Tagebucheintrag vom 22.11.2011:

Eichhörnchen, Reh und Luchs

Die erste Nacht im Zelt ist auch etwas geworden. Nämlich kalt und kurz. Trotz Jeans, Pullover, Pullover und dünnen Socken hatte ich kalte Füße bekommen. Ich glaube, in der nächsten Nacht muss ich noch einen Pullover anziehen, vielleicht hilft das. Heute war Frühstücken im Freien angesagt. Es gab gefrorenes Toastbrot, mit kühler Wurst und hartgefrorenem Käse. Dazu servierte mir Grit ein Becher eisgekühlte Limonade. Herrlich erfrischend.

Da wir den ersten Bus in den Nationalpark verpasst hatten, hatten wir noch 4 Stunden Zeit und erkundeten das Resort erst einmal genauer. Als erstes fanden wir eine warme Küche und schweigen trat ein. In dem angrenzenden Café ließen wir uns nieder und klauten den eingemauerten Strom und das in der Luft angereicherte WiFi. Hier hielten wir es bis zur Abfahrt des Busses ganz bequem aus.

Und schließlich kamen wir heute doch noch im „Yosemite National Park“ an. Die Fahrt kam sogar weniger, als wir dachten, denn im Fahrtpreis war die Rückfahrt schon einkalkuliert worden. Schnell hatten wir uns für ein Wanderziel, den 5 km entfernten „Mirror Lake“, entschieden.

Wir waren noch keine 200 Meter gegangen, da tauchte vor uns eine Gruppe Rehe auf, die für ein paar Fotos sogar erschrocken stehen blieben. Um die armen Tiere nicht weiter zu stören verfolgten wir sie nicht weiter, sondern setzten unseren Weg fort. Hier und da konnten wir auch graue Eichhörnchen fotografieren, wenn sie sich nicht gerade gegenseitig verjagten. Bei der Vorbereitung auf ihren Winterschlaf, scheinen diese putzigen Tierchen besonders angriffslustig zu sein. So einem Eichhörnchen will ich lieber nicht im Dunklen begegnen. Die sind so klein und ich will nicht ausversehen Eines ertreten.

Nicht viele Wanderer kreuzten unseren Weg und so konnten wir die Stille und Schönheit des Nationalparks in vollen Zügen genießen. Nur ab und zu begegneten wir einer lärmenden Gruppe von Kindern mit ihren erziehungsunfähigen Eltern. Diese Familien werden wohl nur taube Tiere zu Gesicht bekommen, denn Alles was Ohren und mehr Verstand als die Kinder hatte, versteckte sich. Die Gattung des „Homo Sapiens Sapiens“ bildete hierbei die Ausnahme.

An einer Pfütze hörte die Beschilderung für den „Mirror Lake“ unvermittelt auf und wir fragten uns, wo der See zu finden wäre. Ein älterer Mann, der uns entgegen kam hatte sich die gleiche Frage gestellt und ich entdeckte auf einem Informationsschild, dass die Pfütze der See sein sollte. Der „Mirror Lake“ wäre vielleicht gerade mal ein See gewesen, wenn man ihn mit einem Spiegel verdoppelt hätte. Aber ich muss zugeben, dass es schon eine beeindruckend große Pfütze war.

Die Zeit war noch nicht soweit voran geschritten, dass wir hätten umkehren müssen, also gingen wir weiter zum „Tenaya Creek“. Die Tier- und Pflanzenwelt war weitestgehend schon auf Winter eingestellt und kaum noch vertreten.

Der „Tenaya Creek“ stellte sich als Kreuzung heraus, ohne auch nur in irgendeiner Weise besonders zu sein. Daher hielten wir uns nicht lange hier auf, sondern wollten auf einem Rundweg zurück zur Bushaltestelle gehen. Doch leider versperrte uns ein Schild mit der Aufschrift „Lebensgefahr! Herunterfallende Felsen!“ den Weg. Jetzt hatten wir aber Stress. Denn in zwei Stunden sollte der letzte Bus aus dem Nationalpark fahren und wenn wir den verpassten, dann hätten wir ein Problem. Da wir den gesamten Weg zurück gehen mussten, hatten wir etwa 8 km noch vor uns.

Es war weder eine Katze, noch ein Hund, was da vor uns auf dem Weg entlang lief, sondern es war ein Luchs. Leider waren wir zu weit weg und es war schon zu dämmrig, als dass wir Fotos hätten machen können. Und als eine beleibtere Touristin den Luchs mit einen Blitzlichtfoto endgültig in die Flucht geschlagen hatte, brauchten wir uns auch nicht mehr anschleichen. Bei Vorbeigehen meinte die Touristin nur, dass es schade sei, dass sich das Tier verkrochen hat. Naivität scheint bei ihr eine Lebenseinstellung zu sein.

Zurück am „Mirror Lake“ probierten wir einen anderen Weg aus in der Hoffnung, es handelte sich um eine Abkürzung. Gleich nach 50 Metern stießen wir auf eine große Ansammlung von Steintürmen, die die Besucher aufgebaut hatten. Wir selbst hatten keinen Turm gebaut, da wir die anderen Türme zerstört hätten, wenn unser Turm umfiele.

Es war tatsächlich eine Abkürzung zur Bushaltestelle gewesen und wir erwischten sogar noch den Bus, der eine Stunde früher fuhr. Die Rückfahrt ins Resort dauerte wie die Hinfahrt über eine Stunde und es war bereits wieder dunkel, als wir den Berg zum Zelt hinauf gingen. Doch diesmal hatten wir die Taschenlampe griffbereit.

Um uns die Nacht erträglicher zu machen hatten wir mehrere Sicherheitsmaßnahmen ergriffen. Wir legten auf der Matraze unsere Isomatten und Grit sogar den Schlafsack. Und unmittelbar vor dem Schlafen gehen tranken wir im Café noch jeder eine heiße Schokolade. So durchgewärmt kann die Nacht kommen.

21.11.2011                                                                                                                                                                                                       23.11.2011