Osteogenesis imperfecta

Definition:

    • genetisch bedingte Skelettdysplasie mit abnormer Knochendichte + Störung Kollagensynthese mit resultierender hoher Knochenbrüchigkeit => ca. 4-7 pro 100000 Einwohnern
    • Synonym: Glasknochenkrankheit

Pathogenese:

    • Kollagen Typ I => Hauptbestandteil Bindegewebe Knochenmatrix => Lagerung aus drei linksgängigen alpha-Tropokollagenketten zu rechtsgängiger Helix => Störung Biosynthese Kollagen ca. 95% Fälle Mutation COL1A1 + COL1A2 => Störung perichondrale Ossifikation
    • Verlust COL1A1-Allel => nur verminderte Synthese Kollagen Typ I => Kollagen jedoch intakt => milde Ausprägung Symptome
    • Mutationen im COL1A1- bzw. COL1A2-Gen z.B. Punktmutation, alternatives Splicing, etc. => v.a. defektes Kollagen vom Typ I synthetisiert => meist Substitution Glycin (wichtigste Aminosäure in Tripelhelix) durch andere Aminosäure + Verdrillung Kollagen-Tripelhelix gestört => verminderten Stabilität => schwere Ausprägung Symptome

Klassifikation:

    • OI Typ I
      • ehemals Osteogenesis imperfecta tarda, Typ Lobstein => mildeste Form => meist erkannt wenn Kind laufen lernt (evtl. erst Mitte 3. Lebensdekade diagnostiziert)
      • Körperbau meist normal + Knochenverformungen minimal / verminderte Muskelkraft / Gelenke Überstreckbarkeit / variierende Sklerafarbe / Hörprobleme (ab 20 Lj.)
    • OI Typ II
      • schwerste Form => unterentwickelte Lungenfunktion / hohe Frakturanfälligkeit / starkee Deformierungen => sehr schlechte Prognose
    • OI Typ III
      • ehemals Osteogenesis imperfecta congenita, Typ Vrolik bzw. Vrolik-Syndrom => Kleinwuchs / höchsten Neigung zu Deformierungen + Brüchen / evtl. Ateminsuffizienz
    • OI Typ IV
      • Kleinwuchs / Skleren normal bis leicht bläulich / Frakturen und Verformungen geringer als Typ III
    • OI Typ V
      • seltenes Phänomen hyperplastischer Kallus (Callus luxurians, spontan überschießende Kallusbildung ohne Fraktur mit anschließender Verknöcherung) => durch Einlagerung Calciumsalzen in Syndesmosen (v.a. Membranae interossea antebrachii et cruris) Pronation bzw. Supination Unterarms bzw. Unterschenkel blockiert
    • OI Typ VI
      • ähnlich klassischer Typ jedoch ohne nachweisbare Mutation => Skleren normal bis leicht bläulich / keine Dentinogenesis imperfecta / alkalische Phosphatase leicht erhöht
    • OI Typ VII
      • Verkürzung proximalen Extremitäten (Rhizomelie) => bisher nur bei Indianerstamm in Quebec bekannt

Klinik:

    • extreme Knochenbrüchigkeit / blaue Skleren / Schwerhörigkeit / Kleinwuchs / skelettale Deformierungen / Skoliose + Kyphose / überdehnbare Gelenke / schwache Muskulatur / Herzklappenfehlbildungen, -Insuffizienz / ASD bzw. VSD / starkes Schwitzen / Neigung Leistenbrüche / Kurzsichtigkeit / Kautschuk-Kopf (weicher Schädel) / weite Fontanellen (Bindegewebe zwischen Schädelnähten)

Therapie:

    • Marknagelung: Indikationen Pseudoarthrosen + schwere Fehlstellungen => mehrfache Osteotomie + Rekonstruktion + Stabilisierung mit Teleskopmarknagelung (wächst mit Knochen)
    • Physiotherapie: keine starre Immobilisierung => Bewegungsprogramm Glasfit
    • Konservativ: mit Calcitonin / Calciferol / Fluor / Bisphosphonaten Krankheitsverlauf verlangsamen bzw. abmildern