1. Das SAMR-Modell

Vertiefung des Themenbereichs

SAMR (Substitution Augmentation Modification Redefinition) ist ein Rahmenkonzept, mithilfe dessen Sie die Technologien, die Sie in Ihrem Unterricht nutzen, einschätzen und bewerten können.

Da auch das Lehren und Lernen kontinuierlichen Veränderungsprozessen unterliegt, wird Computertechnologie immer mehr in den Schulalltag eingebunden. Das SAMR-Modell kann helfen zu verstehen, wie sich Technologien auf das Unterrichten und Lernen auswirken. Das Modell zeigt einen Verlauf, der bei der Anwendung von Technologien im schulischen Bereich häufig stattfindet, und es kann von Lehrenden genutzt werden, um ihre eigene Nutzung von Technologien zu reflektieren. Das Wichtigste jedoch ist die Art, wie diese Denkweise zu einem Anstieg der Schülerbeteiligung führen könnte.

Untenstehend finden Sie eine ausführlichere Erklärung, doch hier werden die vier Ebenen des SAMR-Modells kurz vorgestellt:

Substitution (Ersatz/Stellvertreterfunktion)

Hippasus.com CC BY

Illustration: Jon Hoem. Licence: CC BY-NC-SA

Substitution

Auf der ersten Ebene greifen LehrerInnen und SchülerInnen/StudentInnen auf neue Technologien zurück, ohne ihre Arbeitsweise zu verändern. Ein Beispiel hierfür kann die Nutzung von Online-Schreibwerkzeugen sein (z.B. Word Online oder Google Documents), während die Arbeitsweise die gleiche wie bei einem gewöhnlichen Textverarbeitungsprogamm am Computer bleibt: das alleinige Schreiben ohne Einbeziehung der Ausstattung zum gemeinschaftlichen Arbeiten. Die Aufgabe (Schreiben) bleibt gleich, auch wenn das Werkzeug ein anderes ist.

In diesem Zusammenhang muss erwähnt werden, dass Substitution nicht per se etwas Schlechtes ist. Die Nutzung eines anderen Werkzeugs kann den Arbeitsablauf (die Effektivität) verbessern, wenngleich man nicht alle Möglichkeiten zu seinem Vorteil nutzt. Allerdings führt Substitution niemals zu tiefgreifenden Veränderungen.

Augmentation (Ergänzung/Erweiterung)

Auf dieser Ebene erweitern Technologien die eigenen Tätigkeiten, wenngleich die Arbeit immer noch in der gleichen Art und Weise gesehen wird wie bei Substitution. In Bezug auf das Beispiel mit den Online-Schreibwerkzeugen bedeutet dies, dass man anstelle der Speicherung von Hand und der Aushändigung in Papierform die Vorteile der Cloud nutzen, also das Dokument dort hochladen und mit anderen teilen, würde.

Modifikation

Auf der dritten Ebene, der Modifikation, verändert die Nutzung von Technologien teilweise die Aufgaben und die Art und Weise des Lernens der SchülerInnen/StudentInnen. Auf dieser Ebene gestaltet es sich schwierig, eine Aufgabe ohne Technologien zu bearbeiten; etwa, wenn SchülerInnen/StudentInnen Online-Schreibwerkzeuge zur Zusammenarbeit nutzen und sich gegenseitig in einem Dokument, auf das mehrere Menschen Zugriff haben, Rückmeldung geben.

Redefinition (Neudefinierung)

Die letzte Ebene ist die der Redefinition, also Neudefinierung. Dies bedeutet, dass Technologien zur Erstellung vollkommen neuer Aufgaben genutzt wird. Ein Beispiel der Neudefinierung wäre, wenn SchülerInnen/StudentInnen auf neue Art und Weise Texte erstellen würden, beispielsweise durch das Einfügen von Hypertext-Links in ein Dokument und den Text so in ein Ganzes bestehend aus verbundenen Netzwerkknoten (Nodes) transformieren. Ein weiteres konkretes Beispiel dieser Art des neudefinierten Schreibens wäre das gemeinsame Erstellen eines Wikis.

Sehen Sie sich das Video an, in dem Dr. Ruben Puentedura, der Erfinder des SAMR-Modells, die Anwendung der Konzepte im Schulkontext erklärt, auf denen das Modell basiert, mit dessen Hilfe LehrerInnen die eigene Nutzung von Technologien im Unterricht reflektieren können.

Common Sense Eduaction

Die Anwendung des SAMR Modells kann ebenfalls durch eine Reihe von wichtigen Fragen vereinfacht werden. Die untenstehende Grafik zeigt, welche Frage sich Lehrkräfte auf jeder Stufe des Modells stellen sollten, um ihre Nutzung neuer Technologien effektiv zu reflektieren.

Eigene Darstellung

SAMR und die Bloomsche Taxonomie

Illustration: Jon Hoem. Licence: CC BY-NC-SA (engl. Originial)

Die Verknüpfung des SAMR-Modell mit der Bloomschen Taxonomie kann bei der Skizzierung von Arbeitsschritten zur Einführung von Technologien im Klassenzimmer helfen.

Ruben Puentedura stellt ein Anwendungsbeispiel dieses Ansatzes vor:

1. Substitution/Behalten

Die SchülerInnen/StudentInnen nutzen eBooks und andere Hilfsquellen zur Aneignung von Grundwissen über Werkzeuge und Vorgänge.

2. Substitution/Verstehen

Gleichzeitig beginnen die SchülerInnen/StudentInnen mit der Online-Informationsbeschaffung, beschreiben Anwendungsmöglichkeiten der Werkzeuge in einem ihrer Interessensgebiete, nutzen die Lesezeichenfunktion zur Sammlung und Kennzeichnung der Informationsquellen und setzen sie mit dem im ersten Schritt erworbenen Wissen in Beziehung.

3. Augmentation/Anwenden

Mit Hilfe der Nutzung eines einfachen Visualisierungswerkzeugs untersuchen die SchülerInnen/StudentInnen die Konzepte, die in den Hilfsmitteln vorhanden sind, die im ersten Schritt beschrieben wurden, und lösen damit verbundene Probleme. Das Ausmaß und die Anzahl der Probleme werden von der Entwicklung des Verständnisses der SchülerInnen/StudentInnen bestimmt, das mithilfe geeigneter formativer Evaluationsprozesse gemessen wird.

4. Modifizierung/Analysieren

Die SchülerInnen/StudentInnen wenden ähnliche Ansätze zur Problemlösung auch auf Fragen an, die sich in Bezug auf die gefundenen Materialien in Schritt 2 ergeben haben. Hierbei vollziehen sie den Gedankengang der eigentlichen Autoren nach und verifizieren – oder widerlegen – deren Schlussfolgerungen.

5. Modifizierung/Evaluieren

Jetzt wählen die SchülerInnen/StudentInnen einen Teil der im 4. Schritt untersuchten Materialien zur weiteren Besprechung und/oder Weiterentwicklung aus. In einem Blog erklären sie die Arbeit ihren MitschülerInnen/KommilitonInnen und laden diese ein, Rückmeldung zu geben, um an der Klarheit ihrer Erklärungen sowie dem Hauptaugenmerk weiterarbeiten zu können.

6. Redefinition/Erstellen

Zum Schluss bauen die SchülerInnen/StudentInnen ihren Blogpost zu einem kurzen digitalen Videoprojekt aus, das nachfolgenden Jahrgängen in Schulen/Universitäten einmal als Lehrmaterial dienen soll.

Weitere Beispiele Puenteduras finden Sie hier:

Einige gelungene Beispiele für die Umsetzung des SAMR-Modells im Unterricht sind auf der Seite EmergingEDtech (8 Examples of Transforming Lessons through the SAMR Cycle) zu finden. Sie verdeutlichen sehr schön, wie man in den einzelnen Fächern zuerst bisherige Formen des Lernens "erweitern" und dann endgültig "neu definieren/transformieren" kann.