Tagebucheintrag vom 05.11.2011:

Flamingo im Glas

Für 2 Tage ist es mal ganz O.K. gewesen, aber länger faul sein durfte ich wirklich nicht. Grit hatte etwas dagegen und zwar einen Ausflug nach „Celestún“.

Die Busfahrt dahin war nicht wirklich angenehm gewesen. Die Mexikaner sind im Großen und Ganzen klein. Daher benötigen sie auch nur einen kleinen Bereich für die Beine im Bus. Wenn der Abstand zum Vordersitz noch geringer gewesen wäre, dann hätte ich meine Beine noch einmal falten müssen, um sitzen zu können. Doch irgendwie gingen auch diese 2 Stunden Fahrt vorüber.

Gleich bei unserer Ankunft in „Celestún“ sprach uns ein Mann an, der uns die Richtung zum Strand zeigte und uns für eine Flamingotour begeistern wollte. Da eine Flamingotour genau der Grund war, warum wir hierhergekommen waren, stieß der Mann bei uns auf offene Ohren.

Wir hatten noch etwas Zeit bis zum Beginn der Tour und aßen daher was zum Mittag, bevor wir uns an den Sammelpunkt begaben. Die Tour sollte ursprünglich 250 Pesos pro Person kosten, doch bevor wir richtig starten konnten, mussten wir noch Eintritt für den Nationalpark und ein Taxi bezahlen. Das dämpfte die Vorfreude ein wenig, denn wir wussten nicht, was noch alles auf uns zukommen sollte. Ich kann es schon vorweg nehmen, wir mussten nichts weiter zahlen.

Mit einem Mopedtaxi erreichten wir mit leicht drehenden Mägen den Hafen und stiegen auch gleich in ein kleine Boot mit Außenborder. 7 Personen hatten auf dem Boot Platz und diese wurden von 3 Pärchen und einem Steuermann eingenommen. Und schon ging es los. Mit etwa 30 Stundenkilometern, die in einem engen Hafen schnell sein können fuhren wir um die nächste Ecke und hielten gleich wieder an.

Unser Steuermann stieg aus und ließ uns allein zurück. Keiner wusste, was los war, bis der Mann mit einem Kanister voller Treibstoff wieder einstieg. Ach so, nur ein kurzer Tankstopp also. Nun konnte die Fahrt weitergehen und wenn ich dachte, die 30 Stundenkilometer wäre viel gewesen, dann wurde ich mit den jetzigen 60-70 Stundenkilometern eines besseren belehrt.

Die rasante Bootsfahrt dauerte etwa 45 Minuten. Unterwegs sahen wir Pelikäne am Strand sitzen, doch bei so einer Geschwindigkeit auf welligem Untergrund ist es schwer anständige Fotos zu machen. Nur einmal hielten wir für ein paar Pelikanfotos an. Unser dritter und letzter Stopp auf dem Weg zu den Flamingos war bei ein paar Männern, die im Wasser nach Austern tauchten. Auch interessant, was so Alles im Wasser rumschwimmt.

Von Weitem sah es aus, wie ein rosaroter Teppich, doch als wir näher ranfuhren, erkannten wir Hälse, Schnäbel und ein Gewirr aus vielen Beinen im roten Wasser. Das Wasser ist hier blutrot, da am 50 cm tiefen Meeresboden rote Algen wuchsen. Das allein hätte schon für viele Fotos gereicht, doch die etwa 500 Flamingos machten das Schauspiel perfekt. Wir sahen Flamingos in allen Regenbogen Farben von Hellrosa bis Dunkelrot.

Nachdem wir 5 Minuten bei den Flamingos waren und insgesamt etwa 20.000 Bilder geschossen hatten, kehrten wir wieder um. Doch auch diesmal unterbrachen wir unsere Fahrt. Und diesmal durften nicht nur der Steuermann, sondern alle aussteigen. Wir gingen einen etwa 100 Meter langen Rundweg durchs Gebüsch, aber was wir hier sehen sollten, wusste wiedermal Keiner so genau. Tiere waren es jedenfalls nicht, denn selbst die Termiten hatten ihre Bauten verlassen. Vielleicht sollten wir uns die Bauten anschauen, keine Ahnung.

Nach den nächsten 45 Minuten rasanter Fahrt war mein Hintern froh, endlich nicht mehr sitzen zu müssen. Um uns etwas die Beine zu vertreten fuhren wir nicht mit dem Taxi zurück, sondern sparten uns das Geld und gingen zu Fuß.

Es war erst früher Nachmittag und zurück nach Mérida wollten wir noch nicht. Daher machte es sich jeder auf seiner Lieblingsart am Strand gemütlich. Grit suchte und fotografierte Muscheln und ich saß an der Bar und trank Bier zur Abkühlung. Ich hatte gerade mal zwei geschafft, da kam Grit zurück. Ich bestellte ein Drittes und Grit sich den Cocktail des Tages: einen Flamingo. Dieses rosane Getränk schmeckte etwas zu süß für meinen Geschmack.

Auf der Busfahrt zurück nach Mérida machte sich das Bier allerdings in der Blase und im Kopf bemerkbar. Ich schlief die erste Stunde über, doch dann musste ich ganz dringend aufs Klo. Ich war sogar bereit, auszusteigen und mit dem nächsten Bus weiterzufahren. Und fast genau das taten wir dann auch. Wir stiegen bei der nächstbesten Gelegenheit aus und ich rannte aufs Klo. Das tat vielleicht gut. Als ich 3 Minuten später fertig war, stand der Bus noch immer da. Grit hatte dafür gesorgt und wir konnten gleich weiterfahren. Ich schlief auch sofort wieder ein.

Abends entdeckten wir eine kleine Gaststätte mit günstigen Preisen. Hier trank ich dann mein 4. und letztes Bier für heute, ließ mich ins Bett bringen und schlief selig und betrunken ein.

04.11.2011                                                                                                                                                                                                       06.11.2011