Wer politische Diskussionen mitverfolgt, erlebt immer wieder, dass viel Zeit in die Beschreibung der Probleme verwendet wird, aber Lösungen nur verschwommen und schwach beschrieben werden. – Wie kommt das?
Außerdem ist vieles an Problembeschreibung identisch mit einer »Selbstbezichtigung«. - Auch wenn andere Taten begehen und Verhalten aufzeigen, so wird das dann als »wir im Westen« rezipiert und verbreitet. Was dem Eindruck nach, nicht zu Begeisterungsstürmen bei den so Angesprochenen führt, sondern zu Schweigen und Passivität.
Wer einmal die Augen zu macht und sich erinnert, wie die Gesprächssituation war, die gerade erlebt wurde, könnte feststellen, dass die meiste Zeit damit verbracht wurde, Probleme zu beschreiben, und Schuldige zu benennen, die für die Probleme verantwortlich sind, aber niemand von den Gesprächsbeteiligten, sagt im Anschluss, was sie jetzt tut, tun will, um die Probleme zu lösen.
Ist das nicht seltsam? – Warum sonst sollten wir Probleme beschreiben, wenn nicht mit der Absicht, sie zu lösen. Aber nach der Gesprächsrunde, nach dem Stammtisch, nach dem Kaffeekränzchen sind wir nicht wirklich schlauer, sondern womöglich nur mit einer weiteren Version der Problembeschreibungen konfrontiert worden, wo wir doch schon genügend andere kennen.
Einmal kommen zu wenige Menschen auf die Idee, sie selbst könnten Teil einer Lösung der Probleme sein. – Indem wir Machtstrukturen beschreiben, mächtige Gegner, Gesellschaftsstrukturen, Institutionen und Organisationen, die über »viel Geld« verfügen, machen wir uns selbst im Vergleich dazu, immer kleiner und unbedeutender.
Wir selbst sind doch nur »ein Rädchen« im System der großen »Player« in der Welt. Allein in der Beschreibung der Umstände, dort die Mächtigen, hier die Schwachen und Mittellosen, wird ein Szenario aufgebaut, das für viele deutlich zu machen scheint, außer die Umstände zu beschreiben und darauf hinweisen, können wir erst einmal nichts tun.
Es kann nun so sein, dass schon in der Problembeschreibung »Ideologie« verbreitet wird. Eine bestimmte Weltsicht, die Opfer, Täter und die übrigen Menschen in einer Weise beschreiben, dass wenig Raum erscheint, um etwas ändern zu können. – Es könnte somit bereits die erste Aufgabe sein, einer solchen Weltbeschreibung zu widersprechen und die Gesellschaft als »gestalt- und durch uns veränderbar« aufzuzeigen.
Aber je ideologischer unser Gesprächskontext ist, in dem wir die gesellschaftlichen Probleme diskutieren, um so schwieriger ist es, solchen normierten Gesprächsabläufen zu widersprechen.
Deshalb muss auch geschaut werden, wo will ich eigentlich mit anderen Menschen zusammenkommen? In den vorgefertigten Schablonen etablierter Organisationen? Vielleicht ist ja die Veränderung der Welt unter den heutigen Bedingungen, eben nicht mehr mit den althergebrachten Konzepten und Denkweisen möglich. – Und deshalb können wir auch nicht mit den alten Mechaniken und Verhaltensweisen etwas bewirken.
Der erste Schritt muss derart sein, die Welt so zu beschreiben, dass sie »für uns« gestaltbar auftaucht. Nicht mit unüberwindlichen Gegnern sind wir konfrontiert, sondern überwiegend mit »Einzelmenschen«, wie wir auch. Der Unterschied ist nur, dass diese sehr nachdrücklich als Einzelpersonen aktiv ihre Interessen vertreten, und viele von uns Unzufriedenen eben nicht aktiv für ihre Interessen im Einsatz sind, sondern sich erschöpfen, in der Beschreibung ihrer Ohnmacht gegenüber »dem System« oder »den Mächtigen«.
Ein erstes Missverständnis in Gruppen, kommt somit schon daher, dass es viele Menschen gibt, die zwar lange und ausführlich über Probleme in der Welt diskutieren wollen, es aber für undenkbar halten, dass sie selbst an der Lösung dieser Probleme mitwirken können. Das aber bremst jene aus, die sehr wohl sich vorstellen können, an der Lösung von gesellschaftlichen Problemen mitzuwirken. – Der Tenor in einer Gruppe verschiebt sich.
Sind wir bei einem Stammtisch, wo nach dem zweiten Bier die eigene Ohnmacht im System beschrieben wird und bis zum Ende des Treffens nicht viel mehr bei dem Palaver herauskommt, oder sind wir quicklebendig und hellwach, und wollen mitwirken, bei der Gestaltung der Gesellschaft und haben diesbezüglich eine Menge Ideen?
Symptomatisch für solche »Aufmerksam-zuhören-und-ansonsten-nichts-tun« Situationen, sind professionelle Veranstaltungen zu diversen topaktuellen gesellschaftspolitischen Themen, die immer nach demselben Muster ablaufen: Vor einem Publikum hält jemand einen Vortrag, oder drei, vier Leute führen eine Podiumsdiskussion. Dabei wird die Lage beschrieben und die Entstehung des Problems ausführlichst dargelegt. – Damit ist die meiste Zeit solcher Begegnungen von interessierten Menschen aber bereits aufgebraucht. In der letzten halben Stunde, oft sind es nur 10 Minuten, wird über »Lösungen« gesprochen. Da alle schon in Aufbruchsstimmung sind, die Veranstaltung ist ja eigentlich schon vorbei, wird nicht wirklich ernsthaft darüber gesprochen, was »wir« tun können, sondern das wird nur kurz angerissen und es endet oft in einem Blabla, unverbindlichen schnell hingeworfenen Bemerkungen, die doch niemand mehr hört und wahrnimmt. – Das heißt, man trifft sich nicht, um darüber zu reden, Probleme zu lösen, sondern um sie zu beschreiben.
Frau Merkel ist eine schlechte Bundeskanzlerin. Sie schadet mit ihrer Politik der eigenen Bevölkerung. Die dreizehn Jahre Hartz4 hat sie zu verantworten. Auch wenn nicht sie, sondern die GRÜNEN und der Herr Schröder für die Einführung dieses Unrechts verantwortlich sind. - Aber sie ist auch wohlwollend gegenüber Menschen und als Alternative tritt nur der Nationalismus an. - Sollten wir nicht deshalb Frau Merkel unterstützen? Nein. Mit der Zwangsarbeit für die Arbeitslosen durch die Hartz4-Sanktionen, missachtet sie die verfassungsmäßig im Grundgesetz verbürgten Rechte der Einwohner. Das ist so schlimm, dass sie und ihre Entourage untragbar sind. – Sie schadet der Bevölkerung in Deutschland, mit ihren Gesetzen.
Aber wenn sofort und umfassend die Hartz4-Sanktionen abgeschafft werden, wäre das noch mal etwas anderes? Frau Merkel lehnt auch das Bedingungslose Grundeinkommen ab. – Das wird nichts, mit einer Zusammenarbeit mit der Dame!?
Lösungen für gesellschaftliche Probleme können zur Folge haben, dass wir Menschen uns in Position bringen müssen. Es kann zur Folge haben, dass wir etablierte Strukturen ablehnen müssen, damit etwas Besseres entstehen kann. - Allein das, kann schon Menschen schwerfallen. – Wer Friedensaktivist ist, wird sich auf kein Streitgespräch und auf keine Konfrontationen einlassen? – Unrecht im großen gesellschaftlichen Rahmen oder auf der Ebene der Weltpolitik, definiert sich an den Menschenrechten. Unrecht diesbezüglich, ist keine Sekunde hinzunehmen? - Das muss jeder Mensch für selbst entscheiden.
Wer feststellt, dass »der Westen« durch die Ausbeutung »des Südens« seinen Wohlstand sichert, muss im Anschluss an diese Bemerkungen sagen, wie er das beschriebene Problem lösen will. – Sonst entsteht ein lähmendes Schuldgefühl?
»Wie kann ich solche Probleme lösen«, ist die Aufgabe. Und es ist auch nicht verkehrt, zu fragen, warum in den letzten Jahren noch keine Politiker die beschriebenen Probleme gelöst haben. – Sind sie unfähig. Oder nicht willens?
Wenn die Bürger aber einmal erkennen, dass es wenig bringt, Aufgaben an die Politiker zu delegieren, dann könnten sie sich darauf konzentrieren, wie sie selbst die Probleme lösen.