Tagebucheintrag vom 01.11.2011:

Dreiradtaxi

Grit musste ich heute Morgen sehr zeitig wecken, damit sie mich aus dem Bett schmeißen konnte. Es war sogar so zeitig, dass das Frühstück noch nicht einmal bereit gestellt wurde. Bis auf 2 Bananen konnte ich nichts ergattern. Doch glücklicher Weise kamen wir aber durch diese harten Maßnahmen rechtzeitig am Busbahnhof an.

Unser heutiges Ziel war die Höhle „Loltun“ in der Nähe von „Oxkutzcab“. Und dass die Busse hier in Mexiko nicht ganz so pünktlich waren, wussten wir ja auch bereits. Doch als sich nach 20 Minuten immer noch nichts regte und die Busse nach „Calcun“, „Progreso“ oder „Valladolid“ schon 2 oder 3 Mal abgefahren waren, fragten wir doch mal nach. Die Dame hinter einem Schalter meinte, der Bus sei vor ein paar Minuten abgefahren und sah uns spöttisch an. Als meinte sie wohl, wir könnten keine Uhren lesen. Das ist aber auch schwierig bei den vielen Zeitumstellungen. Jedenfalls mussten wir jetzt auf den nächsten Bus warten.

In „Oxkutzcab“ fanden wir uns mal wieder in mitten von heftigen Regenschauern wieder und wir machten im Busterminal erst einmal eine Essenspause. Da in „Oxkutzcab“ wie im restlichen Mexiko die Abflussgullis verstopft oder gar nicht erst vorhanden waren, bewegten wir uns mehr schwimmend als laufend zu einem Taxi, dass uns zur Höhle „Loltun“ brachte.

Dort angekommen wurden wir sofort in Empfang genommen und gebeten, noch eine Stunde zu warten, dann wäre ein Guide in englischer Sprache verfügbar. Die Höhle durfte ohne Guide nicht betreten werden und die Bezahlung ist auch etwas anders. Man zahlt so viel, wie es einem Wert ist.

Wir wussten, dass es eine große Höhle sein sollte, doch was wir jetzt vor Augen hatten, überwältigte uns für einen Moment. Diese Höhle war nicht groß, sondern riesig. Wir konnten bis hoch zur Decke sehen. Zugegeben, dass ist nichts Besonderes, aber es war nur möglich, weil hier alles perfekt ausgeleuchtet war. Nach ein paar Metern kamen wir in eine 25 Meter hohe, 50 Meter breite und 300 Meter lange Halle, in der die unzählbaren Stalaktiten an der Decke mit roten, blauen und grünem Licht beleuchtet wurden. In den Schlupflöchern der Decke konnten wir auch ein paar wenige Fledermäuse sehen. So ungefähr 20 auf einem Haufen. Alles hier hatte einen unausgesprochenen Zauber auf uns gelegt, wir waren in einer anderen Welt.

Und so ging es auch noch die restlichen 2 Kilometer weiter. Carlos, unser Guide, sprach sehr gutes Englisch und wir erfuhren von den 2 Kastenkriegen der Mayas gegen die Spanier. Die Mayas benutzten diese Höhle als Versteck für die Frauen und Kinder.

Am Ausgang gaben wir dem Guide 300 Pesos, denn das war es uns auf alle Fälle wert gewesen und so wie er sich gefreute hatte, schien es genau richtig gewesen zu sein. Nun hatten wir aber das Problem, dass wir wieder ein Taxi nach „Oxkutzcab“ benötigten, doch alles was wir sahen war ein klappriges Moped mit einem merkwürdigen Anbau, in dem der Fahrer wahrscheinlich Erntegut oder Kompostabfälle transportierte. Keine 2 Minuten später hielt er neben uns an und fragte „Taxi?“. Eine Frau mit Tochter saß schon drin und wir setzten uns in unserem jugendlichen Frohsinn mit dazu.

Bei den 4,5 Personen hatte der Rasenmähermotor des Mopeds seine liebe Not, die Hügel hinauf zu klettern, doch nach 20 Minuten kamen wir windzerzaust in „Oxkutzcab“ an. Mit dem Bus ging es nach „Mérida“ zurück.

In „Mérida“ machte mich Grit auf einem Laden aufmerksam, in dem es Umhängetaschen gab. Super, wir fanden eine stylische, in schwarz gehaltene Tasche für mich, denn meine Alte ging schon fast gänzlich aus dem Leim. Also ich meinte meine alte Tasche. Der Verkäufer fragte uns, woher wir seinen und als ich ihm „Deutschland“ antwortete, meinte er nur: „Ah, Nazi, oder?“. Er schien keine Ahnung gehabt zu haben, was er da eigentlich sagte, denn sonst hätte er nicht so freundlich dabei gegrinst. Wir jedenfalls verließen den Laden so schnell es ging wieder. Mir ist die deutsche Vergangenheit vielleicht nicht peinlich, aber die fehlende Erkenntnis aus der Geschichte ist mir stark zu wider.

31.10.2011                                                                                                                                                                                                       02.11.2011