Tagebucheintrag vom 19.10.2011:

Chickenpizza als Weltwunder

Diesmal durften wir es uns nicht erlauben faul zu sein, denn unser Busticket war bereits bezahlt. Wir fanden uns pünktlich am Busbahnhof ein und warteten auf das Vehikel, welches uns nach „Chichen Itza“ bringen sollte. Wir warteten und warteten, fragten dreimal einen Angestellten, warteten wieder und wurden schließlich belohnt. Unser Bus kam tatsächlich noch und hatte nicht mal 20 Minuten Verspätung. Diesmal gönnten wir uns nur 2. Klasse, da die 1. Klasse nicht nach Chichen Itza fuhr.

Wir stiegen allerdings nicht an einer Mayaruinenstadt aus, sondern wie es schien auf einem Jahrmarkt. Überall boten Händler ihre kunterbunten Waren an und wollten gleich unsere Freunde sein. Das ständige: „Amigo, good price!“ wurde nur irgendwann unglaubwürdig. Eine gekaufte Freundschaft ist nichts für mich.

Bald befanden wir uns am Ticketschalter, doch bevor wir den jedoch erreichten, redete schon wieder ein Mann auf uns ein, ob wir nicht einen „Guide“ haben möchten. Als ich fragte, ob es auch auf Deutsch ginge, sollten wir nur einen Moment warten. Das nutzen wir schamlos aus, um endlich unsere Eintrittskarten kaufen zu können und als wir uns umdrehten stand ein anderer Mann da, vermutlich einer der deutsch sprach.

Eigentlich wollten wir erst einmal allein durch die Ruinen streifen und uns im Anschluss die Informationen holen, doch als der Preis für die Führung um 1/3 gefallen war, willigten wir ein. Warum wir einen 2. Eintritt zahlen mussten, war uns schleierhaft, doch der Gesamtpreis stimmte mit der Internetrecherche überein.

Und plötzlich standen wir vor der großen Mayapyramide in Chichen Itza, einem der neugewählten 7 Weltwunder. Neben den Coloseum in Rom ist es somit das 2. neue Weltwunder, was ich bestaunen durfte. Leider durften wir nicht auf die Ruinen klettern, da es seit Juli 2007 verboten wurde. Schade, von da oben hätten wir sicher eine tolle Aussicht auf das Gelände gehabt. Der Guide bat uns aber nicht den gleichen, dummen Fehler zu machen wie die meisten amerikanischen Touristen. Es heißt hier Chichen Itza und nicht Chickenpizza. Die Mexikaner sticheln gerne mal gegen die Amerikaner, genauso wie die Australier gegen die Neuseeländer. Das nennt sich, glaube ich, erlaubter Rassismus.

Beeindruckend sind die Bauwerke allemal, nur die vielen Händler, die einem ins Kamerabild laufen und ihre Waren anboten, wurden zur Qual. Mal ein gutes Bild oder gar ein Video hinzukriegen gestaltete sich für uns echt schwierig.

Allerdings waren wir nun doch froh, dass wir uns für einen Guide entschieden hatten, da wir sonst gar nicht gewusst hätten, was wir um uns herum wirklich sahen. Den Kriegerplatz hätten wir bestimmt nicht vom Tanzplatz unterscheiden können und die Opferstätte wäre wohl nur ein Friedhof geworden. Auch über die Ausrichtung der Pyramide erfuhren wir viel und das der Schatten der Pyramide zu einer bestimmten Tageszeit genau auf einen bestimmten Bereich fiel

Nach über einer Stunde war die Tour vorbei und wir konnten den Guide gleich an Ort und Stelle bezahlen und brauchten nicht erst mit zurück zu gehen. Es war fast eindeutig, dass es sich hierbei um einen inoffiziellen Nebenverdienst des Mannes gehandelt hatte, aber seine Erklärungen waren schlüssig und verständlich.

Wir gingen noch einmal den gleichen Rundweg und versuchten uns an die Bedeutungen der einzelnen Gebäude zu erinnern, was uns erstaunlicher Weise sehr gut gelang, trotz der Fülle an Informationen.

Es wurde zunehmend wärmer und der Platz füllte sich ebenso mit noch mehr Touristen. Die Händler schienen alle Reptilien zu sein, denn je wärmer es wurde, desto aktiver wurden sie. Wir holten uns noch ein Eis, setzten uns ins Gras und ließen die Ruinen auf uns einwirken, bis wir uns auf den Heimweg machten. Der Bus hatte diesmal noch etwas mehr Verspätung, aber er kam noch. Glück gehabt. Auf der Fahrt nach Valladolid dösten wir beide vor uns hin, wachten aber noch rechtzeitig auf um aussteigen zu können.

Um den ereignisreichen Tag abzuschließen holten wir uns am Abend noch eine Chickenpizza, belegt mit Schinken, Champion und Salami.

18.10.2011                                                                                                                                                                                                       20.10.2011