Die Macht der Sprache

oder die Wahl der Worte....

Die Sprache ist das Wichtigste Instrument der Menschheit. Sie erlaubt uns, unser Wissen zu erweitern, Ideen zu teilen und gemeinschaftliche Projekte zu verwirklichen. Aber bekanntlich hat jede Medaille zwei Seiten. Aus ihr wurde über die Jahrhunderte eine Kunstform geschaffen und je nach dem, welch Geisteskind man ist, werden entweder ein Poem daraus, oder ein Kaleidoskop der Verwirrung. Während der normale Mensch die Sprache nutzt, um sich zu verständigen und Klarheit zu schaffen, so wird sie etwa in der Politik dazu genutzt, Überzeugungen in die Menschen zu pflanzen.

Worte, die eigentlich einen positiven Charakter haben, werden dazu gerne zweckentfremdet.

Ein solches, profanes Beispiel ist die Pensionshumanisierung, wie sie in Österreich versucht wird, umzusetzen. Im ersten Moment mag dies fair klingen. Humanisierung hat aber im Politwesen rein gar nichts mit Menschlichkeit zu tun. Das soll nur suggeriert werden.

Die wahre Bedeutung ist, die Pensionen auf ein allgemein, gleich niedriges Niveau zu stutzen. Harmonisierung steht demnach für gleichmachen.

Mittels langatmigen, nichtssagenden und leeren Worthülsen verschleiert man seine Absichten, zieht alles in die Länge, bis vom wahren Grund kaum noch etwas zu verstehen ist. Was in diesem Fall hängen bleibt, ist „Humanisierung“, und ein Sack leerer Phrasen, nichts weiter.

Wahr sprech' ich euch zum Gehör. Bild geb' ich- euch zum Gesicht; rede Kenntnis und Weisheit, allumspannend, von Voranfang bis Endesend, Rede nicht Gleichnis noch Sinnbild, nicht umwegend' Wort, klar geb' ich kund, was war, was ist.

Muttersprache ist aber auch ein Stück Identität zur Heimat und dessen Kultur. Nichts geht so leicht über die Zunge, als das von klein auf gelernte. Wir verbinden mit Worten nicht nur die Bedeutung, sondern auch Bilder und manchmal Erfahrung.

„Ich bin gelandet“ und „Ich bin an Land gegangen“ haben im Sinne des Wortes, die gleiche Aussage, „ich bin an Land“.

Aber unser Verstand sagt uns, ob wir mit dem Flugzeug gelandet sind, oder mit dem Schiff im Hafen vor Anker gingen.

Deshalb ist es oftmals schwierig sich einer Fremdsprache zu bemächtigen und diese tatsächlich zu beherrschen, als wäre es die Eigene.

Das Anwenden der Sprache findet in mancher Form statt. Die wohl bekanntesten sind, etwas „gerade heraus zu sagen“, das andere, um den „heißen Brei“ zu reden.

Aber am Ende hat man meist sein Anliegen erfolgreich übermitteln können.

Graziler wird es in der Kunst selbst, wo Worte bewußte Stimmungen erzielen sollen. Trauer, Liebe, Hoffnung. Manchmal auch theatralisch überhöht. Dennoch harmlos und nur für den Augenblick gedacht.

Heimtückisch dagegen, geht die Politik vor. Nett verpackte Lügen oder mitunter auch brutal. Ganz nach der Lage, die „beredet“ wird. Es ist ein bekanntes und gleichsam wirkungsvolles Spiel, wenn man etwa eine Nation verunglimpft, weil sie sich nicht der Willkür einer EU, NATO oder dem angelsächsischen Diktat unterwirft. Da wird von der Kanzel gepredigt und ein weiterer Terrorstaat benannt, dem man mit aller Härte begegnen müsse. Und der Chor der Lemminge stimmt mit ein.

Wer erinnert sich noch an Gaddafi und Libyen? Ein Mann, vielleicht durchaus exzentrisch, aber zu seinem Volk stehend, wird auf Geheiß beseitigt. Und nur darum, weil er sich erdreistete, seine Bodenschätze nicht an die USA zu verscherbeln und eine eigene, goldgedeckte Währung einzuführen gedachte. Mit Hilfe von perfiden Lügen wurde das Oberhaupt wortwörtlich geächtet. Dank der unermüdlichen Arbeit der Medien, wußte bald jeder westliche Mensch, was für ein schlimmer Finger dieser Gaddafi war. Und dies, ohne ihn auch nur einmal persönlich gesprochen zu haben.

Seit Jahren muß sich auch ein Herr Assad mit diesen Vorwürfen herumplagen. „Frettchen“ nennt man ihn im Westen der Welt. Welches Bild damit vermittelt werden soll, dürfte klar sein. Mit gezielter Sprache verbreitet man das Bild eines Menschen, um ihn als Böse einzustufen. Regelrecht eingeimpft wird einem der böse Charakter eines Menschen, den der normale Bürger niemals getroffen hat.

Und erneut muß man vor der westlichen Politik und Medienlandschaft sich fragen lassen: Hat ein Einsatz abwertender Worte im kollektiven Gedankengut eine neue Bestie erschaffen. Dieses Werkzeug wird selbstredend auch für innerpolitische Themen angewandt. Insbesondere, will man für die Bevölkerung nachteiliges etablieren, ohne sich mit dem „Pöbel“ lange herumärgern zu müssen.

Mit der Wahl der Worte kann man sich eben Freund oder Feind schaffen. Gerade dem eingeengten Geist, der durch Unsicherheit, aber auch Unwissenheit in vorgefertigte Denkmuster gepreßt wird, fällt es schwer, sich mit Thesen und Theorien, welche nicht der eingetrichterten Denkweise entspricht, auseinanderzusetzen. Für diese Menschen ist es gänzlich unmöglich, daß sich die Leitmedien auch nur im Ansatz irren könnten. Geschweige denn, daß sie gezielt die Unwahrheit verbreiten.

Was heute die Masse längst vergessen hat, ist jedoch die wahre Magie der Sprache, wie sie vor hunderten und tausenden von Jahren gelebt wurde.

Schamanen, Hohepriester, sogenannte Zauberer und natürlich Alchemisten, wußten darum.

Rituale wurden nicht nur zu exakt bestimmten Zeiten durchgeführt, es war auch von höchster Bedeutung, die Stimme hierzu richtig einzusetzen. Betonung, Tempi, ja besonders die Schwingung war wichtig.

Die Überbleibsel der nordamerikanischen Ureinwohner vermögen uns heute noch einen Eindruck davon zu vermitteln, wenn sie ihre Tänze und Gesänge, meist zahlungswilligen Touristen, zum Besten geben.

Leider ist aber auch den indigenen Völkern bereits einiges an Wissen verloren gegangen.

Aber man muß gar nicht über den großen Teich blicken. Auch unsere Ahnen, wenn auch durch bewußt falsche Worte als Monstrositäten dargestellt, hatten ihre Riten, um sich mit Natur und deren Gottheiten zu verbinden.

Tänze und Gesänge, für die Gunst der Götter in allen Lebenslagen, war Usus in wohl allen Epochen und auf allen Kontinenten.

Heute wird dieser Teil einer Kultur als „hinterwäldlerischer Aberglaube“ abgetan und belächelt. Dafür hat man heute den Klerus. Denn in der Moderne gibt es keinen Platz für Mystisches. Fakten und harte Worte müssen es sein.

Kalt, unpersönlich und entkoppelt von jeglicher Magie.