum vor. Die Bezeichnung „Gordolobo (yerba)“ ist mehrdeutig: Es wird darunter nicht nur Verbascumthapsus verstanden (s. Sonstige Bezeichnungen der Art Verbascumthapsus), sondern es gelangen gelegentlich sogar Arten anderer Gattungen unter dieser Bezeichnung in den Handel. In Arizona wurde u. a. Senecio longilobus als „Gordolobo“ gehandelt, und es wurde über Vergiftungsfälle durch Teezubereitungen aus dieser Pyrrolizidinalkaloide enthaltenden Pflanze berichtet. „Gordolobo“ galt dort darüber hinaus als Handelsname für Gnaphalium macounii, eine Pflanze, dieS. longilobus ähnelt, aber keine Pyrrolizidinalkaloide enthält [26].
Minderqualitäten: s. Reinheit.
Inhaltsstoffe: Saponine. Triterpensaponin Verbascosaponin [3] als Hauptkomponente eines Saponingemisches, von dem 0,007 % aus den Blüten von Verbascumphlomoides isoliert wurden [5]. Flavonoide. 1,5 bis 4,0 % [11]. Flavone: Apigenin, Chrysoeriol, Luteolin; Flavonglykoside: Apigenin-, 6-Hydroxyluteolin- und Luteolin-7-glucosid; Flavonole: Kämpferol, Quercetin; [8], [9], [16] Flavonolglykoside: Diosmin [10], Quercetin-7-glucosid und -3,7-diglucosid [16], Rutin [9], Tamarixetin-7-glucosid und -7-rutinosid; [10] Flavanon: Eriodictyol; Flavanonglykosid: Hesperidin [9]. Iridoidglykoside. Aucubin [1], Aucubin-6β-xylosid, Catalpol, Catalpol-6β-xylosid [27], Isocatalpol, Methylcatalpol [14]. Schleimstoffe. Neutrale Polysaccharide: Xyloglucan, Arabinogalactan; saure Polysaccharide, in wechselnden Anteilen bestehend aus L-Arabinose, D-Galactose, D-Galacturonsäure, D-Glucose, D-Glucuronsäure, D-Mannose, L-Rhamnose und D-Xylose; Hauptpolysaccharid in der sauren Fraktion ist ein hochverzweigtes Arabinogalactan mit einer β-1,6-verknüpften Galactose-Hauptkette [7]. Phenolcarbonsäurederivate. Z. B. Ferulasäure, Kaffeesäure, Protocatechusäure [14]. Sonstige Inhaltsstoffe. Carotinoide mit esterartig gebundenen Zuckern (Blütenfarbstoffe), z. B. Crocin; [2] Phytosterole; 11 % Invertzucker [11]. Wenn lt. Monographie V.-thapsus-Blüten zugelassen sind, dann sind die unter der Beschreibung der Art Verbascumthapsus genannten Inhaltsstoffe zusätzlich in Betracht zu ziehen.
Identitaet: Nach PF X und Helv VII wird ein Heißwasserauszug der Droge mit Salzsäure 36 % eine Minute zum Sieden erhitzt. Dabei soll eine blaugrüne Farbe, dann eine Trübung und schließlich eine Schwarzfärbung auftreten (Iridoide). Nach PF X und DAC 86 muß die Droge der morphologischen und anatomischen Beschreibung entsprechen. PF X führt zur Identitäts- und Reinheitsprüfung zusätzlich eine DC-Untersuchung der Flavonoidglykoside durch. Eine ähnliche, auf die Monographie des DAC 86 abgestimmte Vorschrift ist unter Lit. [28]zu finden: a) Untersuchungslösung: Methanolextrakt der pulv. Droge; b) Referenzsubstanzen: Rutosid, Hyperosid, Chlorogensäure; c) Sorptionsmittel: Kieselgel HF254; d) FM: Wasserfreie Ameisensäure-Wasser-Ethylacetat (15+20+65); e) Detektion: Besprühen mit 1 % Diphenylboryloxyethylamin in MeOH; Nachsprühen mit 5 % Polyethylenglykol 400 in MeOH. Nach Erhitzen auf 100 bis 105 °C Auswertung im UV 365 nm; f) Auswertung: Im Chromatogramm der Vergleichslösung erscheinen mit steigenden Rf-Werten Rutosid (orange), Chlorogensäure (hellblau) und Hyperosid (orange). Wichtige Zonen im Chromatogramm der Untersuchungslösung: Keine blauen Zonen von Phenolcarbonsäuren zwischen der Referenzsubstanz Hyperosid und der Fließmittelfront, je eine orangefarbene Zone auf der Höhe des Hyperosids, etwas oberhalb der Chlorogensäure und auf der Höhe des Rutosids. Dazwischen jeweils hellblaue oder grünliche Zonen. Die Zonenmuster können von Sorte zu Sorte variieren.
Reinheit: Fremde Bestandteile: ≤ 5 % braun gefärbte Droge DAB 7, Helv VII, ≤ 10,0 % braune Blüten PF X, ≤ 3 % mißfarbige Blüten ÖAB 90. Kelchfragmente und andere fremde Bestandteile: ≤ 2 % PF X, ÖAB 90, Helv VII. Kelche und braune Blumenkronen zusammen: ≤ 5 % DAC 86. Sonstige fremde Bestandteile:≤ 2 % DAC 86. Trocknungsverlust: ≤ 10,0 % DAB 7, ÖAB 90, Helv VII; ≤ 12,0 % PF X, ≤ 12 % DAC 86. Asche: ≤ 6,0 % DAB 7, ÖAB 90; ≤ 7,0 % PF X, ≤ 6,0 % DAC 86. Sulfatasche: ≤ 6,0 % Helv VII. Quellungszahl: ≥ 12 Helv VII.
Gehalt: Quellungszahl: ≥ 12 Helv VII (dort auch als Reinheitskriterium angegeben); ≥ 9 DAC 86.
Gehaltsbestimmung: Quellungszahl, bestimmt mit pulv. Droge Helv VII, DAC 86.
Wirkwertbestimmung: Saponine sind neben den Schleimstoffen als die Hauptwirkkomponenten der Droge anzusehen. Helv VI ließ noch die Hämolysewirkung der Droge bestimmen, die mindestens eine Ph. Helv.-Einheit[29] pro g Droge betragen sollte. Aufgrund der geringen hämolytischen Akt. der Wollblumen fallen jedoch Versuchsfehler, wie sie z. B. durch die unterschiedliche Empfindlichkeit des Blutes verschiedener Individuen bedingt sind, besonders ins Gewicht. In die Arzneibücher wurden nach Streichung des Hämolytischen Index (H. I.) bisher keine alternativen Methoden zur Wirkwertbestimmung aufgenommen. Bei den Blüten von Verbascumphlomoides wurden große indiv. Unterschiede im H. I. festgestellt: Bei 20 Pflanzen, deren Blüten am selben Tag untersucht wurden, traten Schwankungen im H. I. von 420 bis 1190 auf [12].
Stabilität: Der Hämolytische Index getrockneter Blüten von Verbascumphlomoides sinkt auch in gut schließenden Behältern innerhalb eines halben Jahres auf die Hälfte des Ausgangswertes ab [12].
Lagerung: Das DAB 7 schreibt eine Lagerung über Blaugel vor, was bei dieser Droge besonders zweckmäßig ist, da sonst aufgrund des Iridoidgehaltes leicht eine braune Verfärbung eintritt; in gut schließenden Behältnissen ÖAB 90; vor Feuchtigkeit geschützt Helv VII, DAC 86. Vor Licht geschützt DAB 7, ÖAB 90, Helv VII, DAC 86.
Zubereitungen: Species pectorales DAB 6, Helv VI, ÖAB 81 (s. → ds. Hdb., 5. Aufl., Grundwerk Bd. 1, S. 662).„Königsöl“: Eine Handvoll frische Wollblumenblüten in einer Flasche aus ungetöntem Glas mit 100 g Olivenöl übergießen; 3 bis 4 Wochen an einem sonnigen Ort im Freien stehenlassen; mehrmals tgl. umschütteln; nach Ende der Extraktionszeit abseihen [36]. Die Zubereitungsweise dieses Auszuges begünstigt Autoxidationsvorgänge im Olivenöl und verkürzt dessen Haltbarkeit. Tinktur: 20 g getrocknete und zerkleinerte Droge 10 Tage lang mit 80 g EtOH 70 % (V/V) extrahieren [37].
Sonstige Verwendungen: Als Schmuckdroge für Teemischungen. Zur Aromatisierung von Likören [19].
Gesetzliche Bestimmungen: Aufbereitungsmonographie der Kommission E am BfArM „Verbasci flos (Wollblumen)“ [31] und der Kommission B8 (Balneologie) „Stoffcharakteristik: Wollblumen als Zusatzstoff in Bädern“; [40] Avis aux fabricants concernant les demandes d'autorisation de mise sur le marché des médicaments a base de plantes [38].
Wirkungen: Der Droge werden reizlindernde [30], [31], expektorierende [31], schweißtreibende [19] und diuretische[11] Wirkungen zugeschrieben. Exp. Untersuchungen hierzu sind nicht bekannt. Einfluß auf die Aktivität des Flimmerepithels. In vitro wurde keine das Flimmerepithel beeinflussende Wirkung gefunden: 200 μL einer Teezubereitung (6,4 g Droge/140 mL Kaltblüter-Ringer-Lsg.) wurden für 90 s auf ein Flimmerepithel-Präparat des Frosches aufgebracht und anschl. abgesaugt. Die Transportgeschwindigkeit eines Stahlkügelchens auf dem Flimmerepithel wurde durch den Drogenextrakt nicht über den Normalwert hinaus gesteigert. Dieser wurde nach Behandeln des Präparates mit Kaltblüter-Ringer-Lsg. unter gleichen Bedingungen ermittelt. Die Autoren interpretieren die Transportgeschwindigkeit als Ausdruck der, in diesem Fall unveränderten, Akt. des Flimmerepithels [32]. Diese Interpretation bedarf jedoch der Überprüfung, da modifizierende Faktoren wie Viskosität und Oberflächenspannung unberücksichtigt blieben. Antivirale Wirkung. Aus getrockneten Blüten von Verbascumthapsiforme wurde nach Pol IV ein Heißwasserauszug hergestellt, der nach Lyophilisation 25,0 % [33]bzw. 27,1 % [34] der Drogeneinwaage entsprach. Im Extr. wurden Aminosäuren, Flavonoide, Iridoide, phenolische Säuren, Saponine, Schleimsubstanzen und freie Zucker nachgewiesen. Der Drogenextrakt wurde in In-vitro-Tests auf eine Akt. u. a. gegenüber verschiedenen Stämmen des Influenza-A-Virus sowie gegenüber Herpes-simplex-Typ-1-Viren (= HSV I) geprüft: Die maximale Konz. des Drogenauszugs, bei der gerade noch keine morphologischen Veränderungen auftreten (MTC = maximum tolerated concentration), beträgt für Chorioallantoiszellen aus Hühnerembryonen (Testzellen für Influenza-Viren) nach achtundvierzigstündiger Inkubation 1400 μg/mL und für Verozellen (Testzellen für Herpes-Viren) 1000 μg/mL bzw. 500 μL/mL nach zweiundsiebzigstündiger Inkubation.Viruzider Effekt Die unverdünnte bzw. die 1:10 verd. Allantoisflüssigkeit mit Influenza-A-Viren wurde mit gleichen Vol. an Extraktlösung verschiedener Konz. (max. 1200 μL/mL) jeweils eine Stunde bei 37 °C inkubiert. In Test- und Kontrollansätzen wurden der Titer an infektiösen Viren und der Hämagglutinationstiter ermittelt. Eine HSV I-Suspension mit einer TCID50 (tissue culture infective dose) von 1,38 × 10-4 bzw. 1,38 × 10-3/mL wurde mit dem gleichen Vol. an Extraktlösung (Endkonzentration 300 μL/mL) eine bzw. 4 Stunden bei 37 °C inkubiert und nachfolgend der Titer an infektiösen Viren bestimmt. Während gegenüber dem Influenza-A-Virus keine viruzide Wirkung beobachtet wurde, trat bei HSV I nach vierstündiger Inkubation mit dem Drogenextrakt eine komplette Hemmung des cytopathischen Effektes ein, die bis zu 48 h andauerte. Derselbe viruzide Effekt war nach einstündiger Inkubation feststellbar – jedoch nur bei dem niedrigeren Ausgangs-Virustiter (TCID50 = 1,38 × 10-4)[33]. Hemmung auf Virusreplikation a) Wirkung auf Influenza-A-Viren: Chorioallantoiszellen aus Hühnerembryonen wurden mit Viren infiziert (TCID50: 1,38 × 10-4 bzw. 1,38 × 10-3/mL). Der Drogenextrakt (250, 500 und 1000 μL/mL) wurde entweder eine Stunde vor, simultan oder zu einem nicht näher bestimmten Zeitpunkt nach der Infektion zugesetzt und insgesamt jeweils 48 h bei 37 °C mit den Testzellen inkubiert. Aus der Differenz der Titer an infektiösen Viren bzw. dem Hämagglutinationstiter zwischen Kontrollansätzen und Ansätzen mit Extraktzusatz ergibt sich die Hemmwirkung. Der inhibitorische Effekt des Drogenauszugs ist bei simultaner Zugabe und bei Zusatz nach Virusinfektion am größten, wobei sich der Gabrovo- und der Krasnodar-Stamm des Influenza-A-Virus als sensitiver erweisen als der Hongkong-Stamm. Als MHK werden dementsprechend 270, 250 bzw. 800 μg/mL angegeben. Bei allen 3 Stämmen trat eine signifikante Replikationshemmung ein (Abnahme des Titers an infektiösen Viren um mindestens eine Zehnerpotenz). Der Drogenextrakt wirkt dabei wahrscheinlich während der intrazellulären Phase, da eine Extraktzugabe vor Virusinfektion keinen signifikanten Effekt zeigte [33]. b) Wirkung auf HSV I: 48 h alte Einschichtkulturen von Verozellen wurden mit HSV I (TCID50 = 1,38 × 10-5) in Verdünnungen zwischen 10-1 bis 10-5 infiziert. Nach einstündiger Adsorption bei 37 °C wurden die Zellen gewaschen und mit verschiedenen Konz. des Drogenextraktes (150 bis 350 μg/mL) 72 h inkubiert. Nach dieser Zeit war der Virustiter in den mit Drogenextrakt versetzten Zellen konzentrationsabhängig um 2,0 bis 2,3 Zehnerpotenzen und damit signifikant niedriger als im Kontrollansatz [33]. Auch im Plaque-Reduktionstest wurde die replikationshemmende Wirkung des Drogenauszugs aus HSV I deutlich: Eine 48 h alte Einschichtkultur von Verozellen wurde mit einer HSV-Suspension (100 PFU (= plaque forming units)) eine Stunde bei 37 °C zur Virusadsorption inkubiert. Nach dem Waschen wurden die Zellen 72 h lang mit der Extraktlösung (150 bis 350 μg/mL) behandelt und anschl. mit Neutralrot gefärbt. Die Hemmwirkung des Drogenextraktes wurde einige Stunden später anhand der Anzahl virusinduzierter Plaques im Vergleich zu den unbehandelten Kontrollen ermittelt. Mit einer Extraktkonzentration von 190 μg/mL konnten die virusinduzierten Plaques um 50 % und mit der höchsten getesteten Konz. um 73 % reduziert werden. Die getestete Maximalkonzentration lag unterhalb der MTC von 500 μg/mL [34]. Hemmwirkung auf die Proteinbiosynthese. Pulv. V.-thapsiforme-Blüten wurden bei 37 °C unter Rühren 3 bis 4 h (5 g Droge/10 mL Wasser) bzw. mehrfach je 10 min (5 g Droge/50 mL Wasser) im siedenden Wasserbad extrahiert. Die vereinigten Heißwasserextrakte wurden auf 10 mL eingeengt. Nach Verdünnung (1:5) wurden die wäßrigen Extrakte jeweils durch sequenzielles Ausschütteln mit einem halben Volumenteil Ethylacetat und Eth fraktioniert. Aus der eingeengten wäßrigen Phase wurden die mit EtOH 96 % (V/V) fällbaren Substanzen (u. a. Saponine) abgetrennt und in 10 mL TRIS-HCl-Puffer pH 8 gelöst. Effekt der saponinhaltigen Fraktion auf die Akt. von Rattenleber-Ribosomen: Die Ribosomen wurden mit der verd. saponinhaltigen Fraktion der wäßrigen Drogenextrakte bzw. mit einer Glycyrrhizinsäure-Lsg. und zur Kontrolle mit Pufferlösung 4 h inkubiert. An den gewaschenen Ribosomen wurde der Einbau von 14C-markiertem Leucin während der Proteinsynthese bestimmt. Die saponinhaltige Fraktion der wäßrigen Drogenauszüge bewirkte unabhängig von der Herstellungsweise der Ausgangsextrakte eine starke Red. des 14C-Leucin-Einbaus in synthetisierte Proteine (800 counts/min im Kontrollansatz gegenüber ca. 70 in der Probe bei einer Extraktkonzentration von 0,15 mL (entspr. 7,5 mg Droge)/mL Inkubationsmischung). Eine vergleichbare Wirkung wurde durch die Glycyrrhizinsäure-Lsg. (0,50 mg/mL) erreicht. Mit einem ethanolischen Drogenextrakt wurde kein Effekt erzielt. Auch die aus dem Drogenextrakt isolierten Sapogenine konnten den Einbau von 14C-Leucin in Proteine hemmen. Quant. Angaben werden hierzu jedoch nicht gemacht [35].
Katarrhe der Luftwege [31].
Einzeldosis als Aufguß: 1,0 g Droge; Anw. mehrmals tgl. DAB 7; 1,5 g Droge pro Einzeldosis als Aufguß oder Abkochung ÖAB 90; Tagesdosis von 3 bis 4 g, jeweils als Aufguß oder in anderer galenischer Zubereitung zum Einnehmen [31]. Bei Anw. als Mucilaginosum ist analog zu vergleichbaren Schleimdrogen auf die Herstellung einer Kalt-Mazeration zu achten. s. → Species pectorales.
Nicht bekannt [31]. In Lit. [41] wird über einen jungen Mann berichtet, der in einer Drogenhandlung beschäftigt war und nach Verarbeitung von Wollblumen an einer Kontaktdermatitis, nach längerer Expositionszeit zusätzlich an einer obstruktiven Bronchitis litt. Während einer Karenzzeit gingen diese Sym. vollständig zurück. Sie traten jedoch nach Wiederaufnahme der Arbeit und nach Drogenkontakt erneut auf. In einem Provokationstest auf der Haut mit getrockneten bzw. mit angefeuchteten Wollblumen zeigte der allg. zu Allergien neigende Patient 48 h später allergische Hautreaktionen.
Nicht bekannt [31].
Nicht bekannt [31].
Innerlich bei grippalen Infekten zur Anregung der Schweißproduktion [19], bei Husten [38], rheumatischen Beschwerden, Blasen- und Nierenerkrankungen [11], bei Entzündungen der Darmschleimhaut [37] und als unterstützendes Mittel zur Schmerzlinderung bei Darmkrämpfen [38]. Als Einsatzbereiche von Verbascumthapsus werden darüber hinaus genannt: Asthma, schmerzhafte Durchfälle, Hämorrhoiden, Cystitis, Dermatosen [39]. Studien, die diese Effekte belegen, liegen bisher nicht vor. Äußerlich wird die Droge auch in Komb. als wäßriger Auszug ggf. als Badezusatz bei folgenden Indk. eingesetzt: Entzündliche bzw. mit Juckreiz einhergehende Hauterkrankungen, Insektenstiche, Juckreiz im Genital- und Analbereich, nässende Ekzeme, Windeldermatitis [38],[40]. Nach Lit. [40] ist die Wirksamkeit der Droge als Badezusatz in den entspr. Anwendungsgebieten gegenwärtig ebenso wenig belegt wie eine angeblich vorhandene anregende Wirkung auf Drüsen und Kreislauf. Auch für die Anw. der Droge in Form von Pastillen oder eines Mundwassers als schmerzlinderndes Mittel bzw. als Mund- oder Zahnpflegemittel [38] liegt gegenwärtig kein Wirksamkeitsnachweis vor. Ein öliger Drogenextrakt (s. unter Zubereitungen „Königsöl“) wird bei Ohrenschmerzen, Furunkeln im Ohr, Ekzemen im Gehörgang und bei chron. Mittelohrvereiterung eingesetzt [36]. Die Blüten von Verbascumthapsus werden äußerlich bei entzündlichen Hauterkrankungen, Brandwunden und Flechten angewendet [39]. Auch diesbezüglich wurde bisher kein Wirksamkeitsnachweis erbracht. Innerlich als Teeaufguß: Ein Kaffeelöffel zerkleinerte Droge auf eine Tasse kochendes Wasser; Tagesdosis 2 bis 3 Tassen. Der Tee sollte durch ein sehr feinmaschiges Tuch gegeben werden, um die feinen Härchen der Droge abzutrennen [37]. Lit. [39] macht vergleichbare Angaben für V.-thapsus-Blüten und weist darauf hin, daß der Tee jeweils auf nüchternen Magen über 3 bis 4 Tage hinweg getrunken werden soll. Die gesamte Behandlungsdauer sollte 2 bis 3 Wochen nicht überschreiten [38]. Wollblumen werden äußerlich zur Herstellung von Umschlägen und Gurgelwässern verwendet [19]. Nach Lit. [39] wird für die äußerliche Anw. von V. thapsus-Blüten und -Blättern eine konzentrierte Abkochung (2 Händevoll/L Wasser) zubereitet. Innerlich: 20 bis 30 Tr. Tinktur mehrmals tgl. mit heißer Milch oder einem anderen mit Honig gesüßten Getränk einnehmen [37]. Äußerlich: Das unter Zubereitungen beschriebene „Königsöl“ wird in den Gehörgang eingebracht. Ein Dosierungsvorschlag hierfür fehlt in Lit. [36]
Acute Toxizität:
Mensch. s. Verfälschungen/Verwechslungen.
Tier. Aufgrund des Saponingehalts soll die Droge auf Fische tox. wirken; Königskerzensamen wurden deshalb früher zum Fischfang benutzt; [2] vgl. Verbascumphlomoides: Sonstige Bezeichnung: Fischkörnerkerze.
Toxikologische Daten:
LD-Werte. Für einen mit EtOH 50 % auf nicht näher beschriebene Weise hergestellten Extr. der Ganzpflanze von Verbascumthapsus wurde für Mäuse bei i. p. Appl. eine LD50 von 1000 mg/kg KG ermittelt [42].
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24.01.2013