2.3.2 Lernstrategien für selbstgesteuertes Lernen

Persönliche Lernstrategien:

Wie bereits zuvor angedeutet, müssen Lernende zur Selbststeuerung ihres Lernprozesses mit einer Anzahl an Strategien vertraut gemacht werden. Durch diese sind die Lernenden in der Lage, Verantwortung für ihren Lernprozess zu übernehmen.

Diese lassen sich in zwei grobe Kategorien einteilen:

1. Primärstrategien, kognitiver Natur, die für die Aufnahmen und Verarbeitung von Wissen zuständig sind

2. Metakognitive und motivationale Stützstrategien, die den Lernprozess durch Rückgriff auf persönliche Ressourcen erhalten


1. Primäre Lernstrategien:

Kognitive Lernstrategien: Memorierungsstrategien (bspw. ein stetiges Wiederholen von Sachverhalten), Elaborationsstrategien (neues Wissen wird mit Altem verknüpft und in einen neuen Kontext gebracht), Organisations- und Transformationsstrategien (es werden Bezüge zwischen neuen Sachverhalten hergestellt, wichtige Faktoren herausgearbeitet und diese oftmals grafisch dargestellt).

Diese Strategien beziehen sich oftmals auf die Arbeit mit Texten, der in der Schule eine wichtige Rolle zuteilwird.

2. Stützstrategien:

Metakognitive Lernstrategien: Planung, Überwachung, Regulation

Planung: Erkennen der Anforderungen, Formulierung eigener Ziele, Ausarbeitung von Arbeitsschritten

Überwachung: Überprüfung des Lernverlaufs und Lernfortschritts,

Regulierung: Anpassung des eigenen Handelns

(vgl. Friedrich und Mandl 1992 in Killus 2005)

Motivationale Lernstrategien:

Diese Strategien haben eine große Bedeutung für das selbstgesteuerte Lernen, da die SchülerInnen oftmals für sich selbst eigene motivationale Faktoren entdecken müssen. Hierbei spielt auch die erlebte Selbstwirksamkeit (also die Gewissheit neue Probleme eigenständig lösen zu können) eine große Rolle. Je höher diese ist, umso effektiver gestaltet sich der Einsatz von Strategien zur Unterstützung des Lernprozesses. Außerdem lässt sich bei Lernenden mit höherer Selbstwirksamkeitserwartung auch ein höheres Engagement und eine höhere Ausdauer bei der Beschäftigung mit bestimmten Problemen feststellen. Meist resultieren daraus auch bessere Leistungen.

(vgl. PowerPoint, Holzbrecher 2013)

Des Weiteren ist die intrinsische (von inneren Faktoren gelenkte) Motivation von Vorteil, da die SchülerInnen dadurch nicht nur von äußeren Faktoren, sondern durch den Lernstoff an sich motiviert sind.

Ressourcenbezogenen Lernstrategien:

Man unterscheidet zischen internen und externen Ressourcen, wobei motivationale Strategien innere Ressourcen darstellen. Unter äußeren Ressourcen versteht man Dinge wie Zeitplanung, den Einsatz von Tools oder Kooperationen. Auch diese sind für einen erfolgreichen Lernprozess von Nöten.


(vgl. Zimmerman 1998, Wild/Schiefele 1994 in Killus 2005)

Vermittlung von Lernstrategien:

Selbstverständlich ist der Erfolg des Selbstgesteuerten Lernens nicht allein von den eingesetzten Strategien der Lernenden abhängig. Auch die Lernumgebung und die von der Lehrkraft bereitgestellten Materialien sind von Bewandtnis. Jedoch soll hier voranging auf die Vermittlung von Lernstrategien eingegangen werden. Durch diese erlangen die Lernenden die Fähigkeit, ihren Lernprozess, unabhängig von äußeren Faktoren, zu planen, zu steuern und zu reflektieren.

Zunächst lässt sich festhalten, dass die Lernenden nur dann in der Lage sind Lernstrategien zu entwickeln, wenn der Unterricht dies auch zulässt. Demnach dürfen Lernszenarien nicht zu einschränkend gestaltet sein, sondern müssen den Lernenden gewisse Freiheiten einräumen, die es ihnen erlauben sich auszuprobieren. Obwohl die moderne Lernkultur, auch im Zuge der Digitalisierung, weitestgehend solch offene Unterrichtsformen begünstigt, machen diese nur in den wenigsten Fällen den Großteil des Unterrichtsgeschehens aus. Somit haben die Lernenden nur selten die Möglichkeiten, etwaige Lernstrategien zu entwickeln oder zu erprobenden. Jedoch kann es auch bei offenen Unterrichtsformen zu Problemen kommen, da die Lernenden oftmals doch noch die Unterstützung der Lehrkraft benötigen, um Strategien zur Lösung von bestimmten Aufgaben zu entwickeln (vgl. Weinert 1996 in Killus 2005: 7). Dies ist nicht nur den fehlenden kognitiven und metakognitiven Strategien, sondern oftmals auch der nicht vorhandenen Selbstwirksamkeitserwartung geschuldet. Somit wird klar, dass die Entwicklung und Erprobung von Lernstrategien aktiv durch die Lehrkraft gelenkt werden muss. Sind die Lernenden erstmal mit den verschiedenen Strategien vertraut und sind sie in der Lage diese anzuwenden, dann erst kann sich die Lehrkraft etwas zurückziehen, damit der Lernprozess zunehmend von den Lernenden selbst gesteuert werden kann. Da der Erwerb der Lernstrategien maßgeblich durch die Lehrkraft gesteuert werden muss, sollten Konzepte ausgewählt werden, die den Lernenden die Strategien zuerst auf geführte Weise näherbringen und dann eine zunehmende Selbststeuerung der Lernenden begünstigen. Dabei sollte die Strategie an sich den Fokus der Aufgaben bilden. Dagmar Killus (2005) hat zu diesem Zwecke, basierend auf Brunstein/Spörer 2001 und Simons 1992, wichtige didaktischen Grundzüge identifiziert:

  • Die Lernstrategien sollten an verschiedenen Aufgaben geübt werden

  • Die Vorteile des Gebrauchs der Strategien sollten dargelegt werden

  • Die Lernenden sollten viele Gelegenheiten bekommen, die Strategien oftmals anzuwenden, um sie so zu verinnerlichen

  • Je vertrauter den Lernenden die Strategien sind, umso freier sollten sie damit arbeiten dürfen

  • Der Lernprozess der einzelnen sollte stets durch die Lehrkraft verfolgt werden und zu Feedbackzwecken genutzt werden

Beispiele für geeignete Methoden:

Lerntagebücher: dokumentiert den Lernprozess und verlangt nach stetiger Reflexion, Lernstrategien der individuellen Lernenden können so gut sichtbar gemacht werden

Lernpartnerschaften: Lernende eignen sich Strategien gemeinsam in Kleingruppen an, wobei ein/e SchülerIn als Lehrinstanz bestimmt, welche Strategien z.B. bei der Bearbeitung eines Textes zum Einsatz kommen sollen. Diese Rolle wird dann immer wieder gewechselt (vgl. „Reziprokes Lernen“ nach Palinscar/Brown 1984).

Bildquelle:Pixabay, 3699939Quellen: Killus, Dagmar (2005): „Selbstgesteuertes Lernen in Lern-, Interessen- und Erfahrungsangeboten an Schulen mit Ganztagangebot.“ Bildungsserver Berlin-Brandenburg. https://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/fileadmin/bbb/schule/Schulen_in_Berlin_und_Brandenburg/schulformen_und_schularten/ganztagsschulen/__Archiv/gestaltung/Selbstgesteuertes_Lernen_expertise.pdf Holzbrecher, Afred (2013), PH Freiburg, Power Point