3.2.1.1 Studierende als Entwicklerinnen

In der höheren Schulbildung lassen sich Veränderungen von der aktuellen Auffassung von StudentInnen als InhaltskonsumentInnen zur neuen Position von StudentInnen als InhaltsentwicklerInnen beobachten. Dies wird als Makerspace-Initiative (Initiative Mitmachwerkstatt) bezeichnet. Unternehmerische Bemühungen und Decksteinprojekte sind auf diese Vorstellung ausgerichtet.

Basierend auf der Diskussion unter horizon.wiki.nmc.org/Trends – CC-BY

Weltweit findet eine Verschiebung im Schwerpunkt pädagogischer Praxis an Schulen statt, da SchülerInnen fächerübergreifend durch das Erschaffen und Gestalten und nicht durch einfaches Konsumieren von Inhalten lernen. Kreativität, die sich im Anstieg nutzergenerierter Videos, von Schaffensgemeinden und Crowdfunding-Projekten innerhalb der letzten Jahre zeigt, wird immer mehr zum Mittel aktiven Lernens. Dies hängt auch mit Entwicklungstrends kompetenzbezogener Schulbildung zusammen, in der SchülerInnen

(a) entweder vor Herausforderungen gestellt und/oder

(b) für Erfahrungen in der realen Welt belohnt werden.

Eine Verschiebung vom Inhalt zu Erfahrungen, projektbasiertem Lernen, zu Mitmachwerkstätten und kompetenzbezogenem Lernen führt dazu, dass die StudentInnen in höheren Bildungsinstitutionen in eine bestimmte Richtung gelenkt werden, in der sie als EntwicklerInnen agieren.

Die ersten Phasen der Verschiebung vom Campus mit Fokus auf herausragenden akademischen Leistungen zum Campus als Werkstatt und Entstehungsort neuer und kreativer Ideen können bereits beobachtet werden. Das Interessante daran ist, dass sich diese Entwicklungen immer mehr außerhalb des Curriculums durch studentisches Engagement und Tätigkeiten auf dem Hochschulgelände sowie in Laboren und Ideenwerkstätten von Unternehmen manifestieren. Während manche Lehrveranstaltungsverläufe projektbasiertes und experimentelles Lernen beinhalten, versammeln sich andere StudentInnen in Ideenwerkstätten, Laboren und anderen Orten zum Experimentieren, erstellen dort Apps, bauen Geräte und erhalten die Gelegenheit, Partnerschaften mit regionalen Organisationen und Unternehmen einzugehen. Die Projekte reichen von sozialer Interessenvertretung und Umweltproblemen bis hin zur Gründung eigener Start-up-Unternehmen. Dies wird teilweise unterstützt durch die Möglichkeit für StudentInnen, nicht nur neue technische Gerätschaften nutzen, sondern auch ihre eigenen Geräte, Apps, etc. bauen zu dürfen. Dies ist eine interessante Reaktion der Hochschulen auf die Feststellung, dass StudienanfängerInnen nicht nur an der Teilnahme an Lehrveranstaltungen, sondern auch an Projekten und Gelegenheiten im richtigen Leben interessiert sind.

Wie wird das in formellen und informellen bzw. in lernplanmäßigen und lehrplanübergreifenden Situationen umgesetzt? Dies ist mit der Wirkung digitaler Pädagogik verbunden, welche die Grenzen des traditionellen Unterrichts sprengt, egal ob von Angesicht zu Angesicht oder online. Dieser Trend ist auch mit dem stärkeren Vorstoß aktiven Lernens quer durchs Curriculum verbunden. Insbesondere für STEM-Schulbildung werden laufend Forderungen nach aktivem Lernen laut. Daneben wird authentisches bzw. angewandtes Lernen gefordert und es besteht die AAC&U LEAP-Herausforderung, die für alle SchülerInnen "die Erfahrung mehrerer Aufgaben mit großen Auswirkungen und Projekte zur Vorbereitung auf die Einbeziehung und Anwendung des Gelernten auf die Lösung komplizierter Fragen und Probleme" fordert (Übersetzung von K. L. V. 04.02.2018). Ausgehend von diesen vorbereitenden Erfahrungen in der Schule sollten alle StudentInnen vor ihrem Abschluss ein bedeutsames Projekt abgeschlossen haben.

Wie können DozentInnen in höheren Bildungsinstitutionen den StudentInnen beim Erreichen der Spitze von Blooms Taxonomie helfen? Eine Möglichkeit könnte darin bestehen, zu erkennen bzw. zu verstehen, dass die voruniversitäre Schulbildung StudentInnen aufs "Auswendiglernen" und "Verstehen" von Fakten und Konzeptionen vorbereitet hat. Die Herausforderung besteht nun darin, StudentInnen zur Anwendung dieser Fakten und Konzeptionen, zur Analyse verschiedener Situationen und zur Bewertung von Lösungen, die daraus entstehen, und schließlich zur Entwicklung von Lösungen zu bewegen, die über das bisher Dagewesene hinausgehen.

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