Peter Thiel und sein Netzwerk

      Palantir, Musk, Trump und die Geheimdienste


Peter Thiel, ein deutschstämmiger Tech-Milliardär, ist eine der einflußreichsten und umstrittensten Figuren im Silicon Valley. Als Mitbegründer von PayPal und Palantir Technologies sowie früher Investor in Facebook hat er nicht nur die Tech-Welt geprägt, sondern auch die politische Landschaft der USA. Sein Netzwerk, oft als „PayPal-Mafia“ bezeichnet, umfasst Persönlichkeiten wie Elon Musk, J.D. Vance und David Sacks, die in der zweiten Amtszeit von Donald Trump eine zentrale Rolle spielen. Thiels libertäre Ideologie, seine Verbindungen zu Geheimdiensten und seine Unterstützung für Trump werfen Fragen nach Macht, Überwachung und Demokratie auf. Dieses Essay beleuchtet Thiels Einfluß, insbesondere durch Palantir, und seine Verknüpfungen zu Musk, Trump und den Geheimdiensten.

Peter Thiel: Der Architekt, des Einflusses, der Konnexion

Peter Thiel wurde 1967 in Frankfurt am Main geboren und wanderte als Kind mit seiner Familie in die USA aus. Nach seinem Studium an der Stanford University entwickelte er sich zu einem „Contrarian“, der gegen die vorherrschende Political Correctness und staatliche Regulierung opponierte. Seine Karriere begann mit der Gründung von Confinity, das nach einer Fusion mit Elon Musks X.com zu PayPal wurde. Der Verkauf von PayPal an eBay 2002 brachte Thiel 55 Millionen US-Dollar ein, die er in weitere Unternehmungen wie Palantir und Founders Fund investierte.

Thiels Ideologie ist stark libertär geprägt. In seinem Essay „The Education of a Libertarian“ (2009) schrieb er: „Ich glaube nicht mehr, daß Freiheit und Demokratie miteinander vereinbar sind.“ Er plädiert für eine Welt, in der „große Männer“ ohne staatliche Einschränkungen agieren können. Diese Haltung spiegelt sich in seinen Unternehmungen und seiner Unterstützung für politische Akteure wie Trump und Vance wider.

Palantir: Das Auge der Überwachung

Palantir Technologies, 2003 von Thiel, Alex Karp und anderen gegründet, ist ein Big-Data-Unternehmen, das nach den „sehenden Steinen“ aus Tolkiens „Herr der Ringe“ benannt ist. Die Software von Palantir, insbesondere Gotham und Foundry, ermöglicht die Analyse riesiger Datenmengen und wird von Geheimdiensten, Militärs und Polizeibehörden weltweit genutzt. Die CIA war durch ihre Risikokapitalgesellschaft In-Q-Tel an der Gründung beteiligt, was Palantir von Anfang an mit den US-Geheimdiensten verband.

Palantirs Technologie wird für Predictive Policing, Terrorismusbekämpfung und Datenintegration eingesetzt. In den USA arbeitet das Unternehmen mit Behörden wie dem Department of Homeland Security und der Immigration and Customs Enforcement (ICE). Kritiker warnen jedoch vor einem „Überwachungsalptraum“, da Palantirs Software die Erstellung einer zentralen Datenbank mit Informationen über Millionen von US-Bürgern ermöglicht. In Deutschland nutzen Polizeibehörden, etwa in Bayern, Palantirs Software, was Datenschutzbedenken auslöst.

Karp bestätigte in einem Interview, daß Palantiers Software gelegentlich zum Töten von Menschen verwendet wird.
https://www.youtube.com/watch?v=AzY7H_rr0w4

„We kill people based on metadata“

https://www.youtube.com/watch?v=tL8_caB35Pg

Palantir wird seit 2016 auch in Europa eingesetzt, wie eine parlamentarische Anfrage von Frau Johansson vom 9. Juni 2020 ergab.

https://www.europarl.europa.eu/doceo/document/E-9-2020-000173-ASW_DE.html

Unter der Trump-Administration 2025 hat dieser Konzern seine Rolle ausgebaut. Ein 795-Millionen-Dollar-Vertrag mit dem Verteidigungsministerium und Pläne für eine Master-Datenbank verdeutlichen den wachsenden Einfluß. Kritiker, darunter ehemalige Mitarbeiter, befürchten, daß diese Technologie für politische Zwecke, wie die Überwachung von Migranten oder Kritikern, missbraucht werden könnte.

Verbindungen zu Elon Musk

Thiels Beziehung zu Elon Musk reicht bis zu PayPal zurück, wo beide an der Gründung beteiligt waren. Obwohl Thiel Musk 2000 als CEO ablöste, blieben sie verbunden. Thiels Founders Fund investierte in Musks Unternehmen wie SpaceX, Neuralink und The Boring Company. Beide teilen eine libertäre Skepsis gegenüber staatlicher Regulierung, unterscheiden sich jedoch in ihrer öffentlichen Präsenz: Während Musk extrovertiert agiert, bleibt Thiel im Hintergrund.

In Trumps zweiter Amtszeit spielt Musk eine Schlüsselrolle als Leiter des Department of Government Efficiency (DOGE), das Palantirs Ausbau unterstützt. Mindestens drei DOGE-Mitglieder sind ehemalige Palantir-Mitarbeiter, was Thiels Einfluß unterstreicht. Diese Kooperation zeigt, wie Thiels Netzwerk die Politik der Trump-Administration prägt, auch wenn er selbst nicht direkt im Rampenlicht steht.

Thiels Unterstützung für Donald Trump und J.D. Vance

Thiel war 2016 einer der ersten Tech-Milliardäre, die Trump unterstützten, mit einer Spende von 1,25 Millionen US-Dollar und einer Rede auf der Republican National Convention. Nach Trumps Wahlsieg war Thiel Teil des Transitionsteams und beriet den Präsidenten. Für die Wahl 2024 trat Thiel finanziell zurück, da er die Bedeutung von Spenden auf Bundesebene anzweifelte, blieb aber ideologisch einflussreich.

Seine Unterstützung für J.D. Vance, den Vizepräsidenten unter Trump, ist besonders bemerkenswert. Thiel finanzierte Vances Senatskampagne 2022 mit 10 Millionen US-Dollar und förderte ihn als seinen Protegé. Vance, der für Thiels Investmentfirma arbeitete, verkörpert Thiels Vision einer neuen, konservativen Gesellschaftsordnung. Thiels Netzwerk, einschließlich David Sacks (AI- und Krypto-Berater) und Jacob Helberg (Palantir-Berater), hat Schlüsselpositionen in Trumps Administration besetzt.

Geheimdienste und Demokratiebedenken

Palantirs enge Verbindungen zu Geheimdiensten wie der CIA und dem Pentagon werfen Fragen nach Transparenz und Machtmißbrauch auf. Thiels antidemokratische Ansichten, wie seine Ablehnung des Frauenwahlrechts und sozialer Sicherungssysteme, verstärken diese Bedenken. Kritiker wie Amnesty USA und ehemalige Palantir-Mitarbeiter warnen, daß die Software zur Unterdrückung von Minderheiten oder Dissidenten genutzt werden könnte.

In Deutschland hat der Einsatz von Palantir-Software durch Polizeibehörden zu Kontroversen geführt. Der Bundesrat forderte 2024 den Einsatz von Palantirs Überwachungstools, was Datenschützer als verfassungswidrig kritisieren. Die mangelnde demokratische Kontrolle über Palantirs Eingriffe in behördliche Prozesse wird als besonders problematisch angesehen.

Peter Thiel ist mehr als ein Tech-Investor; er ist ein ideologischer Strippenzieher, dessen Einfluß durch Palantir, seine Verbindungen zu Musk und seine Unterstützung für Trump und Vance die politische und technologische Landschaft der USA prägt. Palantirs Datenanalyse-Tools, ursprünglich für Geheimdienste entwickelt, könnten unter Trump zu einem Instrument der Überwachung und Kontrolle werden. Diese Befürchtung ist auch nicht ganz unbegründet. Schätzungsweise gibt es etwa 2.700 Rechenzentren in den USA (Stand 2023), aber die genaue Zahl für 2025 und speziell für regierungsnahe „Datensammelcenter“ ist unklar. Klar ist nur, daß Tech-Größen billiges Land in ruralen Gebieten aufkaufen und diese mit Rechenzentren füllen.

Thiels libertäre Vision einer Welt ohne staatliche Regulierung steht im Spannungsfeld zur Demokratie, was sowohl in den USA als auch international Besorgnis erregt. Sein Netzwerk, das von der PayPal-Mafia bis zu Trumps Administration reicht, zeigt, wie tief sein Einfluß verwurzelt ist. Die Frage bleibt, ob diese Macht demokratische Werte untergräbt oder lediglich eine neue Form der Effizienz schafft. Wer das Geld hat, hat auch die Macht. So war es immer und so wird es vermutlich bleiben. Die Frage, die uns alle beschäftigt ist jedoch, ob sogenannte Superreiche alle der Macht verfallen sind, oder sich aus der Konstellation um Thiel, Musk, Trump, Vance und Co. etwas positives für Alle entwickeln kann.