In der Diskussion über das Bedingungslose Grundeinkommen (bGE) wird immer wieder die Frage gestellt, ob denn die Marktwirtschaft, oder gar der »Kapitalismus« erhalten bliebe, wenn wir ein Grundeinkommen haben.
Nun, der Kapitalismus ist auch heute ein Problem, wenn die Menschen um des »Profit« willens Marktteilnehmer sind, und nicht, weil sie einen Beitrag zum gesellschaftlichen Gelingen leisten wollen. Und die Finanzspekulationen sind eine besondere Form von Misswirtschaft, bei der Geld »als Ware« gehandhabt wird, mit der »aus dem Nichts« und »ohne Arbeit« Gewinne erzielt werden können. – Auch das ist nicht gutzuheißen.
Mit Sicherheit können wir aber annehmen, dass die Abhängigkeit von Geldleistungen abnehmen würde, wenn wir ein Grundeinkommen haben.
Im Grunde genommen geht es bei dem ganzen Ziehen und Zerren um eine »sozialere« Gesellschaft, um die Frage, wie wir unsere existenzielle Unabhängigkeit erreichen können, ohne in besonderer Weise Gegenleistungen erbringen zu müssen, deren Umstände unsere Menschenwürde verletzen.
Wir wollen Abhängigkeiten reduzieren und unsere Menschenrechte geachtet sehen. Darum geht es, dies zu organisieren.
Müssen wir arbeiten gehen, um unsere Existenz sichern zu können, ist dies solange kein Problem, solange wir »frei entscheiden« können, was wir arbeiten, wie und wie lange wir arbeiten und die Arbeit gut bezahlt wird.
Aber heute ist es andersherum: wir müssen wie Bittsteller oder Arbeitssklaven alles machen, was der Arbeitgeber uns befiehlt. Und unter schlechten Arbeitsbedingungen bekommen wir einen miesen Lohn ausgezahlt. – Das ist völlig unattraktiv.
Wenn wir jetzt das Einkommen von der Arbeit trennen, macht uns das unabhängiger vom Arbeitgeber. Sehr gut! Aber schon drohen uns neue Abhängigkeiten.
Denn nicht zu Unrecht weisen Grundeinkommens-Skeptiker darauf hin, dass Geld nicht viel wert ist, wenn man dafür die Dinge nicht bekommt, die man braucht. Das, was man braucht, ist Nahrung, Kleidung, Wohnen und Energie. Gerade die beiden Güter »Wohnen« und »Energie«, waren in den letzten Jahren immer mal wieder »zu teuer«. Aber wir sind auf diese Güter existenziell angewiesen. Was machen wir, wenn die Mieten einfach steigen, und wir haben ein Grundeinkommen von 1000 Euro?
Diesbezüglich gibt es verschiedene Lösungsvorschläge. Die einen sagen, wir passen jährlich den Grundeinkommens-Betrag an. Also wenn in einer Region die Mieten ständig steigen, dann steigt halt auch das Grundeinkommen. Und warum muss das so sein? Weil es egal ist, wie hoch die Preise für Wohnen und Energie sind, die Menschen brauchen immer diese Güter. Der Preis ist unerheblich. - Das bedeutet aber, dass wir letztlich die Güter den Menschen auch »ohne Preis«, ohne Bezahlung geben müssten, damit sie existieren können.
Wiederum andere sagen, der Markt diktiert uns das Verhalten. So ist das nun mal. - Wenn in einer Gegend die Mieten zu hoch sind, müssen wir halt mit nur einem Grundeinkommen umziehen, dorthin, wo es billiger ist. Oder Geld hinzuverdienen, damit wir die hohen Mieten bezahlen können. – Ähnlich wäre es dann mit den anderen existenzsichernden Gütern. – Der Markt und seine Preise, würden unser Verhalten beeinflussen und steuern. – Wollen wir das?
In diesem Moment sind wir aber mittendrin, in der Diskussion, ob wir die Marktwirtschaft noch brauchen. Auch die ersten bundesdeutschen Regierungen nach dem Krieg, fanden schnell heraus, dass nicht alles »über den Markt« zu regeln ist. Wer aus Profitgründen Marktteilnehmer ist, wird sich einen Teufel darum scheren, ob die Bürger preiswerte Güter für ihre Existenzsicherung bekommen. - Profit geht vor!
Deshalb hatten wir schon bald die Einschränkung der freien Marktwirtschaft durch die »soziale« Marktwirtschaft. - Raubtier-Kapitalismus und Profitgier sollten durch das »Soziale« abgebremst werden. – Wie ist es nun in einer Grundeinkommens-Gesellschaft? Können wir da die Bereithaltung der existenzsichernden Güter dem Markt überlassen?
Nur dann, wenn dieser Markt »sozial« ist. Der soziale Markt muss dafür sorgen, dass die Menschen, so oder so, die existenzsichernden Güter (Nahrung, Kleidung, Wohnen und Energie) bekommen. Und wenn die Bürger 1000 Euro Grundeinkommen haben, dann muss die Bereithaltung dieser Güter mit dem Geldbetrag abgedeckt sein.
Aber vielleicht fällt es dem Leser schon jetzt auf: Man könnte auch den Geldbetrag weglassen, und einfach sagen, die Menschen brauchen die Güter und unsere Wirtschaft stellt sie ihnen zur Verfügung. Fertig. - Grundeinkommen hin oder her.
Der Markt soll doch nur die besten Produkte zu einem günstigen Preis bereithalten. Im Wettbewerb gegeneinander, sollen das die Unternehmer ausfechten. - Das ist die »Marktwirtschaft«.
Dass der Markt gut für die Menschen ist, hat niemand behauptet. Es geht um Konsum, um Konsumgüter. Wie es den Marktteilnehmern geht, bei diesem »Spiel«, ist doch den Marktbefürwortern egal. – Einige Marktteilnehmer werden stinkreich, andere ruinieren sich finanziell und werden die Schulden nicht mehr los, schaden ihrer Gesundheit, weil sie als »Klein-Unternehmer« der Selbstausbeutung ausgeliefert sind, um sich »am Markt« halten zu können. – Der Markt hat auch eine hässliche Fratze des Elends vieler Menschen, die unter ihm leiden, und nicht nur die Sonnenseite der Konsumgüter-Vielfalt.
Energie und Land sind knapp. Also muss beides fair unter uns verteilt werden. So, dass alle Menschen leben können. Privateigentum an diesen Gütern, ist da eher hinderlich. – Möglicherweise brauchen wir für diese beiden wichtigen Güter weniger einen Markt, als öffentliche Institutionen, die transparent eine faire Verteilung bewerkstelligen. – Dasselbe gilt auch für die Bodenschätze, Luft, Wasser, .. .