Noch ein Beispiel, wie man sich das Funktionieren des Grundeinkommens vorstellen kann
Der Mann in der Familie bekommt 5 Euro dafür, dass er die Spülmaschine leer räumt und das Bad putzt, wenn er dran ist. Diese 5 Euro bekommt er von seiner Frau, weil die froh ist, dass er auch eine Arbeit übernimmt. Die 5 Euro sind seine Belohnung.
Aber es ist eine Großfamilie, und Opa und Oma überlegen jetzt, dass nicht die Frau von ihrem Geld dem Mann 5 Euro gibt, sondern die 5 Euro aus der Gemeinschaftskasse bezahlt werden sollten. Jetzt bekommt der Mann die 5 Euro aus der Gemeinschaftskasse.
Jetzt sagt eines der schon älteren Kinder, dass ist nicht in Ordnung, wenn der Vater immer Geld für Bad putzen und Spülmaschine leerräumen bekommt, die anderen machen ja auch ihre Aufgaben, wenn sie dran sind, ohne das sie Geld dafür bekommen.
Daraufhin zieht der Patriarch einen Schmollmund und macht seine Aufgaben nicht mehr, wenn er dran ist.
Bisher war Geld für alle Mitglieder der Großfamilie in der Gemeinschaftskasse, und die Verwalter derselben, Oma und Opa, reichten Geld weiter, wenn Bedarf angemeldet wurde oder ein Notfall eintrat. - Sie waren quasi die Geschäftsführer der Gemeinschaft.
Jetzt wurde überlegt, statt das Geld zentral zu verwalten, es allen anteilig auszuzahlen, sodass jeder genügend hatte, um zu existieren. Das machte viele in der Familie auf einmal unabhängig und es wurde überlegt, statt in einer Wohnung, besser in einem Haus zu leben, wo jeder seine eigenen vier Wände hat und autonomer ist.
Nun konnten die Familienmitglieder überlegen, mit wem sie zusammenwohnen wollen. So kam es, dass einige zusammen in Wohnungen wohnten, aber auch jemand alleine wohnte. Zum Beispiel der Patriarch. Weil er so eigensinnig war, wollte letztlich niemand mehr mit ihm zusammenwohnen und er hatte dann eine Wohnung für sich alleine. – Und als er allein wohnte, kam er ein bisschen zum Nachdenken und sah dann irgendwann doch ein, dass es besser, hygienischer ist, das Bad sauber zu machen, weil, sonst hatte er immer so dicke Schmutzränder in der Wanne. Und eine Spülmaschine hatte er nicht, als Einzelperson, und dann stand der Abwasch im Abtropfer, wenn er ihn mit der Hand gemacht hatte.
Und die Moral von der Geschichte ist, das Bedingungslose Grundeinkommen ist in erster Linie ein Umdenken bezüglich des Zusammenlebens von Menschen. Wie organisieren wir unser Zusammenleben. Wie machen wir das mit der Verteilung der Produktion, mit den Zugriffsrechten auf die Güter. Es ist in erster Linie eine Umorganisation der Abläufe und Erklärungen für diese Vorgänge.
Und welche Rolle spielt der Mann und die 5 Euro?
Die Gesellschaft funktioniert aufgrund von Absprachen. – Wenn jemand arbeitet, kann man ihm dafür etwas geben. Man kann es so festlegen, oder es hat sich so historisch entwickelt, wer etwas gibt, und wer etwas bekommt, und warum derjenige etwas bekommt.
Aber all das kann man ändern und neu begründen.
Oder der Mann kann einsehen, dass es Quatsch ist, bezahlt zu werden, für eine Arbeit, die einfach dazugehört, zu den Abläufen eines Zusammenlebens. Jeder übernimmt einen Bereich, der wichtig ist, und macht das halt, damit das ganze Leben, das Leben von uns allen gelingt. Und niemand braucht eine Extrawurst, nur weil er sich bewegt. – Aber das muss derjenige auch selbst einsehen. Sonst streikt er, blockiert die Spülmaschine oder das Bad, bis er endlich wieder seine 5 Euro bekommt. Oder er will vielleicht demnächst 7 Euro pro Arbeitsgang.
So ist das Leben, das Zusammenleben von uns Menschen etwas, das mit Einsichten zu tun hat. Die Menschen sehen bestimmte Dinge ein, sie reden miteinander, es gibt einen Bürgerdialog, die Dinge kommen ins Rollen, man spricht sich ab und wir gestalten gemeinsam unser Zusammenleben, ohne das wir störrisch sind, blockieren, behindern oder uns querstellen.
In diese Richtung geht das Bedingungslose Grundeinkommen.
Es verflüssigt mehr die Abläufe. Es vereinfacht die Dinge. Die Geschehnisse im Großen wie im Kleinen sind sich sehr ähnlich. Was in der Familie passiert, passiert in ähnlicher Weise in der größeren Gruppe, im Verein, aber auch im Staat. Es sind ähnliche Abläufe.
Und »Zwang« geht schon mal gar nicht. - Wer Zwang ausübt (Kontrolle, Beherrschung, Überwachung) gestaltet keine Demokratie und keine menschenwürdigen Verhältnisse. Von wegen »Hartz4« und »Rundfunkbeitrag«.