Themen

Die folgenden Seiten bieten einen nicht-technischen Zugang zu verschiedenen Themen meiner Forschung:

Überblick über die Themen

Schule

Eine Analyse der Testleistungen deutscher Schüler:innen über die Zeit zeigt ein "trauriges Smiley": Nachdem die Leistungen nach dem PISA-Schock im Jahr 2000 zunächst deutlich angestiegen waren, ist seit 2010 ein deutlicher Abwärtstrend zu beobachten.

Meine Forschung anhand der internationalen Schülervergleichstests wie PISA und TIMSS legt nahe, dass Schulsysteme eine zentrale Rolle dabei spielen, warum Kinder und Jugendliche in einigen Ländern viel besser abschneiden als anderswo.

Insbesondere die institutionellen Strukturen wie externe Prüfungen, Schulautonomie, Wettbewerb durch freie Schulträger und Mehrgliedrigkeit tragen einen substanziellen Anteil zu den internationalen Unterschieden in Schülerleistungen und zur Chancengleichheit im Schulsystem bei.

Im Gegensatz dazu ist die Rolle von Ausgaben, Klassengrößen und Computerausstattung eher begrenzt.

Im Bereich der Prüfungssysteme haben wir für Deutschland ein Gemeinsames Kernabitur vorgeschlagen.

Reformen, die den verpflichtenden Religionsunterricht an deutschen Schulen abgeschafft haben, beeinflussen die Religiosität der betroffenen Schüler:innen im Erwachsenenalter verringert und auch ihre Familien- und Arbeitsmarktergebnisse.


Bildungsursachen

Auch außerhalb der bedeutenden Rolle von Schulen beeinflussen verschiedene Ursachen die Bildungsergebnisse.

Mentoring ist ein wichtiger Ansatz, um die Arbeitsmarktchancen benachteiligter Jugendlicher zu verbessern.

Als tieferliegende Ursachen sind die intertemporalen kulturellen Faktoren Geduld und Risikobereitschaft von grundlegender Bedeutung für internationale Unterschiede in Schülerleistungen.

In dem Maße, wie die Schulschließungen und sozialen Kontaktbeschränkungen während der Corona-Pandemie die Entwicklung der kognitiven und sozio-emotionalen Kompetenzen der Kinder behindert haben, werden sie ein dauerhaftes Vermächtnis im Qualifikationsniveau der Bevölkerung hinterlassen.


Weiterbildung

Um den Herausforderungen der digitalen Transformation zu begegnen, schlagen wir ein System für lebenslanges Lernen vor, das an das duale Ausbildungssystem angelehnt ist und Menschen ermöglicht, auch im höheren Alter noch neue und signalstarke Bildungszertifikate zu erlangen.

Die große Mehrheit der deutschen Bevölkerung befürwortet Weiterbildung, um mit dem Strukturwandel Schritt zu halten.

Ein Schweizer Feldexperiment legt nahe, dass unbeschränkte Gutscheinprogramme für Erwachsenenbildung eher nicht effektiv sind, um Arbeitsmarktergebnisse zu verbessern.


Wachstum

Meine Forschung mit Eric Hanushek hat anhand der frühen internationalen Schülerleistungstests gezeigt, dass die Kompetenzen der Menschen - das "Wissenskapital" der Nationen - ein entscheidender Faktor dafür sind, warum einige Volkswirtschaften viel schneller wachsen als andere - und damit, warum einige Länder reich sind und andere arm.

Unsere Analyse der globalen universellen Basiskompetenzen zeigt, dass mindestens zwei Drittel der Jugendlichen weltweit keine Basiskompetenzen erreichen.

Deshalb sollte das vorrangige Entwicklungsziel darin bestehen, dass alle Jugendlichen überall auf der Welt mindestens ein Grundniveau an Kompetenzen erlangen.

In einem Projekt habe ich mich auch mit den Wachstumseffekten des Ausbaus des Breitbandinternets beschäftigt.


Arbeitsmarkt

Am Arbeitsmarkt werfen Investitionen in Bildung hohe Erträge ab: Mit den Daten des sogenannten „Erwachsenen-PISA“ haben wir gezeigt, dass sich höhere Kompetenzen am Arbeitsmarkt deutlich auszahlen. Für die verschiedenen Bildungsabschlüsse lassen sich Einkommenserträge über den gesamten Lebensverlauf berechnen.

Der Vorteil einer spezifischen Berufsbildung beim Übertritt von der Schul- in die Arbeitswelt kann sich aufgrund ständiger technologischer und struktureller Veränderungen im Lebensverlauf in einen Nachteil gegenüber allgemeinbildenden Ausbildungsgängen verwandeln.

In einem Experiment mit deutschen Personalleitern haben wir untersucht, welche Kompetenzen auf dem Lebenslauf bei der Bewerbung wichtig sind für einen erfolgreichen Einstieg in den Arbeitsmarkt.


Digitalisierung

Weil die Digitalisierung weitreichende Veränderungen in vielen Lebensbereichen der Gesellschaft mit sich bringt, muss digitale Souveränität ein wichtiger Bildungsauftrag werden.

In unserer Forschung finden wir, dass der Effekt digitaler Technologien im Schulunterricht von ihrer Anwendung abhängt.

Das ifo Bildungsbarometer hat gezeigt, dass die Meinung der Deutschen zur Digitalisierung durchaus zuversichtlich ist.

Die Einführung und Verbreitung des Breitbandinternets hat sich positiv auf das Wirtschaftswachstum ausgewirkt.

Im Gegensatz zur verbreiteten Befürchtung, dass Internetnutzung zu sozialer Vereinsamung der Bevölkerung führen könnte, finden wir eher positive Effekte auf soziale Kontakte und gesellschaftliches Engagement.

Für die Berufsbildung ist der durch die Digitalisierung hervorgerufene technologische Wandel eine große Herausforderung, weil sich die jeweils nachgefragten beruflichen Kompetenzen fortlaufend ändern.


Ungleichheit

Als Instrument zur Herstellung gleicher Startchancen kommt der Bildungspolitik eine zentrale Rolle in der Sozialen Marktwirtschaft zu.

In der internationalen Forschung haben sich frühkindliche Bildung und Mehrgliedrigkeit als wichtige Einflussfaktoren auf die Chancengleichheit erwiesen.

Im ifo Bildungsbarometer finden wir eine große Kluft in den Bildungsaspirationen zwischen bildungsnahen und bildungsfernen Schichten. Informationen über wirtschaftliche Erträge und Kosten eines Studiums können diese Kluft nicht verringern.

In den USA ist die sozioökonomische Kluft in den Bildungsleistungen seit fast einem halben Jahrhundert groß und bemerkenswert konstant.


Geschichte

Meine Forschung mit Sascha Becker hat anhand preußischer Kreisdaten aus dem 19. Jahrhundert gezeigt, dass eher der von Luther ausgelöste Bildungsschub als die von Max Weber propagierte protestantische Ethik für den wirtschaftlichen Erfolg der Protestanten verantwortlich war.

Generell zeigt unsere Forschung, dass sich die Bildung der Bevölkerung schon während der Industrialisierung positiv auf die wirtschaftliche Entwicklung ausgewirkt hat.

Darüber hinaus finden wir, dass der zunehmende Besuch von höheren Schulen (im Gegensatz zum steigenden Einkommen) eine wichtige Ursache der Säkularisierung an der Wende zum 20. Jahrhundert war.

Das vor rund hundert Jahren untergegangene Habsburger Reich hinterlässt noch heute in Osteuropa Spuren im Vertrauen der Bevölkerung in staatliche Institutionen und in der Korruption.

In Deutschland bestanden Unterschiede in vielen sozioökonomischen Merkmalen zwischen dem späteren kommunistischen Osten und dem kapitalistischen Westen bereits lange vor der Entstehung der DDR und sind nicht unbedingt eine "Auswirkung" des Kommunismus.


Religion

Neben den Effekten der Reformation auf die Bildungs- und Wirtschaftsgeschichte und der Bedeutung des zunehmenden Besuchs höherer Schulen für die Säkularisierung zeigt meine Forschung auch, dass der Protestantismus die Suizidneigung erhöht hat, was eher mit sinkender sozialer Einbettung als mit theologischer Doktrin zu tun hatte.

Die Abschaffung des verpflichtenden Religionsunterrichts an deutschen Schulen hat die Religiosität der betroffenen Schüler:innen im Erwachsenenalter verringert.


Bildungsbarometer

Im ifo Bildungsbarometer erheben wir alljährlich die Meinung der Deutschen zu wechselnden bildungspolitischen Themen.

In "Survey-Experimenten“ untersuchen wir, ob die Bereitstellung verschiedener Informationen sich auf die öffentliche Meinung auswirkt.

Eine öffentliche Mehrheit gegen Studiengebühren verwandelt sich in eine relative Mehrheit dafür, wenn die Befragten über die Einkommensvorteile von Hochschulabsolvent:innen informiert werden, und in eine starke absolute Mehrheit dafür, wenn die Studiengebühren in nachgelagerter Form erhoben werden.

Die Bereitstellung von Informationen über das Ausmaß der Bildungsungleichheit verstärkt das öffentliche Problembewusstsein für Bildungsungleichheit stark, die (bereits hohe) Zustimmung zu bildungspolitischen Maßnahmen zur Verringerung der Ungleichheit aber eher nur geringfügig.


Integration

Die Migrationsforschung hat wiederholt belegt, dass Bildung in Form von Sprache und Qualifikation der Schlüssel zur Integration von Menschen mit Migrationshintergrund ist.

Am Beispiel der deutschen Gastarbeiter finden wir, dass eine höhere regionale Konzentration von Migranten aus demselben Heimatland in ethnischen Enklaven die Sprach- und Bildungsintegration von Kindern mit Migrationshintergrund behindern können.


Wissenschaftliche Beratung

Als Element einer evidenzbasierten Wirtschaftspolitik kann die Evaluierung wirtschaftspolitischer Maßnahmen zu einer wirkungsvolleren Ausgestaltung der Politik beitragen. Eine Voraussetzung dafür ist Transparenz, die etwa in der deutschen Bildungspolitik durch eine bessere Vergleichbarkeit der Bildungsleistungen in den Bundesländern und besseren Zugang zu relevanten Daten gefördert werden könnte.

In Zeiten von Brexit und Trump habe ich mir auch über die Rolle des Wissenschaftlers in der Gesellschaft Gedanken gemacht, die weder über- noch unterbewertet werden sollte.