Tagebucheintrag vom 18.04.2011

Der Schreck mit dem Gepäck

Hatte ich schon erwähnt, dass ich Landen nicht mag?? Da änderten auch knapp 18000 Flugkilometer nichts. Aber wir waren wieder unten. Und das sogar zum allerersten Mal auf der Südhalbkugel der Erde. Auf der Nordhalbkugel stehen die Menschen ja AUF der Erde und im Süden, jetzt kommst, AUCH. Wahnsinn. Die fallen nicht runter oder so, sondern bleiben an Ort und Stelle stehen. Und natürlich genau vor uns in der langen Schlange am Check-Out. Schon im Flugzeug haben wir Einreisekärtchen bekommen, auf denen wir ankreuzen mussten, dass wir weder Tuberkulose noch eine kriminelle Vergangenheit haben. Kleine Lügen schaden nie. Bei der Angabe einer Adresse wurde es schon schwieriger. Wir haben die Adresse des Youth Hostel genommen. Hatte gereicht.

In Sydney hatten wir einen 2 stündigen Aufenthalt, einen ordentlichen Jetleg und schon fast keine Lust mehr aufs Fliegen. Was soll's. Auf zur letzten Runde. Noch schnell eine kleine Stärkung bei Hungry Jack's, einer Art Analog-McDonalds, zu uns genommen und dann ab in den Flieger. Während des Fluges wollte ich schon etwas an diesem Tagebuch schreiben, da fingen die Videobildschirme plötzlich an zu flimmern. Und als vom Piloten die Durchsage kam, alle elektronischen Geräte auszuschalten, hab ich lieber auf mein Flugsimulatorspiel verzichtet. Nicht das mir der Rechner samt Flugzeug noch abstürzt. Das Flugzeug ging zur Landung über, keinen weiteren Kommentar an dieser Stelle.

Melbourne. Das erste größere Ziel unserer Reise. Überraschender Weise waren wir nicht nur die Ersten an der Gepäckausgabe, sondern mein Rucksack kam auch gleich zu Beginn raus. Dann kamen ein paar Koffer, und noch mehr Koffer, ein paar Trolleys, ein altmodischer Riesenkoffer, eine Tasche in der man ein Surfbrett hätte verstecken können und, und, und. Nur Grits Rucksack weigerte sich stur angerollt zu kommen. Der Kleine war sogar so frech, noch in Sydney gewesen zu sein, als wir längst in der Luft waren. Es hieß, in einer Stunde könnten wir ihn aus dem Kofferparadis abholen. Hat zwar 90 Minuten gedauert, aber war zum Glück alles noch da.

Was wäre ein gelöstes Problem, wenn es nicht gleich das Nächste geben würde? Wir haben keinen Stadtplan gefunden, wo der Airport verzeichnet war. Wo zum Kuckuck waren wir??? Und den Shuttelbus für 16$ pro Person war uns echt zu teuer. Außerdem hätte uns der in Zentrum gebracht und nicht zur Jugendherberge. Wir haben also das gemacht, was wir am Besten können: Blöd dastehen. Und siehe da, die Freundlichkeit der Australier durfte sich bei uns voll ausleben. Wir wurden von einem Airport-Angestellten gefragt, ob und wie er uns helfen könnte. Ich dachte kurz an einen Salto rückwärts, und uns zu unterhalten, entschied mich aber doch für eine Auskunft bezüglich einer Abschiebung aus dem Terminal. Er hat uns echt gut erklärt, wo wir die Bushaltestelle finden, welchen Bus wir nehmen sollten und wie weit wir damit fahren müssten. Echt genial. Nur schade war, dass von dieser Stelle aus nur alle 3 Stunden ein Bus mit dieser Nummer abfährt. Ein Fahrer einer anderen Linie (901) hat Grit einen Alternativplan erklärt, während ich in der Sonne und auf meinem Rucksack gepennt hatte. Grit hat mich auch gleich radikal und erfolgreich liebevoll geweckt und mit Hilfe von Bus, Metro und Fussmarsch haben wir die Jugendherberge gefunden. Unterwegs haben wir uns noch mal verlaufen und wieder wurden wir gefragt, ob uns noch zu helfen wäre. Sehr, sehr freundliche Menschen hier. Die verstehen was von Nächstenliebe für den kaputt aussehenden deutschen Touristen.

Es ist Punkt 17:00 Uhr. Grit schläft, ich sitzte auf der Dachterrasse und tippe Text. Plötzlich geschah es. Ich höre jemanden reden, was ich auch verstehe. Schlussfolgerung: Ein Deutscher!!! Oooooch nööö. Da fliegt man um die halbe Welt, nimmt die Strapatzen von 5 Landungen in Kauf nur um aus Deutschland raus zu kommen und dann sowas. Nee, jetzt ist erstmal Schreibpause.

Gute Nacht.

17.04.2011                                                                                                                                                                                                          19.04.2011