Der junge Mann hält den Kunden sein Pappschild vor die Nase. »Habe Hunger« steht darauf. - Die Kunden stehen Schlange beim Bäcker. Wieso schaffen wir Menschen es nicht, jedem seine Existenzsicherung zu geben, ohne das derjenige betteln muss?
Irgendwelche Algorithmen zu programmieren, dazu sind wir fähig, aber allen Bürgern die Existenz zu sichern, da kommen wir nicht hin? - Schon seltsam.
Zwei Mitarbeiter haben sich krank gemeldet. Eine Kasse bleibt deshalb geschlossen. Und alle übrigen, die heute in der Schicht arbeiten, müssen für diejenigen mitarbeiten, die fehlen. Freiwillig? Nein, nicht freiwillig. Im Arbeitsvertrag wurde Mehrarbeit, nicht extra erwähnt. Sie ist mit dem vereinbarten Lohn mit abgegolten. Mehrarbeit ergibt sich dann, wenn für einen fehlenden Kollegen mitgearbeitet werden muss. Außerdem wurde im Arbeitsvertrag der Passus, der die Überstunden regelt, vom Arbeitnehmer nicht beanstandet. Und welcher Arbeitnehmer würde es wagen, den Arbeitsvertrag in seiner Gestaltung korrigieren zu wollen? Damit würde er seine Anstellung gefährden und wenn das Jobcenter das erfährt, gibt es gleich Ärger, wenn nicht gar eine »Sanktion« wegen Arbeitsverweigerung droht.
So macht es heute keinen Spaß mehr, arbeiten zu gehen.
Man fühlt sich ausgenutzt, entweder von der Firma, dem Arbeitgeber oder sogar von den Kollegen, für die man die Arbeit mitmachen muss.
So, wie die Arbeitswelt heute gestaltet ist, wirkt sie zutiefst demotivierend. - Da ist es kein Wunder, wenn der Staat die Bürger mit Gewalt zum Arbeiten drängen will.
Vielleicht war es die Regierung irgendwann leid, wegen jedem Fitzelkram »den Souverän«, die Bürger konsultieren zu müssen. - Und dann kam ein Thema, bei dem die Bürger offensichtlich »falsch« lagen und ein anderer Teil der Bürger die Regierungslinie unterstützte und man sagte sich, das ziehen wir jetzt durch, gegen die Bürger, die vielleicht sogar die Mehrheit waren.
So wurde die »Demokratie«, die Volksherrschaft einmal außer Kraft gesetzt. - Und siehe da, es funktionierte.
Und als die Regierung das merkte, wurde diese Ausnahmesituation zur »Blaupause« für weitere Gelegenheiten. – Wenn die Bürger schon bei einem Thema den Durchblick hatten fehlen lassen, so die Meinung der Entscheider, dann könnte das Ausdruck einer permanenten Inkompetenz sein.
Statt sich von diesen beraten zu lassen, wurden Unternehmensberater hinzugezogen. Der Volkssouverän wurde »kaltgestellt«. - Jetzt ging es nur noch darum, »trotz« des Gequengels der Bewohner eine Linie in der Staatsführung durchzuhalten, gemäß der parat gelegten Ideologie. Zum Beispiel »die Arbeitsgesellschaft«.
Deshalb spielen auch Parteien mit »unterschiedlichen gesellschaftlichen Konzepten« keine Rollen mehr in der Politikgestaltung. Alle Parteien wirken seltsam »gleichgeschaltet«. Als ob sie im Schlafmodus sich befänden. – Einzig die Regierung erlässt munter Gesetze, denen sich die Bürger anzupassen haben.
Aus diesem Schlamassel kommen die Bürgerinnen und Bürger nur heraus, wenn sie sich selbst einmischen und sich Gedanken darüber machen, wie wir gemeinsam eine Gesellschaft gestalten können und wie wir uns als Einzelne mit einbringen können.
Auf Twitter gab es einen interessanten Tweet von Frances Coppola.
https://twitter.com/Frances_Coppola/status/1101074139186630657?s=09
You do not understand representative democracy. MPs are not elected to mindlessly obey their constituents' instructions. They are elected to use their own judgement for the good of the whole country. Representatives, not delegates.
Was ist »repräsentative Demokratie«? Parlamentarier seien nicht gewählt, um gedankenlos die Anweisungen der Wähler zu vollziehen. Sie sollen stattdessen »ihr eigenes Urteil« zum Guten der ganzen Gesellschaft einbringen. - Sie seien Repräsentanten, nicht Delegierte.
Ja, das klingt glaubhaft.
Aber es macht die Sache auch nicht besser. - Wenn die Parlamentarier nicht die Interessen der Bürger vertreten und damit »im Sinne« der Bevölkerung agieren und stattdessen »ihrem eigenen Urteil« folgen, warum um Gottes willen, sollen das nicht alle Bürger machen können. - Zum Guten der ganzen Gesellschaft?
Dann erst recht, macht die Parlamentarische Demokratie keinen Sinn mehr. – In der Direkten Demokratie können wir letztlich alle, gemäß unseres »eigenen Urteils« uns zu den unterschiedlichsten Sachverhalten einbringen. - Wieso ist das aber heute nur einem kleinen Grüppchen von Leuten gestattet, den »Politikern«, denen dieser Vorteil auch noch mit Tausenden Euro monatlichen Zuwendungen von uns, versüßt wird?