Luthers Einsichten von Drüben


Nach meinen Wahrnehmungen, nach meinem Erleben auf Erden, im Jenseits, wie auch dort, von woher wir ohne Unterlaß kommen, um im Jenseits wie auch auf Erden weiter zu wirken, schließe ich, daß es nur äußerst wenige einzelne Wesen erkenntnisfähigen Geistes gibt, die zur vollen Erhebung und Belebung der Erkenntnis der ewigen Wahrheit durch Wiedererinnerung an die Einzelbegebenheiten des größten Geschehens aller Zeiten der Ewigkeit, keinerlei den heiligen Tatsachen entsprechenden bildlichen Darstellung zumindest gelegentlich bedürfen würden; doch aber gerade deshalb, sollen diejenigen, die eines wirklich so großen Geistes und eines wirklich so erhaben empfindsamen seelischen Astralleibes sind, daß sie dessen durchaus nicht etwa bedürfen, stets der Tatsache eingedenk sein, wie äußerst vereinzelt sie eben dastehen und schon aus diesem Grunde desto größere Rücksicht auf das seelisch-geistige Kraft- und Gefühlsvermögen der erdrückend-zahlreichen anderen nehmen und diese Rücksicht im Geiste der Wahrheit, tatsächlich auch üben.


Weiters aber sollen gerade sie der wahren Gründe stets eingedenk sein, weswegen, warum und weshalb der böse Geist der Finsternis höllischen Sumpfes und Pfuhles, neben der Erkenntnis des Guten und des Bösen und neben der Erkenntnis der Wahrheit des wahren ewigen Lebens, unter Flüchen, Todes- und Ausrottungsdrohungen (siehe „Altes Testament“) gerade auch jegliche bildliche Darstellung unnachsichtlich verbietet, obwohl er heute in heimtückisch-teuflischer Schadenfreude darüber frohlockt, daß sich seine heuchlerisch-finsteren Knechte an dieses sein Verbot nicht kehren und ihn als ihren „Vatergott“ bildlich dargestellt über Den stellen, Der allein die ewige Wahrheit, das wahre Licht und das wahre ewige Leben, Gott – Christus ist.


Es ist also in keiner der bestehenden Kirchen, Tempeln, Bethäusern und so weiter etwa der Kult, das Zeremoniell, die Bilderverehrung oder auch Nichtverehrung, wie auch das sonstige der Einrichtungen als solches etwa maßgebend, sondern wiederum und immer wieder der Sinn, Geist und Zweck, der alledem unterlegt ist und der alledem, also auch den wirklichen oder den dazu gemachten Reliquien gilt.


Ich sage euch, besser gesagt denjenigen, die schon an dem bloßen Worte „Reliquie“ Anstoß finden, daß es derhalben-heilige Reliquien tatsächlich gibt, worauf auch die traurige Tatsache kein Jota ändern kann, daß abertausendfach Dinge für „Reliquien“ ausgegeben und dafür mitunter gehalten werden, die keine solchen sind.


Haben doch schon die bethlehemitischen Essäer die Krippe des Felsenstalles abgetragen, verwahrt und bei ihren Zusammenkünften als teueres Andenken an das heilige Geschehen der Menschwerdung Gottes verehrt; haben doch schon die jerusalemitischen Essäer mit Arethama und Sápru an der Spitze das gesamte Gerät vom Heiligen Abendmahle, ja selbst den Tisch verwahrt und bei Zusammenkünften andachtsvoll verehrt; desgleichen haben sie dann mit den Aposteln das Kreuz Christi, die Dornenkrone, Nägel und anderes, ja selbst auch die schwere Lanze mit ihrer überhandbreiten Eisenspitze verwahrt, da sie ihnen Pilatus auf die Fürsprache des Centurio Cornelius schenkte, das Linnen, in welches Christus gehüllt, zu Grabe gelegt wurde, das Linnen mit dem Veronica Christi heiligstes Antlitz zu trocknen gesucht hatte, Christi Rock, den Er dagelassen hat und gar noch so vieles andere mehr.


Daß später dann die judenchristliche Großkirche mit dem Steigen ihrer Macht durch gewaltsames Ausbreiten, eben dieser Ausbreitung wegen, die ursprünglichen Reliquien nach Gutdünken der ihr scheinenden Notwendigkeit willkürlich vermehrt und daneben „Reliquien“ erfunden hat, die nicht nur der allereinfachsten Verunft spotten, sondern eine schwere Lästerung des heiligen Geistes der ewigen Wahrheit sind, daran  sind weder die wirklichen und wahren Reliquien, noch wir oder ihr schuld, sondern doch nur jene, die es getan haben.


Daß heute die Verwahrer der wahren oder falschen Reliquien vielfach und fast meist alle des Glaubens, ihre Reliquien seien echt, sind, ist aus dem Grunde nicht zu verwundern, da sie echte von unechten nicht mit absoluter Sicherheit zu unterscheiden vermögen; dagegen aber sollt ihr es wissen, daß von den wirklichen, vorher gar nicht vollkommen aufgezählten heiligen Angedenken (oder Reliquien, wenn man die Dinge so nennen will) auch heute noch alles da ist, wenn auch manches davon in kaum handgreiflich zu fassenden Bruchstückchen, die aber ein jeglicher von uns sogleich – an der einst dem Ganzen aufgedrückte Kraft der Hypostase des das Irdische brechenden Lichtes – untrüglich erkennt.