Coryllus
Corylus-avellana-Blätter
Verfasser
Peter Proksch
Übersicht
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Gliederung
G Corylus
Synonyme
Avellanae Coryli Folium; Folia Coryli avellanae
Sonstige Bezeichnungen
Hazel leaves; Feuilles de noisetier.
Definition der Droge
Die getrockneten Laubblätter.
Charakteristik
Stammpflanzen: Corylus avellana L.
Herkunft: Türkei, Italien, Spanien, USA [13].
Gewinnung: Aus Wildaufsammlungen oder Anbau.
Ganzdroge: Aussehen. Dünne, brüchige Blattfragmente mit dunkler Oberseite. Unterseits deutlich hervortretende Nervatur und zahlreiche, punktförmige Warzen sowie langgestielte Drüsenhaare [14].
Mikroskopisches Bild: Epidermiszellen oberseits meist gestreckt polygonal mit wenig gebogenen Wänden, unterseits buchtig-wellig. Spaltöffnungen nur auf Unterseite. Deckhaare einzellig, dickwandig und mit getüpfeltem Fuß. Zweierlei Drüsenhaare. Auf den Blattnerven kleine, vielzellige Drüsenhaare von walzenförmiger Gestalt. Auf Blattstiel und unterem Teil der Hauptrippe einzelne Drüsenzotten mit langem mehrzelligem Stiel und vielzelligem Köpfchen. In zweireihiger Palisadenschicht große und kleine Oxalatdrusen, Schwammparenchym locker-maschig[15].
Verfälschungen/Verwechslungen: Mit Hamamelis-Blättern [15].
Inhaltsstoffe: Die Blätter enthalten Glykoside des Kämpferols (Kämpferol-p-cumaroylglucosid), Quercetins und Myricetins, insbesondere das Myricetin-3-rhamnosid [2], [3] sowie Chlorogensäure [4]. Ferner kommen Leucoanthocyane (Leucodelphinidin und Leucocyanidin) vor [5]. Ferner finden sich Triterpene (Taraxerol, β-Sitosterin) [7] sowie Gerbstoffe bislang unbekannter Zusammensetzung [5], [6].
Innerlich bei Varizen, bei Schwellungen in den Beinen sowie bei Dermatosen [18]. Die Wirksamkeit bei den genannten Anwendungsgebieten ist nicht belegt. Äußerlich als blutstillendes Mittel bei blutenden Wunden [15],[18], auch bei Geschwüren [18]. Offensichtlich wird die adstringierende Wirkung der Gerbstoffe ausgenützt; die Wirksamkeit ist jedoch nicht hinreichend dokumentiert. Innerlich als Fluidextrakt (1:1), Tagesdosis 60 bis 80 Tropfen. Als Tee: 25 g mit 1 L kochendem Wasser übergießen, 10–12 Stunden lang macerieren lassen, abseihen [18].
1. Hegi G (1957) Flora von Mitteleuropa, Bd. III, 2. Aufl., Carl Hanser, München, S. 189–196
2. Staude M, Reznik H (1973) Z Pflanzenphysiol 68:346–356
3. Tissut M, Ravanel P (1980) Phytochem 19:2.077–2.081
4. Hörhammer L, Scherm A (1955) Arch Pharm 288:441–447
5. Hgn, Bd. 3, S. 255–268
6. Frohne D, Jensen U (1985) Systematik des Pflanzenreichs, Gustav Fischer Verlag, Stuttgart New York, S. 137–142
7. Seiler N, Mägerlein H (1966) Z Naturforsch 21b:78–79
8. Reuter G (1957) Flora 144:420–446
9. Strack D, Meurer B, Wray V, Grotjahn L, Austenfeld FA, Wiermann R (1984) Phytochem 23:2.970–2.971
10. Meurer B, Wray V, Grotjahn L, Wiermann R, Strack D (1986) Phytochem 25:433–345
11. Meurer B, Wiermann R, Strack D (1988) Phytochem 27:823–828
12. Mansfeld R (1986). In: Schultze-Motel J (Hrsg.) Verzeichnis landwirtschaftlicher und gärtnerischer Kulturpflanzen (ohne Zierpflanzen), Springer-Verlag, Berlin Heidelberg, S. 51–52
13. Rodriguez R, Rodriguez A, Gonzalez A, Perez C (1989) Hazelnut (Corylus avellana L.). In: Bajaj YPS (Hrsg.) Biotechnology in Agriculture and Forestry, Springer-Verlag, Berlin Heidelberg, Vol. 5, S. 129
14. Pfänder HJ (1991) Farbatlas der Drogenanalyse, Gustav Fischer Verlag, Stuttgart New York , S. 76
15. Berger F (1950) Handbuch der Drogenkunde, Verlag Wilhelm Maudrich, Wien, Bd. 2, S. 78–80
16. Brunner O, Wiedman G (1933) Monatsh f Chemie 63, S. 368
17. Brunner O, Wöhrl R (1934) Monatsh f Chemie 64, S. 21
18. Valnet J (1983) Phytothérapie, Traitement des maladies par les plantes. 5 Ed. Maloine, Paris, S. 577–579
Copyright
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Datenstand
15.08.2010