Die Erben Schildas

Satire

Einst waren sie so etwas wie Berühmtheiten. Man kannte sie in ganz Deutschland und darüber hinaus. Nicht wegen ihres Genies, aber zumindest wegen ihrer doch erstaunlichen Einfälle und Lösungsansätze, wenn ihnen eben ihr Genie bei vielen Angelegenheiten ausging.
Und hätte die Stadtkapelle auch Instrumente besessen, könnte man vielleicht heute noch den Klang so machen Hymnus über die Schildaraner lauschen(...)

In den Landstrichen weit um sorgten sie für Staunen und Belustigung. Nach getaner Arbeit erzählte man sich von ihnen und konnte so erheitert den Tag beenden.

So ging es viele Jahre. Und dann wurde es immer stiller um die Menschen aus Schilda. Der Alltag schlich sich im Rest des Landes ein, Sorgen und Nöte wuchsen und man vergaß sie beinahe.

Starben sie aus oder gingen sie in den Untergrund, konnten sie ihren bedeutsamen Genpool über die Jahrhunderte retten? Läßt sich dieses Rätsel heute noch lösen?

Vor nicht all zu langer Zeit machte man sich ans Werk, um das Erbe von Schilda zu ergründen. Jeder Stein wurde umgedreht, jeder Baum und Busch entwurzelt, selbst unter alten Teppichen suchte man nach Hinweisen.

Man konnte nichts finden. Jedoch fiel manch gewieften Kulturforscher auf, daß sich im Lande Deutschland immer wieder Neues findet, das stark an die alten Schildauer erinnert.

Heute ist man sich zweifelsohne sicher, daß sie nie weg waren und uns bis Dato mit ihren erstaunlichen Ideen überraschen. Sie sind bescheiden geworden, denn keiner brüstet sich mehr mit seiner Herkunft. Jedoch sind die Zeichen der Zeit ziemlich eindeutig.

Es scheint, als hätten sie die Politik für sich entdeckt.

Wie wir wissen, ändert sich im Laufe der Generationen der Sprachgebrauch, so wie die Rechtschreibung. So könnte wohl aus dem Kasperlamt das Kanzleramt geworden sein und so weiter. Also ein weiterer Hinweis auf das Fortbestehen.

Die Modernen Schildbürger sehen sich als uneigennützige, aber meist übelgelaunte Wohltäter und überhäufen uns mit Novitäten am Laufenden Band.

Brücken, die ins Nichts führen, Aussichtsplattformen an Orten, wo sich nicht einmal Fuchs und Hase begegnen oder ein voll beschrankter Bahnübergang in einem Acker. Oder nennt man dies beschränkt?

Tja, man weiß nie, für was dies einmal gut sein könnte.

Daher klar nach dem Thema:

Wenn wir es auch nicht brauchen können, Hauptsache wir haben es.“

Auch Windräder dienen nur nebenbei dazu, um Strom zu erzeugen. Der eigentliche Grund scheint doch zu sein, Gärtnern, Förstern und Landschaftsarchitekten die Mühevolle Arbeit der Wald- und Forstarbeit abzunehmen. Für eine Kühle Brise und erholsamen Schatten dienen die Flügel der Luftmixer. Der Wald hat ausgedient!

Und ein weiterer Vorteil dabei ist, man kann sich hie und da einen Vogel braten, der sogleich mundgerecht tranchiert vom Himmel fällt. Welch ein Schlaraffenland.

Ähnlich verhält es sich auch mit den Sonnenkollektoren der Photovoltaik-Parks. Die Energieerzeugung, wenn das Wetter paßt, ist nett, scheinbar wollte man aber der Sonne nur ermöglichen, sich selber im Spiegel betrachten zu können. Liebevolle Idee, nicht wahr? Wer braucht schon Wiesen und Felder, wenn man dem Muttergestirn einen Spiegel vor die Nase halten kann.

Insgesamt ist es doch so, daß die Industrie nur stört. Wer arbeitet hat keine Zeit, sich die neuen Wunder anzusehen. Industrie kann also weg. Denn von Wirtschaft verstehen die neuen Schildbürger nicht viel. Warum sich also damit herumplagen(...)

Viele solch glorreicher Ideen haben wir den Erben Schildas zu verdanken. Doch bald erkannten sie, daß dies auch bezahlt werden muß. Da sich ein Genie nicht selber die Hände schmutzig macht, brauchte es eine neue Idee. Diese war auch schnell gefunden!

Man läßt die Menschen für die Gaben Schildas bezahlen. Steuern! Je mehr desto besser, denn die Ideen sind reich an Zahl!  Für jede Idee eine neue Steuer! Herrlich, logisch, „damisch“

So soll auch die ganze restliche Welt ins Staunen kommen können. Da ein Schlagbalken stark an „Wald“ erinnert, konnte auch dieser zeitgerecht entsorgt werden. „Jene, die schon länger hier leben“, können nun ihre Errungenschaften mit Hinz und Kunz teilen. Nur das Ergebnis, nicht die Kosten. Versteht sich doch von selbst.

Und ist es manchen zu weit, dann baut man eben ihn Peru einen Radweg, liefert Kühlschränke in die Arktis und Heizdecken nach Afrika.

Es war ein hartes Stück Arbeit, die Erben Schildas ausfindig zu machen.

Und wie es so oft in der Wissenschaft läuft, haben wir zwar etwas in Erfahrung gebracht, aber helfen wird es uns auch nicht.

Eventuell wird man die Vergnügungssteuer ausweiten, denn Spaß und Luft darf auch was kosten!

In diesem Sinne: Fasching ist, -was wir daraus machen.