Ostersonntag - Segen "Urbi et Orbi" "STADT UND ERDKREIS"

Ostersonntag - Segen "Urbi et Orbi"

Diese ansteckende Botschaft der Hoffnung und der Liebe Gottes soll euch erneuern!

Normalerweise reisen Tausende Menschen extra für Ostern nach Rom, um den Papst zu sehen. Am Samstagabend rief Franziskus in einer von der Corona-Krise geprägten Messe zur Osternacht dazu auf, selbst in "dunkelster Stunde" Hoffnung zu haben. Das katholische Kirchenoberhaupt predigte am Samstag im fast leeren Petersdom. Pilger waren wegen der Gesundheitsrisiken wie bei den Karfreitagsriten nicht zugelassen.

"Urbi et Orbi" nur ganz selten

Der Segen "Urbi et Orbi" (der Stadt und dem Erdkreis) ist der wichtigste der katholischen Kirche und wird zu Weihnachten, Ostern und nach einer Papstwahl gesprochen. Wegen der Corona-Krise hatte das 83 Jahre alte katholische Kirchenoberhaupt am 27. März zusätzlich in einer einmaligen Geste einen solchen Sondersegen gespendet.

"URBI ET ORBI" "STADT UND ERDKREIS"

Der Begriff entwickelte sich aus dem alten römischen Reichsbewusstsein. Er soll die Tatsache ausdrücken, dass der Papst sowohl Bischof von Rom (urbi = Dativform zu urbs = Stadt) als auch Oberhaupt der katholischen Kirche ist. Das griechische Wort für katholisch, καθολικός, bedeutet allumfassend. Somit wird sozusagen die ganze Welt (orbi = Dativform zu orbis = Erdkreis) umfasst.

Die Formel findet sich entsprechend häufiger im Sprachgebrauch der katholischen Kirche, etwa in der Inschrift an der Lateranbasilika, nach der diese Kirche omnium urbis et orbis ecclesiarum mater et caput ist: Mutter und Haupt aller Kirchen der Stadt und des Erdkreises.

Das Ritual des päpstlichen Segens Urbi et orbi entwickelte sich im 13. Jahrhundert. Sein Gebrauch geht wohl auf die Investitur des neuen Papstes mit den Worten investio te de Papatu Romano, ut praesis urbi et orbi („Ich bekleide dich mit der römischen Papstwürde, auf daß du der Stadt und dem Erdkreise vorstehest“) zurück, die Wendung selbst findet sich bereits bei Ovid: gentibus est aliis tellus data limine certo: / Romanae spatium est urbis et orbis idem. („Andere Völker haben ein Gebiet mit festen Grenzen: Nur bei dem römischen deckt sich die Stadt mit dem Erdkreis“, Fasti II, 684).

Mit dem Segen Urbi et orbi ist nach katholischer Lehre allen, die ihn hören oder sehen und des guten Willens sind, unter den gewöhnlichen Bedingungen ein vollkommener Ablass ihrer Sündenstrafen gewährt. War früher für diesen Empfang die physische Anwesenheit des Empfängers auf dem Platz bzw. in Sichtweite des Spenders notwendig, so kann nach dem auch vorher schon vorhandenen umfassenden Verständnis (orbi) der Segen seit 1967 auch über Radio, seit 1985 über das Fernsehen und seit 1995 auch über das Internet gültig empfangen werden.

Deutsch

Der Heilige Vater N. gewährt allen hier versammelten Gläubigen und jenen, die seinen Segen durch das Radio, durch das Fernsehen und durch die neuen Kommunikationsmittel empfangen, einen vollkommenen Ablass nach den von der Kirche vorgeschriebenen Regeln.

Bitten wir den allmächtigen Gott, dass er den Papst lange als Führer der Kirche erhalte und der Kirche Einheit und Frieden gebe.

Latein

„Sancti Apostoli Petrus et Paulus, de quorum potestate et auctoritate confidimus, ipsi intercedant pro nobis ad Dominum.“

R./ „Amen.“

„Precibus et meritis beatæ Mariae semper Virginis, beati Michaelis Archangeli, beati Ioannis Baptistæ et sanctorum Apostolorum Petri et Pauli et omnium Sanctorum misereatur vestri omnipotens Deus et dimissis omnibus peccatis vestris, perducat vos Iesus Christus ad vitam æternam.“

R./ „Amen.“

„Indulgentiam, absolutionem et remissionem omnium peccatorum vestrorum, spatium verae et fructuosae pænitentiæ, cor semper pænitens et emendationem vitae, gratiam et consolationem Sancti Spiritus et finalem perseverantiam in bonis operibus, tribuat vobis omnipotens et misericors Dominus.“

R./ „Amen.“

„Et benedictio Dei omnipotentis: Patris + et Filii + et Spiritus Sancti + descendat super vos et maneat semper.“

R./ „Amen.“

Deutsch

Die heiligen Apostel Petrus und Paulus, auf deren Machtfülle und Autorität wir vertrauen, sie selbst mögen beim Herrn für uns Fürsprache halten.

Alle: Amen.

Aufgrund der Fürsprache und der Verdienste der seligen immerwährenden Jungfrau Maria, des heiligen Erzengels Michael, des heiligen Johannes des Täufers und der heiligen Apostel Petrus und Paulus und aller Heiligen, erbarme sich eurer der allmächtige Gott und nachdem er alle eure Sünden vergeben hat, führe euch Jesus Christus zum ewigen Leben.

Alle: Amen.

Der allmächtige und barmherzige Herr gewähre euch Nachlass, Vergebung und Verzeihung all eurer Sünden, einen Zeitraum echter und fruchtbarer Reue, ein allzeit bußfertiges Herz und Besserung des Lebens, die Gnade und die Tröstung des Heiligen Geistes und die endgültige Ausdauer in den guten Werken.

Alle: Amen.

Und der Segen des allmächtigen Gottes, des Vaters + und des Sohnes + und des Heiligen Geistes +, komme auf euch herab und bleibe bei euch allezeit.

Alle: Amen.

Der aaronitische Segen

Gott sagt Ja zu dir

Segen ist eine besondere Form des Zuspruchs. Er wünscht dem anderen nicht nur alles Gute, sondern Gottes Hineinwirken in sein Leben. Ein besonders verbreiteter Segenswunsch steht bereits am Anfang des Alten Testaments: der sogenannte aaronitische Segen.

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Erst in der Gemeinschaft ist Gottes Segen komplett erfahrbar.

Gott selbst erklärt Mose, wie sein Bruder Aaron als Priester das ganze Volk segnen soll, nämlich mit den Worten: «Der Herr segne dich und behüte dich! Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig! Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden!» (4. Mose, Kapitel 6, Vers 24-26). Bis heute ist dieser Segen ein wichtiger Bestandteil jüdischer und christlicher Gottesdienste.

Gott ist der Segnende

Viele halten den ersten Teil der Bibel für denjenigen, in dem hauptsächlich von einem strafenden und rächenden Gott die Rede ist. Doch tatsächlich ist die älteste uns bekannte Überlieferung im Alten Testament dieser Segen. 1979 wurden in einem Familiengrab im Hinnomtal (das ironischerweise Namensgeber der «Hölle» ist) zwei winzige Schriftrollen aus fast reinem Silber entdeckt, und eine von ihnen enthält den aaronitischen Segen. Die alten Bibelhandschriften stammen aus dem 7. Jahrhundert vor Christus und sind damit rund 400 Jahre älter als die bekannten Bibelhandschriften aus Qumran. Dieser alte Fund unterstreicht deutlich, welche Bedeutung Segen im Allgemeinen und der aaronitische Segen im Besonderen bereits damals hatte. Gott war und ist der Segnende.

Gott schenkt Frieden

Der Segen selbst ist in drei Teile gegliedert und auf hebräische Art gereimt. Diesen Gedankenreim nennt man Parallelismus. Alle drei Aussagen beginnen mit der Ansprache Gottes als Jahwe (Herr). Es folgen parallele Segenszusagen (segne dich; lasse sein Angesicht leuchten über dir; erhebe sein Angesicht auf dich), die sich inhaltlich nicht wirklich unterscheiden. Parallel betonen sie Gottes Zuwendung, Nähe und Segen.

Für den Abschluss der drei Segensverse betont der Theologe Martin Werth: «Hier steigern sich die Zusagen. Die Reihenfolge ist mit Bedacht gewählt und einzuhalten. Mit dem ‚behüte dich’ wird zuerst der Bereich des alltäglichen Lebens mit seinen Gefährdungen unter die schützende und segnende Zusage Gottes gestellt. Mit dem ‚sei dir gnädig’ wird der Bereich der Gottesbeziehung selbst angesprochen. Wenn uns der Segen zugesprochen wird, ist uns bewusst, dass wir Gnade brauchen, dass wir uns als Sünder nie die Nähe und Zuwendung Gottes verdienen können. Ohne das Wissen um einen gnädigen Gott, der uns vergibt, könnten wir seine Nähe weder suchen noch aushalten. Das Schlusswort nennt den Schalom. Damit ist die Gesamtheit unserer Lebensbezüge genannt: Sein Friede ist höher als alle Vernunft. Er eröffnet uns Lebensraum in der Beziehung zu uns selbst, zu unserer Umwelt und zu unserem Schöpfer. Sein Friede atmet schon die Luft des Paradieses…»

Ein Segen für alle

Die Verse aus dem 4. Buch Mose bilden heute noch den Abschluss jüdischer Gottesdienste und sind gleichzeitig wichtiger Teil der wöchentlichen Sabbatfeier in den Familien. Seit der Reformation ist der priesterliche Segen ebenfalls fester Bestandteil in den evangelischen Kirchen und heute auch vieler Freikirchen. Der aaronitische Segen ist dabei viel mehr als eine Segensformel. Er ist der Zuspruch: Gott ist da, auch wenn wir uns verlassen fühlen. Seit damals schöpft der Einzelne Trost und Stärkung daraus. Gleichzeitig ist der Segen nicht an den Einzelnen gerichtet, sondern an alle: an das ganze Volk Israel wie die gesamte Gemeinde der Glaubenden. Komplett erfahrbar wird der aaronitische Segen mit seinem angebotenen Schalom also erst in Gemeinschaft.

«Der Herr segne dich und behüte dich! Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig! Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden!»