Tagebucheintrag vom 06.06.2011:

Cheesepulver

Grit hatte glücklicher Weise heute Nacht einen tiefen, festen Schlaf. Ich hingegen hatte auf meinem Zimmer einen asozialen Mitmenschen, der sich im Stundentakt lautstark die Nase hochgezogen hatte. Somit wusste ich meistens genau, wie spät es ist. Daher war es auch meine erste Tat nach dem Frühstück das Zimmer zu wechseln. Hier in Australien bekommt jeder Gast einer Jugendherberge eine orange Zugangskarte, mit der er sein Zimmer, den Haupteingang und die Baderäume auf dem Flur öffnen kann. Da ich allerdings jetzt auschecken musste, musste ich auch diese Karte abgeben. Freundlicher Weise bekam ich eine der seltenen blauen Karten, damit ich wenigstens das Klo nutzen konnte.

Durch den Stadtkern von Brisbane waren wir schnell durchgelaufen und befanden uns bald wieder im Botanischen Garten. Heute allerdings wählten wir den Weg über Holzwege am Flussufer entlang. Und schon waren wir auch am Schifffahrtsmuseum angekommen. Neben einigen großen, liebevoll in Handarbeit gebastelten, Miniaturmodellen von berühmten gesunkenen Schiffen der großen Eroberer und Entdecker Australiens, befanden sich auch noch ein paar lebensgroße Boote auf dem Gelände. Unter anderem die „Ella's Pink Lady“, ein kleines, rosanes und einmastiges Boot mit dem Jessica Watson im Alter von 16 Jahren allein die Welt umsegelte. Daneben ein Boot eines Kanadiers, welches nicht länger als 2 Meter war, dafür aber einen 13 Meter hohen Mast besaß. Und natürlich das Herzstück des Museums: Die Diamantia. Ein kleines Schlachtschiff der australischen Flotte, welches wir auch betretten durften. Hier und da standen auch Utensilien rum, die Taucher am Meeresgrund gefunden hatten. Darunter war auch eine große Vase und ich meinte, dass damit früher Rum, Wein oder Schießpulver transportiert wurde. Grit schaute mich ganz entgeistert an: „Cheeseburger??“. Wir bekamen beide einen Lachflash. Insgesamt verbrachten wir ca. 2,5 Stunden im Museum.Wieder in der Jugendherbe angekommen, durfte ich auch wieder einchecken und das allerbeste dabei war, ich durfte die blaue Karte behalten. Da ich vermutlich der Einzige der ganzen Jugendherberge war, der eine blaue Karte besaß, hatte ich sie selbstverständlich gut sichtbar für neugierige Augen versteckt.

Abends sind wir nochmal durch Brisbane gegangen, um schöne Nachtfotos zu machen. Unter 3 Lampen, die zu künstlerischen Objekten umfunktioniert worden waren, hielten wir eine kleine Fotoseason ab. Weiter ging es über eine Fußgängerbrücke, die von vielen kleinen Lampen in allen möglichen Farben beleuchtet wurde. So müssen sich Drogen anfühlen.

Wenn ich dachte, heute Nacht könnte ich besser, oder überhaupt mal, schlafen, hätte ich schon ahnen müssen, dass daraus nichts werden würde. Nicht nur, dass unsere 5 Mitinsassen sich bis spät nach Mitternacht unterhielten. Das Schlimmere war, dass es 5 Personen waren. Es waren aber nur noch 4 Betten frei. Also wurde gegen 1 Uhr Einer von Personal geholt und ausgeknobelt, war gehen musste. Es war scheinbar der Analphabet, der seine Zimmernummer nicht lesen konnte. Langsam kehrte auch Ruhe ein.

05.06.2011                                                                                                                                                                                                         07.06.2011