Herr Georg Vobruba beschreibt die Überlegungen zum Grundeinkommen als naiv, wenn er von den räumlichen Grenzen spricht, in denen ein Grundeinkommen nur stattfinden könnte. Aber ist das denn so?
https://www.derstandard.de/story/2000067144710/das-grundeinkommen-in-der-utopiefalle
Die Sicherung der Existenz von uns Menschen, egal welchen Dialekt wir sprechen oder Pass wir besitzen, hat immer Vorrang. Jetzt so zu tun, als ob ein Grundeinkommen nur innerhalb einer »Grenze« vorhanden sein könnte, ist albern. – Vobruba unterschlägt geflissentlich, dass im Moment, überall auf der Welt das Bedingungslose Grundeinkommen diskutiert wird, mit zunehmendem Interesse, weil die Menschen erkennen, welches Potenzial in dieser Idee steckt.
Statt sich darauf zu kaprizieren, wieder den Nationalgedanken zu pflegen, sollten wir von »offenen Grenzen« ausgehen und das, wenn in einem Land die Idee in vollem Umfang realisiert ist, sich sehr schnell für die anderen Länder abzeichnen würde, nachzuziehen, und dieses System ebenfalls einzuführen. – Und in der Grundeinkommens-Idee finden wir tatsächlich ein Konzept, welches danach drängt, weltweit verwirklicht zu werden.
Wenn nun Vobruba damit anfängt, von der »Arbeitsorientierung« zu sprechen, könnte man meinen, er sei stellvertretender Leiter der Bundesagentur für Arbeit, in Deutschland. Auch seine Äußerungen bezüglich dieses Begriffes sind in diesem Stil. – Und was geht ihn die Arbeitsorientierung der Schüler und Studenten an? Ist das nicht Privatsache?
Warum soll der Mensch »arbeits- und aufgabenorientiert« aufwachsen? Das Leben besteht nicht nur aus Arbeit und Ausbildung. Der Mensch sollte in erster Linie seine Persönlichkeit entwickeln, seine Individualität, seine persönlichen Stärken. – Es geht nicht darum, ein Arbeitstier heranzuzüchten, oder einen Arbeitssklaven. So hört sich das aber an, wie der Text verfasst ist.
Aber was Gesellschaft ist, und welche Rolle die Wirtschaft in unserer Lebenswelt spielt, sollte in den Schulen angesprochen und diskutiert werden. Die Wirtschaft muss für das Nötigste da sein, wenn es alle Menschen betrifft. Da sollten wir gemeinsam überlegen, dass die Versorgung und Bereitstellung der Güter und Dienstleistungen wie gehabt weiterläuft. – Aber warum sollte das nicht weiterhin geschehen? Die Bedenken des Autors bezüglich des Arbeitsangebots sind unberechtigt, wenn alles fair und korrekt von Statten geht: Freie Stellen in den wichtigen Branchen werden ausgeschrieben, die Arbeitgeber bieten gute Arbeitsbedingungen und einen akzeptablen Geldbetrag dem interessierten Bürger, und dieser erhält den bei der Arbeit verdienten Lohn, zusätzlich zum Grundeinkommen. - Wo soll da der Haken sein?
Warum soll ich nicht in der Brotfabrik arbeiten, wenn ich kapiere, dass ich selbst das Brot gebrauchen kann, das dort produziert wird? Und es gibt genügend andere Branchen, bezüglich denen man ähnlich denken kann. Die Menschen müssen erkennen, dass Arbeiten, die für uns alle von Bedeutung sind, erledigt gehören. Aber wir müssen ihnen die Freiheit geben, dies selbst zu beurteilen und frei zu wählen, was sie gedenken zu tun.
Im Grunde ist es anmaßend und unpassend was sich der Autor vorstellt, was andere Menschen zu lernen und sich zu erwerben haben. Und Vobruba verwendet in seinen Ausführungen das Vokabular der Arbeitsideologen. - Diese Unternehmer und Politiker sind besorgt, ob es weiterhin genügend »Frischfleisch« gibt, am Arbeitsmarkt, das sie verwursten, missbrauchen und ausbeuten können. Dieses »Arbeitsangebot« muss aus deren Sicht immer vorhanden sein. Diesen Wünschen kommen die Aussagen des Autors entgegen.
Er orientiert sich wieder am »Lohn«, statt selbst zu erkennen, dass wir Menschen produzieren und dienstleisten, wegen des Arbeits »Ergebnis«. Der Lohn ist ja nur zwischengeschaltet, zwischen Produktion und Konsum. In Wahrheit brauchen wir Menschen immer nur die Güter. – Weil Vobruba das nicht sehen will, konstruiert er eine »Lohnsubvention« durch das Grundeinkommen.
Auch den Arbeitsideologen geht es immer um den »Lohn«. – In dieser festgezurrten Welt, bestehend aus gesetze-machenden Politikern und den behördlichen Sklavenhändlern, Instituten, die »passende« Untersuchungen liefern, Unternehmern und den Arbeitssklaven selbst, ist der »Lohn« die Entschädigung für die Ausbeutung und den Missbrauch. - »Gute Arbeit« ist dann guter Missbrauch und gute Ausbeutung, weil ja der Lohn stimmt. Für die Arbeitsideologen ist die »Unterwerfung des Individuums« normal. – Die Idee eines »freien Menschen« ist diesen Leuten ein Graus. Pflicht, Unterwerfung, Anpassung und Entschädigung durch Geld, das ist die Lebenswelt der Arbeitsideologen.
Sehr schön lässt sich der Irrtum Vobrubas erkennen, an den von ihm selbst in Anwendung gebrachten Begriffen. So spricht er vom »Angebot an Arbeitskraft«. Was er meint, ist das Reservoire an Arbeitssklaven, aus dem sich die Ausbeuter-Unternehmer bedienen können, wenn sie mal wieder »Leute brauchen«. – Aber in dieser Beschreibung steckt eigentlich die Wahrheit darinnen: Der Kräftige, der arbeiten kann, macht seinen Mitmenschen ein Angebot, und er schaut, wie sie darauf reagieren. Und wenn es zu einer Verständigung kommt und der Kräftige genügend motiviert ist, wird er seine Energien in das Projekt stecken, das interessant erscheint. – So herum wird ein Schuh daraus! In einer Grundeinkommens-Gesellschaft ist der Bürger kein »Arbeitnehmer« mehr, sondern eine eigenständige Person, die sich für bestimmte Projekte begeistern kann. Die Motivation kommt aus ihm selbst. Den Mitwirkenden in Projekten interessiert das Arbeitsergebnis weit mehr, als den »Lohn«. Aber sicher können auch noch weiterhin Projekte existieren, bei denen ein hoher Lohn eine Rolle spielt.
In Vobrubas Beschreibung ist der missbrauchte Bürger zu erkennen, dessen Arbeitskraft benutzt wird, von den Unternehmern, und der auch gleich noch von Kindesbeinen an, in Schule und Uni, »arbeitsorientiert« darauf getrimmt werden soll, sich selbst zur Ausbeutung und Missbrauch zur Verfügung zu stellen. - Ist das eine miese Gesellschaft.
Und wie pingelig manche Grundeinkommens-Skeptiker sich äußern, wenn es um das Testen des Grundeinkommens geht. Und wie wenig aussagekräftig solche Tests seien, um die Wirkungen eines Grundeinkommen vorherzusagen. – Drehen wir das doch einmal um, und schauen uns an, wie die Politiker ihre eigenen Vorstellungen in die Tat bringen. Kein Mensch hat »Hartz4« vorher getestet. Die Bürger wurden einfach mit neuen Gesetzen konfrontiert. 12 Jahre SGB II zeigen, wie man mit den Bürgern menschenverachtend umgehen kann. Sie werden zur Zwangsarbeit genötigt, bedroht und gedrängt, jeden schlechten Job anzunehmen. Ihnen wird heute die Existenzsicherung gekürzt, wenn sie den Befehlen der Behördenmitarbeiter nicht Folge leisten. – Das ist ein Staat, der schon lange keine Demokratie mehr ist. – Alles, was besser ist, als das heutige Unrecht, und seien es erst mal nur 2000 Menschen, die eine begrenzte Zeit davon profitieren würden, wäre ein Fortschritt.