Bildungspolitik als Instrument zur Herstellung gleicher Startchancen

Das Thema Ungleichheit in der Gesellschaft ist in letzter Zeit zunehmend in den Fokus der öffentlichen Debatte gerückt. Neben der Ungleichheit der Einkommen und Vermögen geht es dabei vor allem um eine fehlende Chancengleichheit. Diese ergibt sich insbesondere im Bildungssystem: In der Tat ist gerade in Deutschland der Zusammenhang zwischen schulischen Leistungen und sozioökonomischem Hintergrund relativ stark ausgeprägt. Mit der Chancengleichheit für Kinder aus unterschiedlichen sozialen Verhältnissen ist es im deutschen Bildungssystem also nicht gut bestellt.

Eine gute Bildung ist aber ein wesentlicher Bestimmungsfaktor der wirtschaftlichen Chancen jedes Einzelnen. Deshalb hängt die Akzeptanz einer freiheitlichen Gesellschaftsordnung davon ab, ob sie die Menschen in die Lage versetzt, von den Möglichkeiten der freien Wirtschaft zu profitieren. Dazu müssen die Menschen zum Zeitpunkt, an dem sie beginnen selbständig über ihren Lebensweg zu entscheiden, möglichst gleiche Startchancen haben – ungeachtet der gesellschaftlichen Stellung ihrer Familie. Zu diesem Zeitpunkt sind aufgrund des bereits zurückgelegten Bildungsweges aber schon viele Weichen gestellt.

Deshalb muss die Bildungspolitik – insbesondere die Phase bis zum Ende des allgemeinbildenden Schulsystems – ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken, wenn es darum geht, eine Gesellschaftsordnung zu schaffen und aufrechtzuerhalten, die zugleich freiheitlich und menschenwürdig ist. Als Instrument zur Herstellung gleicher Startchancen wird Bildungspolitik zur zentralen – und im Gedankengerüst der Sozialen Marktwirtschaft leider allzu oft sträflich vernachlässigten – Säule einer freiheitlichen Gesellschaftsordnung.

Es ist ein zentrales Versprechen der Sozialen Marktwirtschaft, die Menschen zu eigenverantwortlicher Teilhabe an Markt und Gesellschaft zu befähigen. Darauf, dass dies nur eine Bildungspolitik leisten kann, die gleiche Startchancen schafft, haben wir auch im Wissenschaftlichen Beirat beim Bundeswirtschaftsministerium in unserer Stellungnahme „Bildungsgerechtigkeit als Kernelement der Sozialen Marktwirtschaft“ hingewiesen.


Zeitungsartikel und Interview:

Gleiche Chancen? Je früher, desto besser! lautstark 07/2020: 26-28, 2020

Bildungschancen sind der Schlüssel (with V. Grimm). Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.4.2019, p. 16

Bildungspolitik ist Säule der Sozialen Marktwirtschaft. ARD Themenwoche Gerechtigkeit, 16.11.2018

Die entscheidende Säule. Wirtschaftswoche Global, No. 2, 24.6.2013, pp. 110-111

Die Schule der Chancen. Einsichten – Das Forschungsmagazin, No. 2/2014, pp. 32-36

Ein Beitrag über unsere Forschungsergebnisse:

Der Erfolg der Buchbesitzerkinder. Beitrag in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 22.1.2006 über unsere Forschung zur Ungleichheit der Bildungschancen


Der Brief des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundeswirtschaftsministe­rium:

Bildungsgerechtigkeit als Kernelement der Sozialen Marktwirtschaft. Brief des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundesministe­rium für Wirtschaft und Energie. Berlin: BMWi, 2019

Einen Überblick geben wir in:

Bildungsgerechtigkeit als Kernelement der Sozialen Marktwirtschaft (with C. Gathmann, H. Gersbach, and V. Grimm). Ökonomenstimme, 19.3.2019

Das fünfte Kapitel meines Buches von 2007 beschreibt die Befunde zur Chancengleichheit:

Letzte Chance für gute Schulen: Die 12 großen Irrtümer und was wir wirklich ändern müssen. Munich: ZS Verlag Zabert Sandmann, 2007

Im folgenden Gutachten behandle ich die Rolle der Bildung für die Chancengleichheit:

Aufstieg durch Bildung: Bildungspolitik für den Zugang zur gesellschaftlichen Mitte. Bad Homburg: Herbert Quandt-Stiftung, 2009

Kapitel 9 im 2017er Gutachten des Aktionsrats Bildung widmet sich dem Thema "Dynamiken sozialer Ungleichheit und Teilhabe":

Bildung 2030 – veränderte Welt. Fragen an die Bildungspolitik. Gutachten des Aktionsrats Bildung. Münster: Waxmann, 2017

Schon das erste Gutachten des Aktionsrats Bildung beschäftigte sich mit dem Thema Bildungsgerechtigkeit:

Bildungsgerechtigkeit: Jahresgutachten 2007 des Aktionsrats Bildung. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2007

Auf die Rolle der Chancengleichheit für die Akzeptanz der Marktwirtschaft gehen wir in einem Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundeswirtschaftsministerium ein:

Akzeptanz der Marktwirtschaft: Einkommensverteilung, Chancengleichheit und die Rolle des Staates. Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie. Berlin: BMWi, 2010


Hier erfahren Sie mehr über meine Forschung zu diesem Thema.

Zwei meiner wissenschaftlichen Artikel zum Thema:

Education Policy and Equality of Opportunity (with G. Schütz and H.W. Ursprung). Kyklos 61 (2): 279-308, 2008

Does Educational Tracking Affect Performance and Inequality? Differences-in-Differences Evidence across Countries (with E.A. Hanushek). Economic Journal 116 (510): C63-C76, 2006