Tagebucheintrag vom 27.05.2011:

Wer bin ich und wenn ja wie viele

Für den heutigen Tagebuchbetrag muss ich etwas weiter ausholen. Vor 2 Tagen waren wir ja, wie erwähnt, beim All-you-can-eat Pizza essen und hatten es schließlich mit 3 Pizzas pro Mann und Frau übertrieben. Mit den dicken Bäuchen schlief es sich ziemlich unruhig und so erwachten wir mehr schlecht als recht ziemlich Müde. Die nächste Nacht verbrachten wir im Zug. Unglücklicherweise saßen wir genau am Beginn eines Waggons und jedes Mal, wenn einer zum Buffetwagen oder zur Toilette wollte, hörten wir die Tür auf uns wieder zugleiten. Ergo war an Schlaf höchstens zu denken. Gegen 4 Uhr in der Früh wechselten wir dann in den Bus. Hier bin ich tatsächlich mal für mehr als eine halbe Stunde weggenickt und schlief den Schlaf des Gerechten. Oder vielleicht auch des Gerechtfertigten. Jedenfalls hatte ich mich nicht wirklich beisammen, als wir den Bus wieder verließen und zum Campingplatz liefen, der nur c. 500 m entfernt ist. Hier fiel mir auf, dass meine Gürteltasche fehlt. Soweit hatte ich ja schon berichtet.

Der gestrige und heutige Tag war geprägt von Telefongesprächen mit CountryLink (der Reisegesellschaft), der Polizei, der deutschen Botschaft und meiner lieben Mutti. Heute wollte ich eigentlich nach Brisbane zu deutschen Botschaft fahren, um einen neuen Reisepass zu beantragen. Zuvor jedoch brauchte ich noch Passbilder. Also erst bei der Rezeption nachgefragt, wo ich welche machen lassen konnte. Bei der Post. Also als Erstes zur Post. Jetzt bin ich stolzer Besitzer von 8 Passbildern, auf denen ich wieder wie ein Konfirmand aussehe. Zweite Station war der Bus und später dann der Zug nach Brisbane. Ich habe mich allein auf die Reise begeben, da Brisbane ein ganzes Stück weit weg ist und wir daher nur ein Ticket zahlen wollten. Ich bin gegen 13:00 Uhr am Hauptbahnhof Brisbane angekommen und das nächste Problem tauchte vor mir auf. Wo war der Ausgang? Ich bin irgendwann über einen Hinterhof entkommen, der sich tatsächlich als Haupteingang angepriesen hatte. Komische Bahnhöfe gab es hier. Einfach die Edward Street hinunter, schon stand ich vor dem deutschen Konsulat. Mit wahnwitziger Geschwindigkeit bin ich den Fahrstuhl bis in den 32. Stock gefahren und stand nun vor der Tür des deutschen Konsulats. Und da stand ich nun. Vor einer VERSCHLOSSENEN Tür. Öffnungszeiten waren Mo.-Fr. 9:00-12:00 Uhr. Das darf ja wohl nicht wahr sein. Ich habe jetzt bis Montag zu warten und muss dann nochmal herkommen. Satz mit 'x', das war wohl nix.

Aber da ich schon mal hier war, wollte ich wenigstens noch den CountryLink-Pass sichern. Das Informationscenter lag gleich um die Ecke. Doch die gute Frau wusste mit CountryLink nichts anzufangen. Sehr bedenklich, dass ist in etwa vergleichbar wie wenn die deutsche Touristinformationsfachangestellte nichts über die Deutsche Bahn weiß. Wenigstens hatte ich noch die Geistesgegenwart aufs gerade Wohl hin ein paar Broschüren einzupacken. Schon 2 Misserfolge heute, aber eine Chance hatte ich noch. Am Bahnhof fand ich ein Travelcenter. Die kannten schon mal CountryLink, soweit so gut. Der äußerst kompetente Mitarbeiter hatte alles getan, um mir zu helfen. Er hatte bei CountryLink angerufen, ob im Fundbüro was aufgetaucht ist. Er hatte versucht, anhand der letzten Buchung etwas heraus zu finden. Beide Versuche endeten Negativ. Schließlich wollte er mir einen neuen Pass mit neuer Buchungsnummer aushändigen, ich müsste mich nur mit meinem Reisepass ausweisen können. Als ich ihm die Geschichte mit dem Verlust ALLER meiner Dokumente und Pässen wiederholte, schien er fast den Tränen nahe zu sein. Er händigte mir eine Bescheinigung aus, mit der ich einen neuen CountryLink-Pass beantragen könne, wenn ich einen neuen Reisepass vorzeigen kann. Ich muss wohl ziemlich mitleidig ausgesehen haben. Aber wenigstens ist es ein Teilerfolg geworden. Auf der Rückfahrt nach Burleigh Heads hätte ich beinahe noch meine Haltestelle verpasst, da es schon dunkel geworden war.

Kaum war ich wieder am Campingplatz angekommen, wunderte ich mich kurz über die vielen neuen Zelte. Gestern noch waren es nur 2, heute etwa 10. Ein paar Lichtblicke gibt es aber. Wir sind hier an einem sehr schönen Strand gestrandet und dürfen jetzt auch nicht so schnell wieder weg. Und ich hatte am Abend noch eine E-Mail mit meinem Arbeitszeugnis bekommen. Einem 1+ Zeugnis. Die Welt scheint es wohl doch gut mit mir zu meinen.

26.05.2011                                                                                                                                                                                                         28.05.2011