Tagebucheintrag vom 11.12.2011:

Hard Rock Zahnarzt

Beim ersten Aufbäumen meines müden Körpers fiel mein Blick aus dem Fenster auf einen riesigen beleuchteten Zahn, unter dem der Name „Hard Rock“ stand. Erst dachte ich, meine Augen spielten mir einen Streich, doch dann wusste ich, es war auch so. Es handelte sich nicht um einen Zahn, sondern um eine umgedrehte Gitarre. Das Griffbrett mit den Saiten hatte ich glatt übersehen.

Nach dem Frühstück, es gab ein leckeres Stück Schokoladenkuchen, machten wir uns auf die Socken, um den einzigen Tag in Seattle auch irgendwie auszunutzen. Auf dem Weg zum „Seattle Center“ kamen wir nur sehr schleppend voran, denn wir sahen das Schaufenster einer Glasbläserei. Die Objekte sahen echt gut aus, und da es uns draußen eh etwas zu kalt wurde, betraten wir einfach mal den Laden. Die Eiszapfen aus Glas sahen besonders realistisch aus und wie ein knapp 1 Quadratmeter Glasteller geblasen wurde, hätte mich schon mal interessiert.

Unser Interesse wurde durch eine Besichtigung der Bläserwerkstatt anhaltend wachgehalten, denn hier konnten wir den Meistern und Lehrlingen bei der Ausübung ihrer Kreativität zusehen. An Hinweistafeln an der Wand erfuhren wir etwas über den Zusammenhang zwischen Temperatur und Farbausprägung. Keine Ahnung für was man es mal brauchen kann, aber schon mal gut zu wissen. Schweren Herzens verabschiedeten wir uns von dem Verkäufer, der es scheinbar schon gewohnt war, dass die Leute erst gaffen und dann nix kaufen.

Gegen Mittag kamen wir am „Seattle Center“ an. Hier war gleich im Eingangsbereich eine riesige Modelleisenbahnanlage aufgebaute worden, auf der Züge der Spurbreite H1 fuhren. Das aber nur am Rand um meine Fachkenntnisse kund zu tun. Neben einigen Fressbuden war auch eine Bühne errichtet worden, auf der bald eine Kinderturngruppe ihr Können zeigen wollte. Zu mindestens stand daneben ein Schild, was dieses Großevent ankündigte.

Und bald darauf turnten die kleinen und ganz kleinen Kinder den großen, faul auf Stühlen sitzenden Erwachsenen etwas vor. Hin und wieder sah es doch sehr trollig aus und es fiel schwer nicht gleich vor Lachen zu platzen. Nach knapp 90 Minuten hatten wir uns bestimmt schon 2 Rippen vor unterdrücktem Lachen angeknackst und der Hunger hatte uns doch eingeholt. Nur leider waren die Preise an den Fressbuden inkompatibel mit unserer Finanzlage und so verließen wir zunächst das „Seattle Center“ wieder, um die der Stadt etwas Nahrhaftes zu finden.

Schließlich landeten wir wieder bei McDonalds. Nach diesem narrenhaften Schmaus gingen wir kreuz und quer, aber immer systematisch in Richtung Hostel zurück. Das ging so lange gut, bis wir auf einen kleinen Miniweihnachtsmarkt stießen. Zu einer Tasse heißer Schokolade konnte ich und zu einer Tüte Minidounats konnte Grit nicht nein sagen und so schlenderten wir mit diesen Glücks- und Kalorienbomben zurück zum Hostel.

Unser 6-Bett-Zimmer war jetzt beinahe voll belegt und wir hatten nun mit 6 weiteren Personen das Vergnügen. Eigentlich waren es ganz angenehme Mitbewohner, bis auf den einen Querschläger, der in der Nacht einfach keine Ruhe geben konnte. Der Idiotismus hält also auch in Seattle schon Einkehr..

10.12.2011                                                                                                                                                                                                       12.12.2011