Erstellen einer Portfolio Website im Medien & Informatik Unterricht
Die digitalisierte Welt fordert mehr denn je, den eignen Stil erkennen zu lassen, um in der Masse nicht unterzugehen. Vor allem, wenn es bei jungen Menschen um Suche nach der geeigneten Lehre geht. Oft bewerben sich Hunderte um die begehrten Lehrstellen. Manchen Schülerinnen und Schülern bleiben dann nur die Lehrstellen übrig, die sie eigentlich nicht wollten. Um in eben dieser Flut an Bewerbungen aufzufallen, helfen Online-Portfolios. Sie helfen, sich richtig präsentieren zu können, indem man nicht nur die persönlichen Daten hoch lädt, sondern auch Arbeiten präsentiert, die für die Bewerbung elementar sind.
Link zur erstellen Webseite inklusive Passwort
https://sites.google.com/view/portfoliowebsiteerstellen/home
Fokussierte SuS-Aktivität
Erstellen einer eigenen Website, Content einbinden, Reflexion Selbstdarstellung
Zielstufe / Zielgruppe
Ende 8. Klasse, anfangs 9. Klasse (alle Niveaus)
Anzahl Lektionen
10-12 Lektionen
Unterrichtsformen
Projektarbeit
Anzahl benötigte Betreuer/Innen bzw. Lehrpersonen
1-2 Lehrpersonen, je nach Klasse
Benötigte Infrastruktur
1 Computer/Laptop pro SchülerIn, evtl. Handy für Videoaufnahme, Scanner
Tags/Schlagwörter
#beruflicheorientierung, #bewerbung, #portfolio, #zukunft #googlesites #website #selbstportrait
Die SuS erstellen mit Hilfe der LP eine persönlich gestaltete Portfolio Website (mit Wordpress, Wix, oder ähnlich*). Sie wählen aus verschiedenen Templates und formatieren ihre Inhalte und gestalten ihren persönlichen Online Auftritt. Es können auch Blogs, Fotostreams, Videos,etc. eingebettet werden.
Beispiele zur Visualisierung der Idee:
https://www.freelancer.com/community/articles/must-visit-personal-portfolio-websites
Eingesetzte Medien
Medienprodukte von LP erstellt: Portfolioseiten Beispiele, Website zur Übersicht des Projekts, evtl. Interaktiver Ablaufplan
Mehrwert: Beispiele sparen Erklärungsaufwand, Website und interaktiver Ablaufplan helfen den SuS sich zu orientieren (wo stehe ich im Prozess, was kommt als nächstes)
Medienprodukte die von den SuS während der Unterrichtssequenz genutzt werden: Tablets, Laptops, Handykameras, evtl. Medienbeiträge zu Schulungszwecken
Mehrwert: Die alltäglichen technischen Tools machen das Projekt erst möglich (und nötig). Videos, Anleitungen und Medienbeiträge aus dem Netz setzten das Thema in (den Online-) Kontext und ersparen der Lehrperson lange Vorträge
Medienprodukte die die SuS erstellen: eine eigene Website
Mehrwert: Diese Produkt kann auch nach der Schulzeit genutzt und umgebaut werden
Lernziele
Die SuS können eigene Inhalte so aufbereiten, dass sie öffentlich präsentierbar sind: Sie kennen die Grundsätze des Urheberrechts und können abschätzen, wie sie von aussen wahrgenommen werden.
Die SuS können mediale Hilfsmittel nutzen und Inhalte für sich adaptieren und umsetzen (Anleitungen im Web, Videoinputs zur Selbstdarstellung).
Die SuS können analoge Produkte so aufbereiten, dass sie medial repräsentiert werden können (Kunstwerke fotografieren und beschreiben, Sportliche Leistungen in Bild und Text erfassen).
Zielgruppe und -stufe
Oberstufe, Zyklus III, 8. und 9. Klasse
Es geht um die berufliche Orientierung. Es beginnt die Zeit, in der sich die SuS über eine für sie geeignete Lehre informieren, Multichecks machen und in Betrieben schnuppern. Die Klassenlehrpersonen arbeiten meist im Projektunterricht, um genügend Zeit zu haben, die SuS auf ihre Zukunft vorzubereiten.
Dauer der Unterrichtssequenz
10 – 12 Lektionen, allerdings müssen die SuS mit den bereits vorhandenen und vollständigen Bewerbungsunterlagen (CV, Muster eines Motivationsschreibens, Zeugnisse, Fotos von Arbeiten etc.) in die Schule kommen. Wer das Dossier nicht komplett hat, sollte dies als Hausaufgabe erledigen.
Anzahl benötigte Betreuer/innen bzw. Lehrpersonen
Zwingend anwesend muss die Klassenlehrperson sein, denn sie weiss am meisten über ihre SuS, so dass sie diese richtig unterstützen kann. Des Weiteren wäre ein zusätzliche LP, beispielsweise TP oder IF, wünschenswert. Wenn die Lektionen mit dem Erstellen der Website beginnen, sollte die verantwortliche M&I-LP dabei sein.
Benötigte Infrastruktur
Aufladekabel, Stativ (für Fotos und Video), PC (nicht nur Macs), Scanner, grünes Tuch oder Leinwand
Einstieg: SuS bringen ihre eigenen BO-Unterlagen ausgedruckt mit, auflegen, Rundgang machen, zusammentragen im Plenum (Repetition: Was gehört in ein vollständiges Bewerbungsdossier?), besprechen (ca. 0.5 Lektion)
Anschauen von verschiedenen Portfolio-Webseiten (Beispiele), in PA Gemeinsamkeiten und Unterschiede heraussuchen, im Plenum zusammentragen und besprechen (ca. 1.5 Lektionen)
Input: Datenschutz und Urheberrecht > Frage thematisieren: "Was will ich überhaupt von mir preisgeben?", kritische Beschäftigung mit Inhalten. Überlegen als Vorbereitung auf die nächste Lektion: Was gehört auf meine Seite? (1 Lektion)
Ideen für eigene Portfolio-Seite mitbringen, im Plenum sammeln und besprechen, dann in EA einen Portfolio-Steckbrief erstellen: Inhalte (grob), Was ist mir wichtig?, Wen soll das Portfolio ansprechen? (1 Lektion)
Input: Einführung in das Erstellen der Portfolio-Seite mit sites.google (1 Lektion)
Arbeit an der eigenen Portfolio-Seite: Texte schreiben, Layout wählen, Dokumente einscannen und hochladen, evtl. Kurzvideo erstellen, abschliessen und fertigstellen > individuelle Unterstützung der SuS durch die LP, Team-Teaching ist von Vorteil (ca. 5 Lektionen, je nach Klasse)
Kurzpräsentation der Portfolio-Seite im Plenum (1-2 Lektionen, je nach Klassengrösse)
Die Evaluation der Kurzpräsentationen wird formativ anhand eines vorgängig kommunizierten und besprochenen Kriterienrasters erfolgen. Es ist eine Rückmeldung der Lehrperson sowie ein Peer-Feedback vorgesehen. Ausserdem soll das Projekt selbst evaluiert werden. (Reflexion des Arbeitsprozesses)
Kompetenzen nach LP21:
Informatik 2.1
Die Schülerinnen und Schüler können Daten aus ihrer Umwelt darstellen, strukturieren und auswerten.
Medien:
MI.1.1.d
können Regeln und Wertesysteme verschiedener Lebenswelten unterscheiden, reflektieren und entsprechend handeln (z.B. Netiquette, Werte in virtuellen Welten).
MI.1.1.e
können Verflechtungen und Wechselwirkungen zwischen physischer Umwelt, medialen und virtuellen Lebensräumen erkennen und für das eigene Verhalten einbeziehen (z.B. soziale Netzwerke und ihre Konsequenzen im realen Leben).
MI.1.3.g
… können mit eigenen und fremden Inhalten Medienbeiträge herstellen und berücksichtigen dabei die rechtlichen Rahmenbedingungen sowie Sicherheits- und Verhaltensregeln.
MI.1.4.e
… können Medien zur Veröffentlichung eigener Ideen und Meinungen nutzen und das Zielpublikum zu Rückmeldungen motivieren.
Berufliche Orientierung:
BO.4.3.a
… können ihre spezifischen Ressourcen dokumentieren (Fähigkeiten, Erfahrungen, Aktivitäten in Schule und Freizeit, Sprachkenntnisse)
BO.4.3.b
… können wichtige Informationen und Erfahrungen aus der Praxis sammeln und dokumentieren (Berufsinformationen, Schnupperlehrbeurteilungen)
BO.4.3.c
… können den persönlichen Entscheidungsprozess dokumentieren und die Berufs- oder Ausbildungswahl nachvollziehbar begründen, insbesondere die eigene Motivation.
BO.4.3.d
... können mit Hilfe der gesammelten Dokumente (z.B. Portfolio, Berufswahlordner) wichtige Informationen für ihre Bewerbungsunterlagen zusammenstellen.
Unser Theoriebezug, weshalb die Präsentation einer Bewerberin oder eines Bewerbers mittels einer Portfolio-Website Sinn macht, beruht auf mehreren theoretischen Modellen. Allerdings ersetzt die Website mitnichten das Motivationsschreiben.
1. Theoriebezug zu Präsentationen mit multimedialem Bezug
- (Multi-)mediale Präsentationen: Eine Präsentation kann sich auf ein Medium beschränken (rein mündlicher Vortrag, rein textbasierte online Präsentation etc.) oder mehrere Medien kombinieren (Text, Bild, Audio, Video, interaktive Elemente). Mündliches Präsentieren, PH Bern, 25.02.2019
- Auftreten: Wer kennt das nicht, von Vorträgen bleibt uns vor allem im Gedächtnis, wie mitreissend oder sympathisch die vortragende Person war – die Inhalte gehen schnell vergessen. Wie Sie bei Vorträgen auf Ihre Zuhörer wirken bestimmt zu 55 % Ihre Körpersprache (Körperhaltung, Gestik und Augenkontakt), zu 38 % Ihre Stimmlage und nur zu 7 % der Inhalt Ihres Vortrags (Mehrabian, 1971). Ob der Eindruck positiv oder negativ ist hängt auch davon ab, wie gut diese drei Ebenen übereinstimmen. (ebd.)
- Bilder: Die optische Wahrnehmung hat für den Menschen eine überragende Bedeutung. Die Bildkommunikation ist das wichtigste Element beim Transfer von Informationen. "We are incredible at remembering pictures. Hear a piece of information, and three days later you'll remember 10 percent of it. Add a picture and you'll remember 65 percent." (Medina, 2014) (ebd.)
Weshalb das Multimedia-Prinzip so greift, wird somit deutlich:
Multimedia-Prinzip: Nach den Untersuchungen von (Mayer, et al.) und (Meyer, 1996) ist es bei der Informationsvermittlung von Vorteil Text, Bild, Audio und Video so zu kombinieren, da Auge und Ohr gleichzeitig angesprochen werden. Nachfolgend sind einige der empirischen Befunde aus den Untersuchungen wiedergegeben.
- Bilder werden schneller aufgenommen als sprachliche oder textliche Inhalte.
- Bilder werden besser gespeichert und verarbeitet als sprachliche oder textliche Informationen.
2. Theoriebezug, weshalb Informatik mittels einer Portfolio-Website vermittelt werden kann
Gerade die Informatikbranche bemängelt ein Nachwuchsproblem. Wäre es dann nicht an der Zeit, die Informatik näher zu bringen, indem Schülerinnen und Schüler sich selbst präsentieren können – und das für die Zukunft? Denn eine Bewerbung bedeutet, für sich zu werben.
Folgende Argument Döbeli, Beat: Mehr als «0» und «1», Wozu Informatik
Berufswahlargument: Schülerinnen und Schüler für Informatik gewinnen
Die Informatikbranche selbst führt oft den Informatiker Mangel als wichtige Begründung für Informatik in der Schule an. «Schülerinnen und Schüler können sich unter Informatik wenig vorstellen und kommen so gar nicht auf die Idee, Informatik zustudieren oder eine Berufslehre im Bereich der Informatik zu machen», so das Berufswahlargument
Kernaussagen nach Döbeli
- Informatik ist die Wissenschaft der strukturierten und automatisierten Informationsverarbeitung.
- Informatik ist mehr als Programmieren.
- Konstruktionismusargument: Mit Informatik lässt sich Mathematik, Geometrie oder Physik besser begreifen.
- Wissenschaftsargument: Mit Informatik lassen sich neue wissenschaftliche Erkenntnisse gewinnen.
- Denkobjektargument: Mit Informatik lassen sich Vorstellungen von Intelligenz, Leben oder Willensfreiheit schärfen.
- Problemlöseargument: Informatik hilft, Probleme besser zu lösen.
- Arbeitstechnikargument: Mit Informatik lassen sich überfachliche Kompetenzen üben.
- Interesseargument: Mit Informatik lassen sich Schülerinnen und Schüler mit technischem Interesse ansprechen.
- Welterklärungs- oder Mündigkeitsargument: Mit Informatik lässt sich die technisierte Welt verstehen und mitgestalten.
- Konzeptwissenargument: Mit Informatik lassen sich digitale Werkzeuge leichter erlernen und effizienter nutzen.
- Informatik lässt sich auch >be-greifbar« vermitteln.
- Ziel von Informatik in der Schule ist nicht die Ausbildung von Berufsleuten, sondern das Vermitteln von computational thinking als Teil der Allgemeinbildung.
3. Theoriebezug, weshalb die Form des Mediums den Inhalt prägt
Mit der eigenen Portfolio-Website lernen die SuS nicht nur eine Website zu kreieren, sie lernen auch sich selber ins richtige Licht zu rücken. Diese Portfolio-Website dient ihnen, um sich um eine Lehrstelle zu bewerben. Für die Zukunft können sie diese mit Zeugnissen und Arbeiten, die sie während der Lehre gemacht haben, anreichern und so für weitere Bewerbungen benutzen. Auch hilft ihnen ihre eigene Site als sichere Ablage, auf der sie alle Arbeiten speichern können, auf die sie mal zurückgreifen können.
siehe Anhang Doc Zeitplan