seltene progrediente degenerative meist X-chromosomal-rezessiv vererbte Leukodystrophie ZNS => v.a. Säuglingsalter mit Entmarkungsprozessen im ZNS => ca. 1:100000 (ca. 200 Einzelfälle dokumentiert)
Unterscheidung: Erstmanifestation im Säuglingsalter bzw. Neugeborenenalter (Typ Pelizaeus, Typ Seitelberger) bzw. im Erwachsenenalter (Typ Camp-Löwenberg-Hill, autosomal-dominante Vererbung)
Pathogenese:
X-Chromosom lokalisierter Gendefekt mit Deletion bzw. Gendublikation => Synthesestörung bzw. abnorme Syntheserate Lipophilin => gestörte Myelinisierung + verminderte Oligodendrozyten (verminderte Synthese Myelin) + geringe Stabilität des gebildeten Myelins
fehlerhafte Synthese PLP bzw. seine Isoform DM20 evtl. an Pathogenese beteiligt (Tierversuch mit „Jimpy Mouse“)
Klinik:
klassische Form (Typ Pelizaeus) mit Beginn meist 3-5 Lebensmonat => initial Symptom Nystagmus (88%, mit vertikaler Komponente als Zeichen zentraler Störung) => Typ Seitelberger (konnatale Form) früherer, Typ Camp-Löwenberg-Hill (adulte Form) späterer Beginn
Anamese / Klinik / EEG (unspezifische Befunde) / zentral evozierte Potentiale mit vermehrten Latenzen / periphere NLG normal / Liquor unauffällig / MRT (Signalveränderungen Marksubstanz, durch diffuse Hypomyelination)
molekulargenetische Untersuchungen: Nachweis Defektgen Myelin-Proteolipidprotein (PLP) auf langem Arm X-Chr (Xq21.2-q22.) => Nachweis durch Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung (FISH) mit mehr als 40 Mutationen (u.a. Punktmutationen, interstitielle bzw. vollständige Deletionen, Insertionen) => pränatale Diagnose möglich
neuropathologischer Befunde zeigen sudanophile bzw. orthochromatische Leukodystrophie => durch Hypomyelination => diffuser Entmarkungsprozess in Hemisphären (um kleine Gefäße verbleiben Myelinreste) + periphere Nerven unauffällig + Oligodendrozyten enthalten zytoplasmatische Einschlüsse + zahlreiche Myelinschollen in Umgebung