Diplomarbeit

Diplomarbeit

Uwe Sobotta

geb. am 08.10.1960 in Magdeburg

Fachrichtung: Diplomlehrer für Englisch und Deutsch

Gutachterin: Frau Dr. D. Staffeldt

eingereicht und verteidigt an der Sektion Germanistik und Literaturwissenschaft der Universität Leipzig am 01.02.1983

Thema:

Partikelgebrauch in der deutschen Gegenwartssprache -

Untersuchungen zu den Partikeln /bloß/, /sehr/, /etwa/ und /noch/ unter semantischem und kommunikativ-pragmatischem Aspekt

Thesen:

1.

Partikeln werden oft als Randgruppe der Adverbien betrachtet, In der vorliegenden Arbeit wird jedoch gezeigt, dass sich die Partikeln syntaktisch sehr deutlich von den Adverbien unterscheiden, sie müssen also folglich als eigene Wortart betrachtet werden.

2.

Partikeln werden von normativen Stilistiken oft als "Flickwörter" oder "Redefüllsel" bezeichnet. Es soll gezeigt werden, dass Partikeln aber durchaus wichtige semantische oder kommunikative Aufgaben erfüllen.

3.

Der semantische Gehalt vieler Partikeln ist gering oder fehlt ganz; viele Partikeln fungieren als illokutive Indikatoren. Die Betrachtung und Beschreibung der Partikeln muss also mit der Sprechhandlungstheorie verbunden werden.

4.

Die vorliegende Arbeit unterscheidet nach G. HELBIG, J. BUSCHA und W. KÖTZ zwischen semantischen und illokutiven Partikeln.

5.

Eine besonders hohe Frequenz von illokutiven Partikeln findet man in Dialogen, also in Texten mit direktem Partnerbezug. Im ungezwungenen, mündlichen Alltagsdialog sind illokutive Partikeln anders als in den übrigen Textsorten ganz besonders häufig, Das Belegmaterial wurde dementsprechend ausgewählt.

6.

Illokutive Partikeln sind häufig Teil einer Äußerung, die wiederum selbst Teil einer Sprechhandlungssequenz ist. Bei der Untersuchung illokutiver Partikeln ist es also unbedingt notwendig, die Kommunikationsbedingungen der Sprechpartner und die vorausgegangene(n) Äußerung(en) in die Beschreibung der jeweiligen Partikel mit einzubeziehen.

7.

Bei semantischen Partikeln wird die syntaktische Umgebung, also die Wortart oder das Satzglied, auf das sich die Partikel bezieht, untersucht.

8.

Mitunter können andere Wortarten die Partikeln syntaktisch und semantisch vertreten, Durch derartige Substitutionen gelangt man zu Konkurrenzformen der Partikeln.

9.

Einzelne Partikellexeme können sowohl in semantischer als auch in illokutiver Funktion auftreten.

10.

Partikeln, die eine Ellipse konstituieren, werden in der vorliegenden Arbeit gesondert beschrieben.

11.

Die Bedeutung von Partikelkombinationen kann oft nicht als Summe der Bedeutungen der einzelnen Partikeln betrachtet werden; Partikelkombinationen erfüllen oft eine von den Bedeutungen der darin enthaltenen Einzelpartikeln verschiedene Funktion.

12.

Es gibt Partikeln und Partikelkombinationen, die nur einer bestimmten Stilschicht oder einem bestimmten Dialektgebiet angehören.

13.

Über die Wortart der Partikeln liegen bis jetzt nur relativ wenig Arbeiten vor. Die semantischen Leistungen der Partikeln sind sehr lückenhaft und die illokutiven fast gar nicht beschrieben.

14.

Die Artikel in ein- und zweisprachigen Wörterbüchern zu den Partikeln sind sehr knapp. Es ist aber eine wichtige Aufgabe für den Deutschunterricht als Fremdsprachenvermittlung, die Wörterbücher in dieser Hinsicht zu vervollkommnen.

15.

Die kommunikativ-pragmatische Untersuchung von Partikeln weist auch zu anderen linguistischen Disziplinen hinüber, zum Beispiel zur Paralinguistik und Psycholinguistik.

Inhaltsverzeichnis

Zu verwandten Themen siehe auch:

Thema: Sprachwissenschaft