Schräges Menschenbild

An der Auseinandersetzung um das Bedingungslose Grundeinkommen wird deutlich, wo die wirklich reaktionären Kräfte zu verorten sind.

https://www.nzz.ch/zuerich/grundeinkommen-in-rheinau-mit-einem-kunstprojekt-laesst-sich-keine-politik-machen-ld.1392193

Wer unbedingt daran festhalten will, andere Menschen zur Arbeit zu zwingen, wer es normal findet, Mitmenschen »anzureizen«, sich also in die Lebenswelt der Bürger einzumischen, der befindet sich nicht auf der Seite der progressiven, zukunftsorientierten Personen.

Und das hat gar nichts mit »links« zu tun.

Wobei man dann auch fragen kann, wo Autoren, wie der in der NZZ, lokalisiert werden müssen. Rechts?

Wer weiterhin die Inhumanität predigt, wenn Personen zu wenig Einkommen haben und der Staat diese dann zur Arbeit zwingt, oder ihre Anträge auf Geldzuteilung, willkürlich ablehnt [1], wenn die Einmischung in die Lebensplanung der Wohnbevölkerung als »normal« erklärt wird, dann ist doch eine Zusammenarbeit mit diesen Kräften ein absolutes »No-Go«.

Und humane Zukunft sieht anders aus.

Wenn wir also in der heutigen Zeit fragen, wie sieht Humanität aus, wie sieht humane Gesellschaftsgestaltung aus, dann erweisen sich die Grundeinkommen-Gegner als die eigentlichen »Unmenschen«. – Weil sie den Arbeitsterror gegen die eigene Bevölkerung beibehalten wollen?

Dieser Arbeitsterror ist gesetzlich verankert. Indem Menschen nicht existieren können, wenn sie Arbeitsangebote ablehnen.

Die Veränderungen in der ganzen Welt, stellen uns vor neuen Aufgaben. Ganz zentral ist momentan die Frage des Umgangs mit Flüchtlingen und Migranten. Das betrifft Vorgänge außerhalb der Landesgrenzen, und Vorgänge in den Landesgrenzen.

Aber die Aufgabenstellung geht längst über »Grenzen« hinaus.

Es geht um die Organisation einer »Weltgesellschaft«. - Wie wollen wir diese organisieren?

Ganz klar. Sie muss entlang der Menschenrechte gestaltet werden. – Und da passt der Arbeitszwang nicht hinein, der aber heute immer noch in den meisten Ländern der »entwickelten« Welt vorherrscht.

Reaktionäre Kräfte, wie es Grundeinkommen-Gegner sind, werden versuchen, weiterhin die Menschenrechte zu ignorieren, wie es in Deutschland das Bundesverfassungsgericht leider praktiziert. – Auf die Dauer werden diese Kräfte aber nicht bestehen können.

Die menschliche Arbeitskraft ist keine »Ware«, die man kaufen kann.

Über sich selbst muss der Mensch »frei« verfügen können. Wer zu irgendwelchen Arbeiten genötigt wird, erlebt die Verletzung seiner Menschenwürde. – Dies wird als Erfahrung nicht abzustellen sein.

Sicher ist eine arbeitsteilige Gesellschaft produktiver, als es Selbstversorger-Einheiten sind. Das heißt, ein »Füreinander-leisten« hat seine Vorteile. - Aber es geht nicht, daraus abzuleiten, dass die Mitmenschen »gezwungen« sind, bei dieser Arbeitsteilung mitzuwirken. - Das ist jedem Einzelnen selbst überlassen, dies zu entscheiden. Und da haben keine Gesellschaftsteilnehmer das Recht, andere Bewohner zu einer Mitwirkung zu zwingen, indem mittels Gesetzen die Situation manipuliert wird.

Das ist dasjenige, was wir lernen und akzeptieren müssen.

Und letztlich wird es auch so kommen, dass wir es akzeptieren, uns nicht in das Arbeitsverhalten der Mitmenschen einzumischen, weil wir dabei unserem menschlichen Wesen besser gerecht werden.

[1]

Grundeinkommen-Gegner, wie Christoph Butterwegge in Deutschland, behaupten immer wieder, es sei besser, wenn Bürgerinnen und Bürger »bei Bedarf« Geld erhalten. Und es sei ungerecht, wenn »reiche Leute« ein Grundeinkommen erhielten.

Warum ein Grundeinkommen immer für alle Menschen gedacht sein muss, ergibt sich einmal aus der Menschenrechtsperspektive: Grundrechte sind Individualrechte. Sie müssen immer personenbezogen sein. Damit auch wirklich jeder diese Rechte in Anspruch nehmen kann.

Aber ein weiteres Argument ist mindestens genauso wichtig.

Statt des »Gießkannenprinzips« wollen die Grundeinkommen-Gegner »gezielte« Hilfen für Bedürftige. – Wer jetzt glaubt, damit ist gemeint, die Behördenmitarbeiter würden durch die Lande ziehen, um zu schauen, wer »gezielt« Hilfe braucht, um diese dann denjenigen zu geben, der wäre naiv.

Tatsächlich meinen die Grundeinkommen-Gegner damit, der Bedürftige soll beim Staat einen »Antrag« stellen.

Aber jeder, der das Prozedere der Antragstellung bei Behörden kennt, weiß, dass es reines Glücksspiel ist, ob die Anträge zur gewünschten Hilfe führen.

Ein Großteil der Anträge wird einfach abgelehnt. - Dann muss »der Arme« einen Rechtsanwalt beauftragen, um dennoch zu seinem Recht zu kommen. Man muss bedenken, dass es sich um Menschen handelt, die in allergrößter Not sind, und »kein Geld« haben.

Das heißt, die »zielgerichteten Hilfen« von denen die Grundeinkommen-Gegner gerne sprechen, die gibt es heute gar nicht oder bestenfalls nur »theoretisch«. - In der Praxis ist das wie eine Mauer, eine Wand, wenn wochenlang gewartet werden muss, ob ein Antrag bearbeitet wird. Und die Begründung für abgelehnte Hilfeanträge oder zu niedrige Hilfszahlungen, ist für die meisten Geldlosen nicht nachprüfbar. Dass heißt, die Menschen, die dringend Geld zum Überleben brauchen, stehen in der heutigen Situation ohnmächtig da, was eigentlich untragbar ist.

Von den »Argumenten« der Grundeinkommen-Gegner bleibt dann nicht viel übrig. Sie sind an der Realität der Menschen vorbeigestrickt.