Definition:
- autosomal-dominant vererbte Erkrankung aus der Gruppe der neurokutanen Syndrome mit variabler Bildung benigner/maligner Tumore (Phakmatose) => ca. 1:3000-4000
- Synonym: Morbus Recklinghausen
Pathogenese:
- Mutation NF1-Gen auf Chr 17 (17q11.2), ca. 50% Spontanmutationen => codiert zytoplasmatisches mikrotubulusassoziiertes Neurofibromin (Tumorsuppressorprotein) => Deregulierung Zellproliferation mit Entstehung benigner/maligner Tumore + zusätzliche Manifestationen
Klinik:
- Café-au-lait-Flecken: 0,5-50 cm / ca. 100% aller Patienten / tritt jedoch auch ohne NF1 auf; bei NF1 meist >6 / bei Geburt meist vorhanden mit Progredienz bis Erwachsenenalter / evtl. Rückbildung im Alter / kein Prognosefaktor
- Lisch-Knötchen: asymptomatische pathognomonische Irishamartome / 1-2 mm / progredient mit Alter
- Neurofibrome: für Erkrankung hochspezifische benigne Tumore peripherer Nerven / evtl. große plexiforme Neurofibrome mit Verdrängungssymptomen / ca. 100% aller Patienten im Verlauf / 10% entarten zu malignen peripheren Nervenscheidentumoren (negativer Prognosefaktor) / dermale Neurofibrome ohne Entartungsrisiko (meist ab 5. Lj. auftretend) / erhöhtes Wachstum Fibrome während Pubertät bzw. Schwangerschaft
- Hirntumore: v.a. Astrozytom WHO-Grad-I => Optikusgliome (pilozystische Astrozystome) am häufigsten, v.a. 6. Lj., evtl. bds Auftreten => ophthalmologische bzw. endokrinologische Symptome, meist jedoch asymptomatisch, evtl. Spontanregression
- Freckling: sommersprossenartige Pigmentierung Achseln + Inguinalregion (selten Hals, perioral) / ca. 40% aller Patienten
- Primäre Knochenläsionen: ca. 10% mit Skoliosen (Beginn ca. 6-10 Lj.) / Keilbeinflügeldysplasie / kongenitale Pseudoarthrosen Tibia / frühzeitige Verkrümmung lange Röhrenknochen
- Zusätzlich: Minderwuchs / Makrozephalie / zerebrale Anfälle / variable Durchblutungsstörung (durch umschrieben zelluläre Hyperproliferation Gefäßwand) => zerebrale Insulte, renale Hypertonie / spongioforme Myelinveränderungen (im MRT als unidentified bright objects) => v.a. bei Kindern / meist keine geistige Retardierung
Diagnose:
- Diagnostkriterien nach NIHCC (National Institutes of Health Consensus Conference):
- >=6 Café-au-lait-Flecken mit Durchmesser >5 mm bei Präpubertären bzw. >15 mm bei Postpubertären
- >=2 Neurofibrome jeglichen Typs bzw. mindestens 1 plexiformes Neurofibrom
- Sommersprossenartige Pigmentierung Achselhöhle bzw. Inguinalregion
- Optikusgliom einseitig bzw. bds
- Lisch-Knötchen
- Typische Knochenläsionen: Keilbeinflügeldysplasie / Verkrümmungen lange Röhrenknochen / Pseudoarthrosen
- Verwandter 1. Grades mit Diagnose NF1
- NF1-Gensequenzierung bzw. Pränataldiagnostik sehr aufwendig (Größe des Genabschnitts) + keine bekannte Geno-/Phänotyp-Korrelation
Therapie:
- Exzision großer Neurofibrome bei Symptomatik bzw. ästhetischer Gründe => CAVE Manipulation Gewebe evtl. Induzierung weiteres neoplastisches Wachstum / evtl. durch Verwachsung Neurofibrome mit peripheren Nerven schwierige Exzision
- Mastzellstabilisatoren z.B. Ketotifen => Neurofibrome aufgrund Mastzellreichtum oft mit Juckreiz assoziiert
- Frühförderung bei Kindern, evtl. Stimulanzien bei Aufmerksamkeitsstörung / jährlich Kontrollen (internistisch, ophthalmologisch, evtl. MRT)