6.2.2 Weltweite Zusammenarbeit von Lernenden

Fokus: Kollaboration - Konversation und Data Sharing

Einführung

In diesem Projekt arbeiten Schülerinnen und Schüler aus verschiedenen Ländern durch die Nutzung mobiler Geräte, Apps und Softwares zusammen. Durch realitätsnahe Bildungsszenarien fördern die Lernenden mit den unterschiedlichsten kulturellen Herkünften ihre Sprachfertigkeiten und Sozialkompetenzen. Erworbenes Wissen kann dann durch den Gebrauch eines Wikis kollaborativ auf einer dynamischen Datenbank geteilt werden. In diesem Beispiel arbeiten Schulklassen aus Indien (der Z.P High School in Sakoli) und Deutschland (Rennbuckel Realschule in Karlsruhe) gemeinsam an einem Projekt, in dem verschiedene Perspektiven und Erfahrungen zum Thema "Kinderarbeit" beleuchtet werden. Die Ziele dieses Projektes sind zum einen der Ausbau der Fremdsprache Englisch in einem lebensnahen Kontext, indem die SuS mit einer Klasse aus einem anderen Land kommunizieren müssen. Zum anderen strebt das Projekt die Betrachtung des Themas „Kinderarbeit“ aus unterschiedlichen Perspektiven sowie dessen Reflexion und die digitale Darstellung des neu erworbenen Wissens an.

Das Projekt umfasst mehrere Stunden und ist ab der achten Klasse der Sekundarstufe I umsetzbar. Der Hauptfokus des Projektes liegt auf den Fächern Englisch und Geschichte. Das Projekt kann entweder im bilingualen Unterricht oder im fächerübergreifenden Unterricht umgesetzt werden.

Didaktisches Konzept

Das Projekt ist stark handlungsorientiert, da sich die Lernenden den Lerngegenstand größtenteils selbst erarbeiten. Dabei stehen ihre Selbstständigkeit und ihre Eigenaktivität sowie die Verantwortung für sich und den Partner oder die Partnerin im Fokus. Ideen werden außerdem durch Kommunikation ausgehandelt und ausgearbeitet. Dadurch steht ebenso das kollaborative Lernen im Vordergrund. Hierbei nutzen die Schülerinnen und Schüler ihr eigenes Wissen und ihre eigenen Fertig- und Fähigkeiten sowie die Kompetenzen ihres Partners oder ihrer Partnerin, da gemeinsam an dem Projekt gearbeitet wird. Dieser Lernprozess ist selbstorganisiert und fokussiert gleichwertig den Weg zum Ziel sowie das Ziel selbst, da sich die Lernenden darin üben, eigene Standpunkte, Ideen und Vorstellungen zu verbalisieren, zu teilen und voneinander zu lernen, um diese selbstgesteckten Ziele zu erreichen. Diese Kommunikationssituation ist dadurch komplex, da sie zum einen auf der Fremdsprache Englisch und zum anderen mit Schülerinnen und Schülern aus einem anderen Land stattfindet. Trotz allem und gerade deshalb werden die Lernenden darin gefördert, Probleme zu lösen, Dinge auszudiskutieren und miteinander zu kommunizieren. Diese Aspekte bereiten die Lernenden auf die Digitalisierung und die spätere Berufswelt vor.

Das Thema „Kinderarbeit“ zeigt einen starken Gegenwarts- und Zukunftsbezug, da es eine aktuelle Thematik anspricht. Besonders für die Kinder aus Indien stellt Kinderarbeit zudem einen Lebensweltbezug dar, den sie zwar nicht selbst erlebt haben, jedoch in ihrem Umfeld wahrnehmen.

Bildungsplanbezug (Baden-Württemberg 2016 Sekundarstufe I)

Dieses Projekt fokussiert neben der Leitperspektive „Medienbildung“ auch die Leitperspektive „Bildung für Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt“, da die Schülerinnen und Schüler sich mit einer ihnen fremden Perspektive auseinandersetzen und lernen diese wertzuschätzen. Sie beleuchten zudem das Thema „Kinderarbeit“ aus dem deutschen und dem indischen Blickwinkel, wodurch sie verschiedene Erfahrungen und Ansichten kennenlernen. Dabei müssen sie andere Meinungen akzeptieren, Ideen anderer respektieren und gemeinsam an Ideen arbeiten. Der interkulturelle Austausch steht bei diesem Projekt im Fokus.

Förderung der prozessbezogenen Kompetenzen:

Sprachbewusstsein:

  • Die SuS nutzen vertraute Ausdrucksmittel des Englischen zunehmend bewusst, indem sie eigene Texte schreiben und Redebeiträge sowie Fragen vorbereiten. Sie achten dabei auf Stil, Register sowie kulturell bestimmte Formen des Sprachgebrauchs, wodurch sie sich mit Schülerinnen und Schüler aus Indien verständigen können. Sie gestalten den interkulturellen Austausch weitestgehend sicher und respektieren ihre Gegenüber. Sie begegnen den anderen Lernenden respektvoll und tolerant.

Auswahl der inhaltsbezogenen Kompetenzen:

3.2.2 Interkulturelle kommunikative Kompetenz

  • sich auf Basis vorgegebener Informationen, gegebenenfalls sprachlich unterstützt, zu Themen der Lebenswelt Jugendlicher verschiedener Zielkulturen äußern und austauschen

  • Gemeinsamkeiten und Unterschiede zur eigenen Kultur beschreiben, Ursachen anhand ausgewählter Beispiele verstehen und sich, gegebenenfalls sprachlich unterstützt, darüber austauschen

3.2.3.3 Sprechen – an Gesprächen teilnehmen

  • Gespräche beginnen, fortführen und beenden (fragen und nachfragen, ablehnen, zustimmen, bekräftigen)

  • Informationen austauschen, wiedergeben und in einfacher Form kommentieren

  • sich in Alltagssituationen auf ein gemeinsames Ziel (z. B. Projekttag, Reiseplanung) oder einen gemeinsamen Lösungsweg (z. B. Gruppenarbeit) einigen (Vorschläge und Aufforderungen formulieren, Meinungen austauschen)

3.2.3.4 Sprechen – zusammenhängendes monologisches Sprechen

  • ein selbstständig erarbeitetes Thema zusammenhängend und medial unterstützt präsentieren (z. B. mithilfe von Bildern oder eines Präsentationsprogramms)

Hauptintentionen

Die SuS erarbeiten und problematisieren das Thema „Kinderarbeit“, indem sie verschiedene Aspekte und Perspektiven betrachten und reflektieren. Sie teilen und vergleichen dabei Daten verschiedener nationaler Perspektiven.

Die SuS wenden Kommunikationsstrategien und kommunikative Tools an, um diese effektiv in Gruppen- und Partnerdiskussionen einzusetzen. Sie tauschen innerhalb der Gruppen Ideen aus, beantworten Fragen und lösen Probleme kommunikativ.

Die SuS arbeiten gemeinsam an Ergebnissen und Schlussfolgerungen, indem das Tool „Wiki Tool“ als Plattform für Präsentationen genutzt wird.

Lernszenario

Zunächst wird das Unterrichtsthema „Kinderarbeit“ in beiden Schulen eingeführt und bearbeitet, damit die Schülerinnen und Schüler entsprechendes Vorwissen aufbauen können, auf das sie im weiteren Verlauf des Projektes zurückgreifen können. Die Lernenden betrachten das Thema dabei aus verschiedenen Perspektiven, indem sie verschiedene Interviews lesen bzw. anschauen und reflektieren. In einem nächsten Schritt werden die deutsche und die indische Perspektive vorgestellt und miteinander verglichen. Hierbei wird das Tool „Skype“ genutzt, um mit der jeweils anderen Schule synchron zu kommunizieren. In dieser Kommunikationssituation werden Fragen und Ideen kollaborativ entwickelt und beantwortet.

Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten sich anschließend ausgewählte Themen, deren Ergebnisse sie online in Wiki-Einträgen dokumentieren und verarbeiten. Das Erarbeiten erfolgt gemeinsam und länderübergreifend an einem konkreten und realen Thema. Hierbei vergleichen die Lernenden ihre Ergebnisse mit ihrem Partner oder ihrer Partnerin aus dem jeweilig anderen Land. Dabei können sie die Beiträge der anderen editieren und ergänzen. Es entsteht eine themenspezifische dynamische Datenbank, die durch andere Klassen genutzt, verändert und thematisch kontinuierlich erweitert werden kann.

Am Ende des Projektes finden sich die Klassen in einer abschließenden Skype-Konferenz zusammen, in der die kollaborativ erarbeiteten Ergebnisse vorgestellt werden. Hier können dann weitere Ideen oder Themen für zukünftige Projekte besprochen werden.

Verwendete Tools

Der internetbasierte Instant-Messaging-Dient „Skype“ wird als Kommunikationsplattform für beide Schulen genutzt. Hierdurch können Bildtelefonie, Videokonferenzen, IP-Telefonie, Instant-Messaging, Dateiübertragung und Screen-Sharing realisiert werden.

Für den Einsatz im Unterricht eignet sich diese App aus den folgenden Gründen:

  • kostenlos

  • Bedienung sehr einfach und benutzerfreundlich

  • kann auch im Browser ohne Installation benutzt werden

  • bietet weitere Funktionen an, wie z.B. Skype Mystery, Liveuntertitel, Anrufe aufzeichnen etc.

Zudem wird die digitale Leinwand „Padlet“ benutzt, um die Zusammenarbeit zu realisieren. Hier können Texte, Bilder, Videos, Links, Sprachaufnahmen, Bildschirmaufnahmen und Zeichnungen abgelegt, bewertet und kommentiert werden.

Für den Einsatz im Unterricht eignet sich diese App aus den folgenden Gründen:

  • kostenlos

  • kann einfach geteilt oder auf andere Seiten eingebettet werden

  • ermöglicht das gemeinsame Arbeiten an einer Leinwand (kollaboratives Lernen)

  • bietet verschiedene Vorlagen und Funktionen an


Um ein Wiki zu erstellen, kann das Open-Source-Programm „DokuWiki“ genutzt werden.



Autor und Konzeption: Dr. Ulf Frank Kerber