Oder »überhaupt« über einzelne Sachverhalte streiten?
Wer bestimmte Diskussionen sich anschaut, kann daran zweifeln.
Nehmen wir zum Beispiel das Gespräch zwischen Ezra Klein und Andrew Yang, dem Präsidentschaftskandidaten für 2020 in den USA. [Englisch]
The Ezra Klein Show
Im ersten Teil spricht Klein den Blick auf die Ökonomie an, den er bei Andrew Yang festgestellt hat. Und der sei sehr düster. – Diesem düsteren Blick setzt er andere Sichtweisen auf die US-Wirtschaft entgegen.
Yang sagt zum Beispiel, dass er in den letzten Jahren in den USA viel herumgekommen ist, und eine Menge Pessimismus und schlechte Lebensverhältnisse erlebt hat. Und das die Selbstmordrate im Land hoch ist und die Drogensucht ein Problem darstellt.
Klein meint dann, dass die Drogensucht auch andere Gründe haben könnte und das manche Ökonomen eine Übergangsphase sehen, und die Situation für die Wirtschaft in Zukunft wieder besser sein könnte, beziehungsweise gar nicht so schlecht aussieht, wie manche meinen.
Genau das, was nun in diesem Gespräch, oder dieser Diskussion passiert, ist dasjenige, was Gespräche wertlos machen. – Es wird einfach einer Perspektive eine genau entgegengesetzte gegenübergestellt, um diese in ihrer Aussage zu »neutralisieren«.
Es ist ein grundsätzlicher Umstand bei uns Menschen festzustellen, nämlich dass wir nicht einen einheitlichen Blick auf die Welt haben. Dies ist natürlich und richtig so, weil wir mit unterschiedlichen Wahrnehmungen ausgestattet sind, und bei der Auswertung derselben zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen.
Wo ist nun das Problem?
Die Diskussion kommt in der Weise daher, als ob »eine« der beiden Positionen aufgehoben oder entwertet werden soll. Die Diskussion oder das Gespräch werden zum »Kampfplatz«, wer wohl recht hat.
Aber das ist eine Verkennung der Realität und diese Haltung ist unberechtigt!
Nicht eine von beiden Meinungen, Positionen, Perspektiven ist »falsch«, und die andere dafür richtig, was ja dem Zuhörer oder Zuschauer oft suggeriert wird.
Nicht der eine ist »schlauer« als der andere, und kann die Situation besser verstehen, sondern beide Perspektiven sind auf ihre Weise berechtigt.
Wenn also solchen »Gesprächen« oder Diskussionen etwas unterstellt werden kann, zum Beispiel, dass sie eine Position oder Perspektive diskreditieren wollen, dann sind diese »Diskussionsrunden« entwertet und wertlos. - Und sie haben die Aufgabe, zu Propagandazwecken missbraucht zu werden, damit »eine« Position und eine Meinung exponiert dargestellt und promotet wird.
Dass heißt, wenn wir fragen, was in den Medien ist Propaganda und Manipulation, was ist Fake News, dann können wir alle Pseudo-Gespräche und Auseinandersetzungen dazu rechnen, die es darauf anlegen, nur »einer« Sichtweise die Zustimmung geben zu wollen.
Beispiel [Englisch]
https://twitter.com/suzanne_moore/status/1006209128489017345?s=09
Warum sind solche Radiosendungen, Fernsehsendungen, Podcasts und YouTube-Videos verplemperte Zeit und rausgeschmissenes Geld, wenn sie so gestaltet sind, mit der Absicht, Meinung und Perspektiven herauszufiltern, zu eliminieren und zu entwerten, und andere Sichtweisen zu überhöhen oder in den Vordergrund stellen zu wollen?
Das kann man sehr gut an dem Gespräch zwischen Ezra Klein und Andrew Yang ablesen.
Denn wenn Andrew Yang sagt, dass der Verlust von Millionen von Arbeitsplätzen im Manufakturbereich, in vielen Bundesstaaten der USA dazu geführt haben, dass viele Amerikaner das »Establishment« nicht mehr wählen, und stattdessen Trump, dann kann man nicht sagen, ja, es gibt auch andere Sichtweisen auf die Wirtschaft.
Es ist vielmehr zu schauen, um was geht es eigentlich, wenn wir miteinander reden. – Geht es darum, dass eine Seite sich mit der eigenen Perspektive im Gespräch durchsetzt?
Wenn wir miteinander reden, dann muss es wie bei einem »Urzustand« von Gespräch darum gehen, einen gerechten Ausgleich unter uns herzustellen. Darum geht es.
Wer diesen gerechten Ausgleich nicht will, der wird das zerreden, was diejenigen hervorbringen, die diesen Ausgleich anstreben. - Wenn Andrew Yang sagt, dass die Menschen, die ihre Arbeit verloren haben oder erst gar keine finden, Selbstmordgedanken haben oder in die Drogensucht abdriften, dann steht hinter diesen Aussagen die Frage, wie kann die Situation dieser Menschen verbessert werden. – Und es genügt nicht, zu sagen, andere Leute sehen die Situation in der Wirtschaft gar nicht so dramatisch und empfinden die Vorgänge in der Gesellschaft auf andere Weise.
Aus einem Blickwinkel sieht dieses Gespräch so aus: Der eine Gesprächsteilnehmer will eine Veränderung der Gesetze im Land. Die Gesetze sollen so sein, dass es den Menschen, die von Arbeitsplatzverlust betroffen sind, oder erst gar keine Arbeit finden, in der Gemeinschaft besser gestellt werden, sodass sie nicht in existenzielle Not geraten. – Das wäre zum Beispiel möglich, wenn das Parlament neue Gesetze erlässt, die dazu führen, dass von den Steuereinnahmen ein Bedingungsloses Grundeinkommen an alle Bürgerinnen und Bürger ausgezahlt wird. - In diese Richtung geht die Argumentation von Andrew Yang. Und da er Präsidentschaftskandidat ist, wäre das seine Argumentation, um dazu gewählt zu werden, diese Veränderungen zu bewirken.
Ezra Klein argumentiert jetzt so, in diesem Gespräch, dass er sagt, »Hallo Andrew, es gibt auch eine andere Sicht. Ich kenne Leute, die die Situation in der Wirtschaft ganz anders sehen, als du.«
Es ist doch egal, ob Leute in der Wirtschaft die Situation ganz anders sehen, als Andrew Yang! Er will die Lage der Arbeitslosen verbessern und für die Beschäftigten in der Wirtschaft, die die nächsten Jahre von Veränderungen betroffen sind, durch eine bessere Gesetzeslage, das Leben erleichtern.
Das aber, müsste Ezra Klein bemerken oder schon längst bemerkt haben. Denn er ist ja derjenige, der den Präsidentschaftskandidaten zum Gespräch eingeladen hat.
Im Grunde genommen, lassen sich aus allen Gesprächen und Diskussionen »vorher schon« die Absichten der Teilnehmer herausfiltern. Warum sucht man das Gespräch? – Die einen, um Veränderungen zu bewirken, die anderen um Veränderungen zu verhindern. - Beide Seiten wollen ihren Standpunkt mit Argumenten unterfüttern.
Wer aber das durchschaut, kann sagen, die meisten »Diskussionen« sollen etwas bewirken.
»Diskussionen« über Hartz4, oder über das Bedingungslose Grundeinkommen sollen das Thema in der Gesellschaft positiv etablieren, oder sie sollen genau das verhindern.
Für jeden, der sich mit beiden Themen beschäftigt, ist klar, dass Millionen von Menschen leiden und das für sie nur durch Gesetzesänderungen eine Lösung möglich ist. - Gesetzesänderungen auf Bundesebene, müssen die mehrheitliche Zustimmung der Bürgerinnen und Bürger haben. Sie sollten nicht durch »Geschäftsführungen« entschieden werden, was heutige Regierungen sind, sondern direkt durch die Bürger in Direkten Demokratien.
Aber das Gespräch zwischen Diskussionsteilnehmern ist dann müßig und langweilig, wenn einer Gegenposition kaum noch ein Funken Glaubwürdigkeit zukommt, und diese nur noch als böswillige Abwehrhaltung interpretiert werden kann.
In der heutigen Zeit, in der geradezu ein Machtkampf wahrzunehmen ist, bezüglich der »Deutungshoheit« im Meinungsstreit, in einer Zeit, in der Medienschaffende mit Gewalt die Bezahlung ihrer Produkte erreichen wollen, in Radio und Fernsehen, mittels Rundfunkbeitrag, müssen wir schon fragen, ob wir diese Zwischenschritte alle brauchen, oder ob das »Gespräch« rausgeschmissenes Geld und verschwendete Energie ist.
Was ist »schnell« bei Hartz4?
Wenn wir nach 13 Jahren Verwendung dieser ungerechten und menschenrechts- und grundrechtsverletzenden Regelungen, die die GRÜNEN und Schröder eingeführt haben, noch immer nicht sehen, dass das SOFORT beendet werden muss, dann ist doch das »Gespräch« zwischen uns Bürgern eine Farce.
Dann ist das eher so, dass die einen sagen, »Komm', die Leute halten das noch ein paar Jahre aus. Da ändern wir nichts an Hartz4.«
Es geht also gar nicht um das Gespräch. - Es geht darum, ob diejenigen, die die Ungerechtigkeiten kennen, erleiden, erleben, endlich »aktiv« werden. Darum geht es. Und alle warten darauf, ob das wohl irgendwann der Fall ist.
Dasselbe gilt für die USA. – Wenn vier Millionen Arbeitsplätze verschwunden sind, seit dem Jahr 2000, und jetzt ein Präsidentschaftskandidat die Gesetze besser angepasst an solche Veränderungen gestalten will, und deshalb sich wählen lassen möchte, dann stellt sich die Frage, warum alle diejenigen von diesen Veränderungen Betroffenen, nicht »selbst« politisch aktiv werden, um diese Veränderungen zu erreichen.
Die Frage ist, was tue »ich selbst«, damit sich die Verhältnisse ändern. Oder wenn man es genauer fast: was wäre zu tun, was kann »ich« tun, damit Veränderungen, politische Veränderungen »mit hoher Wahrscheinlichkeit« eintreten. – Darüber nachzudenken, ist ein Schritt.
Ein anderer Punkt ist natürlich, die Psyche. – Wir Menschen können uns nicht darauf konzentrieren, die Welt »außer uns« zu gestalten, wenn die Welt »in uns« in Unordnung ist. Deshalb müssen wir zuerst gute und stabile zwischenmenschliche Beziehungen aufbauen. – Deshalb ist die Arbeit in diese Richtung, die erste.