2.4.2 Mögliche Komplikationen

1. Ganzheitlicher Unterricht ist immer noch lehrerzentriert

Nach dem iPAC-Framework sollte mobiles Lernen individuelles und vernetztes Lernen fördern. Unterricht in der ganzen Klasse ist in den meisten Fällen das direkte Gegenteil – es ist lehrerzentriert. Nichtsdestotrotz öffnet es auch den Unterricht auf einer grundlegenden Ebene und erhöht die Teilnahme und Interaktion zwischen SchülerInnen signifikant. In Kombination mit transparenten Methoden ähnelt diese Art des mobilen Lernens der Methode von Cognitive Apprenticeship, in dem die Lehrkraft methodisches Wissen an die Lernenden weitergibt. Durch gemeinsames mobiles Lernen können SchülerInnen diese Fähigkeiten mithilfe der Lehrkraft beobachten, umsetzen und üben. Die Lernenden müssen die folgenden Phasen durchlaufen, um die Methoden selbständig und in individualisierten Lernumgebungen anwenden zu können: Modellieren → Coaching → Gerüst aufbauen → Artikulation → Reflexion → Erkundung.

2. Mangel an WiFi-Zugang

Einige der in diesem Kapitel dargestellten Anwendungen können ohne eine stabile Internetverbindung nicht genutzt werden. Möglicherweise ist dieser nicht an allen Schulen verfügbar.

3. Zu viel Input/Zeitmangel

Mit den in diesem Kapitel beschriebenen Ansätzen erzielen Sie eine höhere Beteiligung am Unterricht, was wiederum zu einem höheren Zeitaufwand für Diskussionen führt. Wenn nicht genügend Zeit für längere Diskussionen verfügbar ist, muss die Lehrkraft über Möglichkeiten nachdenken, die Unterrichtsstunden zu rationalisieren und vielleicht im Voraus schon die SchülerInnen auswählen, die ihre Meinung teilen sollen.

4. Persönliche Daten auf ausländischen Servern

Die Entwicklung und Bereitstellung von Lerninhalten und -instruktionen auf mobilen Geräten findet ohne angemessene Berücksichtigung der Sicherheit von Daten statt, weshalb die Verwendung dieser mobilen Technologien für das Lernen eine ernsthafte Bedrohung für die Vertraulichkeit, Integrität und Privatsphäre derjenigen darstellt, die diese Lernprozesse durchführen. Datenschutz und Sicherheit von Daten und Systemen sind hauptsächlich ein Thema der Beteiligten – der SchülerInnen und Lehrkräfte. Im Vordergrund steht dabei der Sicherheitsschutz von Daten auf institutionellen Servern, in Cloud-Diensten und bei der Übertragung. Im Bildungswesen können sich diese Daten auf den/die BenutzerIn des Geräts beziehen, z.B. persönliche Kommunikation, persönliche Daten oder Daten über deren Fortschritt und Bewertungen. In den meisten Fällen sind diese Daten kommerziell sensible Daten und können vom Web-Provider oder dem Anbieter von Apps ausgenutzt werden. In einigen Ländern (z. B. Deutschland) gelten hohe Standards für den Schutz personenbezogener Daten. Das heißt, dass viele Anwendungen und Tools in Bildungsszenarien aufgrund unterschiedlicher Gesetze im Heimatland des App-Anbieters (z. B. Facebook) nicht verwendet werden dürfen. Clueful Privacy Advisor ist eine Möglichkeit Sicherheitsprobleme und Zugriffsrechte einer App auf Android-Geräten zu überprüfen.

Als Beispiel Messenger-Apps: Lehrkräfte, SchülerInnen und Eltern müssen ihre Telefonnummer angeben, um Gruppenchats zu ermöglichen. Dies könnte gegen Bundes- oder Landesgesetze verstoßen. SchülerInnen können auch während des Unterrichts leichter abgelenkt werden, wenn sie diese Apps benutzen dürfen und natürlich muss sichergestellt werden, dass die Regeln, die während einer Unterrichtssitzung festgelegt wurden, danach möglicherweise nicht mehr zutreffen.