7.1.3 Online-Projektarbeit

Ein konkreter Weg für die Umsetzung einer selbstorganisierten (Web-)Projektarbeit mit Präsenzphasen – ein forschend-entdeckender und handlungsorientierter Ansatz für die PH Karlsruhe.

Im Folgenden wird eine exemplarische Durchführung einer Online-Projektarbeit vorgestellt. Neben dem empfohlenen Vorgehen und den festgelegten Tools werden außerdem Handlungsalternativen und weitere Ideen für die Umsetzung dargestellt.

Eine Online-Projektarbeit stellt im Speziellen die Aspekte der Entwicklung, der Aktivierung und den Ausbau studentischer Kompetenzentwicklung in den Vordergrund. Gleichzeitig werden Bereiche wie Selbstorganisation, Zeitmanagement, (digitale) Kommunikation, Belastbarkeit, Zuverlässigkeit und ergebnisorientiertes Handeln anhand eines forschend-entdeckendes Ansatzes gefördert (vgl. Hager 2019). Den Studierenden wird dadurch ermöglicht, ihr eigenes Arbeiten und ihre eigene Planung kritisch zu prüfen. Sie werden in die Lage versetzt, ihr eigenes methodisches Vorgehen systematisch zu reflektieren und gegebenenfalls zu revidieren. Aufgrund dieser Erfahrung können Studierende Rückschlüsse auf ihre Lehrerprofessionalität und Erkenntnisse für ihren eigenen Unterricht gewinnen.

Die Studierenden arbeiten je nach Seminargröße, Thema oder Ausrichtung des Seminars alleine oder in einer Gruppe. Studierende wählen ein Thema aus, das sie selbstständig erarbeiten und am Ende der Projektphase als Lernprodukt präsentieren. Die webbasierte Projektarbeit beschreibt, wie Recherche (unterstützt durch Material der Dozierenden), die Kommunikation innerhalb der Gruppe oder zu den Dozierenden, die Produktpräsentation sowie die Evaluation der Projektarbeit vollständig online stattfinden kann (vgl. Brehme 1998).

Die Aufgaben der Dozierenden beziehen sich hauptsächlich darauf, Studierende zu beraten und eine kritische Reflexion und Unterstützung durch passende Materialien oder Literatur für die einzelnen Studierenden oder Gruppen bereitzustellen. Die Dozierenden werden zum Begleiter, Moderator und Organisator (vgl. Brehme 1998).


Die webbasierte Projektarbeit sieht folgende Phasen vor:

  1. Projektdefinition: Definition des Projektes durch Klärung des formalen, zeitlichen, organisatorischen und fachwissenschaftlichen Rahmens

  2. Projektplanung: Planung des Projektes durch Themen- und eventuelle Gruppenbildung

  3. Projektdurchführung: Durchführung anhand von Selbstorganisation und selbstständigem Arbeiten der Studierenden sowie unterstützendes Eingreifen der Dozierenden

  4. Projektabschluss durch Ergebnispräsentation, Bewertung und Evaluation

Leitfaden:

1. Projektdefinition

Die Dozierenden erstellen im Rahmen der Planungsphase eine Übersicht zur Organisation, die folgende Punkte beinhaltet:

  • Lernziele

  • Erwartungshorizont

  • geplantes methodisches Vorgehen

  • angestrebte Modulleistung

  • Möglichkeit einer Modulprüfung (dazu ggf. notwendige Literatur)

Diese Übersicht wird als PDF auf Stud.IP hochgeladen, damit alle Teilnehmenden des Kurses darauf Zugriff haben.

Daneben erstellen die Dozierenden zusätzlich Handouts und Literaturlisten zur Einführung in das Themenfeld des Seminars, um grundlegende Wissensinhalte als Basis für die Teilnahme am Seminars und der Durchführung eigener Projekte bereitzustellen. Diese inhaltliche Übersicht wird ebenfalls als PDF auf Stud.IP hochgeladen. Alternativ können hierfür Lernvideos erstellt werden.

Tipp: Die Dozierenden sollten folgende Leitfragen in ihrer Planung berücksichtigen:

  • Welche Inhalte werden vorgegeben (siehe Handout)?

  • Welche Inhalte müssen von Studierenden zusätzlich selbst erarbeitet werden?

  • Wie viel Zeit muss für gemeinsame Kommunikation/Austausch/Diskussion im Plenum eingeplant werden?

  • Welcher Bearbeitungszeitraum (Zeitrahmen) soll vorgegeben werden?

Um diese Grundlagen sicherzustellen, werden diese Inhalte durch ein Quiz online abgefragt. Die Dozierenden erhalten dadurch Einsicht, ob die Studierenden die Inhalte verstanden haben und wiedergeben können. Ziel ist es, eine gemeinsame Wissensbasis zu schaffen, auf die dann aufgebaut werden kann. Ein solches Quiz wird mit der Stud.IP-Funktion "Vips" angelegt.


2. Projektplanung

1. Gruppenbildung: Ist die Durchführung der Projektarbeit in Gruppen vorgesehen, sollten diese bereits vor der ersten Online-Präsenzveranstaltung gebildet werden. Dieser Aspekt muss in der Zeitplanung berücksichtigt werden. Das Ziel ist hier, die Zeit für Organisatorisches einzusparen und diese der Themenrecherche zukommen zu lassen.

Tipps zur Online-Gruppenfindung themenbasiert über Foren (Stud.IP "Wiki)":

    • Studierende tragen sich in vorgegebene Themen ein

    • Studierende tragen erst Themen ein, müssen sich dann bis zu einem bestimmten Datum einer Gruppe angeschlossen haben

2. Strukturierung und Planung der Projekte: Die Studierenden müssen eine Projektplanung und/oder Gliederung des Themas – auch auf Grundlage selbstständiger Literaturrecherche im Internet – anfertigen und in Absprache mit der Lehrkraft die Vorgehensweise genehmigen lassen. Die Konzepte werden dann in einem Forum innerhalb einer Lernplattform (z.B. Forum auf Stud.IP) eingestellt und müssen von den Kommilitonen und Kommilitoninnen kritisch kommentiert werden (evtl. Kommentarpflicht).

3. Treffen im Plenum: Das erste Treffen (Online-Präsenz/Live) sollte über einen Videochat erfolgen (z.B. über Big Blue Button oder Rocket.Chat). Hier verweisen die Dozierenden nochmals kurz auf die formalen und inhaltlichen Übersichts-Handouts sowie auf das Vorgehen der Projektarbeit. Nach dieser Einführung folgt die Vorstellung der erarbeiteten Konzepte.

4. Produkt: Welches Produkt im Laufe des Projektes entsteht, hängt vom Fach/Thema/von der individuellen Gruppe ab. Digitale Lernprodukte können z.B. eine Videodoku, eine Webseite, ein Animationsfilm, ein Infoplakat, eine Lernumgebung für Schüler und Schülerinnen (z.B. Webquest) oder eine beliebig andere Form von Digital Storytelling (z.B. Webcomic) etc. sein. Trotz allem können "klassische" Produkte wie ein Portfolio (z.B. in Kunst) "händisch" angefertigt werden. Man müsste in Bezug auf die Präsentation jedoch eine digitalisierte Präsentation dieses Portfolios (z.B. durch Einscannen) berücksichtigen.


3. Projektdurchführung

Die eigentliche Projektarbeit erfolgt durch die Selbstorganisation der Studierenden bzw. durch die Umsetzung der Projektplanung/-gliederung.

1. Regelmäßige Kommunikation: Die Dozierenden bieten wöchentliche Online-Sprechstunden über einen Videochat (z.B. Big Blue Button, Rocket.Chat oder WebEx) an. Diese dienen der Beratung, Reflexion und Steuerung. Es wird festgelegt, dass jede Gruppe (oder bei Einzelarbeit: TeilnehmerIn) mindestens zwei Termine wahrnehmen muss. Als weiteres Steuerungsinstrument sollte eine Wochenplanung der Studierenden eingefordert werden, um das Zeitmanagement im Blick zu behalten. Diese Wochenplanung sollte ins Forum über Stud.IP eingestellt werden.

2. Spontane Kommunikation: Dringende (persönliche) Fragen oder Probleme sollten über Rocket.Chat kommuniziert werden. Dringende Fragen, die die Gesamtgruppe betreffen, sollten über einen Kanal in Rocket.Chat geklärt werden.

Tipp: Bei einer Projektarbeit mit Gruppen: Wie sich die Gruppen treffen oder welche Plattformen sie nutzen, sollte den Studierenden offen gelassen werden. Ihnen werden jedoch Tools hierzu angeboten (an der PHKA sind dies z.Zt. WebEx, BBB oder Zoom).


4. Projektabschluss

Der Projektabschluss beinhaltet die einzelnen Schritte, Ergebnispräsentation, Würdigung und Bewertung sowie Evaluation.

1. Präsentation Die Ergebnispräsentation erfolgt durch eine Präsentation der Produkte über BBB. Die Dozierenden können einen Teilnehmer oder eine Teilnehmerin aus der Gruppe als “Präsentator” auswählen, damit diese/r seinen Bildschirm teilen und das Produkt vorstellen kann. Die zeitliche Planung der Präsentation hängt von der Seminargröße ab und müsste in Phase 1 berücksichtigt werden.

2. Reflexion: Der zweite Schritt der Abschlussphase berücksichtigt eine Reflexion/Evaluation. Bevor es eine abschließende „Sitzung“ über Big Blue Button gibt, sollten die Dozierenden eine Umfrage über Stud.IP anlegen, in der das Vorgehen des Projektes reflektiert wird: Was kann am Vorgehen positiv verändert werden? Wie reflektierten die Studierenden ihr eigenes Arbeiten?

3. Abschluss: In einer abschließenden “Sitzung” über BBB werden die Umfrage und die Projektarbeit im Allgemeinen besprochen und reflektiert.



Dieses Ablaufdiagramm soll die Struktur der Online-Projektarbeit erklären


Bildquelle:Pixabay, 336373