Tagebucheintrag vom 06.10.2011:

Hängemattenverschwörung

Dass unser Zimmer nicht gerade dicht ist, bemerkten wir schon seit längerem an den vielen Mücken, die uns Nachts vernaschten. Doch wie undicht das Zimmer tatsächlich war, erkannten wir als Grit eine kleine Eidechse am oberen Teil der Wand entdeckte. Der kleine Kerl schien sich richtig wohl bei uns zu fühlen, bis ich die Kamera rausholte. Mietfrei wohnen schien O.K. zu sein, doch auf ein Fotoshooting wollte er sich nicht einlassen und verschwand wortlos nach draußen. Natürlich ohne den Umweg zur Tür zu machen.

Heute kamen wir nur recht schwer in Gang, was bei Temperaturen zwischen 31,9°C und 32,1°C im Schatten nicht verwunderlich war. So kam es auch, dass wir erst abends durch Mérida spazierten und prompt von einem Professor der Universität von Mérida angesprochen wurden. Nach kurzem Gespräch führte er uns in die Universität, die nur eine Straße weiter lag. Er erklärte uns etwas über das Gebäude und seiner Fachrichtung: Archäologie. Warum genau, war uns ehrlich gesagt ein Rätzel, doch irgendwann sprach er von „Hängematten“. Der deutsche Wortschatz der mexikanischen Bevölkerung scheint sich auf 4 Wörter zu begrenzen: „Hallo“, „Willkommen“, „Oktoberfest“ und „Hängematte“. Da wir dummerweise interessierte Gesichter gemacht hatten und immer mal wieder zugestimmt hatten, führte er uns in ein Geschäft, in dem es Hängematten zu kaufen gab. Dann war er ganz schnell verschwunden und ein Anderer bequatschte uns.

Die Strategie war gar nicht mal so übel. Anstatt uns gleich mit der Ware zu konfrontieren zeigte er uns ein Fotoalbum über die Herstellung der Hängematten per Hand. Alles hochinteressant, doch was wird uns das kosten? Nach mehr als einer halben Stunde in dem Laden lag ich in mindestens 4 verschiedenen Hängematten und hatte den Preis von 2300 Pesos auf sage und schreibe 600 Pesos herunter gehandelt bekommen, bevor wir dann doch gingen. Wir hatten uns schon für eine Farbe entschieden gehabt und der Verkäufer packte sie auch schon ein, da rüttelte mich Grit wach. Gut, der Preis ist zwar auf knapp 25% gefallen, aber wir haben trotzdem keinen Vergleich zu anderen Herstellern. Also gingen wir kurzerhand und es war uns auch ziemlich gleichgültig, dass der Verkäufer den fertig gepackten Beutel auf die Tresen knallte und wutschnaufend ins Hinterzimmer verschwand. Kurze Zeit später im Hostel las ich an einem Hinweisschild, dass die Hängematten ungefähr 300 Pesos wert seien und wir und an diesem Preis orientieren könnten. Da hat mich Grit aber vor einer Dummheit bewahrt, ein Glück, dass ich sie habe. Obwohl mir die Farbe doch sehr gefallen hatte.

Nach den traditionellen Nudeln mit Soße gingen wir wieder in die Stadt, um die Kathedrale bei nächtlicher Beleuchtung durch Fotos zu verewigen. Und wieder sprach uns ein Typ an. Zwar kein Professor der Universität, doch die Wörter „Oktoberfest“ und „Hängematte“ klangen sehr bekannt. Auch er wollte uns einen Laden zeigen, der gleich hinter der nächsten Ecke lag. Es war genau der Laden, wo vermutlich noch immer eine Plastiktüte auf den Tresen lag und im Hinterzimmer jemand tobte. Diesmal wimmelten wir den Typen ab, was gar nicht so einfach war. Erst nach einem Blick zu einem Polizeibeamten ließ er von uns ab.

Von nun an werden wir folgende Strategie anwenden: wenn uns wieder Einer was von Hängematten erzählen will, sagen wir einfach, wir haben schon Eine gekauft. Und zwar aus einem ganz tollen Laden, der nicht weit von hier gleich um die Ecke liegt, mit einem wütenden Verkäufer und schon eingetüteter Hängematte. Damit werden wir hoffentlich Erfolg haben und diese Hängemattenverschwörung bekämpfen. Eigentlich schade, dass uns heute Keiner mehr ansprach.

Abends wurde nicht weit von unserer Unterkunft mexikanische Livemusik mit dazugehörigen Tänzen geboten. Das ließen wir uns natürlich nicht entgehen. Als wir dort ankamen spielte bereits eine Band und trotzdem herrschte ein ziemliches Gewühle und Gedränge um die letzten Sitzplätze. Wir ergatterten noch zwei Plätze auf eine Gemeinschaftsbank und genossen die fremde, musikalische  Kultur. Es traten verschiedene Gruppen oder Solisten auf und wir bekamen einen guten Einblick in die lebensfrohe Lebensart der Leute hier. Nach ca. 1,5 Stunden war das Spektakel vorbei und wir machten noch einen kleinen Spaziergang in Richtung Hostel.

05.10.2011                                                                                                                                                                                                       07.10.2011