von-Hippel-Lindau-Syndrom
Definition:
- autosomal-dominant vererbte Erkrankung aus der Gruppe der neurokutanen Syndrome mit variabler Bildung benigner Tumore v.a. Angiome Netzhaut bzw. Kleinhirn, seltener Hirnstamm / Rückenmark / Großhirn => evtl. Kombination mit Neoplasien Niere / Nebenniere / Pankreas / Nebenhoden => ca. 1:36000 - 1:45000,
- Synonyme: Retino-cerebelläre Angiomatose / Netzhautangiomatose / Von-Hippel-Lindau-Czermak-Syndrom
Pathogenese:
- Mutation HL-Gen auf Chr 3 (3p25/26) => ca. 50% Spontanmutationsrate, 35% Missense-Mutationen (Typ 1) bzw. 100% (Typ 2), 75% Patienten mit Keimbahnmutation => 3 Exons kodieren für nukleäres Protein => geht mit Proteinen Elongin-Gruppe Bindung ein => Regelung Angiomatose gestört
- Hämangiome (meist als Hamartome) meist aus Bindegewebsvorläufern => proliferierende Blutgefäßknäuel bzw. Blutschwämme => im Kleinhirn, Hirnstamm, Rückenmark v.a. Hämangioblastome (echte Neoplasien aus proliferierenden Kapillarsprossen)
- angiomatöse retinale Hämangiome => Überwiegen Gefäßanteil => massive Einblutungen ins Auge bzw. bei arteriovenöser Fistel mit Austreten von Gewebsflüssigkeit im Auge (Druckerhöhung)
- fibrosierende retinale Hämangiome => v.a. Traktionsveränderung Netzhaut
- Hämangioblastome => stark vaskularisierter Tumor (CD31/CD34-+ Gefäßendothel + NSE-Expression des Stromas) v.a. im Kleinhirn => langsames Wachstum => v.a. Störung Liquorabfluss + Neoplasie bildet Erythropoetin mit Polyzythämie
Klinik:
- Hämangiome Retina + Hämangioblastome Kleinhirns (60%, meist vor dem 30. Lj. symptomatisch) => Visusstörungen (häufig Initialsymptom) / Kopfschmerzen / Abgeschlagenheit / Hypertonie / Neurologische Symptome / Hirndruckzeichen / Gleichgewichtsstörungen / zerebelläre Ataxie
- zusätzlich Nierenzellkarzinome (Erkrankungsrisiko 25 - 45 %, meist ab 50. Lj.) / Pankreaszysten / Phäochromozytome / Nebenhodenzysten / Polyzythämie / Leberzysten / Leberkavernome
- Unterscheidung klinischer Verläufe + Unterschied in Phänotyp-Genotyp-Korrelation => VHL-Typ I ohne Phäochromozytom / VHL-Typ II mit Phäochromozytom
Diagnose:
- Anamnese / Klinik / bildgebende Darstellung Neoplasien (MRT + KM) / molekulare Genetik + genetisches Beratungsgespräch + Vorsorgeuntersuchung
- diagnostisches Kriterium => Nachweis von beidseitigen bzw. multiplen retinalen Hämangiomen bzw. Nachweis multipler Hämangioblastome in hinterer Schädelgrube
Therapie:
- symptomatische Therapie => chirurgische Exzision bzw. Gamma-Knife bzw. Linearbeschleuniger => v.a. frühzeitige Therapie zur Verhinderung Langzeitschäden / Komplikationen