Stilfiguren


Glossar zu Stilfiguren und anderen Begriffen der Stilistik von A - Z




A

Abominatio lat. für Bdelygma oder für Apodioxis

Abstractum pro concreto siehe Synekdoche

Acervatio dissoluta lat. für Asyndeton

Acervatio iuncta lat. für Polysyndeton

Acervus eine geordnete Skala von Synonymen, die sich steigert

Abundanz siehe Redundanz

Abzission mitten in der Rede abbrechen, ohne dass das Wesentliche ungesagt geblieben wäre

Accusatio lat. für Kategoria

Accusatio adversa lat. für Antikategoria

Adagium andere Bezeichnung für Sprichwort oder Sentenz

addierende Zusammensetzung beim Oxymoron siehe Oxymoron

Addubitatio lat. für Aporia

Adhortatio ein Befehl oder eine Ermunterung an andere

Adianoeta ein Ausdruck, der zu der eigentlichen offensichtlichen Bedeutung noch unterschwellig eine andere zweite Bedeutung mitschwingen lässt

Adiectio lat. für Anaphora

Adiudicatio lat. für Epikrisis

Adiunctio lat. für Epizeugma

Adiunctum lat. für Symploke

Admonitio lat. für Paränese

Adnexio lat. für Zeugma

Adnominatio wird in drei unterschiedlichen Bedeutungen verwendet
(1) lat. für Paranomasie
(2) lat. auch für Polyptoton verwendet
(3) mit Bezug auf Eigennamen verwendet, meint die Bezeichnung Adnominato deren wörtliche oder homophone Bedeutung

Adulation Kriecherei, mit Schmeichelei verbunden

adversatives Asyndeton siehe Asyndeton

Adynaton siehe Periphrase

Aetiologia Figur des Überdenkens, wobei ein Grund für eine Stellungnahme gegeben wird, oft als Realtivsatz oder einfache Erläuterung, engl. "I mistrust not the judges, for they are just."

Affirmation allgemeiner Ausdruck für eine Stilfigur der Bekräftigung und Bestärkung, siene Emphase

Aganektese Entrüstung, die sich im empörten Ausruf Luft macht

Agroikie Bauernwitz, plump

Aischrologie siehe Periphrase

Akkumulation Aneinanderreihung mehrerer Unterbegriffe anstelle des zusammenfassenden Hauptbegriffs "Was nicht sichtbar, hörbar, riechbar, tastbar ist, ist nicht vorhanden."

Akoluthie Andeutung, aus der für den Hörer mehr zu vermuten durchkommt als in der Rede angedeutet

Akrostichon siehe Telestichon

Akroteleuton Verbindung von Akrostichon und Telestichon

Akusmata kurze Rätsel für ethische Lehren "nicht ohne Licht reden" = Verbot der unvernünftigen Rede, "keine Kränze zerrupfen" = Gebot zur Beachtung der Gesetze (Beispiele nach Pythagoras)

Akyrologie oder Impropria dictio bildliche, verblümte, uneigentliche Rede; entspricht dem Begriff der Tropik

Akzismus eine vorgetäuschte Verweigerung von dem, was sehnlichst gewünscht wird, "Dieses Geschenk kann ich wirklich nicht annehmen."

Allegorie

- Begriffsallegorie "Justitia" - Bild der Gerechtigkeit

- Geschehensallegorie Darstellung des Liebeswerbens als Jagd ( Liebender = Jäger, Geliebte = Wild, Tugenden durch Jagdhunde dargestellt; oft ganze Werke als Allegorie, z. B. Orwell "Farm der Tiere")

Alliteration rhetorische Klangfigur, Wörter mit gleichen Anfangsbuchstaben treten gehäuft auf

Allusion verkürzter Vergleich, Anspielung auf (historische) Person, Örtlichkeit, Sitte

Ambiguität doppeldeutige, in sich scheinbar widersprüchliche Aussagen

Ambiguum zweideutiges, absichtlich akrylogisch eingesetztes Wort

Ambivalenz Wort oder Wortgruppe bezeichnet gleichzeitig zwei Gegensätze "Hassliebe"

Amöbäon = Refrain

Amphibolie beabsichtigte oder unbeabsichtigte Doppel- oder Mehrdeutigkeit der Aussage durch Wortwahl, Stellung, Beziehung oder Betonung; Wendungen oder Sätze bieten durch ihre grammatische Konstruktion mehr als eine Interpretation

Amphidiorthose Beschwichtigung, Zuhörer wird auf einen Schreck vorbereitet

Amphigurie schwafelndes Reden

Amphilogie Streitfrage, durch Wörter oder Fügungen mit zweierlei Bedeutung

Amplifikation Abwandlung; bringt ausführliche Aussagen, jedoch in wiederholender Abwandlung unter verschiedenen Gesichtspunkten,  weitet eine Aussage kunstvoll über das, was der Zuhörer zum problemlosen Verstehen  braucht, noch aus  "Vergebens versuchte er als Künstler objektiv zu schaffen, außen zu bleiben, bloß zu erzählen, Epiker zu sein, Referent von Geschehnissen ..."

Anachorese nach Abschweifung Rückkehr zum roten Fasen

Anachronismus falsche zeitliche Einordnung

Anadiplose siehe Gemination

Anakoinose scheinbares / fiktives Einholen von Rat, wie die Sache gehandhabt werden soll

Anakoluth Fügungsbruch, eine Unrichtigkeit in der Satzführung, Herausfallen aus der Bauart des Satzanfangs

analytischer Ausdruck "den Sieg erringen" = "siegen"

Anantapodoton eine Art von Ellipse, ein ganzer Satz (ein ganzer Gedanke) wird ausgelassen

Ananym siehe Palindrom

Anapher Wiederholung am Anfang, Gegensatz zur Epipher

Anastrophe Nachstellung des regierenden Wortes, besonders der Präposition

Anesis Abschwächung, Zusatz zu einem abschließenden Satz, der den Effekt dessen, was ausgesagt worden ist, mindert

Änigma Rätsel

Annomination Wortspiel, das auf der Ähnlichkeit von Lauten in zwei Wörtern beruht; etymologisches oder pseudoetymologisches Spiel
"Bistümer - Wüsttümer, Abteien -Raubteien, Rheinstrom - Peinstrom" (Schiller, Wallensteins Lager),
"eine Kuh macht muh, viele Kühe machen Mühe."

Antex(s)ekration Fluch gegen Fluch, "mit gleicher Münze heimzahlen", siehe aus Antex(s)ekration

Antikategoria

Antiklimax siehe Gradation

Antimerie ein Teil der Rede wird statt einem anderen verwendet und gegen einen anderen vertauscht, andere Wichtung durch den Autor, sehr häufig und vielgestaltig
- Infinitv-Verbalsubstantiv statt Verb
- Indefinitpronomen oder Personalpronomen statt Substantiv
- Präpositionalausdruck statt Modalverb
- substantivierter Infinitiv statt Abstraktsubstantiv
- Substantiv statt Attributiv-Adjektiv

Antimetabole Wörter werden umgestellt und in anderer Stellung wiederholt

Antimetathesis Widersprüchlichkeit, Wiederholung der Glieder einer Antithese in umgekehrter Folge

Antiphrase siehe Ironie

Antiprosopopöie Gegenteil der Personifikation, lebendige Personen werden durch Lebloses repräsentiert

Antiptosis Wortvertauschung "überfließende Phantasie" wird zu "Überfluss der Phantasie"

Antistasis ein und dasselbe Wort wird in veränderter Bedeutung wiederholt "Sind die Blumen natürlich oder künstlich?" - "Natürlich künstlich!", siehe auch Traduktion

Antithese Entgegenstellung, gekoppelte oder unverbundene Zusammenstellung entgegengesetzter Begriffe "Heiß ist die Liebe, kalt ist der Schnee."

Antonomasie Sonderform der Synekdoche, Umschreibung eines Eigennamens durch einen für seinen Träger charakteristischen Begriff
"der Stagirite" für "Aristoteles", "der Leimener" für "Boris Becker", "Walzerkönig" für Johann Strauß, "der eiserne Kanzler" für Bismarck

Antonym

Antropomorphismus Vermenschlichung nichtmenschlicher Dinge "die Blumen kleiden sich"

Antropopathismus menschliche Eigenschaften werden Gott oder der Gottheit beigelegt

Anthypophora ein vorhandener gegnerischer Einwand wird zitiert, entkräftet und widerlegt, der Redner wirft als Antwort seinerseits Fragen auf

Antikategoria oder Tu quoque dieselbe inkriminierende Sache wird dem Gegenüber selbst unterstellt

Apeirokalie Streben nach verfeinertem Ausdruck

Apelasis ein vorgetragenes Anliegen wird zunächst scheinbar zurückgewiesen, um dann auf Drängen doch erfüllt zu werden

Apharäse siehe Metaplasmus

Apodioxis ein Anerbieten wird als anstößig abgewiesen

Apodosis der die sprachliche Periode entspannende Teil, der auf den spannungsschaffenden Teil Protasis folgt

Apokoinu ein Satzteil, der gleichmäßig zu zwei beigeordneten Sätzen gehört, wird in die Mitte zwischen beide gestellt ohne Vebindungswort, normalerweise als Stilfehler anzusehen "Sie trugen vor die Tür siebentausend Tote warfen sie davor.", "Das sind lauter Gauner sind das."

- Pseudoapokoinu zwei Möglichkeiten der Interpretation, eindeutig nur durch Interpunktion oder etwa Zäsur beim Sprechen oder Singen

Apokope Auslaut (meist Schlussvokal) wird abgetrennt

Aporia

Aposiopese Verschweigen des Wichtigen; der Redende bricht plötzlich ab, weil er nicht fortfahren kann oder will "Ich könnte es sagen, aber ..."

Apostrophe Anrede von Gegenständen oder abwesenden Personen

Appelativum Sonderform der Synekdoche, Umschreibung eines Gattungsbegriffs durch Eigennamen
"Krösus" für "reicher Mensch", "Casanova" für "großer Liebhaber", "ein Judas" für "Verräter", "der deutsche Michel" für "Deutscher"

Äquivokation Wortgleichheit bei Sachverschiedenheit, Doppelsinnigkeit, Mehrdeutigkeit

Archaismus veralteter Ausdruck oder Sprachgebrauch

Assonanz
(1) vokalischer Gleichklang, Häufung gleicher Vokale, lat. "magna atque mirabilia"
(2) künstlich erzwungener Versgleichklang, meist in Scherzgedichten " ... still und donkel ........ bei dem Onkel"

Asteismus auf sich selbst bezogene Ironie des Autors

Asyndeton Unverbundenheit

- adversatives Asyndeton oder Asyndeton adversativum konjunktionsloser Gegensatz

- enumeratives Asyndeton

- kausales Asyndeton

- konsekutives Asyndeton

- summatives Asyndeton

Auditon colorée (frz.) das Hörenkönnen von Farben, "farbiges Hören", z.B. "schreiende Farben"

B

Barbarismus ungerechtfertigte Abweichung von der Sprachrichtigkeit im Einzelwort, im Gegensatz zum Metaplasmus

Bathos unfreiwilliges Umschlagen vom Erhabenem ins Banale

Battologie mechanisches Wiederholen von Wörtern und Sätzen, litaneiartig

- Tautophonie dauernd Wiederholtes

- Verbigeration Geschwätz

- Mantrajana sinnlose Folge von Wörten

Bdelygma

Begriffsallegorie siehe Allegorie

Benediktion Wunsch nach Glück, Seligkeit und Wohlbefinden "Guten Morgen!", "Viel Glück!"

- Votum Gelübde, Wunsch "Gesegnet sei ..."

Bild zusammenfassende Bezeichnung für Metapher, Vergleich und überhaupt blidliche Ausdrucksweise, nicht nur optisch-anschaulich, sondern auch gefühlseindringlich und unmittelbar

Typen von Vereindringlichung im sprachlichen Bild:

                    - "Beseelung" "Wie lauscht, vom Abendschein umzuckt, die strohbedeckte Hütte ..."

                    - "Einfühlung" "... recht, wie im Nest der Vogel duckt aus dunkler Föhren Mitte ..."

Vier Formen der Bilder nach der sprachlichen Form:

                    (1) Einfaches geschlossenes Bild geprägt von der Bildstruktur (einheitlich, klar, verschwommen, dicht, blass, überladen, ...

                    (2) Vergleich
nicht nur verdeutlichende Analogie, sondern Verschmelzung des gemeinsamen Inhalts aus zwei Bereichen
"Er saß da, wie ein Stoß vergessenen Holzes tief im Walde steht, von Nässe versäuert, rissig, mit gelöster Rinde."

                    a) gekürzter Vergleich Wegfall der Vergleichspartikel
"Einem ist die Wissenschaft die hohe, himmlische Göttin, dem anderen eine tüchtige Kuh,
die ihn mit Butter versorgt."

                    b) Gleichnis breite Ausmalung des Vergleichsbereichs, besonders im Epos

                    c)  Parabel ein Gleichnis mit selbständiger Handlung, in der eine Wahrheit durch einen Vorgang aus einem anderen
Vorstellungsbereich anschaulich gemacht wird

                    (3)

                    a) Symbol bildhafte Gestaltung, die durch ihre eindringliche Wirkung auf Gefühle und Phantasie Blicke in Tiefen eröffnet
mit einem großen Reichtum an Beziehungen

                    b) Emblem Verbindung von bildender Kunst und Dichtkunst im Barock
Motto (lemma) - Bild (pictura) - Epigramm (subscripito)

                    (4)

                    a) Chiffre die Symbole sind häufig zu Chiffren verkürzt, und zwar zur "Kondensierung oder Verkürzung" oder
zur "Entleerung"
"Mit allen Augen sieht die Kreatur das Offene."

                    b) Montage Arbeiten mit Chiffren
"tischlein deck dich: du wirst reich sein; eselin streck dich: du wirst schön sein; knüppel aus dem sack: du wirst stark sein"    

Binom Nebeneinandersetzen zweier Nomina, meist Substantive "sein höchstes Ziel: Reichtum, Macht.", lat. "rapi virgines,, pueros"

Bomolochie Possen zum Besten geben, derb, komisch

Brachylogie knappe Formulierung; Verstärkung der Ellipse bis zur Auslassung ganzer Satzteile

C

Charakter selten gebrauchte Bezeichnung für Figur

Charientismus Geplänkel, scherzhaftes Wortgefecht

Chiasmus Überkreuzstellung "Der Einsatz war groß, klein war der Gewinn."

Chiffre siehe Bild

Commutatio überraschende und oft witzige Wendung und Umkehrung grammatischer Beziehungen "Wir leben nicht um zu essen, wir essen, um zu leben."

concretum pro abstractum siehe Synekdoche

Constructio ad sensum mangelnde formal-grammatische, dafür aber sinngemäße Kongruenz des Prädikats (oder Attributs) mit dem Subjekt

Contradictio in adjecto siehe Oxymoron

D

Dekomposition spätlateinisch, ein Kompositum wird als solches nicht mehr empfunden, deshalb weitere Präfigierung

Derisus einzelner Spottsatz

Diachorese ein und dasselbe Subjekt erhält verschiedene sinnverwandte Prädikate, obwohl einn einziges zur Information ausreicht

Dialogismus fingiertes Frage- und Antwortspiel, um die Anteilnahme des Hörers / des Lesers zu wecken

Diaphora Wiederholung des gleichen Wortes oder Ausspruches mit jeweils anderer, oft verstärkter Bedeutungsnuance an beliebiger Stelle, besonders häufig im Drama, Mephisto: "Sie ist die erste nicht!" Faust:"- - -, die erste nicht! Jammer, Jammer!"

Diaporese jemand stellt sich so, als wäre er unsicher oder unentschlossen, wie er weiter fortfahren soll
a) leitet zum Handeln über    oder
b) macht das Überlegen vor dem Handeln offenkundig    oder
c) die Entscheidung wird dem Leser / Hörer überlassen

Diärese im engeren Sinn
(1) zwei Aussagen nebeneinander, man behandelt beide für sich, dann Begründung
(2) ein Hauptbegriff oder eine Kernaussage wird in mehrere Unterbegriffe zerlegt

Diastole siehe Metaplasmus

Diasyrmus sarkastischer Spott, beißend, verhöhnend

dichterischer Plural

Diegese Weitschweifigkeit in der Erzählung, in der Ausführung oder in der Erörterung, viel Nebensächliches dabei

Dihärese (Zerlegung) Ein Begriff wird durch eine Reihe von Teilbegriffen umschrieben, kann dabei selbst genannt oder unterdrückt werden "Amsel, Drossel, Fink und Star und die ganze Vogelschar"

Dikazität schnelle Reaktion als beißender Spott, oft derber Witz

Dikolon sieh Isokolon

Distinktion (Unterscheidung) Ein und dasselbe Wort wird in verschiedenen Bedeutungen verwendet "Er [der König von Thule] sah ihn [den Becher] stürzen ..." (Goethe)

doppelte Metonymie siehe Metalepse

Dubitation Redner fragt, scheinbar zweifelnd, welches Wort er am ehesten einsetzen soll

Duplicatio siehe Gemination

E

Eigenschaften des Meisterstils (nach Aristoteles)
1. nicht banal, griech.  me tapeinós
2. deutlich und einleuchtend, griech. saphéneia
3. angemessen, griech. prépon
4. schmuckreich, griech. kósmos

Ekphonese Gefühlsausbruch in Worten, auf die nicht unbedingt eine Entgegnung folgen muss

Ekphrase Beschreibung von Personen oder Gegenständen bis ins kleinste Detail hinein, der Redner versetzt sich und sein Publikum in die Lage der Augenzeugen

Ellipse Weglassen von Wörtern oder Satzteilen, Aus- oder Weglassung, Weglassen des Unwichtigen

Emphase Nachdrücklichkeit "Menschen! - Menschen! falsche, heuchlerische Krokodilbrut ..."
kann grafisch sichtbar gemacht werden
(1) mit Ausrufezeichen
(2) durch Gedankenstrich
(3) durch Kursivdruck gekennzeichnet

Enallage siehe Inversion

Enantiosis erweitertes Kontrapositum, wobei hier Gegensätze durch Bejahung zusammen mit einer Verneinung herauskommen

Enargea (allgemein) anschauliche Deutlichkeit und lebendige Darstellung

Enblem siehe Bild

enumeratives Asyndeton siehe Asyndeton

Epanalepse Wiederholung eines Wortes oder einer Wortgruppe innerhalb eines Verses oder Satzes, aber anders als bei der Gemination nicht unmittelbar aufeinanderfolgend "Lass sausen durch den Hagedorn, lass sausen, Kind, lass sausen."

Epanodos Wiederholung von Wörtern in umgekehrter Ordnung, oft streng buchstabengleich  "Als er sie an sich zog, zog er eher sich an sie."

Epamorthose Selbstberichtigung, bewusst gewollte und beschriebene Verbesserung des eigenen Ausdrucks

Epenthesis siehe Metaplasmus

Eperoteme (n.) unbedingtes Wiissenwollen

Epexegese erklärender Zusatz

Epibole Wiederholung ein und derselben Gedankenwendung, eine erweiterte Anapher

Epidiorthose der Redner stellt sich nach einem "harten Brocken" zurück auf die Ebene der Zuhörer oder Leser

Epikrisis

Epimone Verweilen, Wiederholung eines Gedankens in anderer Formulierung "Es regnet, die Erde wird nass ..."

Epipher Wiederholung eines Wortes oder mehrerer Wörter am Schluss aufeinanderfolgender Verse, Sätze oder Satzteile, Gegensatz zur Anapher

Epiphonem schlagender Ausruf am Schluss, treffende Schlussbemerkung

Epiphrasis oder Epiphrase Nachsatz, Hinzufügung von Aussagen an einen abgeschlossenen Satz "Edel sei der Mensch, hilfreich und gut!"

Epistrophe wie Epipher, aber mindestens zwei Wörter, "wie eine militärische Schwenkung", eindringlich

Episode Ereignis von kurzer Dauer, Nebenhandlung

Epitasis beginnende Handlungssteigerung bis zu einer immer stärker werdenden dramatischen Verwicklung

Epitimese Tadel oder Vorwurf, meist in der direkten Rede

Epitheton ornans schmückendes Beiwort "der listenreiche Odysseus"

Epitheton rarum individualisierendes Beiwort "sensendurchsurrtes Roggenfeld"

Epitrochasmus berührt in asyndetisch geraffter Weise nur flüchtig, will zu einer Zusammenfassung gelangen

Epitrope scheinbares Zugeben, Nachgeben, das nicht echt ist, oft ironisch

Epizeuxis siehe Gemination

Epizeugma

erlebte Rede siehe Sermozination

Erotematik Kunst, die richtige Frage zu stellen

Ethnopaulismus abwertende Bezeichnung für eine ethnische Gruppe z. B. Itacker, Pollacke, Piefke

Ethopoiie
(1) wörtliche Rede, Verwendung von Umgangssprache zur Kennzeichnung der sozialen Herkunft
(2) fingierte Rede einer Person

Etymologiefigur siehe Figura etymologica

Euphemismus siehe Periphrase

Eutrapalie
(1) Gewandtheit der "schönen" Rede, feiner Spott, feinsinniger Witz
(2) leichtfertige Witzelei mit unanständigem Inhalt

Exkurs eingeschobene, vom Thema wegführende Abschweifung

Expolition ein Gedanke oder ein Thema wird in verschiedenen Einzelheiten entwickelt, ein und derselbe Sachverhalt; die Sache scheint nur verändert, da immer wieder mit anderen Worten ausgedrückt

Ex(s)ekration stärkste Form der Verwünschung oder Verfluchung, siehe aus Antex(s)ekration

Exsuperation Übertreibung, aber im Gegensatz zur Hyperbel wird nur die "Toleranzgrenze" der Wahrscheinlichkeit erreicht

F

Fäkalsprache obszöne Sprache "scheißen, pissen, furzen ..."

falsche Umstellung siehe Inversion

Figur völlige Umgestaltung der gesamten Phrase, Umgestaltung der Ausdrucksweise
Man kann unterscheiden zwischen Wortfiguren, Satzfiguren, Gedankenfiguren und Klangfiguren.

Figura etymologica Figur, bei der sich ein Verb mit einem stammverwandten Substantiv als Objekt verbindet "eine Grube graben"

Floskel siehe rhetorische Floskel

formelhafte Metapher siehe Metapher

Fragefiguren Fragen können folgende Bedeutungen haben:
(1) Einholen von Informationen (Grundfunktion)
Die folgenden Möglichkeiten sind Varianten der rhetorischen Frage
(2) Hieb- und stichfeste Behauptung
(3) Nachdrücklichkeit durch negierendes Formulieren
(4) Unwidersprechlich zu Verneinendes
(5) Veranschaulichung, Beweisführung
(6) Erstaunen oder Überraschung
(7) Entzückung, Begeisterung, Jubel
(8) Fragen, die Wünsche äußern
(9) Bitten und Flehen
(10) Zurückweisung, Ablehnung
(11) Fragen, die Zweifel äußern
(12) Ermahnung, Warnung
(13) Einspruch, Protest, Vorhaltung
(14) Abratendes Warnen
(15) Mitleid, Erbarmen
(16) Bestürzung, Entsetzen, Erschütterung
(17) Herabsetzung, Verächtlichmachung, Geringschätzung
(18) Vorwurf, Tadel
(19) Wehklagen und Jammern
(20) Entrüstung, Empörung, Wut
(21) Unsinn, Unmöglichkeit
(22) Verführung, Köder
(23) Feststellungen, in Fragen gekleidet
(24) Doppelfragen
(25) Fragen, die nur der Belehrung dienen

Fremdwort oder Sprachgebrauch aus einer anderen Sprache, je nach der Herkunft eine Vielzahl von Begriffen:
- Anglizismus (englisch), Gräzismus (griechisch), Mexikanismus (mexikanisches Spanisch oder einheimische Sprache), Latinismus (lateinisch), Slawismus (slawisch), Sorabismus (sorbisch) usw. usw. usw.

Funktionsverbgefüge Inhalt des Verbs verblasst, Mitteilung liegt im Substantiv

G

Gedankenfiguren
Oberbegriff für Figuren aus den Bereichen Anruf, Frage, Antithese und Oxymoron
- Anruf (Apostrophe und Invokation)
- Frage (rhetorische Frage und Dialogismus)
- Antithese
- Oxymoron und auch Paradoxon und Katachrese

gekünstelte Umstellung siehe Inversion

Geminatio = Gemination unmittelbar aufeinanderfolgende buchstabengleiche Wiederholung eines Wortes oder einer Wortgruppe
- Iteratio oder Duplicatio = Duplikation Wiederholung eines Einzelwortes; Wortköper und Wortbedeutung sind gleich "Tand, Tand ist das Gebilde von Menschenhand."
mitunter wird der Begriff Iteration nur bei verdoppeltem Einzelwort mit Satzschlusszeichen verwendet "Genug! Genug!"
- Repetitio = Repetition Wiederholung einer Wortgruppe "Wohl auf Kameraden, auf's Pferd, auf's Pferd!"
- Epizeuxis drei- oder mehrfache Wiederholung unmittelbar hintereinander "Singet leise, leise, leise ..."
- Anadiplose Wiederholung des Endes eines Satzes oder Verses am Anfang des folgenden "Quamvis sint sub aqua - sub aqua maledicere temptant."

Genus pro specie  siehe Synekdoche

Geschehensallegorie siehe Allegorie

Gleichnis eine (nicht lange) Beispielerzählung; ein Gedanke, eine Moral oder ein Lehrsatz wird mit Hilfe des Gleichnisses erklärt;
zur systematischen Einordnung siehe Bild

Glossorachie Zungenbrecher

Gradation Stufenfolge
- Klimax der Gedankengang wird kunstvoll bis zur Pointe der Information gesteigert, Stufenfolge nach oben "Er weint, er ist bezwungen, er ist unser."
- Antiklimax Abstufung nach unten, vom Stärkeren zum Schwächeren oder ähnlich "Doktoren, Magister, Schreiber und Pfaffen"

H

Heiti aus der altgerm. Dichtung; ein Begriff wird mit eingliedriger Benennung umschrieben "Stahl¨= "Klinge", "Renner" = "Ross, Pferd", siehe auch Kenning

Hendiadyoin
(1) Ausdruck einundderselben Vorstellung durch zwei Wörter derselben Wortart um des Nachdrucks wegen, lat. "fundere et fugare" = "endgültig in die Flucht schlagen"
(2) Zerlegung eines komplexen Begriffs in zwei gleichrangige Wörter zur Betonung der Gleichwertigkeit beider Aspekte durch Beiordnung statt attributiver Unterordnung, lat. "natura pudorque"  = "natürliche Schüchternheit",  "die Weite und die riesigen Wälder" statt "die Weite der riesigen Wälder"
siehe auch das folgende Hendiatris

Hendiatris wie Hendiadyoin, aber mit drei Gliedern

Hermenie nach einer individuellen Bemerkung folgt sofort eine Erläuterung, um noch verständlicher zu werden

hervorhebender Nebensatz "Du sprichst von Zeiten, die vergangen sind." =  von vergangenen Zeiten", "Der Dieb ist's eben, der es wissen will" = "Der Dieb will's eben wissen"

historisches Präsens siehe Metastase

Holophrasmus Einwortsatz "Du?", "Wahnsinn!", "Sofort!"

Homöoarkton Anlaute aufeinanderfolgender Wörter (nicht unbedingt silbengleich oder unmittelbar anschließend) sind buchstabengleich

Homöomeson dasselbe Wort bzw. dieselbe Wortgruppe werden innerhalb des Verses wiederholt

Homöoprophoron Sonderform der Alliteration, nicht weit auseinanderstehende Wörter beginnen mit ähnlich klingenden Lauten

Homöoptoton Wörter mit gleicher Kasusendung bzw. mit demselben Konjugationsausgang; mehrere Wörter hintereinander haben gleiche Endung und gleichen Kasus
vergleiche dagegen Homöoteleuton

Homöoteleuton Vorstufe des Reims, Wiederkehr gleicher Endsilben, gleicher Ausklang aufeinanderfolgender Wörter bzw. Wortgruppen
lat. "lumina versarunt, animam simul exhalarunt"

Homophonie

Hypallage und Hypallage adiectivi siehe Inversion

Hyperbaton Sperrung, Abweichung von der normalen, grammatisch richtigen Satzstellung

Hyperbel Übertreibung "Er hat einen Mund wie ein Scheunentor."

Hyphärese Ausstoßung eines kurzen Vokals vor einem anderen Vokal

Hypokatastasis Adressat der Metapher wird nich ausdrücklich genannt
Unterscheidung:
"Du handelst wie ein Judas." (Komparabile)
"Du bist ein Judas!" (Metapher)
"Du Judas! (Aischrologie)
"Judas!" (Hypokatastasis)

Hypokoristika Kosenamen

Hypotypose Häufung

Hysteron proteron das Spätere zuerst, Begriffe entgegen der natürlichen Reihenfolge gesetzt "Ihr Mann ist tot und lässt Sie grüßen."

I

Identitätsgenetiv eine Form des Pleonasmus, lat. "vilissimi ministerii servitus" für "niedrigste Knechtsarbeit"

Impropria dictio siehe Akyrologie

Inkonzinnität siehe Variatio

Interrogation Autor beginnt mit Fragen, die für den Hörer oder Leser dem Thema entlegen erscheinen, diese Entscheidungsfragen führen aber zielgenau zu einem Ja / Nein (ausgesprochen oder unausgesprochen)

Inversion Umstellung der Wortfolge
- Enallage oder Hypallage ungewöhnliche Umstellung, meist als Hypallage adiectivi  das Adjektiv steht vor einem anderen als dem ihm zugehörigen Substantiv "ein gutes Glas Wein" (der Wein ist gut, nicht das Glas.)
- gekünstelte Umstellung z. B. wegen des Versmaßes
- falsche Umstellung z. B. veraltetes Kaufmannsdeutsch "und verbleiben wir ..." (Kaufmannsinversion nach "und")

Invokation Anrufung Gottes oder der Musen

Ironie oder Antiphrase eine Trope, Ausdruck einer Sache durch ihr Gegenteil
- Sarkasmus "ins Fleisch schneidende", beißende Ironie
- Tragische Ironie Der Zuschauer (oder Leser) weiß oder ahnt das Verhängnis, der Sprechende dagegen kennt die (tragische) Bedeutung seiner Worte nicht

Isokolon Form des Parallelismus, Sätze oder Satzteile entsprechen anderen Sätzen oder Satzteilen in Konstruktion, Wort- oder Silbenanzahl (gleich oder sehr ähnlich), lat. "ad hanc te amentiam natura peperit, voluntas exercuit, fortuna servavit ..."
- Dikolon zwei Gruppen
- Trikolon drei Gruppen
- Tetrakolon vier Gruppen

Iteratio siehe Gemination

J

K

Kakophonie Verstoß gegen den Wohlklang, jede unangenehm empfundene Lautverbindung

Kanzleistil schwammig-abstraktes Formulieren

Katachrese siehe Oxymoron

Kategoria

Katalog listenhafte Aufzählung von Personen, Orten, Begriffen

Katapher Element im Satz, das auf ein später vorkommendes Element referenziell vorausweist

Katastase = Katastasis  dramatische Spannung erzeugender Block von Sätzen, wodurch das für den Sprecher Wesentliche von selbst effektvoll präsentiert, mit Leidenschaft vorgetragen wird

Kaufmannsinversion siehe Inversion

kausales Asyndeton siehe Asyndeton

Kavillation spottender Witz, trifft die Schwäche einer Person oder Sache, oft auch verletzend

Kenning aus der altgerm. Dichtung, ein Einzelbegriff wird mit mehrgliedriger Bennung umschrieben "das Schwirren der Pfeile" = "Kampf", "das Bad der Wale" = "Meer", siehe auch Heiti

Klangfiguren Oberbegriff für Figuren der Wortwiederholung, der Paronomasie und der Onomatopöie
- Wortwiederholnung, eine Vielzahl von Stilfiguren lässt sich hier einordnen (Anapher, Epipher, Symploke, Diaphora; Gemination mit Iteratio, Repetitio, Epizeuxis und Anadiplose; Epanalepse, Epanodos,Commutatio, Kyklos, Polyptoton, Tautologie, Pleonasmus)
- Paranomasie mit Annomatio und Figura etymologica
- Onomatopöie, systematisch lässt sich hier auch der Archaismus einordnen

Klimax siehe Gradation

Klischee

Kollage Technik, die verschiedene Teile von gut bekanntem literarischem Material mit zitatfremden Elementen paart

kollektiver Singular

Kolon rhythmische Sprecheinheit (ca. 7- 26 Silben) zwischen zwei Pausen in Vers und Prosa

Kommination Androhung von äußerst schlimmen Folgen

Kommoration man bleibt an dem wichtigen Punkt länger stehen, kommt wieder darauf zurück, zeigt dem Zuhörer deutlich die Hauptsache

Komparabile = Komparation Vergleich
(zur Abgrenzung und Unterscheidung gegenüber anderen Silfiguren siehe Übersicht beim Begriff Simile)

Konduplikation ein einzelnes Wort wird nach Zwischeneinschub mindestens eines anderen Wortes einmal oder öfter wiederholt

Konformation einer stummen oder gestaltlosen Sache wird Gestalt und Redegabe verliehen

Konnotation nicht direkt ausgesprochene Mitbedeutung eine Wortes

konsekutives Asyndeton siehe Asyndeton

Konsultation ein mit sich oder mit anderen zu Rate gehen "Was soll ich tun ... ?"

Kontrapositum zwei gegensätzliche Gedanken, die durch einen gemeinschaftlichen Aspekt verbunden sind, werden einander gegenübergestellt "Die Zeit ist kurz, die Kunst ist lang." (Goethe)

Konvizium siehe Probrum

Konzinnität Ebenmaß und Symmetrie im Aufbau einer Periode, das Gegenteil ist Inkonzinnität

Kosmos (griech.) siehe Eigenschaften des Meisterstils

Krase = Krasis das Zusammenziehen zweier Wörter "auf das " = "aufs", "unter dem" = "unterm"

kühne Metapher siehe Metapher

Kyklos = Redditio Kreisfigur, Wiederholung des Anfangswortes als Schlusswort des Satzes "Ein Pferd, ein Pferd, mein Königreich für ein Pferd."

L

Lepus heiterer, gemütlich-witziger Einfall

Litotes Untertreibung durch doppelte Verneinung oder durch Verneinen des Gegenteils "nicht ohne Bewegung und Verirrung", "nicht eben klein" (also groß!)

Lizenzia Vorwurf in Richtung Publikum, das sich dadurch brüskiert fühlen kann

Logodabarie das gesprochene Wort zieht geschaffene Wirklichkeit nach sich, z. B. Segen oder Fluch

Logogriph Buchstabenrätsel durch Buchstabenänderung "Wand - Wind", "Leib  -Lieb"

Ludibrium macht ein Spiel aus dem Spott, aus Mutwilllen makaber

M

Mäander einzelne Wörter einer vorausgehenden Verszeile werden in der nächsten Zeile wiederholt, ähnlich auch in der Prosa

Mäeutik eine katachetische Fragemethode, "Hebammenkunst" (nach Sokrates)

Malapropismus Einsatz eines relativ schwierigen, aber aus Unkenntnis falsch verwendeten Wortes (meist eines Fremdwortes)

Malediktum siehe Probrum

Mantrajana siehe Battologie

Meiosis die eine Sache wird zu dem Zweck vermindert, um eine andere stärker hervorzuheben

Mesarchie gleiche Wörter oder Wortgruppen wiederholen sich zu Beginn und in der Mitte eines fortlaufenden Sinnabschnitts

Mesostichon sieh Telestichon

Mesodiplose Wiederholung von Wörten oder Wortgruppen in der Mitte eines Textes, d. h. nicht als allererstes und nicht als allerletztes Wort

Mesoteleuton Wiederholung desselben Wortes oder derselben Wortgruppe irgendwo in der Mitte und am Ende des Gedankenflusses, d. h. nicht am Anfang

Metabasis Übergangserläuterung, bringt als kurze Bemerkung oder auch in kurzer Beschreibung, was bisher gewesen ist und leitet über zu dem, was folgt

Metabole
(1) unerwarteter, plötzlicher Wechsel in der Satzstellung oder in der Wortwahl
(2) Gegensatz zur Antimetabole

Metagogie Wiederholung derselben unveränderten Einzelwörter an beliebig anderer Stelle des Gedankenflusses, siehe auch Traduktion

Metalepse
(1) ein mit mehr als einer Bedeutung versehenes (polysemisches) Wort wird durch ein Wort ersetzt, das ein Synonym zu einer im Zusammenhang nicht gemeinten Bedeutung ist "Der Gesandte ist kein geschickter."(2) eine doppelte Metonymie, hier wird dem Gedanken ein ganzer, verwandter Begriff beigelegt, nicht nur assoziiert; das Nacholgende wird mit dem Vorhergenden, dem Eigentlichen vertauscht, z. B "Blut" statt "Sühne oder Strafe" (in Genesis 4, Kain und Abel)

Me tapeinós (griech.) siehe Eigenschaften des Meisterstils

Metapher "Urmutter aller Stilformen", ein verkürzter Vergleich, "Haare wie Gold" (Vergleich), "das Gold ihres Hauptes" (Metapher)
- kühne Metapher "schwarze Milch" (ungewöhnlich, neu)
- verblasste Metapher "Licht der Wahrheit", "Redefluss"
- formelhafte Metapher in der Heldendichtung
- - eingliedrig "Renner" = das Ross, in der altgerm. Dichtung als Heiti bezeichnet
- - zweigliedrig "Odins Habichte" = die Raben, in der altgerm. Dichtung als Kenning bezeichnet
(zur Abgrenzung und Unterscheidung gegenüber anderen Silfiguren siehe Übersicht beim Begriff Simile)
Sonderformen der Metapher sind die Synästhesie oder auch Personifikation und Allegorie.

Metaphrase
(1) Übertragung einer Versdichtung in Prosa
(2) erläuterndes Wiederholen eines Begriffs durch ein Synonym

Metaplasmus erlaubte Abweichung vom allgemeingültigen Sprachgebrauch im Einzelwort im Gegensatz zum Barbarismus
- Apharäse Anlautschwund, Weglassen von Silben oder Lauten am Anfang eines Wortes, lat. "temnere" für "contemnere", dt. " 's bleibt"
- Epenthesis Einfügen eines Lautes oder einer Silbe im Wortinnern,  lat. "Mavors" für Mars" (oft als Archaismus)
- Prothesis Vorschalten von Lauten oder einer Silbe vor ein Wort, lat. "gnatus" für "natus" (oft als Archaismus)
- Paragoge Anfügen von Lauten oder Silben, lat. "admittier" für "admitti"
- Synkope gelegentliche Ausstoßung eines kurzen Vokals zwischen zwei Konsonaten in einem Wort, lat. "puertia" für "pueritia", dt. "güt'ger", "das Trockne"
- Systole in der Metrik Kürzung eines langen Vokals oder Diphtongs aus Verszwang, lat. "unius" statt "unius"
- Diastole in der Metrik Längung kurzer Vokale, lat"decoris" statt "decoris"

Metastase
(1) der Redner überträgt die Verantwortung für eine schlecht gelaufene Sache auf eine andere Person oder auf äußere Umstände
(2) Übergang von der klassischen Erzählform des Präteritums zum historischen Präsens (Näherrücken durch Gebrauch der Gegenwart)

Metanomasie Übertragung eines Eigennamens in eine andere Sprache (so gut wie bedeutungsgleich), z. B. Latinisierung oder Gräzisierung

Metonymie vermittelt keine bildliche Vorstellung, ersetzt das gebräuchliche Wort durch ein anderes, das zu ihm in engster Beziehung steht; anstelle der ursprünglichen Bezeichnung wird eine andere, damit logisch verwandte Bezeichnung eingesetzt
"Zeppelin" für "Luftschiff", "Traube" für "Wein", "19. Jahrhundert" für "die Menschen des 19. Jahrhunderts"
Formen der Metonymie sind Synekdoche, pars pro toto, Antonomasie, Appelativum (siehe dort);

doppelte Metonymie siehe Metalepse
(zur Abgrenzung und Unterscheidung gegenüber anderen Silfiguren siehe Übersicht beim Begriff Simile)

Mimese oder Mimesis
(1) künstlich nachahmende Darstellung von Naturerscheinungen
(2) Imitieren durch spottendes Wiederholen

Montage siehe Bild

N

Nominativus absolutus oder Nominativus pendens das Subjekt steht außerhalb des eigentlichen Satzverbandes, bildet einen eigenen Redeteil

O

Obsekration flehentliches Bitten, Anrufung Gottes / der Götter, Flehen von Menschen, stärker als die Prekation

Occupatio Vorwegnahme eines vorauszusehenden Einwands des Gegners "Nun wird jemand einwenden, dass ..."

Onkos Redeschwulst

Onomatopöie Lautmalerei, schallnachahmende Wortbildung nach dem Naturlaut oder Klang einer Sache, strenge Scheidung zwischen naturalistischer Schallnachahmung und symbolischer Lautbedeutsamkeit ist nicht möglich

Ononatopoetikum oder Onamatopoioumenon tonnachahmendes Wort

Onthonym
(1) eigentlicher, richtiger Einzelausdruck, ohne Zweideutigkeit
(2) Veröffentlichung unter dem richtigen Namen eines Autors, ohne Pseudonym

Oxymoron scharfsinniger Unsinn, Verbindung zweier einander widersprechender Begriffe, z. B. "alter Knabe", "die armen Reichen"
- addierende Zusammensetzung "traurigfroh"
- Contradictio in adjecto Widerspruch im Beiwort, das adjektivische Attrribut passt nicht zum Substantiv "beredtes Schweigen, "der brühende Frost", "runde Ecken"
- Paradoxon anscheinender, jedoch - von einem bestimmten Standpunkt aus - nur scheinbarer Widerspruch; Sätze oder Satzteile, die in sich selbst einen Widerspruch enthalten und daher eine (logisch oder moralisch) falsche Aussage darstellen oder darzustellen scheinen,"Das Leben ist der Tod, der Tod ist das Leben."
- Katachrese Bildsprung, "Stilblüte",  "Wenn alle Stricke reißen, hänge ich mich auf.", kann auch bewusst eingesetzt werden als Bilddissonanz oder Skurrilgroteske, bei verblassten Methapern normalsprachlich "Der Hauptschwerpunkt der Forschung gipfelt in der Frage ..."

P

Päanismus Aufforderung an sich selbst oder an andere, über etwas zu jubeln, sich sehr zu freuen

Palindrom
- Wortgebilde, das auch rückwärts gelesen, ein sinnvolles Ganzes eergibt "Gras" und "Sarg", "Lager" und "Regal"
- kunstvoll, wenn in semasiologischem Zusammenhang "Roma" und "Amor", "Ave" und "Eva"
- ein Verspalindom (selten)
- Ananym eine Variante des Palindroms, rückwärts ergibt sich dasselbe Wort "Ebbe", Reittier", "Reliefpfeiler"

Palinodie dichterischer Widerruf, Gegendichtung, mit der ein Verfasser Behauptungen und Aussagen aus seinem eigenen, früheren Werk widerruft

Parabel umfangreiche, blumige Geschichte, soll eine wichtige Idee des Autors durch fantasievolle Ausgestaltung im Gedächtnis des Zuhörers verankern;
zur systematischen Einordnung siehe Bild

Paradiastole  Gegenüberstellung von benachbarten Begriffspaaren durch disjunktive Konjunktion (z. B. "oder"), im Gegensatz zum Polysyndeton (Verbindung mit "und")
"Höhe oder Tiefe", "Tod oder Leben" (Antonyme verbunden)
"sauber oder rein", "schnell oder rasch" (Homonyme verbunden)

Paradoxon siehe Oxymoron

Paragoge siehe Metaplasmus

Paralepse siehe Präteritio

Parallelismus dieselbe Wort- oder Satzgliedstellung tritt mindestens noch einmal auf
- einfach
- komplex
eine der ältesten und wichtigsten  Silfiguren

Parallelismus Membrorum siehe auch Synonymer Parallelismus Membrorum

Paränese (auch Admonitio) Ermahnung, Erinnerung an Pflicht oder Versprechen

Paraphrase siehe Periphrase

Parataxe Satzglieder oder Sätze werden einem anderen Satzglied oder Satz synktaktisch beigeordnet

Parechese
(1) Verwendung klangähnlicher Begriffe, lat. "res - spes"
(2) Töne, Klänge oder Laute werden schriftlich nachgeahmt
- geringfügige Lautänderung mit Bedeutungsspanne, "Hottentotten" - "Potentaten" - "Attentäter"; (im Hühnerstall) "Gockel von Hanau, Hinkel von Hennegau und Gackeleia"
- Umstellung von Komposita im Text "Baumstamm" - "Stammbaum"
- Wiedergabe von Vogelstimmen "ga-hi rräh-rräh" (Eichelhäher), "di düalüo düdlioh" (Pirol)

Paregmenon Wörter werden verändert (flektiert) wiederholt "Schönheit - schön", "schneiden - geschnitten"

Parekbasis Einschub, im Gegensatz zur Parenthese ein Beiseitetreten vom Thema

Parenthese Einschub einer grammatisch selbständigen Einheit in einen Satz, ohne dass dessen syntaktische Ordnung gestört wird; Redeteil, der außerhalb des eigentlichen Satzverbandes steht, aber dennoch ein mehr oder weniger wichtiger Teil des Gedankenflusses ist; siehe auch Parekbasis

Parison Abart des Isokolon, Silben- oder Wortanzahl sind nur annähernd gleich, meist ist das Schlussglied länger

Parodie ein bei den Angesprochenen als bekannt vorausgesetztes Werk wird umgebildet, verspottet oder verzerrt (meist satirisch)

Paromöose Gleichklang der anlautenden Buchstaben bei mehreren Wörtern im Satz

Paronomasie
(1) Wortspiel, Zusammenstellung von Homonymen "Lerche - Lärche", "Heide (Natur) - Heide (Ungläubiger)"
(2) fast gleich oder ähnlich klingende Wörter verschiedener Herkunft, ohne etymologischen Bezug "rasten - rosten", "Lust - Last", "heiß - Schweiß"

Pars pro toto siehe Synekdoche

Passivum Divinum siehe Tekturpassiv

Passivum Profanum siehe Tekturpassiv

Pathos
(1) feierliches Ergriffensein, Überschwung von Gefühlen
(2) logisch-emotionaler Höhepunkt (im Vers)

Patronymikon Vatersnamen, im Epos häufig

Percontatio Abart der Anadiplose, in der ein Wort in Frageform wiederholt wird, lat. "hic tamen vivit. Vivit? Immo vero ..."

Perikope gleichzeitiges Auftreten von Aphärese, Apokope und Synkope "Apollonia" wird zu "Polly", "Elisabeth" wird zu "Lisa"

Periode

Peripetie abrupte Änderung der Umstände durch Umschwung der Handlung (Begriff stammt aus der Dramatik)

Periphrase Umschreibung "der Allmächtige" für "Gott"
- Euphemismus verhüllende, beschönigende Umschreibung "entschlafen" für "sterben"
- Preziosität gekünstelte, geschraubte Umschreibung "dupieren" für "betrügen"
- Paraphrase verdeutlichende, weiter ausführende Umschreibung
- Aischrologie Schimpfrede, abwertende (oder scherzhafte) Umschreibung "Pauker" für "Lehrer"
- Adynaton das Unmögliche, ein widersinniges Beispeil (meist aus der Natur) dient zur Verdeutlichung, dass ein Ereignis niemals eintrteen wird "wenn die Fische auf den Berg steigen werden, ..."
Die Bezeichnung Periphrase wird auch ganz allgemein verwendet für einen Begriff, der Personen, Sachen oder andere Begriffe umschreibend kennzeichnet, sehr häufig; sehr volkstümlich "Mir sind Hände und Füße gebunden.", "wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen"

Peristase beschreibt die Umstände, unter denen sich ein Ereignis abspielt

Perkontation
(1) siehe Percontatio
(2) Frage, die aus seriösem Motiv geschieht, man will den Zuhörer zum Nachdenken veranlassen für eine brauchbare Antwort

Permutation weniger Stilfigur als Gestaltungsprinzip poetischer Texte, Wörter eines Satzes oder eines Verses (auch Silben und Buchstaben innerhalb eines Wortes) werden nacheinander so umgestellt, dass immer neuer Sinn entsteht oder aber auch nur um formale Varianten zu erreichen
"Ich nehme das auch.", "Ich nehme auch das.", "Das nehme ich auch."

Persiflage geistreich-feine Verspottung, ohne strenge Anklage und Aburteilung

Personifikation der Sprecher referiert über Dinge, Naturerscheinungen, Orte oder abstrakte Dinge so, als wären sie Personen
- einfache Belebung eines Dinges / eines Abstraktums "Süßer Friede komm in meine Brust"
- anschauliche Personifikation "Schön ist der Friede! Ein lieblicher Knabe, liegt er gelagert am ruhigen Bach."
- Erstarrung zur Formel "Kunst und Wissenschaft gehen Hand in Hand."

Plaintalk (engl.) das Sprechen in kindgemäßer Logik, unzweideutige Sprache ohne Bilder oder Anspielungen

Platitüde nichtssagende, abgedroschene Aussage, Plattheit, Banalität

Pleonasmus entsteht, wenn die Hinzufügung kein sinnverwandtes Wort ist (wie bei der Tautologie), sondern ein Wort, dessen Bedeutung schon im Hauptwort enthalten ist; das Attribut bringt keine Neubestimmung; auch Häufung von sinnähnlichen Wörten; stilistischer Fehler oder absichlich als Stilmittel eingesetzt
"weißer Schimmel", "alter Greis"

Plural (als stlistische Variante) siehe dichterischer Plual

polare Ausrucksweise außer dem jeweils passenden Begriff wird noch sein Gegensatz hinzugefügt, um Allgemeingültigkeit hervorzuheben "zum Erstaunen von Freund und Feind"

Polyptoton Wiederholung des gleichen Wortes in verschiedenen Beugungsformen

Polysyndeton Vielverbundenheit, Gegensatz zu Asyndeton

Polysendetion gehäuftes Setzen von Bindewörtern

Pragmatografie Tatenbeschreibung, detaillierte Schilderung gewisser Taten

Prägnanz kraftvolle und inhaltsschwere Kürze

Praeteritio oder Paralepse Figur des Übergehens, der Redner stellt sich so, als würde er etwas als scheinbar Geringfügiges oder Unwichtiges übergehen, deshalb erst recht starke Betonung
"Nicht zu sprechen von ...", "Ganz zu schweigen von ...", "Über die Gefahr dabei müssen wir uns nicht unterhalten ..."

Prekation Flehen und Bitten, siehe auch Obsekration

Prepon (griech.) siehe Eigenschaften des Meisterstils

Preziosität siehe Periphrase

Priamel Reihung von Beispielen, auf die im letzten Glied eine Pointe folgt
- Wertepriamel das letzte Glied stellt den höchsten Wert einer Reihe vorher genannter Werte dar

Probrum beschimpfender Vorwurf, Oberbegriff zu Konvizium und Maledictum
- Konvizium einzelnes giftiges Schimpfwort
- Malediktum witzelnde, spöttische Begriffe, ersetzen antonomastisch den neutralen Ausdruck "Holzwurm" für "Tischler"

Prodiorthose Beschwichtigung; Redner will eine Sache vorbringen, an der die Zuhörer anecken werden, sie werden schockiert werden, deshalb bereitet der Redner sie darauf vor

Proekthesis skizzenhafte, kurze Vorausschau auf den Vortrag
"Wir werden uns in den nächsten zwei Stunden mit Folgendem beschäftigen ..."

Prokatalepsis noch bevor ein potenzieller Gegner Einwände vorbringen kann, werden diese genannt
- Prokatalepsis tecta die Einwände werden vorweggenommen
- Prokatalepsis aperta die Einwände werden widerlegt
"Und glaub nur nicht, dass ...", Um einer Missdeutung vorzubeugen ..."

Prolepse
(1) Vorwegnahme einer Folge oder Absicht durch ein prädikatives Adjektiv oder Partizip, lat. "submersas obrue puppis" statt "obrue puppis, ut submergantur"
(2) ein Satzelement wird vorweggenommen, dann als Pronomen oder Adverb wieder aufgenommen "Am Brunnen vor dem Tore, da steht ein Lindenbaum ..."

Prosapodosis nach der Einführung von zwei oder mehr Gegenständen der Darstellung kommt der Redner auf diese wieder zurück, um sie zu erklären oder zu erweitern
- redditive Prosapodosis der Redner kehrt wortgleich zu den bereits angeführten Gegenständen zurück
- subnektive Prosapodosis der Redner kommt wiederaufnehmend auf sie zurück

Prosopopoiie rhetorische Personifikation

Protasis der spannungsschaffende Teil einer Periode, siehe auch Apodosis
Einleitung; Heranführen an einen Inhalt, der sich in der Folge spannend oder dramatisch entwickeln wird; die Epitasis lässt sich vorausahnen

Protherapie will sich Wohlwollen verschaffen; vor dem eigentlichen Anliegen erfolgt ein Kompliment oder ähnliches; versucht, Gunst zu heischen

Prothesis siehe Metaplasmus

Protinese Wahl einer bestimmten Reihenfolge (nach Ehre, Wichtigkeit oder Notwendigkeit)

Pseudoapokoinu siehe Apokoinu

Pseudonym siehe Onthonym

Pysma eine Fragefigur; Autor stellt (Ergänzungs-) Fragen ohne das Ziel, eine Information zu bekommen; die Behauptung erfolgt in Form eine Frage

Q

Quäsitum forschendes Fragen

R

Ratiozination jemand fordert quasi von sich selber Rechenschaft oder er bezweckt das Zuhören anderer durch "lautes Denken"

Redditio siehe Kyklos

redditive Prosapodosis siehe Prosapodosis

Reditus ad propositum Rückkehr zu der Sache, um die es geht, zum Hauptgegenstand nach Abschweifung

Redundanz
(1) weglassbare, für die reine Information nicht notwendige Sprachelemente
- leere Redundanz
- förderliche Redundanz
(2) Fülle oder Überladung des Stils, z. B. Pleonasmus oder Tautologie

Refrain (griech. Amöbäon)

Repetitio = Repetition siehe Geminatio

rhetorische Floskel

rhetorische Frage oder Rogation Scheinfrage, besonders nachdrückliche Aussage oder Aufforderung, da der Sprechende sich der Zustimmung des Partners gewiss ist; siehe zu den einzelnen Möglichkeiten bei Fragefiguren

Rogation siehe rhetorische Frage

S

Saphnea (griech.) siehe Eigenschaften des Meisterstils

Sarkasmus siehe Ironie

Satire Stilfigur i. w. S., deckt menschliche Schwächen und überhaupt Missstände auf, und zwar durch Übertreibung, Spott usw.

Satzfiguren
Oberbegriff für Figuren der Wortverbindung, der Worteinsparung, der Worthäufung und der Wortstellung
- Wortverbindung (Asyndeton und Polysendeton)
- Worteinsparung (Ellipse, Zeugma, Apokoinu und Aposiopese)
- Worthäufung (Akkumulation, Amplifikation, Epiphrasis und Gradation)
- Wortstellung (Parallelismus, Chiasmus, Anakoluth, Hysteron proteron, Inversion, Enallage, Parenthese, Tmesis, Hyperbaton, Hendiadyoin und Permutation)

Satznachtrag

Schema selten gebrauchte Bezeichnung für Figur

Scherz nicht ernst gemeinte, einfallsreiche, witzige Äußerung;
ein Scherz kann sein: nett, gelungen, übertrieben, irreführend, kränkend, trefflich, unpassend, harmlos usw.

Scheskitum das Fragestellen aus niedrigem Motiv, für den Befragten kommt nichts Gutes dabei heraus
z. B. Schlange beim Sündenfall (Genesis 2), Hagen zu Kriemhild (Nibelungenlied)

Schlagfertigkeit schnell auf etwas reagieren mit passenden, treffenden, witzigen Worten

Schwulst als bloßer Schmuck angewandte Hyperbel

Sentenz oder Sprichwort eine handlich formulierte allgemeine Lebenserfahrung wird bei einem konkreten Fall zitiert

Separation Gedankenabschnitte, Satzteile oder Verszeilen schließen jeweils mit einem Verb und werden so getrennt

Sermozination lässt Personen (erfunden oder real) fingierte Reden entsprechen ihrem Charkter von sich geben,
verwendet oft die sog. erlebte Rede in der 3. Person Singular oder Plural

Simile ein Sachverhalt wird aus einem Gebiet auf irgendeinen anderen Sachverhalt eines völlig verschiedenen Gebietes verlegt, einfache Aussage über offenkundige Ähnlichkeit
Unterscheide:

                    Metonymie (Stellvertretung)

                    Hypokatastasis (Einbeziehung)

                    Synekdoche (Assoziation)

                    Metapher (Verkörperung)

                    Komparabile (Vergleich)

                    Simile (Ähnlichkeit)

Singular (als stlistische Variante) siehe kollektiver Singular

Skurrilismus
(1) Leute durch derb-komische Witze zum Lachen zu bringen
(2) groteske Lautkreationen ohne Informationswert
"du bist mein einziges Schnülp,
du bist mein Holp und mein Hülp"

Slogan Redewendung aus Politik und Werbung, kurz und prägnant

Solöcismus unzweifelhafter Verstoß gegen Regeln der Grammatik und Syntax

Spoonerismus Schüttelreim, kann als Abart der Annomination gelten

Sprichwort siehe Sentenz

Stichomythie Dramatischer Dialog, in dem Rede und Gegenrede von Zeile zu Zeile wechseln, scharfe Form erregter Auseinandersetzung im Drama

Stilschicht
- gehoben / dichterisch "die Seele aushauchen"
- bibelsprachlich "zum Staub zurückkehren"
- neutral "sterben"
- locker "das Zeitliche segnen"
- derb "abkratzen"
- salopp "die Radieschen von unten anschauen"
- brutal "verrecken"
- landschaftlich "abnibbeln"
- fachsprachlich "wegbleiben" (bei der Operation)
- veraltet "des Todes sterben"
- verhüllend (siehe Euphemismus) "einschlafen"
- gespreizt (siehe Onkos)
- übertrieben
- vertraulich
- abwertend
- altertümelnd (siehe Archaismus)
- papiern (sieh Kanzleistil)
Die Aufzählung für verschiedene Stilschichten lässt sich noch ergänzen.

Stufenparallelismus das erste Wort eines Satzes nimmt das letzte Wort des vorangegangen Satzes auf

Subjektion ein und dieselbe Person stellt eine Frage und beantwortet sie selbst

subnektive Prosapodosis siehe Prosapodosis

summatives Asyndeton siehe Asyndeton

Sustentation der Erzähler hält seine Zuhörer hin, er zögert die Fortführung seiner Rede hinaus, um so die Erwartungshaltung noch zu steigern

Syllepse
(1) inkorrekte Stellung der Wörter im Satz (Prädikat bezieht sich auf in Person, Numerus oder Genus verschiedene Subjekte, fehlende zweite Kopula u.a.)
(2) syntaktisch-grammatisches Zeugma; mit Wörtern, die bedeutungsmäßig zu einem Glied passen

Syllogismus aus einer Mehrzahl gegebener Urteile wird ein neues Urteil abgeleitet

Symbol Sachverhalt, der stellvertretend für einen anderen Sachverhalt steht, so dass Wahrnembares und nicht Wahrnembares zusammenfallen; systematische Einordnung siehe Bild

Symperasma ganz kurzer Überblick oder Abriss über ein weiteres Ganzes

Symploke Verknüpfung von Anapher und Epipher in einem Satz, d. h., ein zweiter Satz beginnt mit demselben Wort wie ein vorhergegangener und schließt mit derselben Wortfolge wie dieser Satz, hat aber im Satzinnern mindestens ein verschiedenes Wort
- einfache Symploke
- doppelte Symploke

Synantese oder Synantesis Wiederholung in umgekehrter Reihenfolge von Wortgruppen oder Sätzen; die Wiederholung bleibt aber immer eine mit System strukturierte Information

Synästhesie
(1) Ausdruck, in dem zwei oder mehr Sinnesgebiete miteinander vermischt sind, z.B. optische und akustische Wahrnehmungen
"Blickt zu mir der Töne Licht"
(2) wird auch wie der Begriff Auditon coloreé verwendet

Synathroismus Häufung von Wörtern, die Ähnliches bezeichnen (Synomyme)

Synchorese
(1) ein Gegenargument wird nicht übergangen, sondern klug eingesetzt, um einen Dämpfer zu erteilen
(2) das Eingestehen eines Widerspruchs, aber das Handeln trotzdem anders ausrichten

Synekdoche bloße Andeutung des eigentlichen Begriffs, ein Wort mit einem anderen in semasiologischer Assoziation
- Pars pro toto das Einzelne für das Gesamte, Teil für das Ganze, "Lenze" für "Jahre"
- Totum pro parte das Gesamte für das Einzelne "ganz Deutschland im Fußballfieber"
- Genus pro specie Gattung anstelle des Einzelnen
- abstractum pro concreto der konkrete Begriff wird durch den abstrakten ersetzt
- concretum pro abstractum der abstrakte Begriff wird durch den konkreten ersetzt
(zur Abgrenzung und Unterscheidung gegenüber anderen Silfiguren siehe Übersicht beim Begriff Simile)

Synkope siehe Metaplasmus

Synkrisis Form eines komplexen Komparabile, eine Sache ist besonders vorzüglich, gut, erstrebenswert usw., die andere Sache hält diesem Vergleich nicht Stand

Synoikeose ein und dasselbe Wort taucht in verschiedener Bedeutung oder in verschiedenen Konnotationen auf

Synonym

Synonymenhäufung

Synonymer Parallelismus Membrorum synonyme Wiederholung der Satzglieder, die gleiche Inhalte variierend wiederholen, alles wird zweimal gesagt und damit bewusst intensiviert
"Hört die Worte des Herrn, vernehmt die Wortes eures Gottes; wascht euch, reinigt euch; lasst ab, hört auf Übles zu treiben, Böses zu tun ..." (Jesaja 1,16-20)

Systole siehe Metaplasmus

T

Tapeinosis Gebrauch eines leichter wirkenden abschwächenden Ausdrucks, Figur der umschreibenden Selbstbescheidenheit

Tautazismus gleichklingende Laute häufen sich in aufeinderfolgenden Wörtern

Tautologie Wiederholung des bereits Gesagten mit sinnverwandtem Wort oder Synonynm, doppelt wiedergegebener Inhalt "nackt und bloß";
oft nicht wahrgenommen und bereits lexikalisiert "Zitronenlimonade", "Fußpedal", "Gute Besserung!", "die Fähigkeit, regieren zu können"

Tautophonie siehe Battologie

Tekturpassiv kaschierendes Passiv
- Passivum Divinum der Gottesname wird umgegangen
- Passivum Profanum Subjekt soll nicht beim Namen genannt werden

Telestichon Endbuchstaben, Ensilben oder Endwörter von Versen ergeben von oben nach unten (oder umgekehrt) einen Sinn
Vergleiche. Die folgenden Stellungsfiguren tauchen heutzutage fast nur noch als Rätselarten auf.

                    Akrostichon (am Anfang)

                    Mesostichon (in der Mitte)

                    Telestichon (am Ende)

Tempuswechsel

Tetrakolon siehe Isokolon

Tmesis Tennung eines zusammengesetzten Wortes; Trennung von fest zusammengehörenden Komposita "weil fort ich ging"

Topik Gesamtheit der Lhre von den Topoi (Singulat Topos)

Topologie Lehre von der Wortstellung im Satz

Topos (Plural Topoi)
feste Wendung, stehende Redeformel, Gemeinplatz:
inhaltliches Motiv, das in der literarischen Tradition fortlebt, die Topoi geben sozusagen die literarische Kulisse;
der erweiterte Toposbegriff umfasst auch Gebrauchsliteratur (Annonce, Parteirede, ...) und Elemente nicht-verbaler Komunikation (z. B. Begrüßung);
der Topos ist zu unterscheiden vom Klischee und von der rhetorischen Floskel

Totum pro parte siehe Synekdoche

Traduktion Wiederholung eines Wortes in veränderter Form (z. B als Kompositum) oder in einem anderen Kasus
Vergleiche:

                    Metagogie unveränderte Wiederholung

                    Antistasis semasiologisch gezielte Veränderung der Bedeutung beim gleichen Wort

                    Traduktion Wiederholung in veränderter Form

Tragische Ironie siehe Ironie

Travestie komische Umbildung eines ernsten Textes, nur die äußere Form wird verändert, der Inhalt bleibt gleich

Trikolon Dreigliedrigkeit von Satzgefügen, dreifache Setzung von Wiederholungen und Aufzählungen, zur Verstärkung von z. B. Anapher, Alliteration, Klimax, Pallelismus, lat. "Quo usque tandem ...? Quam diu ...? Quem ad finem ...?" (Cicero, In Catalinam), siehe auch Isokolon

Tropik Verwandlung der Vorstellung in ein Bild
der Tropus oder die Trope neben der Figur wichtigster Stilform-Überbegriff
(1) uneigentlicher Ausdruck statt dem eigentlichen
(2) zwei einander ähnliche Begriffe werden vertauscht
Die Figur dagegen gestaltet die gesamt Aussage um

Tu quoque siehe Antikategoria

U

Univozität Unzweideutigkeit im Ausdruck

V

Variatio Vermeidung von Gleichartigkeit im Ausdruck und in der Satzgestaltung
- Inkonzinnität syntaktische Variatio

Verbigeration siehe Battologie

verblasste Metapher siehe Metapher

Verbum compositum pro simplice spätlateinisch oder umgangssprachlich, Gegensatz zum Verbum simplex pro composito, noch weitergehende Präfigierung siehe Dekomposition

Verbum simplex pro composito oft dichterisch, Gegesatz zum Verbum compositum pro simplice

Vergleich siehe Bild

Verspalindrom siehe Palindrom

Vizium Sprachfehler, allgemeiner Defekt innerhalb der Rede

Votum siehe Benediktion

Vulgarismus Abweichung vom klassischen Latein, aus der Volkssprache, auch bei modernen Sprachen verwendet

W

Wink mit dem Zaunpfahl verschleierter, aber doch sehr deutlicher Fingerzeig

Wortfiguren
Oberbegriff für Emphase (Nachdrücklichkeit), Hyperbel (Übertreibung), Litotes (Untertreibung) und die verschiedenen Arten der Periphrase (Umschreibung)

Wortspiel "akustischer Einfall", wie ein "Vexierbild"; die Wörter gehören nicht sinnmäßig zusammen, sondern nur klangmäßig
Der wahre Reiz des Wortspiels ist das Erstaunen über den Zufall

X

Y

Z

Zeugma (auch Adnexio) Verb passt nicht zu beiden Substantiven / Sätzen in entsprechender Weise, ein auf zwei Objekte bezogenes Prädikat passt strenggenommen nur zu einem davon
"Die Post geht langsam und das Leben schnell."

Zönologie doppeltes Zykloid mit vollständigen Sätzen; ganze Sätze, die zu Beginn wie zum Schluss von Absätzen oder Redepausen wiederholt werden

Zykloid ein geschlossener Gedanke wird in Intervallen wiederholt, gleichsam regelmäßige Kreise ziehend

Zyklus das Anfangswort oder die Wortgruppe eines Satzbeginns oder einer Strophe wird als letztes Wort bzw. als letzte Wortgruppe desselben Satzes oder Verses wiederholt




Zu verwandten Themen siehe auch:

Glossar zur lateinischen Metrik 

Thema: Sprachwissenschaft