6.2.7 Biologische Feldforschung am Thornwick Bay – Digitales Sammeln, Zusammentragen und Visualisieren von Daten

Fokus: Personalisierung - Individualisierung

Einführung

Das Ziel dieses Projektes liegt darin, dass die Lernenden sich eigenständig und in Verwendung all ihrer Sinne, einen Ort oder einen Abschnitt in der Natur erschließen. Durch das Integrieren aller Sinne (Sehen, Hören, Riechen, Fühlen, Schmecken) ermöglicht diese Unterrichtsidee ganzheitliches und handlungsorientiertes Lernen. Die Schülerinnen und Schüler nutzen mobile Geräte wie Smartphones oder Tablets, um Bilder, Tonaufnahmen und Videos aufzunehmen, damit ihre Erfahrungen, Erlebnisse und Eindrücke erfasst werden können. Diese Daten werden gesammelt, sodass die Lernenden als Lernergebnis ein konkretes Produkt erstellen können. Dieses Lernprodukt kann entweder komplett individualisiert sein, indem die Lernenden selbst entscheiden, was sie herstellen (z.B. Gedicht, Simulation, Diagramm, Video, Präsentation oder Diorama…), oder eben kooperativ entstehen, was in Form eines gemeinsamen eBooks realisiert werden kann. Dieses Projekt konzentriert sich auf das Fach Biologie (BNT), wobei es Verbindungen zum Fach Geographie gibt. Es sind hierfür mehrere Unterrichtsstunden vorgesehen, inklusive eines Ausfluges zu einem außerschulischen Lernort. Zudem eignet sich das Projekt ab der Klassenstufe 6 der Sekundarstufe I.

Didaktisches Konzept

Didaktisch besitzt dieses Projekt eine starke Wissenschaftsorientierung, da sich hier der Biologieunterricht an wissenschaftlichen Methoden ausrichtet. Die Biologie soll in ihren Vorgehensweisen und methodischen Zugängen für die Schülerinnen und Schüler transparent gemacht werden, damit diese das wissenschaftliche Arbeiten nachvollziehen können. Dadurch nehmen die Lernenden die Wissenschaft als Teil ihres Lebens wahr, da sie sich mit einfachen wissenschaftlichen Methoden (wie bspw. dem Beobachten) die Welt erschließen können. Zudem greift diese Unterrichtsidee die Lebenswelt der Lernenden auf, da als außerschulischer Lernort ein regionales Beispiel gewählt werden kann. Zudem erhalten Umgebungen wie Wälder, Wiesen oder Seen exemplarischen Charakter.

Das Projekt zeigt durch seine Wissenschaftsorientierung auch eine starke Methodenorientierung, da die Lernenden den Forschungsprozess weitestgehend selbst gestalten, ausführen, entscheiden und reflektieren. Die Lernenden finden eigene Lösungswege und Präsentationsmöglichkeiten, um ihre eigenen Eindrücke festzuhalten und vorzustellen. Aus diesen Ansätzen lässt sich zudem die Verfolgung forschenden Lernens ableiten. Die Lernenden entdecken und erforschen eine Umgebung eigenständig, aber auch angeleitet durch Fragen und Anweisungen, um sich interessengeleitet einen Abschnitt der Natur zu erschließen. Dieses Erforschen, das genaue „Hinsehen“ und die Wahrnehmung von Details werden durch ganzheitliches Lernen (Lernen mit allen Sinnen) handlungsorientiert umgesetzt und ausgeführt. Außerdem kann das Projekt unter der Prämisse des individualisierten Lernens betrachtet werden, da die Lernziele für alle Schülerinnen und Schüler zwar gleich sind, aber der Unterricht allgemein auf die Lernenden, deren Vorwissen, Erlebnisse und Eindrücke individuell zugeschnitten ist. Die persönlichen und subjektiven Empfindungen und Erkenntnisse sowie die Interessen der Schülerinnen und Schüler sind Kern dieses Projektes.

Bildungsplanbezug (Baden-Württemberg 2016 Sekundarstufe I)

Dieses Projekt fokussiert vor allem die Leitperspektive „Medienbildung“, da die Schülerinnen und Schüler mobile Endgeräte nutzen, um wichtige Daten zu sammeln. Sie müssen sich dadurch mit verschiedenen Aufgaben und Anforderungen auseinandersetzen, damit sie ihre Erlebnisse und Erfahrungen in Video, Bild und Ton festhalten können. Zudem arbeiten sie an einem möglichst digitalen Lernprodukt, das ihre Ergebnisse zusammenfasst uns visualisiert. Die Lernenden nutzen also ihre mobilen Endgeräte, um Wissen und Informationen zu erstellen und zu sammeln, die als Voraussetzung für die Produktion und Präsentation angesehen werden sollte.

Förderung der prozessbezogenen Kompetenzen:

Erkenntnisgewinnung

  • Phänomene beobachten und beschreiben

  • einfache Bestimmungshilfen sachgerecht anwenden

Kommunikation

  • beim naturwissenschaftlichen und technischen Arbeiten im Team Verantwortung für Arbeitsprozesse übernehmen, ausdauernd zusammenarbeiten und dabei Ziele sowie Aufgaben sachbezogen diskutieren

  • ihr Vorgehen, ihre Beobachtungen und die Ergebnisse ihrer Arbeit dokumentieren

  • Sachverhalte adressatengerecht präsentieren

Auswahl der inhaltsbezogenen Kompetenzen:

3.1.1 Denk- und Arbeitsweisen der Naturwissenschaften und Technik

  • an Naturphänomenen Beobachtungen sammeln, zielgerichtet zuordnen und auswerten sowie an geeigneten Beispielen beschreiben, wie man dabei vorgeht

  • an Beispielen die naturwissenschaftliche Arbeitsweise durchführen und beschreiben

  • verschiedene Lebewesen aufgrund gemeinsamer Merkmale kriteriengeleitet vergleichen und die Bedeutung des systematischen Ordnens beschreiben

3.1.9 Ökologie

  • mehrere typische Organismen eines einheimischen Lebensraums mit einer einfachen Bestimmungshilfe im Freiland klassifizieren

Hauptintentionen

Die Schülerinnen und Schüler untersuchen eine vorgegebene Umgebung, indem sie unter Einsatz all ihrer Sinne die Natur beobachten und ihre Eindrücke digital festhalten. Sie werten die gesammelten Daten aus, um ein Lernprodukt zu erstellen, das ihre Erlebnisse und Erfahrungen wiedergibt.

Lernszenario

Bevor man mit der Klasse den außerschulischen Lernort besucht, sollte in einer Vorbereitungsstunde das Habitat dieses Ortes eingeführt werden, damit die Lernenden während ihrer konkreten Beobachtungen auf Vorwissen rückgreifen können. Zu Beginn des Ausfluges sollten Vorbereitungsaufgaben formuliert werden, um das eigenständige Beobachten einzuleiten. Hierzu erstellen die Schülerinnen und Schüler zunächst ein fotografisches Bild von ihrem zugewiesenen Abschnitt. Danach schließen sie die Augen, um zu hören und zu riechen. Durch diesen Ansatz werden die Lernenden für die Umgebung sensibilisiert. Es folgt eine Arbeitsphase, die die Lehrkraft durch vorgegebene Aufgaben oder Fragestellungen anleiten kann. Zudem sollten Kleingruppen gebildet werden. Zentral sind die Aufgaben, die das Festhalten aller wichtigen Eindrücke in Bild- oder Videoform betreffen. Die Lernenden können beispielsweise auf Bildern dokumentieren, was sie besonders fasziniert oder was sie überrascht. Auf Videos können sich die Lernenden entweder selbst filmen (Vlogs) oder Interviews mit ihren MitschülerInnen führen. Die Schülerinnen und Schüler dokumentieren ihre praktischen Erfahrungen, Erlebnisse und die Zusammenarbeit mit ihren Gruppenmitgliedern. Als Hilfsmittel können beispielsweise Klassifizierungstabellen oder Bestimmungshilfen dienen.

Nachdem alle wichtigen Daten gesammelt wurden, erstellen die Lernenden in ihren Gruppen Lernprodukte. Plant man ein gemeinschaftliches eBook zu gestalten, sollte jede Gruppe ein anderes Thema und eine eigene Seite erhalten, um ihre Ergebnisse festzuhalten. Möchte man das Projekt individualisieren, sollten die Lernenden selbst wählen, wie sie ihre Erlebnisse und Daten visualisieren und präsentieren. Anschließend an die Präsentationsphase sollte eine Reflexionsphase folgen.

Das Projekt wurde ursprünglich mit Studierenden und Lehrkräften an einem Strandabschnitt umgesetzt. Natürlich können auch andere Umgebungen wie z.B. Wälder, Wiesen, Höhlen oder Seen für eine solche Unterrichtsidee ausgesucht werden.

Verwendete Tools

Mit „Book Creator können digitale und multimediale eBooks mit verschiedenen Funktionen erstellt werden. Entweder nutzt man die App (sofern Tablets oder Smartphones vorhanden sind) oder die Web-Anwendung für Google Chrome.

Für den Einsatz im Unterricht eignet sich die App aus den folgenden Gründen:

  • einfache Handhabung, intuitive Benutzung

  • multimediale Funktionen (Einfügen von Bildern/Fotos, Zeichnungen, Icons, Textfeldern, Audioaufnahmen, geometrische Formen, Videos, Kartenausschnitten)

  • Einbindung von visuellen und auditiven Informationen

  • bietet Möglichkeit der Interaktivität (Feedback)

Mit der iOS-App „Popplet“ können visuell ansprechende und multimediale Mindmaps hergestellt werden, die von den Lernenden als Lernprodukte erstellt werden können. Die App gibt es als kostenlose Lite-Version und als kostenpflichtige Vollversion.

Für den Einsatz im Unterricht eignet sich die App aus den folgenden Gründen:

  • Integration von Text, Zeichnungen, Bildern und Videos möglich

  • visuell ansprechend und einfach zu erstellen

  • ermöglicht kollaboratives Arbeiten und einfaches Teilen der Mindmaps

  • ohne Anmeldung nutzbar mit Exportfunktion, mit Anmeldung erhält man eine Speichermöglichkeit

  • enthält Präsentationsmodus (ohne Anmeldung)

  • kostenlose Web-Version

Mit der iOS-App „Keynote“ können kollaborative und kreative Präsentationen erstellt werden. Als Alternative bietet sich die Web-Software „Prezi“ an.

Für den Einsatz im Unterricht eignet sich die iOS-App aus den folgenden Gründen:

  • kostenlos

  • Hinzufügen von Texten, Bildern, Diagramme, Tabellen und Formen einfach

  • Präsentation durch iPad, iPhone oder iPod Touch

  • durch Keynote Live können ZuschauerInnen die Präsentation auf ihren Apple-Geräten durch eine Cloud mitverfolgen

  • ermöglicht kollaboratives und gemeinsames Arbeiten an einer Präsentation in Echtzeit