Herzgeräusch

Definition:

    • pathologisches Geräusch bei Herzauskultation (Herzton => physiologisch) mit unterschiedlicher Charakteristika / Hinweis auf organische Pathologie Herz bzw. Gefäße
    • CAVE: akzidentelle + funktionelle sind sind keine pathologischen Geräusche

Charakteristika:

    • Diastolikum: Geräusch während der Diastole
    • Systolikum: Geräusch während der Systole
    • protosystolisch/-diastolisch: zu Beginn der Systole bzw. Diastole ~ frühsystolisch/-diastolisch
    • mesosystolisch/-diastolisch: in der Mitte der Systole bzw. Diastole
    • telesystolisch/-diastolisch: am Ende der Systole bzw. Diastole ~ spätsystolisch/-diastolisch
    • holosystolisch/-diastolisch: während der gesamten Systole bzw. Diastole
    • crescendo: zunehmend lauter werdend
    • decrescendo: mit abnehmender Lautstärke
    • spindelförmig: erst lauter, dann leiser werdend
    • bandförmig: kontinuierliche Lautstärke
    • Lautstärke: nach Levine / in Bruchwerten x/6 angegeben / Schwirren ~ tastbare Strömungsbewegung am Gefäß
      1. Grad 1/6: leises Herzgeräusch => nur bei ruhiger Umgebung auskultierbar
      2. Grad 2/6: deutlich hörbares Herzgeräusch
      3. Grad 3/6: lautes Herzgeräusch / OHNE Schwirren
      4. Grad 4/6: lautes Herzgeräusch mit zartem Schwirren
      5. Grad 5/6: sehr lautes Herzgeräusch mit deutlichem Schwirren
      6. Grad 6/6: sehr lautes Herzgeräusch => auch ohne Aufsetzen Stethoskop hörbar ("Distanzgeräusch")

Akzidentelle Geräusche:

    • Geräuschphänomene bei herzgesunden Kindern OHNE organ-pathologisches Korrelat
    • Still-Geräusch:
      • mittsystolisch / vibratorisch / PM 3. - 5. ICR zwischen li. Sternalrand + Mamille / 1/6 bis 3/6 => häufig 3. - 6. Lj.
      • evtl. durch Sehnenfäden: fadenartige, fibrönse, fibromuskuläre Strukturen => verbinden Papillarmuskel, Ventrikelseptum oder freie Wand des li Ventrikel)
      • DD: kleiner VSD
    • Strömungsgeräusch derPulmonalarterienbifurkation:
      • rau / PM 2. ICR li + re parasternal / 1/6 bis 2/6 / Fortleitung in Rücken => häufig Neugeborene, Säuglinge bis 6. Monat
      • postpartal durch kardiopulmonale Adaption Neugeborenes => große Mengen Blut in Lungenkreislauf => Pulmonalarterien relativ klein => turbulente Strömung + Geräuschbildung
      • DD: Pulmonalklappenstenose, Eisenmengerreaktion
    • Pulmonalarterienströmungsgeräusch
      • mittsystolisch / rau / PM 2. ICR li parasternal / 1/6 bis 3/6 => häufig Kleinkinder, Schulkinder, Jugendliche
      • durch systolische Vibrationen innerhalb des Pulmonalarterienstamms
      • DD: Pulmonalklappenstenose
    • Supraklavikuläres akzidentelles Geräusch
      • rau / supraklavikulär + Jugulum + Halsgefäße / 1/6 bis 2/6 => häufig Schulkinder, Jugendliche
      • durch Turbulenzen am Abgang Arm−Hals−Gefäße
      • DD: Aortenstenose
    • Nonnensausen
      • kontinuierlich systolisch−diastolische / summend, weich / supraklavikulär, rechtsseitig betont / Fortleitung infraklavikulär / 1/6 bis 3/6 => häufig Kleinkinder 3. - 6. Lj.
      • Unterscheidung persistierenden Ductus arteriosus bzw. arteriovenöse Fistel => Verstärkung Geräusch im Sitzen + Abschwächung bzw. Verschwinden im Liegen
      • DD: persistierender Ductus arteriosus, arteriovenöse Fistel

Funktionelle Herzgeräusche

    • meist systolische => Strömungsphänomene bei morphologisch unauffälligem Herz−Kreislauf−System durch deutlich erhöhtes Herzminutenvolumen + erhöhtem Fluss über den Herzklappen
    • im Kindesalter v.a. bei hochfieberhaften Infekten, Anämien, Hyperthyreose

Organische Herzgeräusche