A. Blohme
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D Euphrasia officinalis ferm. 33c hom. HAB 1
D Euphrasia officinalis hom. HAB 1
D Euphrasia officinalis hom. HPUS 91
D Euphrasia officinalis hom. PF X
Herba Euphrasiae.
dt.:Augentrostkraut, Echter (Gemeiner) Augentrost, Wiesenaugentrost; Euphrasy herb, eyebright herb; Herbe d'euphraise; Eufrasia.
Herba Euphrasiae EB 6, Augentrostkraut DAC 86, Euphrasia BHP 83.
Die getrockneten, während der Blütezeit gesammelten oberirdischen Teile EB 6, DAC 86, BHP 83.
Stammpflanzen: Euphrasia officinalis L.
Herkunft: Aus europäischen Wildvorkommen; Importe aus Bulgarien, Ungarn und dem ehemaligen Jugoslawien[20].
Gewinnung: Ernte der oberirdischen Pflanzenteile zu Beginn der Blüte und Trocknung an einem schattigen, luftigen Ort.
Ganzdroge: Stengel dünn, meist verästelt, fast rund, blauviolett und weich behaart. Blätter sitzend und fast stengelumfassend; steif, 8 bis 12 mm lang, rundlich-oval, scharf gesägt oder gezähnt, völlig kahl oder in unterschiedlichem Ausmaß fein behaart. Die Blatt- oder Deckblattzähne tragen Grannen. Blütenstände blattachselständig und vielblütig; Einzelblüten mit röhrenförmigem, spitz vierzähnigem Kelch und 6 bis 15 mm langer, weißer bis bläulichweißer oder blaßblauer bis blaßvioletter, purpurrot gestreifter, am Schlund gelb gefleckter Blumenkrone; 4 Staubblätter mir langen, glatten nach außen gebogenen Filamenten und dunklen, miteinander verklebten Antheren; dünner, gekrümmter und im mittleren Teil behaarter Griffel aus der Blütenröhre herausragend; ockerfarbene Narbe klein und kopfförmig. Fruchtkapseln zweifächerig, mit zahlreichen braunen, eiförmigen Samen[21].
Schnittdroge: Geschmack. Leicht bitter. Geruch. Uncharakteristisch. Makroskopische Beschreibung. Kleine, wellig-runzelige, spröde, eiförmige Blätter mit 7 bis 10 langen spitzen Blattrandzähnen; Blätter oft zu mehreren in dichten Knäueln zusammensitzend. Einzelne bräunlichweiße Blüten. Dünne, runde, blauviolette, leicht behaarte Stengelteile. Vereinzelte, bis 5 mm lange, hellbraune, zweifächerige Fruchtkapseln mit zahlreichen braunen, eiförmigen Samen [20], [22].
Mikroskopisches Bild: Charakteristische Haarformen: An der Unterseite der Laubblätter entlang der Nerven dicht gedrängt stehende Drüsenhaare, die entweder ungestielt sind oder einen zwei- bis dreizelligen Stiel und ein einzelliges Köpfchen besitzen; große, dickwandige Borstenhaare mit kugeliger Basis und rauher Cuticula ebenfalls auf der Blattunterseite; einzellige Eckzahnhaare, besonders am Rand der Laubblattoberseite; einzellige, peitschenartig gewundene Haare; lange, grob cuticulargekörnte Buckelhaare auf den Antheren. Epidermiszellen der Blattoberseite polygonal und gewellt. Spaltöffnungen anomocytisch (mit 2 oder 3 angrenzenden Epidermiszellen), nur undeutlich erkennbar. Kleine, unregelmäßige Calciumoxalatdrusen im Schwammparenchym. Kronblattepidermis mit stark papillösen Zellen. Pollenkörner bis 40 μm groß, mit 3 Austrittsstellen. Der Fruchtknoten ist aus einer farblosen Faserschicht mit gewundenen, in mehreren Schichten übereinander gelagerten Zellen aufgebaut [20], [21].
Pulverdroge: Graugrün; gekennzeichnet durch verschiedene Haare und deren Bruchstücke (s. Mikroskopisches Bild der Schnittdroge), triporate Pollen und Antherenbruchstücke, die sich im Chloralhydrat-Präparat rot färben [20].
Verfälschungen/Verwechslungen: Kommen praktisch kaum vor [20].
Inhaltsstoffe: Iridoide Glucoside (Pseudoindicane). Aucubin, Catalpol, Euphrosid, Eurostosid (10-p-Cumaroylaucubin; 0,04 %), Geniposid und 7,8-Dihydrogeniposid (= Adoxosid), Ixorosid und Mussaenosid sind im getrockneten Kraut von Euphrasiarostkoviana zu finden [15], [16], Aucubin und Ixorosid darüber hinaus auch in Euphrasiastricta. Der Aucubingehalt in der getrockneten Ganzpflanze von Euphrasiastricta beträgt 0,94 % [17], [18]. Phenolcarbonsäuren. Die Mischung aus Kraut von Euphrasianemorosa, Euphrasiaconfusa und Euphrasiapseudokerneri (Sammelbezeichnung: Euphrasiaofficinalis L.) enthält Kaffeesäure und Ferulasäure [4]. In oberirdischen Teilen von Euphrasiarostkoviana kommt freie Kaffeesäure in einer Konz. von 102 ppm, freie Ferulasäure nur in Spuren und freie Vanillesäure mit einem Gehalt von 6,0 ppm vor. Weitere Phenolcarbonsäuren sind in größeren Mengen erst nach saurer Hydrolyse des Drogenextraktes nachweisbar: Chlorogensäure (18,5 ppm), Gallussäure (10,5 ppm), Gentisinsäure, p-Hydroxyphenylbrenztraubensäure (190,0 ppm) und Protocatechusäure (mit Gentisinsäure zus. 48,0 ppm) [19]. Polyphenolische Esterglykoside (Phenylpropanoid-Glykoside oder „Tubiflorengerbstoffe“). Die ursprünglich für Eukovosid (0,03 % im getrockneten Kraut) [6], [7]gehaltene Verbindung in Euphrasiarostkoviana stellte sich später als Leucosceptrosid A [5] heraus. Sonstige Inhaltsstoffe. In der getrockneten Ganzpflanze von Euphrasiarostkoviana kommt das Lignan Dehydrodiconiferylalkohol-4β-glucosid zu 0,013 % vor [8], [9]. Das Kraut von Euphrasiarostkoviana enthält Mannit als Kohlenhydratreserve [10]. Nicht näher identifizierte tertiäre Alkaloide, außerdem Sterole wie β-Sitosterol und Stigmasterol finden sich im o. a. Euphrasianemorosa enthaltenden Krautgemisch [4]. Im Krautgemisch aus Euphrasianemorosa, Euphrasiarostkoviana und Euphrasiastricta sind die Flavone Apigenin, Chrysoeriol, Luteolin und deren 7-Galactoside und 7-Rhamnogalactoside, außerdem die Flavonolglykoside Quercetin-3-glucosid und Quercetin-3-rutinosid sowie Kämpferol-3-rutinosid enthalten [11], [12].
Aucubin
Leucosceptrosid A
Dehydrodiconiferylalkohol-4β-glucosid
Identitaet: Die Droge muß nach EB 6 und BHP 83 die unter Ganz- und Schnittdroge angegebenen morphologischen und anatomischen Charakteristika aufweisen. DAC 86 läßt zusätzlich eine DC-Prüfung durchführen: Untersuchungslösung: Methanolextrakt der pulv. Droge; Referenzsubstanzen: Rutosid, Hyperosid, Chlorogensäure; Sorptionsmittel: Kieselgel 60; FM: Ethylacetat-Wasser-wasserfreie Ameisensäure-Eisessig (72+14+7+7); Detektion: Erhitzen auf 105 °C und im warmen Zustand Besprühen mit 1 % Diphenylboryloxyethylamin in MeOH; Nachsprühen mit 5 % Polyethylenglykol 400 in MeOH; Auswertung im UV 365 nm; Auswertung: Im Chromatorgramm der Referenzlösung erscheinen mit steigenden Rf-Werten Rutosid (orange), Chlorogensäure (blau) und Hyperosid (orange). Wichtige Zonen im Chromatogramm der Untersuchungslösung: Eine orange fluoreszierende Zone etwa in Höhe des Rutosids, eine stärker orange fluoreszierende Zone zwischen Chlorogensäure und Hyperosid und eine intensiv türkisfarbene Zone knapp oberhalb des Hyperosids. Weitere Zonen z. B. eine bläuliche Zone unterhalb des Rutosids und eine hellblaue Zone in Höhe der Chlorogensäure können vorhanden sein.
Reinheit: Fremde Bestandteile: ≤ 2 % DAC 86, BHP 83. Trocknungsverlust: ≤ 10,0 % DAC 86. Ache: ≤ 10,0 % EB 6, DAC 86, BHP 83. Säureunlösliche Asche: ≤ 2 % BHP 83.
Gehalt: Mit Wasser extrahierbares Material: ≥ 15 % BHP 83. Die Monographien lassen teilweise ein breites Spektrum an Stammpflanzen zur Gewinnung von Euphrasiae herba zu. Mindestanforderungen an den Gehalt einzelner Inhaltsstoffe lassen sich kaum stellen und sind in entspr. Arzneibuch-Monographien nicht zu finden, weil noch ungeklärt ist, welche Komponenten wirkungsbestimmend sind. Bei einigen Euphrasia-Arten ist bisher ohnehin wenig über die Identität ihrer Inhaltsstoffe bekannt.
Gehaltsbestimmung: In den Monographien werden keine Angaben über den Mindestgehalt besonderer Inhaltsstoffgruppen gemacht und demzufolge werden auch keine quant. Bestimmungsmethoden beschrieben. Der Aucubin-Gehalt läßt sich jedoch nach Ethanolextraktion des Drogenmaterials und Abtrennung störender Begleitstoffe mit Ehrlichs Reagenz (4-Dimethylaminobenzaldehyd in salzsaurer Lsg.) photometrisch ermitteln [18]. Eine HPLC-Methode zur Gehaltsbestimmung der Phenolcarbonsäuren findet sich in Lit. [19]
Lagerung: Vor Licht geschützt DAC 86.
Zubereitungen: Flüssigextrakt nach BHP 83 aus 1 T Droge und 1 T EtOH 25 %; Tinktur nach BHP 83 aus 1 T Droge und 5 T EtOH 45 %.
Gesetzliche Bestimmungen: Aufbereitungsmonographie der Kommission E am BfArM „Euphrasia officinalis (Augentrost)“ [23].
Wirkungen: Die pharmakologischen Eig. von Euphrasiae herba sind bisher unbekannt [23].
Resorption: Über die pharmakokinetischen Eig. von Euphrasiae herba liegen bisher keine Angaben vor [23].
Zubereitungen aus Augentrost oder Augentrostkraut werden äußerlich bei Augenkrankheiten, die mit Gefäßerkrankungen und Entzündungen verbunden sind, Entzündungen der Augenlider und der Augenbindehaut, als Vorbeugemittel gegen Augenschleimfluß, Augenkatarrh, bei verklebten und entzündeten Augen sowie bei Husten, Schnupfen, bei trockenen Nasenschleimhäuten und Hauterkrankungen angewendet sowie bei Magenerkrankungen eingenommen [23]–[26]. Die Wirksamkeit bei den beanspruchten Anwendungsgebieten ist nicht belegt und eine ther. Anwendung (am Auge) kann aus hygienischen Gründen nicht befürwortet werden [23].
Tox. Inhaltsstoffe und Prinzip: Nicht bekannt [23].
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24.01.2013