Gedicht
Die Fassaden schauen auf mich herunter.
Ihre dumpfen Blicke gehen an mir vorüber.
Alles geht vorbei.
Grauer Stein, bunt bemalt, sieht so aus.
Je näher ich den Fassaden komme, desto eher sehen sie auf mich herunter.
Vieles haben sie schon gesehen, aber nicht beachtet.
Steif stehen sie da, unberührt und nicht gerührt.
Kaltherzig sehen sie über alles hinweg, was einen Menschen ausmacht.
Von Menschenhand werden sie gezimmert.
SIe vermitteln den Eindruck ganzer Epochen.
Das ist alles nur leerer Schein.
Ein Haus hat als Zeuge für eine andere Zeit zu gelten.
Seine Fassade kann die Straße schmücken.
Dabei bietet es in seinem inneren Raum Platz für Menschen.
Man kann sich dort entfalten.
Da hat das Haus sein Herz erhalten.
Warum aber machen sich Menschen zu Fassaden?
Warum legen sie so großen Wert darauf, gut auszusehen?
Die Zeugen der Gegenwart sind stolz darauf, wer sie sind.
Wie kann man da wertungsfrei bleiben?
Warum sollte man zu einer Fassade, zu einem Haus werden,
und sich von solchen hohlen Gedanken bewohnen lassen?
Warum sollte man sich selbst aufgeben?
Wir sind doch Menschen. Hat das nicht gereicht?
Der Mensch wird zur Fassade, hat er immer nur sein Äußeres bedacht.
Was wir nicht an uns gepflegt haben, das verstehen wir bald nicht mehr.
Da sieht jeder auf sich selbst.
Was derweil mit ihm geschieht, darüber können wir oft nichts sagen.
Zu lange ist es her,
dass wir einmal dort gewesen sind.