Tagebucheintrag vom 22.05.2011:

Auf wackligen Beinen

Überraschend ausgeruht sind wir heute schon eine Stunde vor dem Wecker aufgewacht und haben uns gleich ans Packen gemacht. Ich kann mir nicht helfen, aber es mutmaßt uns an, dass unsere Rucksäcke von Mal zu Mal schwerer werden. Glücklicher Weise ist der Bahnhof nicht sehr weit weg und wir kannten den Weg auswendig. Im Zug entdeckte unser spielgetriebener Verstand eine Besonderheit in diesem Wunderwerk des Fortbewegungsmittels. Die Sitze, welche gegen die Fahrtrichtung stehen, können durch umlenken der Sitzlehne in Sitze zur Fahrtrichtung transformiert werden und umgekehrt. Verblüffend, aber zum spielen hatten wir jetzt keine Zeit mehr. Schon standen wir wieder in Sydney Central Station und wechselten den Zug, um zur Jugendherberge zu fahren. Kurz vorm Erreichen der Endstation standen wir schon im Gang und hielten uns fest, als der Zug stark die Geschwindigkeit reduzierte. Ich hielt mich an einem Sitz in Fahrtrichtung fest, der sich prompt in einen Sitz entgegen der Fahrtrichtung verwandelte und dabei die Standfestigkeit meiner Füße hart auf die Probe stellte. Der enormen Trägheit meines Rucksackes ist es wohl zu verdanken, dass diese unerwartete Labilität meines Haltegriffes, keinen größeren Einfluss nahm, und ich dennoch stehengeblieben bin. Oder sagen wir lieber, ich bin nicht umgefallen, das ist näher an der Wahrheit dran.

Eigentlich wollten wir heute nur noch schnell etwas zu trinken kaufen, aber Erstens kommt es anders und Zweitens als man denkt. Wir gingen in Richtung des Obervatory Hills, in der Hoffnung, wir könnten irgendwo was Flüssiges kaufen und kamen direkt ans Observatorium. Natürlich nur um mal zu gaffen. Das Observatorium beinhaltete eine Ansammlung von Gegenständen und Ausstellungsstücke, die zusammengefasst ein kleines Museum ergaben, welches kostenlos bestaunt werden durfte. Nach über einer Stunde waren wir um ein Buch über die Sterne der Südhalbkugel und einer Geschichte der Milchstraße von den Aborigines reicher. Aber immer noch durstig. Der nächste Laden war schnell gefunden und wir konnten unseren Zuckerwasserhaushalt wieder ins Lot bringen. Abends sind wir zum Essen wieder einmal in Richtung Opernhaus ans Wasser gegangen und haben hier auch einen Straßenmusiker mit Saxophon angetroffen. Echt geile Akustikmusik und als Souvenir haben wir uns 2 CD's gekauft. Zum Dank dafür hat er für uns ein Stück von einem deutschen Komponisten gespielt, welches ich aber leider nicht kannte. Er war ein Profimusiker, das war deutlich zu hören.

Unsere neuen Mitbewohner sind aus England, und sie kamen gerade aus Neuseeland. Aus dem schwärmen kamen sie kaum noch heraus, auch wenn es sich dabei nicht nur um die unglaubliche Landschaft und das kalte Wetter handelte, sondern auch von irgendwelchen Wasserlöchern, die nach verfaulten Eiern stanken. Sind aber beide ganz freundlich und scheinen nicht mehr verrückt zu sein, als wir.

21.05.2011                                                                                                                                                                                                          23.05.2011