Grundeinkommen - Wie sollen wir das finanzieren

Immer wieder taucht die Frage auf, »wie sollen wir das Grundeinkommen finanzieren«. Dabei stellt sich derjenige, der diese Frage stellt, das so vor, als ob wir in der Familie sagen würden, »nächste Woche kaufen wir einen Mercedes S 500«. - Und da der Sohn das gesagt hat, sagt jetzt der Vater »wie sollen wir das finanzieren«. »Der kostet 100.000 Euro«.

Das Grundeinkommen wird also sich so vorgestellt, als ob es eine »Neuanschaffung« wäre. Und da das Familienbudget bereits verplant und verbraucht ist, kann eine solche Zusatzausgabe gar nicht getätigt werden. Und selbst wenn etwas angespart wurde, will man das Geld vielleicht für etwas anderes ausgeben.

Ein anderes Beispiel wäre die gemeinsame »Party«. Jeder soll etwas mitbringen, und so ist es dann auch. Drei, vier Leute kommen ebenfalls vorbei, sie bringen aus irgendwelchen Gründen gar nichts mit. Nur sich selbst und das freut viele.

Und tatsächlich, alles reicht locker für die Teilnehmer, aber unter ihnen sind einige, die sich mächtig aufregen, dass da welche dabei waren, die »nichts geleistet« hatten, für das Treffen. Wutschnaubend maulen sie herum, wie viel sie selbst getan haben, zum Gelingen der Veranstaltung und einige hätten nichts beigetragen. - Diese sollten wenigstens jetzt den Abwasch machen.

Ähnlich wie diesen »Unzufriedenen« geht es manchen Grundeinkommen-Kritikern. Sie überbewerten sich selbst und ihren Anteil an der Gesellschaftsmitwirkung und prangern die anderen an, die scheinbaren Faulenzer.

Wenn wir aber sehen, dass die Produktionsleistung für uns alle reicht, dann sollten wir das erstmal so stehen lassen und uns darüber freuen, dass wir alle versorgt sind.

Leider kommen jetzt einige Personen auf die fixe Idee, »Arbeit verteilen zu wollen«. Wie kommen sie darauf, dass sie das Recht dazu haben? Nun, sie denken, wie diese unzufriedenen Partygäste. Sie glauben, sie seien etwas Besonderes und hätten die Befugnis andere herumzuschubsen und Befehle zu erteilen. Sie behaupten, »mehr zu leisten« als andere und hätten deshalb das Recht, diese herumzukommandieren.

Wie auch immer. Das Recht haben sie jedenfalls nicht.

Aber wir können uns verständigen und unser Zusammenleben klug organisieren. Wir könnten es so machen, dass wir miteinander respektvoll umgehen und unsere Menschenwürde gegenseitig achten. - Wenn wir das schaffen, so die Gesellschaft zu gestalten, dann befinden wir uns in einer lebenswerten Welt.

Jetzt aber nochmal zu dem »Missverständnis«, dass das Grundeinkommen eine »Neuanschaffung« sei.

Das Grundeinkommen sind in erster Linie die »lebensnotwendigen Güter«. Und die brauchen wir nicht erst, wenn wir das Bedingungslose Grundeinkommen einführen, sondern andauernd, also jetzt gerade, momentan, jeden Tag.

Das Grundeinkommen ist somit »nichts Neues«, sondern etwas, das wir ständig, ununterbrochen brauchen und haben müssen. Und wir haben ja auch die Güter, wir holen sie uns jeden Tag aus den Kaufläden und wir leben in den Häusern und haben Unterkunft und Energie, um zu heizen oder zu kochen.

Mit dem Grundeinkommen kommt also »nichts Neues« in unser Leben. - Das einzige, was sich ändert ist, wir müssen umdenken. Und wir müssen bereit sein, etwas zu akzeptieren.

Heute bekommen wir die »lebensnotwendigen Güter« erst, wenn wir dafür etwas tun. Zum Beispiel einen Antrag stellen, oder eine Arbeit verrichten, oder in eine Versicherung einzahlen. Und die lebensnotwendigen Güter heißen deshalb so, weil wir sie unbedingt brauchen. Wir sind abhängig von ihnen: Nahrung, Kleidung, Wohnen und Energie. Wenn wir kein Geld haben, um uns diese Güter zu besorgen, sind wir in existenzieller Not. Diese Not wird von skrupellosen Leuten ausgenutzt. Sie zwingen uns zur Arbeit. Erst dann bekommen wir ein Zugriffsrecht auf die Güter, in Form von Geld.

In einer Grundeinkommens-Gesellschaft würden wir ein Zugriffsrecht auf die lebensnotwendigen Güter erhalten, bedingungslos. Das wäre dann eine Entscheidung von uns Bürgerinnen und Bürger. - Ein Bürgerentscheid über diese Frage, wäre ein erster Schritt.

Und jetzt noch ein Beispiel, das die Absurdität der Finanzierungsfrage aufzeigt.

Stellen Sie sich einen Bettler vor, der vor einem Supermarkt sitzt und um eine »milde Gabe« bittet. Und stellen Sie sich vor, der Mensch sitzt da, fast jeden Tag und würde keinen einzigen Cent zugesteckt bekommen. - Denn die vorbeilaufenden Passanten denken, wie auch die staatlichen Verwalter, soll er doch arbeiten gehen, dann hätte er Geld. Und nach einer Woche ist er verhungert. Und gleichzeitig sind die Regale des Supermarktes brechend voll mit Waren und abends schmeißen die Supermarkt-Mitarbeiter einen großen Teil der Lebensmittel weg, weil sie »abgelaufen« sind. So viel produzieren wir, in unserer Überflussgesellschaft.

Das Grundeinkommen ist da! Heute, jeden Tag. Wir müssen es uns nur »bedingungslos« zugestehen wollen, statt es mit Forderungen zu verknüpfen. Dann hätte der geldarme Mensch die Möglichkeit, sich die Dinge zu nehmen, die er braucht.

Aber die Überflussgesellschaft nützt jetzt dem armen Menschen nichts, weil manche andere in ihrem Denken noch zu starr sind. Weil sie nicht sehen können, dass es schon längst machbar ist, großzügig zu sein.

Und je mehr Menschen das erkennen, dass wir es uns erlauben können, großzügig zu sein, um so eher werden wir ein Bedingungsloses Grundeinkommen haben.

Alle Leute, die heute entlassen werden, fehlen ja nicht in der »notwendigen Produktion«. Die geht unverändert weiter. Die Menschen werden ja gerade deswegen entlassen, weil man sie nicht mehr für die Produktion braucht! Denn Automaten und Roboter erledigen jetzt die Arbeit, die die Menschen vorher gemacht haben, viel effizienter und schneller, ja womöglich sogar rund um die Uhr.

Man braucht die Arbeitslosen nicht mehr, um den Betrieb in der Wirtschaft aufrecht zu erhalten, um die lebensnotwendigen Güter herzustellen. Insofern ist es ein Willkürakt, wenn die Behörden sich erdreisten, die jetzt »geldlosen« Menschen in irgendeinen sinnlosen Job drängen zu wollen. Dafür gibt es überhaupt keinen Grund. - Und sinnhafte Jobs können nur aus »eigenem Antrieb« ergriffen, und niemals durch Zwang angeordnet werden.