6.2.11 Geografische Feldforschung im Norden von Yorkshire – Messung und Darstellung von Lautstärke mithilfe mobiler Geräte

Fokus: Authentizität und Kollaboration

Einführung

Dieses Projekt wurde ursprünglich während einer Feldarbeit in Helmsley mit angehenden Lehrkräften und Dozierenden umgesetzt. Hierbei wurde der Geräuschpegel an verschiedenen Standpunkten des Ortes mithilfe mobiler Endgeräte und entsprechender Apps gemessen. Diese Daten wurden gesammelt, analysiert und interpretiert, um eine gemeinsame „Sound Map“ zu erstellen. Das Ziel dieses Projektes liegt darin, das Bewusstsein für alltägliche Probleme wie Lärm zu wecken. Dieses Ziel kann vorrangig dadurch erreicht werden, indem die Lernenden durch Interviews mit Anwohnern und Anwohnerinnen die Effekte des Lärmpegels auf die Lebensqualität erfragen und überprüfen.

Möchte man dieses Projekt also in der Schule umsetzen, braucht es zunächst einmal die Messung des Lärmpegels, die durch Bilder und Notizen dokumentiert wird. In einem zweiten methodischen Schritt interviewen die Lernenden die Anwohner und Anwohnerinnen des gewählten Ortes, um mögliche Auswirkungen von Lärm zu identifizieren. Zuletzt folgen die Präsentation und der Vergleich der Ergebnisse. Hierzu kann ein gemeinsames multimediales eBook erstellt werden. Für die Durchführung des Projektes sind mehrere Unterrichtsstunden einzuplanen. Das Projekt ist ab der 7. Klasse der Sekundarstufe I umsetzbar.

Didaktisches Konzept

Da das Thema Lärm und dessen Auswirkungen auf das Leben und die Gesundheit der Menschen ein lebensweltliches Thema darstellt und alltägliche Problemfelder aufgreift, ist dieses Projekt unter dem didaktischen Aspekt der Problemorientierung einzuordnen. Die Lernenden untersuchen selbstständig und in Gruppen eine lebensweltliche und realitätsnahe Problemstellung in Form von Lärm. Zudem fördert dieser problemorientierte Ansatz das entdeckende Lernen, da die Lernenden das Problem ergründen, selbst erfahren und durch Interviews mit Betroffenen reflektieren. Sie beleuchten dadurch das Thema bzw. das Problem „Lärm“ aus verschiedenen Perspektiven und erfahren unmittelbare Auswirkungen und Einflüsse der Problematik. Das Projekt und dessen Ergebnisse basieren also auf eigenen Messungen und konkreten Handlungen, die die Schülerinnen und Schüler eigenständig, aber kollaborativ in Gruppen durchführen.

Außerdem verfolgt dieses Projekt Ziele der Wissenschaftsorientierung, da die Lernenden Methoden dieser imitieren. Die Sammlung von Daten in Echtzeit ist ein wichtiger Teil der naturwissenschaftlichen und ökologischen Feldarbeit. Die Lernenden sind somit in der Lage, die Zuverlässigkeit und Präzision der Datenerfassungstools in Betracht zu ziehen und sich zu überlegen, wie dies eventuell durch bestimmte Arten der Datenerfassung ausgeglichen werden könnte.

Bildungsplanbezug (Baden-Württemberg 2016 Sekundarstufe I)

Das Projekt fördert zunächst die Leitperspektive „Medienbildung“, da die Schülerinnen und Schüler Apps und mobile Endgeräte nutzen, um realitätsbezogene Daten zu erfassen, zu sammeln und zu teilen. Sie können dadurch den Wert von mobilen Geräten für das alltägliche Leben wahrnehmen. Zudem erstellen sie ein multimediales eBook, wodurch sie digitale Technologie nicht nur zur Informationsgewinnung und –speicherung nutzen, sondern auch für die Produktion und Präsentation. Zusätzlich wird die Leitperspektive „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ gefördert, da die Lernenden die Auswirkungen von Lärm auf das alltägliche Leben von Menschen reflektieren. Sie hinterfragen dabei bestehende Stadtplanung und Stadtentwicklung hinsichtlich ihrer Einflüsse auf die Lebensqualität ihrer Einwohner und Einwohnerinnen.

Förderung der prozessbezogenen Kompetenzen:

Orientierungskompetenz:

  • geografische Sachverhalte raum-zeitlich einordnen

  • geografische Sachverhalte in das Mensch-Umwelt-System einordnen

Analysekompetenz:

  • geografische Strukturen und Prozesse herausarbeiten, analysieren und charakterisieren

  • systemische Zusammenhänge darstellen und daraus resultierende zukünftige Entwicklungen erörtern

Urteilskompetenz:

  • raumrelevante systemische Strukturen und Prozesse auch hinsichtlich ihrer zukünftigen Entwicklung bewerten

Methodenkompetenz:

  • fragengeleitete Raumanalysen durchführen

  • mithilfe von Versuchen geografische Sachverhalte überprüfen

  • geografische Sachverhalte auch unter Verwendung digitaler Medien zielgerecht kommunizieren (zum Beispiel multimediale Präsentation, Video, Podcast)

Hauptintentionen

Die Schülerinnen und Schüler messen an verschiedenen Standpunkten eines Ortes den hiesigen Lärmpegel, indem sie kollaborativ in Gruppen entsprechende Apps benutzen. Sie halten ihre Ergebnisse in einer gemeinsamen „Sound Map“ fest. Anschließend formulieren sie Interviewfragen, die sie Anwohnern und Anwohnerinnen stellen, um die Auswirkungen von Lärm auf den Menschen zu reflektieren. Zuletzt fertigen sie ein gemeinsames, multimediales eBook an, indem sie ihr Vorgehen dokumentieren und ihre Ergebnisse vorstellen.

Lernszenario

Die Lernenden messen in einem ersten Schritt den Lärmpegel an verschiedenen Standpunkten eines Ortes (z.B. Ort der Schule), die entweder von der Lehrkraft vorgegeben sind oder gemeinsam ausgewählt werden. Hierzu sollten folgende Fragen mit der Klasse erörtert werden:

  • Welche Orte sind besonders interessant?

  • Wie viele Messungspunkte sind notwendig?

  • Wie lange wird gemessen?

  • Wie oft sollten die Messungen wiederholt werden?

Die Lernenden werden dann in Kleingruppen aufgeteilt und erhalten mehrere Standpunkte, um dort den Lärmpegel zu messen. Diese Daten werden auf einem gemeinsamen Google-Docs-Dokument zunächst gesammelt und in einer gemeinsamen „Sound Map“ visualisiert. Hierzu kann die Lehrkraft mit der Klasse gemeinsam ein interaktives Bild mit der Software „ThingLink“ herstellen, indem sie einen Kartenausschnitt des ausgewählten Ortes wählt und Icons auf die entsprechenden Standpunkte setzt. Die Gruppen können dann jeweils ihre Ergebnisse eintragen. Der gesamte Messvorgang soll von den Lernenden dokumentiert werden, indem sie ihr Vorgehen fotografieren und sich Notizen über Besonderheiten der Standpunkte machen.

In einem zweiten Schritt bereiten die Schülerinnen und Schüler in ihren Gruppen Interviewfragen vor, mit denen sie dann die Anwohner und Anwohnerinnen, die an besonders lauten Stellen des Ortes wohnen, befragen. Hierbei ist ihr Ziel zu erfahren, welche Auswirkungen Lärm auf die Lebensqualität von Menschen haben kann.

In einem letzten Schritt fassen die Gruppen ihre Ergebnisse in einem gemeinsamen multimedialen eBook zusammen. Hierbei gehen sie auf ihre zuvor gemessenen Standpunkte, auf ihr Vorgehen sowie auf die Interviews ein. Hierfür sollen sie Text, Grafiken, Videos, Karten und Bilder benutzen. Jede Gruppe kann so ihre Vorgehensweise sowie ihre Ergebnisse vorstellen und reflektieren.

Verwendete Tools

Um den Lärmpegel eines Standpunktes zu messen, kann auf verschiedene kostenlose Lärmpegel-Apps zurückgegriffen werden. Ein Beispiel für eine solche App ist „Decibel X“, die sowohl für iOS-Geräte als auch für Android-Geräte zur Verfügung steht.

Für den Einsatz im Unterricht eignet sich die App aus den folgenden Gründen:

  • zuverlässige und vorkalibrierte Messungen können vollzogen werden (eigene Kalibrierungen können durchgeführt werden)

  • der exakte Schalldruckpegel kann erfasst werden

  • schöne, intuitive und durchdachte Oberfläche

  • bietet verschiedene Funktionen an

  • einfache Bedienung und Anwendung

Mit „Book Creator“ können digitale und multimediale eBooks mit verschiedenen Funktionen erstellt werden. Entweder nutzt man die App (sofern Tablets oder Smartphones vorhanden sind) oder die Web-Anwendung für Google Chrome.

Für den Einsatz im Unterricht eignet sich die App aus den folgenden Gründen:

  • einfache Handhabung, intuitive Benutzung

  • multimediale Funktionen (Einfügen von Bildern/Fotos, Zeichnungen, Icons, Textfeldern, Audioaufnahmen, geometrische Formen, Videos, Kartenausschnitten)

  • Einbindung von visuellen und auditiven Informationen

  • bietet Möglichkeit der Interaktivität (Feedback)