BGE – Sichtweise von links
Eine hilfreiche Betrachtung, da sie dazu auffordert, selbst nachzudenken, wie die Verhältnisse sind.
https://diefreiheitsliebe.de/wirtschaft/marx-waere-gegen-die-bge-forderung-gewesen/
Herr Krämer spricht mit keinem Wort von der Hartz4-Zwangsarbeit. Das ist kein Zufall. Im Kommunismus sind die Menschen genauso verpflichtet zu arbeiten, wie heute in der Hartz4-Gesellschaft. Deswegen ist da auch nicht so viel Unterschied. – Und was der verdi-Mann als Verbesserungen vorschlägt, rüttelt nicht am Konzept der Arbeitsgesellschaft, wie sie die Regierung haben will. Befreiung »in« der Arbeit, schreibt er. Das ist so, als ob man einem Gefangenen sagt, aus dem Knast kommst du nicht, aber denke dir doch die Freiheit.
Verkürzung der Arbeitszeit soll »pauschal« für alle gelten, was albern ist. Arbeitszeiten müssen von den Bürgern individuell bestimmt werden können und nicht durch kommunistische Parteifunktionäre festgelegt. »Recht auf gute Arbeit« ist völlig neben der Realität, wenn sich der Einzelne nicht gegen »Arbeitsangebote« zum Beispiel durch die Jobcenter wehren kann.
Was bei Ralf Krämers Ausführungen aber durchaus brauchbar ist, betrifft die Güterproduktion. Zwar stellt er die Zusammenhänge nicht korrekt dar, aber er ist doch schon sehr nahe dran.
Die Arbeit ist und bleibt absehbar unverzichtbare Quelle des Reichtums.
Der Begriff »Reichtum« ist deplatziert. Richtig wäre hingegen: Die Arbeit ist unverzichtbare Quelle der benötigten Güter und Dienstleistungen. Denn von denen leben wir.
Die primäre Quelle aller Einkommen sind die Verkaufserlöse der produzierten Waren (einschließlich Dienstleistungen), und die so entstehende Nettowertschöpfung wird verteilt auf Löhne einerseits, Unternehmens-und Vermögenseinkommen andererseits.
Und an der Stelle ist Herr Krämer ebenfalls ungenau und verschweigt mehr, als er sagt. Denn die Wertschöpfung wird nicht nur an Arbeitnehmer und Unternehmer, sondern ganz wichtig, an uns alle verteilt, in Form von Steuern und Abgaben, für gemeinschaftliche Aufgaben. – Und genau dort, in den gemeinschaftlichen Aufgaben ist dann auch das Bedingungslose Grundeinkommen beheimatet.
Sind die Arbeitsideologen ständig bemüht, den Bürger auf die falsche Fährte zu locken? Auch Herr Krämer bastelt sich die Gesellschaft nur so zusammen, dass sie immerzu auf »Erwerbsarbeit« hinausläuft.
Ein BGE müsste letztlich immer durch Umverteilung aus dem so gebildeten Volkseinkommen aufgebracht werden. Es würde also vollständig darauf beruhen, dass weiterhin (kapitalistische) Warenproduktion durch Erwerbsarbeit stattfindet.
Was der Autor unterschlägt ist, dass in einer Grundeinkommensgesellschaft der Arbeitszwang wegfällt. Das passt ihm offensichtlich nicht. Deswegen ignoriert er die sich daraus ergebenden Möglichkeiten für die Bürger. – Er tut so, als ob weiterhin der heutige Arbeitszwang auch in einer Grundeinkommensgesellschaft vorhanden wäre. – Aber das ist nicht der Fall.
Dabei ist es eine völlige Fehlannahme zu glauben, dann könnten aber alle zumindest ohne Zwang endlich das arbeiten, was sie gerne möchten. Denn es müsste weiterhin nicht das produziert werden, was einzelnen ProduzentInnen gerne möchten, sondern das was die gesellschaftlichen Bedürfnisse befriedigt, die sich in zahlungsfähiger Nachfrage äußern.
Das ist eine wichtige Stelle in seinem Text, weil er hier eine komplett unzureichende Sicht auf die Gesellschaft einnimmt. Aber vielleicht ist gerade das hilfreich, um Wirtschaft zu verstehen und die Möglichkeiten des BGE zu erkennen. - Krämer will dem Leser einreden, er müsse das arbeiten, was Geldbesitzer gegenüber den Mitmenschen erzwingen wollen? Wäre das nicht mehr als schräg?
Nein, nicht das muss produziert werden, was Geldbesitzer von Arbeitssklaven haben wollen, sondern der Bürger selbst entscheidet, was er produzieren will. Dabei wird er sich zuallererst an der »notwendigen Produktion« orientieren. Diese betrifft Nahrung, Kleidung, Wohnen und Energie. Diese notwendige Produktion betrifft die Grundeinkommen-Güter. Alles, was wir für die Existenzsicherung brauchen, muss sicherlich produziert werden. Aber nicht das, was Geldbesitzer (Reiche? Wo haben sie das Geld her?) wollen, ist wichtig, sondern die Produktion, die die Grundversorgung aller Menschen garantiert.
Nicht das, was Leute wollen, die reich sind, muss man arbeiten, sondern das, was einem wichtig erscheint, wird man tun. Und am wichtigsten sind alle Güter, die das Bedingungslose Grundeinkommen ausmachen! Es ist die Grundversorgung.
Wenn ich mit Geld aus dem BGE im Restaurant etwas bestellen würde, müssten die Beschäftigten mir das herstellen und bringen und zwar nicht, weil sie gerade Lust dazu haben, sondern weil ich bezahle. Wer ein BGE fordert will, dass das genauso auch weiterhin funktioniert, sonst wäre ein BGE sinnlos.
In einer Grundeinkommensgesellschaft arbeitet nur noch derjenige in einem Restaurant, der dies gerne macht. Wer aber den Eindruck hat, er würde dort von Geldbesitzern herumkommandiert, der wird eben nicht in der Gastronomie arbeiten! Das Bezahlen ist in einer Grundeinkommensgesellschaft nicht wichtig. Wer sich dann als Geldbesitzer aufspielt, und meint, er könne weiterhin, wie heute die Leute herumscheuchen, der wird sich wundern. – In einer Grundeinkommensgesellschaft gibt es keinen Arbeitszwang mehr. – Das ist das, was Herr Krämer nicht einsehen will.
Dass er dann ausschließlich die Warenproduktion als »Wertschöpfung« auffasst, ist eine weitere Schwäche seiner Ausführungen. Ohne ehrenamtliche und Familienarbeit wäre die Gesellschaft kaum lebenswert. - Aber wahrscheinlich lässt sein ideologisches Konzept eine solche Sicht nicht zu.
... das „Reich der Notwendigkeit“ durch eine möglichst rationelle und demokratische Organisation der gesellschaftlichen Arbeit zu gestalten.
Es gibt sicherlich eine »notwendige Produktion« innerhalb der Wirtschaft. Was Krämer vielleicht mit »Reich der Notwendigkeit« andeutet. Diese notwendige Produktion hat aber nichts mit Geldbesitzern zu tun, die anderen Leuten Arbeitsanweisungen geben können, weil sie Geld haben. In dieser Sicht ist verborgen, die Arroganz und Überheblichkeit der Geldbesitzer und des Establishments.
Genau das bedeutet »notwendige Produktion« nicht.
Sie ist allein sachlich begründet und bezieht sich ausschließlich auf die Güter und Dienstleistungen, die wir Menschen als Lebensgrundlage brauchen. – Allein das macht diese Produktion zu einer notwendigen Arbeit. – Aber in einer Grundeinkommensgesellschaft eben auch wiederum »freiwillig«! - Das ist ganz wichtig.
Denn einsehen, dass wir zum Beispiel die Nahrungsmittelproduktion brauchen, müssen das die Menschen selbst. Und nicht, dass man sie bevormundet und dazu drängt. – Wenn also in einer Grundeinkommensgesellschaft niemand in der Nahrungsmittelproduktion arbeiten wollte, hätten wir nichts zu essen. – Aber ein solches Szenario ist total daneben und unrealistisch.
Wenn heute REWE Mitarbeiter sucht, und die dann über »Arbeitszwang« zu ihren Stellen kommen, weil sie in der Jobbörse der Arbeitsagentur zu einer Bewerbung aufgefordert wurden, sind diese eher eine Gefahr für den Arbeitsplatz, weil sie nicht deshalb sich gemeldet haben, aufgrund von Interesse, sondern weil der Jobcenter-Mitarbeiter dazu aufgefordert hatte. - Das heißt, heute arbeiten viele Leute etwas, was sie sich nicht freiwillig ausgewählt haben, sondern vom Staat dazu gedrängt wurden. - Das ist keine Grundlage für gute Arbeitsleistungen.
Wer aber einsieht, dass eine bestimmte Arbeit wichtig ist und gebraucht wird, und gleichzeitig einen großen Spielraum hat, sich die Arbeit zu arrangieren, wird viel eher motiviert an die Sache herangehen, als es heute der Fall ist.
Ein interessanter Beitrag von Herrn Ralf Krämer.