6.1.14 Kooperative Kartierung regionaler Fauna und Flora

Einführung

Ziel dieser Projektidee ist es, dass die SuS sich auf einer digitalen Karte orientieren und ihnen entdeckend die Vielfalt der Tiere und Pflanzen in ihrem eigenen Umfeld bewusst wird. Sie sollen dabei selbstständig und selbstgesteuert ihre Umwelt genauer wahrnehmen und reflektieren. Die SuS werden im Laufe des Projektes, in einem vorher von der Lehrkraft auf das Wohngebiet der Kinder festgelegten geographischen Raum, verschiedene Pflanzen und Tiere fotografieren und diese bestimmen. Diese Bestimmung erfolgt auf Grundlage des Vorwissens der SuS. Bei der Bestimmung von unbekannten Pflanzen soll den SuS die App "Flora Incognita" helfen. Das Projekt sollte zum Ende der dritten Klasse, oder sogar erst in einer vierten Klasse im Rahmen des Sachunterrichts und über einen Zeitraum von ca. 2-3 Monaten durchgeführt werden.

Didaktisches Konzept

Aus didaktischer Sicht findet sich im geplanten Projekt entdeckendes Lernen mit einem hohen Anteil an Handlungsorientierung wieder. Durch ihr eigenes Handeln ist es den SuS möglich, ihr Umfeld aktiver wahrzunehmen und Details zu erkennen, die ihnen zuvor nicht bewusst waren. Sie arbeiten selbstgesteuert, selbstständig und sind für ihren eigenen Lernprozess verantwortlich. Außerdem stehen die Entdeckungen und Erkenntnisse der SuS im Vordergrund des Unterrichts, da die Lernenden eigene konkrete Erfahrungen machen und diese zum Kern ihres Lernens werden. Hierbei sind sowohl eine Transferleistung als auch Exemplarität wichtig, damit neue und zukünftige Probleme aufgrund des erworbenes Wissen oder der erworbenen Fertigkeiten gelöst werden können. Lernen wird in diesem Kontext also als Informationsaufnahme und –verarbeitung durch eigene Aktivität, Erfahrung und Reflexion verstanden. Lernende suchen neue Informationen und Erkenntnisse, bearbeiten dadurch neue Aspekte, um diese in bereits bestehende Wissenskonzepte zu integrieren. Für diese Art des Lernens braucht es die Öffnung des Unterrichts. Die Lehrkraft muss sich also speziell auf die individuellen Situationen vorbereiten und sich auf die kartierten und bestimmten Objekte der SuS einlassen.

Das Projekt zeigt außerdem Züge des forschenden Lernens und der Wissenschaftsorientierung, da die Lernenden die Methoden der Naturwissenschaft nachahmen und somit zu ForscherInnen werden. Wissenschaft und deren Arbeitsweisen werden dadurch transparent und verständlich gemacht – gleichzeitig können die SuS erkennen, wie man mit wissenschaftlichen Methoden die Umwelt erschließbar machen kann.

Ein Lebensweltbezug der SuS lässt sich ebenfalls herstellen, denn ein weiterer Aspekt der Projektarbeit ist nicht nur die Kartierung und Bestimmung der Pflanzen und Tiere, sondern auch die Kopplung mit dem Umwelt- und Naturschutz. Durch die aktuellen "Fridays for Future"-Demonstrationen ist der Umwelt- und Naturschutz auch schon in den Grundschulen ein wichtiges Thema, dass praktisch analysiert und umgesetzt werden kann.

Bildungsplanbezug (Baden-Württemberg 2016 Grundschule)

Folgende prozessbezogene Kompetenzen können durch dieses Projekt gefördert werden:

2.2 Welt erkunden und verstehen

  • Die SuS können Methoden der Welterkundung und Erkenntnisgewinnung anwenden.

  • Die SuS können visuelle, haptische und akustische Erfahrungen, Lernwege, Prozesse und Erkenntnisse in geeigneter Form dokumentieren (z.T. auch digital – sobald Medien vorhanden sind).

  • Die SuS können ihre fachpraktischen Fertigkeiten anwenden, vertiefen und erweitern (zum Beispiel durch den sachgerechten Umgang mit Werkzeugen, Bauanleitungen und Skizzen, das Auffinden vertrauter räumlicher Besonderheiten auf Ortsplänen, Karten und Satellitenbildern).


Folgende inhaltsbezogenen Kompetenzen werden gefördert:

3.2.2.2 Tiere und Pflanzen in ihren Lebensräumen

  • Die SuS können die Bedeutung von Naturgrundlagen für Mensch, Tier und Pflanze erkennen und Überlegungen zum Umgang mit Naturgrundlagen sowie zur Umweltverschmutzung und deren Auswirkung anstellen.

  • Die SuS können Tiere und Pflanzen eines Lebensraums exemplarisch beschreiben, benennen und unterscheiden.

3.2.4.1 Orientierung im Raum

  • Die SuS sollen ausgewählte vertraute räumliche Aspekte auf […] Karten […] – wenn vorhanden auch digital – auffinden.

  • Die SuS sollen ausgehend von der Kartendarstellung Rückschlüsse auf den Realraum ziehen.

  • Die SuS sollen sich anhand von Orientierungshilfen […] im Realraum orientieren und ausgewählte Orte auffinden.


Q: Bildungsplan 2016 Grundschule, bildungsplaene-bw.de

Hauptintention

Die SuS sollen sich mit einer Orientierungshilfe in einem größeren Raum immer besser orientieren können. Die SuS sollen die Lebensräume von Tieren und Pflanzen entdecken und damit einhergehend für die Notwendigkeit von Natur-, Arten- und Umweltschutz sensibilisiert werden.

Lernszenario

Zu Beginn ist eine lehrerzentrierte Einführung unabdingbar. Die Lehrkraft muss für die Durchführung notwendiges Grundlagenwissen, z.B. der Aufbau einer Karte, auffrischen. Aber auch der Umgang mit "Google My Maps" und der App "Flora Incognita" muss erst im Rahmen einer Stunde erklärt und, beispielsweise auf dem Schulgelände, eingeübt werden. Die SuS können dann allein, als Paare oder in Kleingruppen nach der Schule in der Nähe ihres Wohnortes, des Sportvereins, etc. Pflanzen und Tiere suchen, diese anschließend bestimmen und in die Karte eintragen.

Die SuS haben die Möglichkeit, in diesem Projekt ihr eigenes Umfeld auf Lebensraumpotenzial hin zu untersuchen. Wichtig ist dabei, dass die Lehrkraft nicht aus den Augen verliert, dass auch auf den Aspekt der Artenvielfalt eingegangen werden soll. Sie kann den SuS Denkanstöße geben, welche Tiere oder Pflanzen sie nicht gefunden haben oder nur selten und warum das sein könnte. Die SuS sollen selbstständig in eine Diskussion geraten, wie sich beispielsweise der Rückgang der Bienen auf unsere Umwelt auswirkt oder warum Artenvielfalt so wichtig ist. Sie sollen erkennen, dass sie selbst auch etwas dazu beitragen können, die Artenvielfalt zu erhalten.

Durch den langen, mehrmonatigen Projektzeitraum wird bei den Kindern eine beständige, interessierte Haltung gegenüber ihrer Umwelt angebahnt, anstatt einem kurzen, intensiven, aber möglicherweise vergänglichen Projektinteresse. Als Projektabschluss könnte zum Beispiel im Rahmen des Schulfestes oder eines Thementages eine Präsentation stattfinden, in der die SuS ihre gesammelten Daten auf der Karte und die damit erworbenen Kenntnisse von einzelnen Tieren und Pflanzen, aber auch Aspekte zur Artenvielfalt und des Naturschutzes der Schule vorstellen können.

Tools

Für die Umsetzung des Projektes werden die Apps "Google My Maps" und "Flora Incognita" gebraucht. "Google My Maps" ist eine Funktion von "Google Maps", mit deren Hilfe jeder selbst interaktive Karten gestalten kann. Dafür stehen die gesamten Karten von "Google Maps" zur Verfügung sowie verschiedene Icons, die als Standortmarkierung angezeigt werden.

Für den Einsatz im Unterricht eignet sich die App aus folgenden Gründen:

  • bietet die Möglichkeit, erstellte Karten mit anderen zu teilen

  • Markierungen können einfach hinzugefügt werden

  • Verwendung passender Icons möglich

  • erstellte Karten im Unterricht einsetzbar


"Flora Incognita" ist eine Bestimmungsapp für Pflanzen. Die App entstand im Rahmen eines Projektes der technischen Universität Ilmenau und dem Max-Planck-Institut für Biogeochemie. Sie kann anhand eines Fotos mehr als 4800 Pflanzen bestimmen, die in Mitteleuropa wachsen.

Für den Einsatz im Unterricht eignet sich die App aus folgenden Gründen:

  • einfache Such- und Filterfunktion, die das Finden von Pflanzen erleichtert

  • Steckbriefe der Pflanzen vorhanden

Weitere Informationen

Hier finden Sie eine ausführliche Vorstellung des Projektes.

Kooperative Kartierung.docx