Tagebucheintrag vom 22.10.2011:

Den Mayas aufs Dach gestiegen

Der Wecker klingelte und flog gleich danach auf den Boden, schon war wieder Ruhe im Schiff. Nur das Aufstehen ließ sich nicht sehr lange hinauszögern, denn heute ging es schließlich endlich zur Mayaruine „Ek Balam“. Nach dem Frühstück fanden wir ein Taxi, welches uns zum Ziel brachte. Der Fahrer war zwar überhaupt nicht davon begeistert, dass er uns die knapp 50 km fahren musste, aber es ist schließlich sein Job und Busse fuhren nicht.

Den Versuch des Anschnallens hätten wir lieber mal sein gelassen, denn Erstens gab es keine Adapter für die Gurte und Zweitens wurden wir nur ungewöhnlich dreckig dabei. Doch immerhin kamen wir heil in „Ek Balam“ an und das ist ja auch schon mal wichtig.

Im Eingangsbereich hatten wir das außerordentliche Pech auf eine Schulklasse zu treffen. Welche Schulklasse macht denn eigentlich am Samstag einen Ausflug?? Glückerweise bog die Klasse nach kurzer Zeit in eine andere Richtung ab und wir konnten uns auf den Weg zu den Ruinen machen. Auf dem Weg dorthin überfiel uns ein einheimischer Krieger und ließ uns erst weitergehen, nachdem wir ein Foto mit ihm gemacht hatten. Wir ließen auch eine kleine Spende da, damit sich der Mann mal was Ordentliches zum Anziehen leisten konnte und nicht nur mit Lendenschurz rumrennen muss.

Nachdem wir um die nächste Ecke gebogen waren, sahen wir auch schon die Ruinen von „Ek Balam“ und wir vermissten tatsächlich die vielen Verkäufer und Bauchladenträger, wie es sie in „Chichen Itza“ gab. Aber im Gegenzug war es hier mal angenehm ruhig und uns sprang nicht plötzlich irgendjemand vor die Kameralinse.

Mit anfänglicher Schüchternheit trauten wir uns erst nicht auf den Ruinen rum zu klettern, bis unser Spieltrieb siegte. Wir kletterten gleich zu Beginn auf die zweitgrößte Pyramide, die wir finden konnten und bekamen einen herrlichen Ausblick zu sehen. Erstaunlicher Weise waren heute kaum Besucher unterwegs und wir hatten die Ruinen fast für uns alleine, wenn man von der Schulklasse einmal absah, die respektlos auf den alten Ruinen rum kletterten.

Grit kletterte nicht nur, sondern sie jumpte auch zu geräuschloser Musik ihre Jumpchoreo. Das fanden auch die anderen wenigen Gäste wieder sehr interessant und schossen auch gleich ein paar Fotos. Nach einer kleinen Erfrischungspause standen wir auch schon vor den 110 hohen Stufen, die zum höchsten Bauwerk dieser Ruine gehörten und der Aufstieg war alles Andere als angenehm. Die Sonne war so stark, dass es nicht mal einen Schatten gab, der uns hätte abkühlen können.

Da es heute ein wolken- und nebelloser Tag war, konnten wir bis zu 50 km weit sehen. Die Ruinen waren mitten im endlosen Wald versteckt. Obwohl, wie versteckt man ein über 30 Meter hohes, 90 Meter breites und 150 Meter langes Bauwerk in einem Wald, dessen Bäume kaum höher als 15 Meter sind? Die Mayas müssen echte Genies gewesen sein, denn vermutlich hatte damals kein feindliches Spähflugzeug die Bauwerke gesehen.

Gegen Ende des Besuches wollte ich nur auf ein gigantisches 3 Meter hohes Gebäude klettern, musste aber einsehen, dass es mit den vollen Taschen nicht ging. Also erst mal Taschen entleert und schon war ich oben. Runter war halt nur das Problem. Mit einem kräftigen Windstoß gelang mir auch Das. Und wir konnten uns endlich ein Eis zum Abkühlen suchen.

Nach dem Kontrollposten am Ausgang fiel mir ein, dass ich meine Taschen doch entleert hatte und dieser Inhalt, bestehend aus meinem Geldbeutel, lag noch immer auf einem Stein in der prallen Sonne. Schnell wollte ich mir eine Ausrede am Kontrollposten einfallen lassen, von wegen ich hätte meinen Geldbeutel vergessen oder so, da stempelte mir der Typ die Eintrittskarten einfach nochmal ab. So ging es natürlich auch. Ein kurzer Ausdauerlauf zu besagtem Stein und siehe da, der Geldbeutel lag noch immer da und hatte nicht einmal einen Sonnenbrand.

Nach dieser Aufregung brauchten wir kein Eis mehr und fuhren lieber gleich zurück nach Valladolid. Dort hatten wir den restlichen Tag benötigt, um uns alle Fotos und Videos von „Ek Balam“ anzusehen.

21.10.2011                                                                                                                                                                                                       23.10.2011