Stefan Noé, Ernst Mechler
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G Ruscus
D Rusci Rhizoma (Mäusedornwurzelstock)
D Ruscus-aculeatus-Kraut (Mäusedornkraut)
Radix Rusci, Rusci aculeati rhizoma
deutsch: Mäusedornwurzel, Myrtendorn; Rhizome de petit-houx, Fragon épineux, Petit-houx
Hisp. IX; Ital. 3; Portug 2; PhEur 5
Die getrockneten, ganzen oder zerkleinerten unterirdischen Teile PhEur 5. Das getrocknete Rhizom mit Adventivwurzeln.
Stammpflanzen: Ruscus aculeatus L.
Herkunft: Aus Wildbeständen und Anbau. Hauptlieferanten sind europäische und afrikanische Mittelmeerländer.
Gewinnung: Trocknung und Zerkleinerung des Rhizoms.
Ganzdroge: Der Wurzelstock ist zylindrisch, blassbräunlich, innen weiß, 0,7 bis 2,0 cm dick, lang, knollig gegliedert durch deutlich hervortretende, gefranste, genäherte Ringe. Zahlreiche 2 bis 3 mm dicke Adventivwurzeln sowie kleine Niederblattschuppen und Stengelnarben an den einzelnen Gliedern [9], [10].
Schnittdroge: Geschmack. Zunächst süßlich, dann scharf und widerlich. Geruch. Schwach, eigenartig. Aussehen.Im Querschnitt der Droge erkennt man eine dünne, von Kork bedeckte Rinde und einen Zentralzylinder mit zahlreichen leptozentrischen, zerstreuten faserlosen Gefäßbündeln. Die anhängenden Wurzeln sind längsrunzelig mit dicker Rinde und blassgelben Zentralzylinder. In einzelnen Parenchymzellen Calciumoxalat-Raphiden, keine Stärke [9], [10].
Verfälschungen/Verwechslungen: Mit den Rhizomen anderer Ruscus-Arten, insbesondere mit dem Wurzelstock von Ruscus hypoglossum. Als Verfälschung von Radix Senegae [10].
Inhaltsstoffe: Die Droge enthält 4 bis 6 % Steroidsaponine vom Spirostanol- und Furostanoltyp. Hauptsaponine sind das bisdesmosidische Furostanolglykosid Ruscosid und das entsprechende Spirostanolglykosid Ruscin. Beide Hauptsaponine tragen am Steroid-Ring A über die Hydroxylgruppe an Position C-1 die unverzweigte Triose β-D-Glucopyranosyl(1→3)-α-L-rhamnopyranosyl (1→2)-α-L-arabinopyranose. Die durch fermentative oder saure Hydrolyse entstehenden Gemische der Aglykone Ruscogenin (1β-Hydroxydiosgenin) und Neoruscogenin (25,27-Dehydroruscogenin) werden in der Phytotherapie als Ruscogenine bezeichnet [11].
Ruscogenin
Neoruscogenin
In neueren Arbeiten wurden bis zu zwölf verschiedene Steroidsaponine aus den unterirdischen Pflanzenteilen isoliert und charakterisiert [12], [13]. Außerdem enthält die Droge noch Sitosterol, Stigmasterol, Campesterol [14], [15],[16], Chrysophansäure, Fettsäuren mit einer Kettenlänge von C-22 bis C-28, 12,5 % Lupenon [15], [17], [18], Euparon, ein 2,5-Diacetyl-6-hydroxybenzofuran, Ruscolidbenzofuran[20] sowie die Flavonoide Rutin, Vitexin, Isoquercitrin, Narcissin, Nicotiflorin, Orientinglucosid, Schaftosid, Isoschaftosid [17], [19].
Identitaet: DC-Identifizierung der Hauptsaponine. Untersuchungslösung: ethanolischer Drogenauszug Referenzlösung: Desglucoruscin und Desglucoruscosid in MeOH Sorptionsmittel: Kieselgel 60F254 FM: Chloroform/MeOH/Wasser (63+33+4) Laufstrecke: 15 cm Detektion: Besprühen der DC-Platte mit Komarowsky-Reagenz; 10 mL einer 2 %igen methanolischen 4-Hydroxybenzaldehydlösung (m/V) und 1 mL einer 50 %igen ethanolischer Schwefelsäure werden vor Gebrauch gemischt. Nach Besprühen wird die DC-Platte 5 bis 10 min. bei 100 °C erwärmt. Auswertung: Im Chromatogramm graugrüne Zonen bei Rf 0,81 Neoruscogenin und Ruscogenin, Rf 0,64 Desglucodesrhamnoruscin, Rf 0,53 Desglucoruscin, Rf 0,34 Ruscin, Rf 0,17 Desglucoruscosid, Rf 0,10 Ruscosid [20].
Gehaltsbestimmung: HPLC der Ruscogenine nach methanolischer Extraktion der Droge bzw. Zubereitung. Trennung an RP-Phase mit isokratischem Acetonitril-Wasser-Gemisch (60+40). Direkte UV-Detektion bei λ = 202 nm [20], [21].
Zubereitungen: Die Droge ist als Schnittdroge und als Trockenextrakt im Handel. Einige Trockenextrakt-Zubereitungen sind auf den Gesamt-Ruscogenin Gehalt standardisiert.
Gesetzliche Bestimmungen: Offizielle Monographien. Aufbereitungsmonographie der Kommission E „Rusci aculeati rhizoma“ [42].
Wirkungen: In-vitro-Versuche: Vasokonstriktorische Wirkung. Die vasokonstriktorische Wirkung von Mäusedornwurzelstock wurde zunächst an Hunde- und Hamster-Venen untersucht [22]-[25]. An der isolierten Saphena-Vene des Hundes rief ein nicht näher charakterisierter wässrig-alkoholischer Ruscus-Extrakt im Organbad konzentrationsabhängige (ab 3×10–5 g/mL und höher) Kontraktionen an der glatten Venenmuskulatur hervor. Die Autoren schlossen aus der Tatsache, daß Phentolamin (α-Adrenozeptor-Antagonist) in einer Konzentration von 3×10–6 M die Kontraktion der glatten Venenmuskulatur fast vollständig aufheben konnte, daß der Ruscus-Extrakt über die postsynaptischen α-Adrenozeptoren direkt oder indirekt auf die Saphena-Venen des Hundes einwirkt [22],[23], [24]. In einer weiteren Studie wurde die tonisierende Wirkung eines nicht näher charakterisierten wässrig-alkoholischen Ruscus-Extraktes auf Arteriolen und Venolen der Backentaschen von männlichen Hamstern untersucht. Der Ruscus-Extrakt wurde in unterschiedlichen Konzentrationen (5 bis 1000 μg/mL/min.) und in Kombination mit Prazosin (α1-Adrenozeptor-Antagonist), Rauwolscin (α2-Adrenozeptor-Antagonist) und Diltiazem (Calcium-Blocker) getestet. Nach topischer Anwendung der Prüfsubstanzen wurde der innere Durchmesser (ID) der Arteriolen (ID: 10 bis 70 μm) und Venolen (ID: 20 bis 135 μm) mit Hilfe einer TV-gestützten mikroskopischen Anlage vermessen. Der Ruscus-Extrakt veränderte den Innendurchmesser der Arteriolen im geprüften Konzentrationsbereich nicht. Hingegen verengte sich der Innendurchmesser der Venolen im Bereich von 50 bis 1000 μg Ruscus-Extrakt/mL/min. konzentrationsabhängig um fast 20 %. Die beobachtete Venenkonstriktion konnte durch niedrige Konzentrationen (10–9 M) von Prazosin und Diltiazem sowie durch hohe Konzentrationen (>10–6 M) von Rauwolscin aufgehoben werden [25]. In einer Studie mit humanen Venenpräparaten wurde 20 Probanden (17 weiblich, 3 männlich) im Rahmen einer Stripping-Behandlung ringförmige Venensegmente sowohl aus varikösen Veränderungen als auch aus der großen Saphena-Vene entnommen. Bei einigen Gewebeproben wurde das Endothel entfernt. Die Geweberinge wurden zum Teil vor dem Experiment mit Phentolamin (α-Blocker) und Propranolol (β-Blocker) sowie dem experimentellen Endothelin-A-Rezeptor-Antagonist BQ-123 inkubiert. Die Gewebeproben wurden dann mit einem nicht näher definierten Ruscus-Extrakt (10–6 bis 10–3 g/mL) und zum Teil mit Endothelin-1 versetzt. Der Ruscus-Extrakt verursachte konzentrationsabhängige Kontraktionen, die in den Venensegmenten mit variköser Veränderung stärker waren als in den Segmenten aus großen Saphena-Venen. Als Wirkmechanismus der Venentonisierung wurde von den Autoren eine Aktivierung der postsynaptischen α1- und α2-Rezeptoren der glatten Muskulatur sowie die vermehrte Freisetzung des präsynaptisch gespeicherten Noradrenalins postuliert. Die durch Ruscus-Extrakt ausgelösten Kontraktionen sind dabei unabhängig vom Vorhandensein des Endothels und werden nicht über eine Aktivierung von Endothelin-1 vermittelt [26]. Bei Veneninsuffizienz ist die Aktivität Stützgewebe-abbauender lysosomaler Enzyme wie der Elastase und der Hyaluronidase erhöht. Eine Hemmung dieser Enzyme und somit eine Stärkung der bindegewebigen Strukturen könnte die Durchlässigkeit des Kapillarsystems vermindern und in der Konsequenz Leckagen der Zellmembran als Ursache von Ödemen vermindern. In einer in-vitro Untersuchung wurde daher die inhibitorische Wirkung von Ruscogenin auf die Elastase untersucht. Die Anti-Elastaseaktivität wurde bei 37 °C photometrisch mit Schweinepankreas-Elastase als Enzym und N-Succ-(Ala)3-p-nitroanilid als Substrat bestimmt. Das Reaktionsgemisch enthielt 200 mM tris-HCl Puffer, pH 8, 1 μg/mL Elastase und 0,5 mM Substrat. Das Reaktionsgemisch wurde 15 min mit der Untersuchungslösung preinkubiert und dann vermessen. Inhibitorische Effekte des Ruscogenins wurde ab Konzentrationen von 75 μM gemessen. Der IC50-Wert lag bei 119,9 ±2,1 μM. Auf die Hyaluronidase hat Ruscogenin hingegen keine Wirkung[27]. Bei der Entstehung von Krampfadern spielt das Endothelgewebe eine zentrale Rolle. Unter den hypoxischen Bedingungen eines Blutstaus durch Veneninsuffiziens wird das Endothelgewebe aktiviert, eine Kaskade inflammatorischer Substanzen und Wachstumsfaktoren freizusetzen. Der Einfluß eines nicht näher definierten Ruscus-Extraktes auf die Hypoxie-induzierte Aktivierung des Endothelgewebes wurde untersucht. Humane Umbilicalvenen-Endothelzellen wurden isoliert und in Gelatine überzogene Petrischalen mit reinem Stickstoff-Gas bei 37 °C begast, um eine Hypoxie zu simulieren. Nach 120 min unter Hypoxie wurde der ATP-Gehalt durch Bioluminiszens-Assay sowie die Phospholipase A2-Aktivität durch Umsetzung von tritiierter Arachidonsäure als Präcursor mit einem Szintillationszähler gemessen. Die Endothelzellen wurden mit 4 verschiedenen Konzentrationen (0,05 / 0,5 / 5,0 / 50,0 μg/mL) von Ruscus-Extrakt versetzt und 2 h unter Hypoxie inkubiert. Ruscus-Extrakt verminderte dabei dosisabhängig die Abnahme des ATP-Gehaltes, wobei 0,05 μg/mL nur einen schwachen protektiven Effekt, 50 μg/mL einen vollständigen Schutz vor Hypoxie-induziertem ATP-Mangel hervorrief. Hypoxie-induzierter ATP-Mangel fördert die Erhöhung des Calciumeinstroms in das Cytosol, der für die Aktivierung der inflammatorischen Phospholipase A2 verantwortlich ist. Der Einfluß des Ruscus-Extraktes auf die Phospholipase A2 wurde daher ebenfalls untersucht. Mit 50 μg/mL wurde die Aktivierung der Phopholipase A2 um 50 % inhibiert, mit den höheren Konzentrationen an Ruscus konnte dieser Wert nur noch leicht gesteigert werden[28]. Antimikrobielle Wirkungen. Zubereitungen aus Ruscus-aculeatus-Wurzeln werden in der Volksmedizin Palästinas gegen Hauterkrankungen eingesetzt. Die antimikrobielle Aktivität von wässrigem und ethanolischem Ruscus-Extrakt und anderen ethnomedizinsch genutzten Pflanzen gegen 5 Bakterienspecies und die Hefe Candida albicans wurden in einem Screening untersucht. Zur Herstellung der wässrigen Extrakte wurden 100 g gepulverte Droge mit destilliertem Wasser ausgezogen, das Filtrat vakuumgetrocknet bzw. gefriergetrocknet, (keine Angabe welche Trocknung bei Ruscus angewandt wurde). Die ethanolischen Extrakte wurden aus 100 g getrockneter Droge und 95 % EtOH, Petrolether oder Ethylacetat ausgezogen (keine Angabe welches LM bei Ruscus angewandt wurde). Die Auszüge wurden zur Trockne eingeengt. Zur Testung wurden die Extrakte mit einer 10 %igen wässrigen DMSO-Lösung aufgenommen, sterilfiltriert und auf eine Konzentration von 200 mg/mL eingestellt. Je 50 μL der Extraktlösung wurde dann auf Testplättchen (6 mm Durchmesser) aufgetragen (entsprechend 10 mg Extrakt je Plättchen) und auf den mit den Testkeimen inokulierten Agar aufgelegt. Die Testplatten wurden bei 37 °C für 24 h bei den Bakterienspezies, bzw. 48 h bei Candida albicans bebrütet und danach die Wirksamkeit durch Auswertung des Hemmhofdurchmessers beurteilt. Der wässrige Ruscus-Extrakt zeigte Aktivität gegen S. aureus (9,9 mm),E.coli (8,0 mm), P. aeruginosa (8,5 mm), P. vulgaris (11,0 mm), und C. albicans (7,6 mm) und war inaktiv gegen K. pneumoniae (6,0 mm). Der ethanolische Extrakt zeigte Aktivität gegen S. aureus (7,5 mm) und P. vulgaris (9,0 mm) jedoch keine Aktivität gegen E. coli, P. aeruginosa, K. pneumoniae und C. albicans (je 6,0 mm) [38]. In-vivo-Versuche Vasokonstriktorische Wirkung. Der in vitro gemessene vasokonstriktorische Effekt von Ruscus-Extrakt Zubereitungen zur topischen und systemischen Applikation[25] wurde am lebenden Hamster-Modell bestätigt [29]. Ein nicht näher charakterisierter Ruscus-Extrakt wurde in der Dosierung 5 mg/kg Körpergewicht in physiologischer Kochsalzlösung gelöst männlichen Hamstern i.v. infundiert. Über einen Zeitraum von 60 min. wurden die Effekte auf die Venolen und Arteriolen in der Backe der Hamster mit einem TV-gestützten mikroskopischen System erfaßt. Die systemische Verabreichung führte in den Venolen zu einer Kontraktion um ca. 10 % des Innendurchmessers, wohingegen der Arteriolendurchmesser und der mittlere arterielle Blutdruck unbeeinflußt blieben. Zur topischen Applikation wurde der Ruscus-Extrakt in Konzentrationen von 5 bis 1000 μg/mL in physiologischer Kochsalzlösung gelöst und der Einfluß der Lösung bei verschiedenen Temperaturen auf die Blutgefäße der Hamsterbacke gemessen. Bei 25 °C erweiterten sich Arteriolen und Venolen leicht. Bei 36,5 °C tendierten die Arteriolen bei Ruscus Konzentrationen ≤50 μg/mL zur Dilatation. Bei höheren Konzentrationen zeigten sie keine Veränderung, wohingegen sich die Venolen bei dieser Temperatur um ca. 5 bis 10 % verengten. Bei 40 °C veränderte sich der Durchmesser der Arteriolen bei Konzentrationen ≤10 μg/mL nicht, wohingegen bei höheren Konzentrationen eine Konstriktion festzustellen war. Die Venolen zeigten bei 40 °C und bei allen applizierten Konzentrationen durchweg die stärksten Kontraktionen über alle Temperaturen. Bei 1000 μg/mL konnte eine Konstriktion von ca. 25 % festgestellt werden. Der mittlere arterielle Blutdruck und die Körpertemperatur der Versuchstiere blieb über den gesamten Versuch unverändert [29]. Eine weitere Studie befaßte sich mit dem Einfluß eines fixen Kombinationspräparates (keine Angaben über Mengenverhältnisse) mit den Inhaltsstoffen Ruscus-aculeatus-Extrakt (keine näheren Angaben zum Extrakt), Hesperidinmethylchalcon (HMC) und Vitamin C auf die Reaktivität der Mikrogefäße und den venoarteriolären Reflex bei diabetischen Hamstern. Der Diabetes wurde durch intraperitoneale Applikation von Streptozotocin bei männlichen Hamstern induziert. Die Versuchtiere (6 Tiere je Behandlungsarm) wurden über einen Zeitraum von 4 Wochen ab dem dritten Tag nach der Diabetesinduktion mit wässrigen Lösungen der fixen Kombination in den Dosen 2, 10 bzw. 50 mg/kg KG/Tag oral bzw. mit Placebolösung behandelt. Die Hamsterbacken wurden am Tag der Messung freipräpariert und in einer optischen Versuchkammer mikroskopisch untersucht. Der mittlere Durchmesser der Arteriolen war bei Verabreichung von 10 mg/kg KG/Tag mit 26,8 μm und 50 mg/kg KG/Tag mit 29,1 μm signifikant größer als bei den Vergleichstieren mit 23,4 μm (p<0,05). Bei der 2 mg/kg KG/Tag Dosierung waren die Unterschiede zu Placebo nicht signifikant. Der Einfluß auf die Konstriktion der Venolen war für die Dosierung 50 mg/kg KG/Tag mit 27,1 μm im Vergleich zu 31 μm unter Placebo signifikant. Wohingegen die geringeren Dosierungen keine signifikanten Änderungen des Durchmessers verursachten. Zusätzlich wurde der Einfluß des venoarteriolären Reflexes auf den Innendurchmesser der Arteriolen nach venöser Okklusion beobachtet. Der Reflex war bei den diabetischen Tieren im Vergleich zu normoglykämischen Vergleichstieren gestört. Bei den gesunden Tieren kam es während der venösen Okklusion zu einer Verengung des Innendurchmessers der Arteriolen, wohingegen bei diabetischen Hamstern unter Placebo-Behandlung keine signifikante Veränderung des Durchmessers der Arteriolen eintrat. Die Verabreichung von 2 mg/kg KG der fixen Kombination führte zu keiner signifikanten Beeinflussung der gestörten Reflexes. Wohingegen der Reflex unter 10 und 50 mg/kg Dosierung nahezu vollständig wiederhergestellt wurde [30]. Ebenfalls an der Hamsterbacke konnte der ödemprotektive Effekt eines hydrophilen, lyophilisierten Ruscus-aculeatus-Extraktes auf Histamin induzierte Ödeme gezeigt werden. Topisch appliziertes Histamin steigert die mikrovaskuläre Durchlässigkeit an der präparierten Hamsterbacke, die durch Fluoreszens Mikroskopie sichtbar gemacht wurde. Topisch verabreichtes Prazosin (α1- Blocker), Diltiazem (Calciumkanalblocker) und Ruscus-Extrakt hemmten dosisabhängig den permeabilitätssteigernden Effekt von Histamin. Rauwolscin (α2- Blocker) zeigte hingegen keine Wirkung. Die durch Ruscus-Extrakt hervorgerufene ödemprotektive Wirkung konnte durch Prazosin und Diltiazem, jedoch nicht durch Rauwolscin aufgehoben werden. Die Autoren schlossen hieraus, daß die Ruscus Wirkung selektiv über α1–Adrenozeptoren und durch Calcium moduliert vermittelt werden [31]. Extrakte aus Ruscus aculeatus wirken ödemreduzierend in verschiedenen Tiermodellen mit induzierten entzündlichen Ödemen. Durch Inj. von Kaolin wurde im Modell der Rattenpfote eine experimentelle Arthritis induziert. Ein nicht näher charakterisierter Ruscus-Trockenextrakt wurde in den Dosierungen 100, 200 und 300 mg/kg KG intraperitoneal verabreicht, wobei eine dosisabhängige Verminderung der ödematösen Entzündung um 23,1 % , 40,7 % bzw. 47 % festgestellt wurde. Außerdem wurde der Ruscusextrakt auch rektal verabreicht, wobei die mittlere Dosis 275 mg/kg betrug. Nach 3 h verringerten sich die Ödeme im Vergleich zu den Kontrolltieren, die nur mit den Suppositorien-Hilfsstoffen behandelt wurden im Mittel um 51 %, nach 5 h um 66,5 % und nach 24 h um 50,0 % [32]. In einem anderen Modell wurde mit Etacrynsäure am Hinterlauf der Katze ein entzündliches Ödem induziert und der Protein- und Wasserübertritt in den Muskel und die Haut gemessen. Bei Verabreichung eines nicht näher spezifizerten Ruscus-Extraktes in Konzentrationen von 10 und 20 mg/kg KG wurde vor allem der Proteinübertritt in den Muskel um 5,51 mg/g Trockengewebe bzw. 3,63 mg/g vermindert. Auch das Entstehen von Eiweißödemen in der Haut wurde signifikant gehemmt. Im Hinblick auf den Wassergehalt wirkte der Ruscus-Extrakt jedoch weniger stark. In der Muskulatur war 60 min nach Beginn der Schädigung mit Etacrynsäure der Wassergehalt noch signifikant geringer als bei den nicht mit Ruscus vorbehandelten Kontrollen, nicht mehr jedoch in der Haut. Nach 95 min waren die Unterschiede des Wassergehaltes auch in der Muskulatur nicht mehr signifikant. Um zu überprüfen, ob die ödemprotektive Wirkung auf das im Extrakt enthaltene Ruscogenin zurückgeführt werden kann, wurde Ruscogenin in der Dosierung 4 mg/kg KG i.v. bzw. 20 und 80 mg/kg KG p.o. verabreicht. Der antiödematöse Effekt wirkte sich auch hier mehr auf die Hemmung des Eiweißübertritts als auf das Wasserödem aus. Dies war sowohl beim Haut- wie beim Muskelödem der Fall. 20 mg Ruscogenin oral wirkten ungefähr gleich stark wie 4 mg i.v. Bei oraler Applikation wirkten 80 mg schwächer als 20 mg Ruscogenin [33].Klinische Untersuchungen am Menschen. Fixe Kombinationen. In einer doppelblinden placebokontrollierten Studie an gesunden Probanden erhielten alle 20 Probanden zunächst 10 Kapseln eines Kombinationspräparates (750 mg Ruscus-Extrakt [keine weiteren Angaben], 750 mg Trimethylhesperidinchalcon TMHC, und 500 mg Ascorbinsäure) verabreicht. Nach 7 Tagen wurde der einen Hälfte der Probanden ausschließlich Placebo und der anderen Hälfte 5 Kapseln der fixen Kombination und zusätzlich 5 Kapseln Placebo verabreicht. Die Venenkapazität wurde mit Hilfe der Venenverschlußplethysmographie vor der Medikation sowie 30, 60, 90 und 120 min nach Verabreichung bestimmt. Intraindividuell konnte in dieser Untersuchung bei den Probanden ein gleichgerichtetes Verhalten der Venenkapazität festgestellt werden. Interindividuell war der Messwerteverlauf unter Gabe von 10 bzw. 5 Kapseln jedoch uneinheitlich, so daß zur Auswertung zwei Subgruppen gebildet wurden. In der ersten Subgruppe war die Kapazitätssenkung vor allem nach der 90. und der 120. Minute ausgeprägt festzustellen. Eine Dosissteigerung von 5 auf 10 Kapseln zeigte jedoch keinen weiteren Effekt, lediglich war bei der höheren Dosierung schon nach 30 min die Venenkapazität signifikant erniedrigt. Unter Placebo fand sich keine Erniedrigung der Venenkapazität. Die zweite Subgruppe an Probanden verhielt sich entgegengesetzt. Bei allen Probanden konnte ein signifikanter Anstieg der Venenkapazität festgestellt werden. Bei Placeboverabreichung zeigte sich der gleiche Messwerteverlauf wie bei der anderen Subgruppe. Auf Grund der uneinheitlichen Ergebnisse untersuchten die Autoren das gleiche Patientenkollektiv auch auf die Wirkung der Einzelsubstanzen TMHC und Ruscus-Extrakt. Die Dosierung der Einzelsubstanzen entsprach der Wirkstoffmenge in 10 Kapseln der fixen Kombination. Dabei konnte nach Gabe des Ruscus-Extraktes einheitlich in beiden Probandengruppen eine signifkante Reduktion der Venenkapazität um ca. 15 % nach 120 min gemessen werden. Bei Gabe von TMHC als Monosubstanz zeigte sich wiederum das uneinheitliche Ergebnis, wie es bereits zuvor bei der Verabreichung der fixen Kombination beobachtet wurde [34]. In einer placebokontrollierten Doppelblindstudie mit Cross-Over-Design wurden 20 gesunden Probanden jeweils 11,5 g Creme mit einem Gehalt von 184 mg Ruscus-Extrakt und 184 mg Melilotus-Extrakt (keine näheren Angaben zu den Extrakten) appliziert. Am behandelten Bein nahm die Venenkapazität im Verlauf von 2 h um 18,9 % ab während sie bei Placebobehandlung leicht anstieg (5,2 %). Der Unterschied war signifikant (p<0,01). Auch die Filtrationsrate wurde signifikant gesenkt (p<0,05). Die Veränderung betrug bei Verumapplikation -22 % und bei Placebo +12 %. Die Verringerung der Venenkapazität und der Filtrationsrate wurde vom Autor als Beleg für die gute Resorption der Wirkstoffe nach topischer Applikation gewertet [35]. Eine weitere randomisierte Doppelblindstudie mit topischer Applikation eines Kombinationspräparates (jeweils 64 bis 96 mg Ruscusextrakt und Melilotusextrakt, keine näheren Angaben zum Extrakt) zeigte ähnliche Ergebnisse in der Duplex-B-Scan-Sonographie. Bei 18 gesunden Probanden nahm der Durchmesser der Vena femoralis im Median um 1,25 mm unter Verum ab, wohingegen unter Placeboapplikation (Cremegrundlage) eine Zunahme um 0,5 mm im Median gemessen wurde (p=0,014). Dem in der Zubereitung ebenfalls enthaltenen Melilotus-Extrakt wurde durch die Autorin keine zu berücksichtigende Wirkung auf die Venentonisierung zugeschrieben [36]. Die Wirkung eines Kombinationspräparates aus Ruscus-Extrakt und Trimethylhesperidinchalcon (TMHC) auf die Venentonisierung und Kapillarabdichtung wurde an gesunden Probanden unter Wärmebelastung untersucht. Die Studie wurde doppelblind als Vierfach-cross-over (Ruscus-Extrakt, TMHC, Ruscus + TMHC, Placebo) an 20 Probanden durchgeführt. Die Probanden nahmen an den Versuchstagen je 3 Kapseln der Prüfsubstanz ein. Eine Kapsel enthielt entweder 150 mg Ruscus-Extrakt (keine näheren Angaben), 150 mg TMHC, 150 mg Ruscus-Extrakt plus 150 mg TMHC oder Placebo. Es wurde plethysmographische und volumetrische Messungen an beiden Beinen durchgeführt. Sowohl der Ruscus-Extrakt als auch die Kombination senkten signifkant (p<0,01) die Venenkapzität innerhalb von 50 min von 4,86 mL/100 mL Gewebe (Ruscus) bzw. 4,68 mL/100 mL Gewebe (Kombination) auf 3,79 bzw. 3,75 mL/100 mL Gewebe TMHC allein sowie Placebo bewirkten hingegen keine Änderung der Venenkapazität [37]. In einer weiteren Studie an 40 Patienten (30 weiblich, 10 männlich; 28 bis 74 Jahre) mit chronisch venöser Insuffizienz und Krampfadern wurde die Wirksamkeit und Verträglichkeit eines Kombinationsarzneimittels mit 16,5 mg Ruscus-Extrakt (nicht näher definiert), 75 mg Hesperidin und 150 mg Ascorbinsäure untersucht. Das Studiendesign war als doppelblindes Cross-over-Experiment mit zwei Behandlungszeiträumen von jeweils 2 Monaten Placebo bzw. Verum (3 × tgl. 2 Kapseln) mit einer dazwischen liegenden 15tägigen wash-out Phase angelegt. Während der Behandlungsphase mit dem Verum besserten sich die Symptome Ödem, Juckreiz und Kribbeln statistisch signifikant (p<0,05). Für die Symptome „schwere Beine“, Spannungsgefühl und Krämpfe trat eine Besserung auch unter Placebo ein. Die Verträglichkeit der Medikation war ausgezeichnet. Auch der plethysmographisch gemessene Parameter „Venenkapazität“ besserte sich signifikant (p<0,01) unter der Verum-Medikation, was die Autoren auf den gefäßtoniserenden Effekt des Ruscus-Extraktes zurückführten [44]. In einer weiteren multizentrischen, randomisierten, placebokontrollierten Doppelblindstudie wurde die Wirksamkeit eines Kombinationspräparates aus 75 mg Ruscus-Extrakt (nicht näher charakterisiert) und 75 mg Trimethylhespiridinchalkon (TMHC) an 141 Patienten mit chronisch venöser Insuffiziens und Varikosis (n=81) oder phlebographisch gesichertem postthrombotischen Syndrom (PTS, n=60) untersucht. Die Patienten erhielten 4 Wochen lang 3 × tgl. 2 Kapseln und anschließend über 8 Wochen 2 × tgl. 2 Kapseln Verum oder Placebo. Bei Varikosis und PTS-Patienten konnte eine deutliche Verringerung des Fuß- und Gewebevolumens unter der Verummedikation und eine Zunahme unter Placebo festgestellt werden (p<0,05). Die Unterschiede im Gewebevolumen zwischen Verum und Placebo betrugen bei Studienende in der Subgruppe der Varikosis-Patienten 45 mL, bei den PTS-Patienten 60 mL. Zusätzliche konnte bei den Varikosis-Patienten eine Verbesserung der venösen Pumpleistung (p<0,05) bei gleichzeitiger Abnahme (18 %) der Venenkapazität (p<0,01) festgestellt werden[45]. In einer retrospektiven Analyse des Schwangerschaftsverlaufs von 18 Schwangeren wurde überprüft, welchen Einfluß eine topische Behandlung mit einer Ruscus- und Melilotus-haltigen Creme (100 g Creme enthalten 1,6 g Ruscus-Extrakt, stand. auf 50 mg Ruscogenine und 1,6 g Melilotus-Extrakt, stand. auf 0,32 mg Cumarin) auf die Dilatation der Venen hat. In die Analyse wurden drei Gruppen von Schwangeren aufgenommen. Gruppe I: schwere Schwangerschaftsvarikose (n=7), Gruppe II: leichte Varikose (n=8), Gruppe III: Venengesunde (n=3). Die Schwangeren in den Gruppen I und II hatten einseitige, subjektive Beschwerden in Form von Schmerzen, Kribbeln und Schweregefühl im rechten oder linken Bein. Außerdem zeigten sich die typischen Schwangerschaftsbesenreiser und -varizen. Sie wurden mit Kompressionstherapie behandelt, in Gruppe I wurde zusätzlich 2 bis 3 × tgl. die Creme (2 bis 3 g) auf das betroffene Bein aufgetragen. Bei den Venengesunden, im nicht betroffenen Bein der Gruppe II und bei dem mit Creme behandelten Bein der Gruppe I nahm der Durchmesser der Vena femoralis im letzten Schwangeschaftsdrittel um 2,1 bis 2,4 mm zu, während sich die Vena femoralis im betroffenen Bein der Gruppe II um 3,6 und in Gruppe I im nicht behandelten Bein um 4,5 mm erweiterte. Die Werte wurden mit der Duplex-B-Sonographie ermittelt, die Unterschiede waren statistisch signifikant (p<0,05). Die Autorin folgerte aus dieser retrospektiven Analyse, daß durch die venentoniserende Wirkung von Ruscus-Extrakt, die Venenerweiterung in der Schwangerschaft offenbar weitgehend unterbunden werden könnte, die Ergebnisse jedoch durch eine prospektive, randomisierte Studie weiter erhärtet werden müssten [46]. In einer offenen, nicht-kontrollierten Phase-IV-Studie wurden die pharmakodynamischen Effekte eines Kombinationspräparates mit 150 mg Ruscus-Extrakt (nicht näher definiert), 150 mg TMHC und 100 mg Ascorbinsäure auf oberflächliche und tiefe Venen von 12 männlichen Patienten (49,6 ±12,9 Jahre) mit primären Varikositäten der großen Saphenavene untersucht. Den Patienten wurden 3 Kapseln/Tag der Prüfmedikation über einen Zeitraum von 7 Tagen (±1 Tag) verabreicht. Der Venendurchmesser sowie Parameter des Venenflußes wurden mit Duplexsonographie im Stehen, vor der Behandlung (Basiswert), 2 h nach Verabreichung der Prüfmedikation an Tag 1 und am Ende der Behandlung am Tag 7 bestimmt. Der mittlere Venendurchmesser der Popliteal-Vene war 2 h nach der ersten Verabreichung der Medikation signifikant geringer gegenüber der Baseline (1,17 ±0,22 vs. 1,21 ±0,24 cm; p=0,009). Auch der mittlere venöse Durchmesser der Femoral-Vene war nach einwöchiger Behandlung signifkant geringer im Vergleich zur Basismessung (1,72 ±0,19 vs. 1,75 ±0,21 cm, p=0,02). Die Abnahmen im Durchmesser der großen Saphena-Vene (p=0,06) und Femoral-Vene (p=0,08) waren statistisch nicht signifikant. Die mittlere venöse Flußgeschwindigkeit in der Popliteal-Vene war in stehender Position 2 h nach der ersten Verabreichung signifikant größer als der Basiswert (0,95 ±0,79 vs. 0,7 ±0,54 cm/sec.; p=0,05). In der großen Saphena-Vene waren die venösen Flußparameter nach 2 h an Tag 1 und nach 1 Woche nicht signifikant geringer als der Basiswert. Während des Behandlungszeitraums sind keine Nebenwirkungen aufgetreten [47]. Ruscus-Extrakt. Neben den zahlreichen Belegen der Wirksamkeit von Ruscusextrakt-haltigen Kombinationsarzneimitteln bei chronisch venöser Insuffizienz [34]-[37], [44]-[47] liegen nun auch die Ergebnisse einer mulitzentrischen, placebokontrollierten Doppelblindstudie mit einem definierten Extrakt nach den aktuellen wissenschaftlichen Standards vor. In dieser Studie wurden 166 weibliche Patientinnen mit chronischer venöser Insuffiziens (CVI) nach Widmer Grad I und II eingeschlossen. 148 Patientinnen (30 bis 89 Jahre, 150 bis 182 cm Körpergröße, 49 bis 97 kg Körpergewicht) waren für die Wirksamkeitsanalyse (Intention-To-Treat) auswertbar. In der Ruscus-Gruppe litten die Patientinnen durchschnittlich 14,6 Jahre an einer CVI, in der Placebo-Gruppe 15,1 Jahre. Primärparameter war die Fläche unter der Kurve der Volumenänderungen des Unterschenkels über 12 Wochen (Area under Baseline, AUB0-12), als Sekundärparameter wurden die Daten zur Umfangsänderung des Unterschenkels und des Knöchels sowie die Änderung der subjektiven Symptome, der Lebensqualität sowie die globale Wirksamkeit und Verträglichkeit erhoben. Das Prüfpräparat enthielt 36 mg Ruscustrockenextrakt (DEV 15-20:1, Extraktionsmittel MeOH 60 %) standardisiert auf mind. 4,5 mg Ruscogenine. Die Tagesdosis 2 Kapseln (jeweils 1 Kapsel morgens und abends) entsprach den Vorgaben der Monographie der Komission E [42]. Die Behandlungsdifferenzen zwischen Ruscus und Placebo waren signifikant für die AUB0-12(-827 mL × Tag), für die Änderung des Beinvolumens nach 8 und 12 Behandlungswochen (-16,5 mL und -20,5 mL), für die Änderung des Unterschenkel- und Knöchelumfangs nach 8 und 12 Wochen sowie für die Änderung der subjektiven Symptome schwere, müde Beine und Spannungsgefühl nach 12 Wochen. Die globale Wirksamkeitsbewertung war für den Ruscusextrakt signifikant besser als für Placebo. Die Gesamtverträglichkeit wurde für beide Behandlungsgruppen als gut bis sehr gut bewertet [48], [49].
Resorption: In pharmakokinetischen Untersuchungen mit radiomarkierten Extrakten aus Ruscus aculeatus an Wilstar-Ratten konnte schon 15 min nach oraler Einnahme Radioaktivität im Blut nachgewiesen werden. Nach etwa 3,5 h war der Peakspiegel erreicht, der über 24 h nahezu konstant blieb. Hieraus wurde geschlossen, daß die Plasmahalbwertszeit des Extraktes wahrscheinlich mehrere Tage beträgt. Die Elimination erfolgte hier hauptsächlich mit den Faeces, weniger renal, im Verhältnis von etwa 2:1 [39]. Die Resorption der Ruscogenine aus dem Darm nach oraler Verabreichung wurde in Untersuchungen an Macaca-Affen bestätigt. Die perkutane Resorption aus einer topischen Arzneiform war deutlich geringer [40]. Untersuchungen zur Humanpharmakokinetik an Probanden zeigten die Anwesenheit von Ruscus-Saponinen im Blut nach peroraler Verabreichung von 1 g Ruscus Extrakt. Nach etwa 90 min wurden Peakkonzentrationen von etwa 2,0 bis 2,5 μg/mL Degluconeoruscin im Plasma erreicht [41].
Auf Grund der venentonisierenden, ödemprotektiven und antiphlogistischen Wirkung werden Zubereitungen zur unterstützenden Therapie von Beschwerden bei chronisch venöser Insuffizienz (CVI) wie Schmerzen und Schweregefühl in den Beinen, nächtliche Wadenkrämpfe, Juckreiz und Schwellungen sowie zur unterstützende Therapie von Beschwerden bei Hämorrhoiden wie Juckreiz und Brennen angewandt [42].
Soweit nicht anders verordnet: nativer Gesamtextrakt entsprechend 7 bis 11 mg Gesamtruscogeninen (bestimmt als Summe von Neoruscogenin und Ruscogenin nach fermentativer oder Säure-Hydrolyse). Extrakte sowie deren Zubereitungen zum Einnehmen [42].
In seltenen Fällen können Magenbeschwerden und Übelkeit auftreten [42].
Nicht bekannt [42].
Als harn- und schweißtreibendes Mittel [10], in Vorderasien auch extern bei Hauterkrankungen [38]. Die Wirksamkeit der Droge ist bei den genannten Anwendungsgebieten nicht belegt.
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24.01.2013